Im Getty Center. Fasziniert von der Architektur.

Die Gründer wollten ein Center schaffen, welches „ein wichtiger Teil des intellektuellen, kulturellen und pädagogischen Lebens von Los Angeles“ sein sollte (Herold M. Williams, neun Jahre vor der Eröffnung des Getty Centers). Das ist ihnen gelungen.

Viele Stunden waren wir im Getty Center. Das Center ist sehr groß und man hat gut zu tun, alle Ebenen und Bereiche zu sehen. An dem Tag habe ich mich erstmal auf die faszinierende Architektur k0nzentriert. Das Museum, die Kunstsammlung, die Fotoaustellung und anderes in den Gebäuden haben wir beim besten Willen nicht geschafft. Ich wollte allerdings auch nicht durchhetzen, sondern alles in Ruhe auf mich wirken lassen. Womit ich aber anfangen soll mit der Beschreibung meiner Eindrücke, weiß ich nicht.
Ich mach jetzt einfach mal.

Der Architekt Richard Meiers wählte Travertin, einen italienischen Kalkstein, nicht nur für die Fassade des Museums, sondern auch für die Grundflächen anderer Gebäude, für Bodenplatten und Bänke. Diese grob strukturierte Oberfläche passt sich besonders gut in die Landschaft ein.
Ich kann immer nicht anders: Ich muss die Mauern anfassen, muss die Oberfläche fühlen. Wahrscheinlich war das auch so gewünscht. Das Getty Center ist ein Objekt, was man mit allen Sinnen wahrnehmen soll.

Es gab so viel zu entdecken, dass ich kaum alles aufnehmen konnte. Würde ich hier wohnen, wäre ich wahrscheinlich sehr oft Gast im Getty Center. Einen Meter weiter gelaufen auf dem Weg und schon sieht alles anders aus. Das Bild verändert sich. Das Licht fällt durch die Lücken in den Mauern und erzeugt jedes Mal ein anderes Bild oder gibt Ausblicke frei. Das wollte Meiers auch so. Er spielte mit dem Licht, dem Stein, mit Wasser.

Meier nutzte fließende kurvenförmige Elemente bei der Gestaltung des Getty Centers. Es verbindet die Moderne mit seinem feinen Gefühl für Struktur und Ordnung. Und unwillkührlich erinnert es an das Gelände, in dem sich das Center befindet.

Rundungen und Wellen
Rundungen und Wellen wie bei der Umgebung des Getty Centers
wie beim Territorium, auf dem das Getty Center steht

In dem Kalkstein sind verschiedene Gestaltungselemente zu sehen: Federn, Blätter und Zweige. Die konnte ich gar nicht fotografieren, weil ich sie im Vorbeifahren manchmal zu spät sah. Auch habe ich vergessen, nach oben zu fotografieren. Jede Schattenabdeckung war anders, jede Ecke zum Beispiel oder jede Treppe, jede einzelne Säule und jedes Stück Mauer. Und alles fügte sich dann noch in einen großartigen Gesamtkomplex ein.

Ausblicke vom Getty Center
Ausblicke von überall

Ausblicke gab es zudem von den vielen Terrassen, auf die Stadt Los Angeles, auf die Santa Monika und Santa Gabriel Mountains, auf den Pazifischen Ozean. Da zeige ich ein andermal mehr.
Die Sonne schien die ganze Zeit unbarmherzig. Gut, dass meine Tochter uns sehr gut beraten hatte, wie wir uns schützen konnten. Man merkt nämlich nicht, wie heiß es ist, denn oben auf dem Getty Center geht immer Wind. Man muss seinen Hut schon festhalten oder auch fest binden. 😀

Auf dem Highway 405 zum Getty Center in Los Angeles

Heute möchte ich beginnen, von einem wunderschönen Tag zu berichten, der mir immer in Erinnerung bleiben wird. Mich packt Wehmut, wenn ich daran denke, denn ich möchte da gerne wieder sein.
Zuerst aber müssen wir mal auf den Highway 405, um zum Getty Center zu gelangen. Dahin möchte ich euch mitnehmen.

auf dem Highway 405 zum Getty Center
Meine Tochter ist eine excellente Autofahrerin

„Leute, heute fahren wir zum Getty Center“, meinte meine Tochter nach dem Frühstück. Gesehen hatte ich den Komplex schon, von unten her, also vom Highway aus. Auf dem Wege nach Santa Monica sind wir daran vorbei gefahren.

Highway 405

Der Highway übrigens ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Südkalifornien und ist die meistbefahrenste Straße der Vereinigten Staaten. Nachmittags ist dann auch mal die Bude dicht. Man will die Verkehrssituation nicht entkrampfen dadurch, dass man weitere Spuren schafft, sondern, dass der Öffentliche Nahverkehr ausgebaut wird. Das finde ich gut.

