Sommersocken und ein Schaf als Wollknäuel-Halter

„Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.“
– Kurt Tucholsky –

Es geht mir gut. Ich stricke Sommersocken.
Ich wusele in meinem Spinnstübchen, schreibe, zeichne, spinne, stricke. Langeweile kenne ich nicht und ich komme auch mal ganz gut alleine mit mir zurecht. Bei mir könnte der Tag auch länger sein.

Von meiner jüngsten Tochter, zu Weihnachten, habe ich ein Geschenk bekommen, was gerade im Einsatz bei mir ist und mir gute Dienste leistet. Und nach einigen Tagen Nutzung erst habe ich gesehen, dass es ein Schaf ist, welches meinen Wollknäuel hält. Das sind die kleinen Geschenke, die wir uns gern machen, weil wir uns eben gut kennen und auch mögen.
Mein Wollknäuel saust nicht mehr durch das Stübchen.

Nach der Filzseifenaktion stricke ich nun wieder.
Meine letzten Wollsocken zum Beispiel waren am „anderen Ende der Welt“ gut angekommen. Sie werden getragen, denn auch dort ist es abends und nachts manchmal kalt. Und weil es auch mal wieder Sommer wird, stricke ich jetzt Sommersocken. Diesmal muss ich sie nicht schicken, denn ich kann sie mitnehmen.

Ich werde in diesem Jahr meine Tochter, den Schwiegersohn und vor allem meinen Enkel besuchen. Ein Reisepass ist beantragt und von meinem Doc bekomme ich noch eine ordentliche medizinische Beratung und Vorsorge. Das ist gut so. Zu ihm habe ich großes Vertrauen und kann mich beruhigt auf den Weg machen.

Gespannt bin