Als wir unterwegs waren, ging es entspannt zu. Es gibt Geschwindigkeits-Begrenzungen, keiner drängelt oder brettert.
Später, am allerletzten Tag unserer Reise, fuhren wir mit einem Uber-Taxi genau diesen Highway entlang zum LAX, dem Los Angeles International Airport. Am liebsten hätte ich dem Taxifahrer gesagt, dass er abbiegen soll, zum Getty Center oder sonstwohin. Ich wäre so gerne geblieben.

eigene Ausfahrt zum Getty Center vom Highway 405

Das Getty Center in Brentwood, einem Stadtteil im Westen von Los Angeles, ist der Sitz des J. Paul Getty Trusts. Es beherbergt seit 1997 den größten Teil der Sammlung des J. Paul Getty Museums und auch wissenschaftliche Einrichtungen, wie das Getty Research Institute und das Getty Conservation Institute, welches auf dem Gebiet der Restaurierung tätig ist. Das Getty Leadership Institute kümmert sich um die Aus- und Fortbildung von Führungspersonal für Museen.

Das Getty Center hat eine eigene Highway-Abfahrt. Ein Parkhaus ist gleich unten am Berg. Da der Eintritt frei ist, sind die Parkgebühren das Einzige, was man zahlen muss. Das Center ist aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

mit der Elektro-Tram den Berg zum Getty-Center rauf

Hoch auf den Berg fährt man mit einer elektrischen Tram. Auch sie ist kostenfrei. Die Fahrt von der unteren Haltestelle nach oben zum Center ist an sich schon ein Vergnügen. Während die Tram sich nach oben schlängelt durch eine sorgsam erhaltene Waldlandschaft, bekommt man wunderbare Ausblicke auf die Stadt Los Angeles.
„Warte es ab“, sagte die Tochter. „Es wird noch besser.“

In der Tram hatte jeder seine Maske auf und niemand drängelte. Ganz entspannt kam ich mit dem Rollstuhl oben im Getty Center an. Manchmal bin ich bei Ausfahrten nach Ankunft das erste Mal fertig mit mir und meinen Nerven. Hier war es anders. Ich habe sowieso das Gefühl, dass alles in Kalifornien ruhiger zugeht, ohne Hektik und Gehetze.

mit der Tram hinauf auf den Berg

Oben angekommen, war ich erstmal überwältigt von einem Bauwerk, bei dem jeder qm anders aussieht und anders gestaltet ist, wo man mit Licht und Schatten spielt und alles mit einer wunderschönen Bepflanzung zu einem Kunstobjekt vereint hat.

Ich fand es erstaunlich, dass ein Unternehmer, damals der reichste Mann der Welt, seiner Stadt große Teile seines Vermögens überlassen hat, mit der Auflage, dass das Center, die Villa in Pacific Palisades mit einer Antiksammlung und auch auch all die aneren gesammelten Kunstwerke, immer allen frei zugänglich sein müssen.

Darf ich euch mitnehmen in das Getty Center? Dann machen wir das, in einem nächsten Beitrag.

Landesgartenschau Sachsen 2022 oder „Des Kaisers neue Kleider“.

Ich war ein bisschen stille in der letzten Zeit. Das lag an einem kleinen Unfall, den ich hatte. Mir geht es aber wieder gut, nur geschrieben habe ich nichts, auch weil ich nicht gut sitze konnte. Eigentlich wollte ich weuter über meine Reise schreiben und wie sie mich verändert hat, aber aus aktuellem Anlass muss ich etwas sagen über unseren Besuch bei der Landesgartenschau Sachsen in Torgau.

Der MDR berichtete über die Landesgartenschau Sachsen und da Herr E. ein 9-Euro-Ticket hatte, beschlossen wir, da doch mal hinzufahren. Viel zu lange waren wir wegen Corona und meiner Behinderung zu Hause geblieben.
Ich hab mich sehr gefreut auf diese Reise. Auch wollte ich mir einige Anregungen mitbringen für die eigene Gartengestaltung.

Der Eintritt war nicht gerade billig, aber was sollte es: Ich wollte dahin.
Gleich hinter dem Eingang, der übrigens völlig unspektakulär gestaltet war, begann der Weg in einen Park. Von üppiger Blumenpracht war nichts zu sehen. Es waren viele Ältere unterwegs, die mit Bussen angereist waren. Rollatoren, Rollstühle, Gehhilfen – das sah ich viel.

Gleich nach dem Eingang zur Landesgartenschau Sachsen, sah ich Gräber. Hier, in Torgau an der Elbe trafen sich am Ende des zweiten Weltkrieges die sowjetischen und amerikanischen Truppen. Bezogen sich die Gräber irgendwie darauf? Oder waren hier irgendwelche historischen Persönlichkeiten begraben?
Nichts von dem traf zu. „Mustergrab“ stand an jedem ausgeschildert. Ehrlich, das fuhr mir doch dann etwas in die Nase, so begrüßt zu werden. Die Gräber waren auch noch recht lieblos gestaltet, wie der Rest der Ausstellung dann auch.

Vertrocknete Blumen, brauner Rollrasen, langweilige, eilig hingewuselte Beete entlang des Weges, die keinerlei Abwechselung boten – das war es, was mir in Erinnerung bleiben wird.
Bilder waren ausgestellt. Ja, die waren sehr schön, aber Bilder sind eben keine echten Blumen, die man auch mal anriechen kann. Aus alten Möbeln war ein Bad, eine Küche, ein Musikzimmer und ein Schlafzimmer mit Bett gestaltet. Jede Schublade war bepflanzt. Das hat mir gefallen. Es war aber auch das einzige. Den Eintrittspreis rechtfertigte es nicht.

einer der wenigen Lichtblicke

Die Gastronomie hatte nicht durchgehend geöffnet und wartete auch mit stattlichen Preisen auf, wenn man noch etwas bekam. Wir bekamen nichts. Toiletten gab es im Park, aber die kosteten extra.
Die vielgepriesene Blumenhalle war ein leerer und verlassener Industriebau. So etwas kann ja sehr interessant sein, wenn es gut gestaltet ist. Ich steckte nur mal die Nase rein und beschloss, mir nicht die Mühe zu machen, mit dem Rollstuhl da rein zu fahren.

Irgendein Politiker oder Staatssekretär wurde an diesem Tag erwartet. Aus seinem Ministerium war viel Geld geflossen für die Gartenschau. Wo es hin ging, kann ich nicht so recht nachvollziehen. Ich hätte es aber gerne gewusst. Die ganze Zeit musste ich an das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ denken.
Unser Besuch in Torgau bleibt mir in unguter Erinnerung und ich bin nicht die einzige, der es so geht. Man muss sich nur mal die Rezensionen zur Gartenschau ansehen. Ich Depp habe es leider zu spät gelesen.

Viele Besucher waren mit Bussen angereist. Ich hatte geringe Reisekosten und konnte ich auch wieder gehen, als mir dringend danach war. Die Busreisenden mussten ausharren.
So, ich vergesse das mal genz schnell wieder und beschäftige mich lieber wieder mit meiner Reise und einem Besuch in einem öffentlichen Garten, der wirklich schön war. Aber dazu im nächsten Beitrag.

Und dann schluckt der Pazific auch noch eine Brille.

Das hatte ich mir schon lange gewünscht: Ich wollte mal an einem Ozean stehen. Lernen musste ich einst als Kind und Jugendliche viel darüber, es wurde damals auch abgefragt und benotet. Dass ich mal an einen Ozean komme, war nicht eingeplant zu DDR-Zeiten.
Meine Tochter kannte meinen Wunsch und so fuhren wir los nach Santa Monica, an den Pazific.

Highway vom Getty Centar aus

Schon allein die Fahrt in Richtung Pazific war schön. Auf der einen Seite sah man die Hochhäuser von Los Angeles, auf der anderen Seite das beeindruckende Getty Center und schließlich auch die Santa Monica Mountains, da wo u.a. die Reichen und Schönen wohnen. Letztere interessierten mich nun nicht, aber von da oben haben sie bestimmt tolle Ausblicke.

in den Santa Monica Mountains – nicht meine Wohngegend

In Santa Monica angekommen verfrachteten wir zuerst mal das Auto in einer Tiefgarage eines Einkaufscenters. Nicht weit davon entfernt gab es eine Bike-Station, wo man sich alle möglichen Räder ausborgen konnte: sowohl mit Motor als auch ohne, ganz kleine mit „LKW-Reifen“, Tandems und Rikschas in allen Varianten. Bis zum Ozean waren es nur noch wenige Meter. An dessen Ufer führt eine Prommenade entlang. Die hat eine Radfahrstraße und genau da sind wir langgeradelt, d.h. alle anderen. Der Enkel und ich haben uns unter dessen radeln lassen.

Von Santa Monica aus sind wir zuerst nach Venice geradelt, dann wieder zurück und schließlich nach Pacific Palisades. Eine ganz ordentliche Strecke war das.
Ich habe immer noch Probleme, mir helfen zu lassen. Aber ohne Hilfe hätte ich das nicht erleben und sehen können.
Gegen die Sonne mussten wir uns unbedingt schützen, mit einem UV-Schutz-Shirt, hochgeschlossen mit Kapuze. Ansonsten hätte mir abends die Haut in Fetzen gehangen.

meine Zeichnung und nicht 100% genau / Ausschnitt von der Pazific-Küste

In Venice legten wir dann erstmal eine Pause ein, um etwas zu essen. Ich zum Beispiel aß Fisch, der richtig gut schmeckte. Dazu gab es frischen Salat und selbstgemachte Kartoffelchips. Meine Tochter kannte das Lokal. Ihre Empfehlung war gut.

In der Nähe saß ein älterer Mann und spielte Gitarre. Das machte er richtig gut. Ob ich wollte oder nicht, ich musste mit den Füßen wippen und mitsingen.
Ich erfuhr, dass ich vor einem berühmten Haus saß. Charlie Chaplins Filmfigur „Tramp“ feierte 1914 sein Debut in dem Film „Seifenkisterrennen in Venice“. Das Cadillac-Hotel liegt nur wenige Schritte von der weltberühmten Promenade entfernt und war einst die Sommerresidenz von Charlie Chaplin.

Weiter ging die Fahrt, diesmal durch Santa Monica hindurch nach Pacifics Palisades, vorbei an wunderschönen Hotels und einem Freizeitpark. Eigentlich wollte meine Tochter einen Strandrollstuhl ausleihen, einen mit Raupenketten, der auch über den Sand fahren kann. Ich wollte das alles nicht mehr, war von den vielen Eindrücken überwältigt und wohl auch ein bisschen überfordert.

Herr E. ließ es sich nicht nehmen im Pazific baden zu wollen. Er war nicht der einzige, der an diesem Tag ins Wasser rannte. „Die kommen wahrscheinlich alle aus Alaska“, meinte die Tochter. „So wie es aussieht, sind die Kälte gewöhnt.“
Als Herr E. dann wieder bei mir ankam, fragte er: „Weißt du wo meine Brille ist?“ Oh ja, in dem Moment wusste ich es. Sie hatte gerade der Ozean geschluckt.

Ihr wisst schon, ein Klick …

Der Tod ist überall gegenwärtig

Egal wo man sich befindet, es gibt immer und überall Momente, w0 man fassungslos ist, um Worte und Erklärungen ringt. Am Tod eines kleinen Jungen, der auch noch der Freund meines Enkels war, überschattete an diesem Tag alles. Ich habe lange überlegt, ob ich dazu schreiben soll. Schließlich steht gerade jetzt bei uns ein langes Wochenende bevor und es ist Frühling, mit Blumen und schönen Aussichten.
Ich habe mich dann doch dazu entschlossen.

Ganz zeitig am Morgen bekam meine Tochter eine Nachricht von der Lehrerin des Enkels. Sein Freund M. war tot. Er wohnte mit seiner Familie an einer stark befahrenen Straße gleich um die Ecke. Die Oma holte M. an diesem Tag aus der Schule ab. Im Wagen saß auch noch der Bruder des kleinen Jungen. Als die Oma den Jungen aus dem Auto heben wollte, raste ein LKW mit überhöhter Geschwindigkeit bei Rot über die Ampel und krachte in das Auto der Familie. Der kleine Junge starb an der Unglücksstelle, Oma und Bruder brachte man ins Krankenhaus.

Tod und Trauer - gesehen in der Mission Los Angeles
Trauer – gesehen in der Mission Los Angelas

Ich war geschockt. Die ganzen Tage hatte ich nur Freude erlebt und nun das. Mir fehlten die Worte.
Meine Tochter hat eine Zeitlang als Trauerbegleiter gearbeitet. Sie ist ja in einem Kriseninterventionsteam tätig. Jetzt musste sie dem Enkel erklären, warum sein Freund nicht mehr kommen wird, nie wieder. Was wird sie ihm sagen?

„Auf alle Fälle die Wahrheit. Kinder haben ein Recht darauf.“
Sie erzählte mir, dass ein kleines Mädchen in dem Krankenhaus, in dem ihre Mutter an Krebs verstorben war, von einem Arzt zum anderen ging und flehte, dass man ihr helfen sollte in den Himmel zu kommen. Ihre Mutti ist da, hatte man ihr gesagt und sie will zu ihrer Mama.“

Ein anderes Kind konnte plötzlich nicht mehr schlafen und wenn, dann nässte es ein. Man hatte ihm erzählt, dass die Mutti verreist sei. Als sie nicht wieder kam, fragte sich das Kind, was es falsch gemacht hatte, dass die Mutti weggegangen war. Einfach so hatte sie ihr Kind verlassen?
Wenn es um den Tod geht, bedarf es schon einer Erklärung. Und wenn man die nicht geben kann, dann sollte man sich Hilfe holen.

Der Tod gehört zum Leben dazu, so wie die Jahreszeiten, die eine Phase beenden und eine neue bringen.
Kinder brauchen Sicherheit und Schutz. Das heißt aber gerade nicht, dass man sie von allem fernhalten soll. Aber ein Satz dazu reicht eben auch nicht.

Ich habe nicht alles gehört, was meine Tochter dem Enkel erzählt hat, habe die beiden in ihrer Trauer dann alleine gelassen. Es gab wegen des Todes des kleinen Jungen Tränen, ja, und große Traurigkeit über den Tag hinweg, aber auch immer Umarmungen und Festhalten, wenn der Enkel das wünschte.

Als wir mal am Haus des Jungen vorbei kamen, standen viele Kerzen vor der Tür. Kuscheltiere und viele Blumen brachten Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen. Niemand wendete sich verschämt ab und ließ die Trauernden alleine. Ich habe jetzt eine ganz andere Sicht, wenn ich solche Bilder sehe.
Auch gab es eine Spendenaktion, damit die Eltern wenigstens die finanziellen Belastungen nach dem Tod ihres Kindes nicht alleine tragen müssen.

Hier fand die Trauerfeier nach dem Tod des kleinen M. statt
Wir waren an einem anderen Tag hier, aber in dieser Kirche fand die Trauerfeier statt.

Ich hatte großen Respekt vor dieser Anteilnahme. Immer mal wieder ging mir allerdings die Frage durch den Kopf, wie ich mit meinen Kindern nach solch schmerzhaftem Verlust geredet hätte. Hätte ich die richtigen Worte gefunden? Wie hätte ich getröstet? Ich glaube, der Tod sollte heraus aus der Tabuzone. Schweigen und Abwenden hilft niemand.

Auf einer Farm mitten in der Millionenstadt Los Angeles

Den Enkel hatten wir etwas eher aus dem Kindergarten abgeholt, denn wir wollten auf einen kleine Farm. Dort sollte es auch Ziegen und Schafe geben und das interessierte mich nun. Wie kommt ein junger Mann dazu, Ziegen und Schafe, Hühner und Enten zu halten, mitten in der Stadt Los Angeles., da wo jeder erstmal Beverly Hills, die Wall of fame oder Hollywood denkt? Das wollte ich herausfinden.

ein Farmer in Los Angeles (@pez-farm Los Angeles)

Der Schwiegersohn und Herr E. waren unterwegs nach Las Vegas. Mein Ding ist das nicht; zu laut, zu krell, zu bunt. Auch dem Enkel wollten wir das ersparen und so blieben meine Tochter, ich und der Enkel in Los Angelas. Und auch hier hatten wir etwas besonderes vor.

Wir hatten uns für einen Besuch der Farm angemeldet und wurden schon erwartet.
Der junge Mann erzählte mir dann, dass sein Vater außerhalb von Los Angeles eine Farm hatte und Tiere. Er war sehr, sehr gerne dort. Und als er später mit seiner Schwester das Haus mit Nebengelass in LA fand, gründete er seine eigene kleine Farm. Mit zwei Ziegen fing er an. Inzwischen leben viele Tiere da, auch Schafe, Hühner, Enten, Gänse.

Ich finde das bewundernswert, wenn jemand seinen Traum lebt und sich nicht beirren lässt. Der Farmer tut nicht das, was er soll und was erwartet wird, er macht das, was er möchte und was er dann auch gut kann. Reich wird er nicht werden mit der Farm, aber ich glaube, das will er auch nicht. Der junge Mann sah sehr zufrieden aus, als er uns herum führte.

Jeder kann ihn und seine Tiere besuchen und dann erzählt er von seinen Tieren, was sie fressen, wie sie leben. Man kann sie streicheln und das freut die Kindergruppen aus der großen Stadt sehr. Über Gemüse für die Tiere freut man sich hier immer oder über eine Spende über eine amazon Wunschliste (Tierbedarf).

Der Junge Mann gab mir eine Handvoll Wolle und fragte, ob ich auch die Wolle seiner Schafe verarbeiten könnte. Die Schafe muss man nicht scheren. Sie wechseln die Wolle im Laufe des Jahres. Im Mittelalter war das bei uns auch so: Man sammelte auf, was die Schafe ablegten.

Schafe gab es natürlich auch auf der kleinen Farm
die Schafe mit ihrer Wolle

Klar, kann man auch die Wolle verarbeiten. Kämmen müsste man sie, denn es sind Stichelhaare drin. Aber dann … Und wieder vermisste ich mein Spinnrad.
Der Mann erzählte mir noch, dass seine Mutter immer gestrickt hat. Meine Tochter will ihm beim nächsten Besuch den Schal zeigen, den ich ihr aus selbstgesponnener Garn gestrickt habe.

Mein Enkel war sehr glücklich bei den Tieren auf der Farm. Am Ende rochen wir alle etwas nach Ziege, aber es gibt ja Wasser und Seife.
Das war eine Geschichte von einem besonderen Menschen, den ich hier traf. Mir begegneten viele und genau das war es, was mir auf der Reise so gut getan hat.

Schlafenszeit für die Tiere der Farm
Abendbrot und Schlafenszeit

Ruhepause.

Ein schwanzloser Lurch, exotische Pflanzen, die Schamenen-Palme und viel, viel Sonne.

Herr E. und der Schwiegersohn wollten für zwei Tage nach Las Vegas fahren. Mit dem Bus durch die Wüste und dann in Vegas laufen, laufen, laufen. Da wäre eine Ruhepause ganz gut. Und die gönnten wir uns dann auch im Garten der Tochter.

Hach, tat die Wärme gut. Einfach so unter dem Sonnenschirm zu sitzen war eine Wohltat.
Den Spatzen hatte ich frisches Wasser hingestellt und da kamen sie auch schon. Sie leben über all, aber immer in Menschennähe. Sie bekamen natürlich auch etwas Futter und siehe da, sie brachten ihre kleinen, neuen Federbällchen mit und fütterten sie auf der Mauer. Das war manchmal ein ganz ordentlicher Krach. (Aber mir gefiel das. 🙂 )

Seit Jahren lebt ein Lurch bei meiner Tochter im Garten. Ich hatte ihn schon fotografiert. Heute sah er anders aus. Das war mir sogar auf dem kleinen Display aufgefallen.
Ihm fehlte ein Stücke Schwanz.

Während unserer Ruhepause haben wir dann gelesen, dass die Lurche den Schwanz abwerfen können wenn sie angegriffen werden, bei Revierkämpfen oder anderem Ungemach zum Beispiel. Er wächst einfach wieder nach. Die Tiere haben also die Notfallbox im Körper immer mit.
An den letzten beiden Tagen unseres Urlaubs haben wir ihn nicht mehr gesehen. Hoffentlich hat er alles gut überstanden.

Meine Freundin Karin aus der Elsteraue hätte ihre wahre Freude an den Suculenten. Sie hat welche in Kübeln auf dem Hof stehen und jedes Jahr im Herbst buckelt sie ihre Pflanzen ins Winterquartier. Hier wachsen sie draußen einfach so und ich hatte während der Ruhepause unter meinem Sonnenschirm Zeit, sie zu betrachten. Diese Pflanzen habe ich in Kalifornien oft gesehen.

Die große Palme am anderen Ufer des Los Angeles-Flusses hinter dem Haus nannte ich immer die Schamanen-Palme. Wenn Wind war sah es aus, als ob sie tanzt. Sie bewegte sich rhytmisch; die abgestorbenen Wedel wirkten wie ein Rock, der sanft die Bewegungen mitmachte. Ich sah ihrem Tanz immer früh von meinem Bett aus zu und fand das schön.

Eine Palme hatte sich selber im Garten meiner Tochter angesiedelt. Sie war wahrscheinlich ein Ableger meines Schamanenbaumes. Noch ist sie klein, aber irgendwann steht sie genauso wie mein Schamanenbaum.
In der Ruhepause kann man so schön vor sich hin träumen. Man sollte das viel öfter machen.

Tja, und da war noch der Grapefruitbaum! Über den und was ich aus den Früchten gemacht habe, schreibe ich ein andermal. Eine Ruhepause brauche ich bestimmt mal wieder während meiner Reise.
Du hast ein schönes Haus, liebe Tochter, und einen ganz wunderbaren kleinen Garten.

Homestead acre und Minnie Hill Palmer House

„The Homestead Acre“ ist der Name eines 1,3 Hektar großen Geländes im Chatsworth Park South, der einen alten Redwood-Bungalow enthält, der von Gärten, vielen Obstbäumen und duftenden Rosensträuchern umgeben ist.

Meine Tochter wohnt nicht im Zentrum von Los Angeles, sondern im Stadtteil Winnetka, im zentralwestlichen San Fernando Vallay. Wenn man noch ein gutes Stücke auf die Berge zu fährt, kommt man zu dem einzig verbliebenen Landhaus der ersten Siedler im San Fernando Vallay, dem Minnie Hill Palmer House, auch bekannt als „The Homestead Acre“.

1886 ließen sich James David und Rhonda Jane Hillnach dem Homestead Act auf 110 Acres (45 ha) Land nieder. Die Siedler kamen mit ihren schweren Wagen über die Berge. Die Räder der Wagen haben Furchen hinterlassen im steinigem Untergrund. Zuerst waren es wenige , die sich hier ansiedelten, dann wuchs die Zahl der Einwohner stark an.

Minnie Hill Palmer
(1886 -1981)

Minnie Hill Palmer (1886 – 1981) wurde 1886 als das siebente Kind der Hills hier geboren. 1908 heiratete sie Alfred Palmer. Minnie wohnte und arbeitete in dem Haus ihrer Eltern bis zum März 1976, baute ihr Obst und Gemüse selber an und kochte jedes Jahr 300 Gläser Obstgelee auf ihren alten mit Holz befeuertem Herd, die sie als Weihnachtsgeschenk weiter gab. Bis ins hohe Alter sah man sie mit einem Handpflug ihren Garten bearbeiten.

Jetzt ist das Gelände und das Minnie Hill Palmer Haus historisches Museum und wird von einem Verein bewirtschaftet. Die Mitglieder halten das Haus in Ordnung und veranstalten Führungen durch das Haus und ein angrenzendes Museum. Elvira hätte ihre Freude gehabt. Die Vereinsfrauen haben mit einer Quiltmeisterin einen Wandteppich genäht, alles mit Nadel und Faden, mit der Hand.

Uns führte eine Frau in historischem Gewand durch das Minnie Hill Palmer House. Natürlich wurden wir gefragt, wo wir herkommen. Sie und die anwesenden Museumspfleger freuten sich sehr, dass wir den Weg zu ihnen gefunden hatten und uns für die Geschichte interessierten. Touristen zieht es immer zuerst nach Hollywood oder Beverly Hills. Unsere Führerin erzählte uns dann noch, dass sie aus Norditalien stammt, aber schon seit vielen Jahren in Kalifornien lebt.

unsere Gastgeberin im Minnie Palmer House

Los Angeles ist schon eine interessante Stadt, weil sich hier viele Kulturen treffen und miteinander wohnen. Mir gefällt das, weil es das Leben in dieser Stadt reicher macht. Den Weg auf den Spuren der Geschichte in das Minnie Hill Palmer House fand ich höchst interessant. Er passte auch prima zu dem Buch, welches ich gerade lese, „Kalifornische Synphonie“ von Gwen Bristow.
Eines muss ich noch sagen: Es hat mich in den Fingern gejuckt, mich an das Spinnrad zu setzen und ein bisschen zu arbeiten.

Amerikanische Verhältnisse? Ja, bitte.

Ich höre oft: „Wenn es so weiter geht, haben wir bald amerikanische Verhältnisse.“ Dabei sind manche gar nicht schlecht. Oder anders gesagt: Bei uns ist nicht alles gut.
Ich weiß allerdings, dass ich nur in einem Bundesland zu Gast war, in Kalifornien. Für das ganze Land spricht das nicht.

auf dem weg zu einem besonderen Spielplatz
auf dem Weg zu einem besonderen Spielplatz, die Berge in der Nähe

Meine Tochter arbeitet im sozialen Bereich, beantragt Hilfen für ihre Klienten und weiß, welche staatlichen Hilfen es gibt. Sie erzählte mir davon und auch, welche Bemühungen es in ihren Bundesland gibt, zu einem besonderen Thema: Inklusion. Jeder Mensch hat das Recht, auf Teilhabe, darf nicht ausgeschlossen werden. Wenn man diese amerikanischen Verhältnisse betrachtet, dann möchte ich das hier auch so.

barrierefreier Spielplatz in Los Angelas - amerikanische Verhältnisse
barrierefreier Spielplatz

In der Vorschule und im Kindergarten sind die Kinder zusammen. Ein Lehrer hat bei Weitem nicht so viele Schüler wie bei uns und hat einen Assistenten. Je nach dem, wieviele Schüler da sind, die besondere Hilfe benötigen, gibt es zusätzliche Helfer. Behinderte Kinder sind nicht ausgeschlossen und die anderen lernen den Umgang mit ihnen. Und der klappt ganz gut, wie ich mich überzeugen konnte.

Ein Spielplatz, der niemand ausschließt

Je nachdem, wie stark der Grad der Behinderung ist, werden vom Staat Kalifornien Stunden bewilligt, nach denen Helfer bezahlt werden, um die Eltern zu unterstützen oder ihnen Freiräume zu ermöglichen. Helfer kann jeder sein, Familienmitglied, Freunde, Fremde, … Um medizinische Hilfe geht es hier nicht. Das ist etwas anderes.

ein wunderbares Versteck - ein Laubengang
ein wunderbares Versteck, mit Gehhilfe

Am ersten Wochenende waren wir zu einem Spielplatz unterwegs. Barrierefrei ist er und soll das Zusammensein nichtbehinderter und behinderter Kinder fördern. Ich konnte mit meinem Rollstuhl dem Enkel bis in den Sandkasten folgen. Genial fand ich das. Jeder konnte alle Orte gut erreichen, ob zu Fuß oder mit dem Rollstuhl. Diese Art amerikanische Verhältnisse wünschte ich mir hier auch.

Fingeralphabet für alle.

Dass an dem großen Klettergerüst das Fingeralphabet für Gehörlose oder schwer Hörende angebracht war, fand ich gut. Es sensibilisiert für die Probleme der Menschen mit Hörproblemen. Und die dürfen weder Tabu-Thema sein, noch als ausschließliches Problem der Betroffenen abgetan werden.
Nicht alle Länder der Welt verwenden das gleiche Fingeralphabet. Auch Gehörlose müssen also „Fremdsprachen“ lernen. Mit der Gebärdensprache hat das übrigens nichts zu tun.

Mir hat es gefallen auf diesem Spielplatz in Los Angeles. Zu diesem Ort, in einem Park gelegen, waren wir am ersten Sonnabend unserer Reise unterwegs. Der Spielplatz und die Menschen dort haben mich sehr beeindruckt. Und meinen Bergen war ich auch schon ganz nahe.

Die Santa Monica Mountains – ein bisschen bin ich noch dort

Alle Bilder habe ich inzwischen gesichtet und gesichert, damit sie mir nie verloren gehen. Die Speicherkarten sind nun mehr wieder leer. Ich könnte also glatt und sofort wieder auf Reisen gehen.
Es ist eine ordentliche Menge an Bild und Videomaterial zusammengekommen. Die Santa Monica Mountains habe ich oft und immer wieder von verschiedenen Standpunkten fotografiert. Verwunderlich ist es nicht, denn schließlich sind sie allgegenwärtig in der Gegend.

Die Bergkette befindet sich nördlich von Santa Monica. 64 km in west-östlicher Richtung im Ventura County bis hin zu den Hollywood Hills in Los Angeles. Es ist wiewohl eine Bergkette, die eher vom Osten nach Westen als vom Norden nach Süden verläuft. In Los Angeles befindet sich der am meisten fotografierte Berg, der Mount Lee, der das Hollywood-Zeichen trägt.

der Mount Lee, der wohl berühmteste Berg der Mountains

Die Santa Monica Mountains waren das Erste, was ich beim Landeanflug gesehen habe. Mit Getöse ging das Flugzeug rasch unter. Ein kleiner Seitenblick aus dem Seitenfenster zeigte mir, dass wir inmitten der Berge landeten. Nur zum Ozean hin war alles offen. Das ist quasi die Forte für ankommende und abfliegende Flugzeuge.

Santa Monica Mountens bei Chatsworth

Ich stellte mir immer mal vor, wie die Siedler anno Dunnemals in ihren Planwagen durch die Dürre fuhren, verstaubt, ungewaschen, denn Wasser ist knapp und suchend nach einem Weg hinunter in das Tal. Sehr hoch sind die Bergzüge nicht, tückisch obzwar schon. Ich glaubte die Wagen knarren zu hören und am Gestein schleifen (Spuren kann man auf dem traditionellen Siedlerweg noch heute sehen), das Geschrei der Männer, die die Ochsen antrieben und das Gebrüll der hungrigen und durstenden Tiere. Welche Zukunft sie erwartete, wusste keiner.

Dann wohltuende Stille. Das Flugzeug war gelandet, mitten im Kessel der Santa Monica Mountains. Und was erwartete mich? Ich hatte schon ein bissel Bammel.

San Fernando Vallay/Topanga Overlook

Innerhalb des „Los-Angeles-Beckens“ liegen mehr als 150.000 Morgen meist unerschlossenes Land aus staatlichen, lokalen und bundesstaatlichen Naturschutzgebieten. Um den Schutz ist man in Kalifornien sehr bemüht. Mich hat das sehr beeindruckt. Ich habe dann solche Gebiete besucht oder bin durchgefahren und ich werde beim nächsten Besuch länger verweilen. Diesmal zog es mich vorwiegend an die Küste, dahin, wo die Hügelkette sich sanft abfallend öffnet.

im Hintergrund die Santa Monica Mountains
am Strand von Pacific Palisades,

In eine interessante Landschaft war ich da geraten. Es faszinierte mich, die Berge sowohl von unten aus dem Talkessel zu sehen als auch von oben ins Tal zu schauen. Manchmal konnte ich mich nicht losreißen von den beeindruckenden Ausblicken und an einige Orte werde ich euch später noch mitnehmen.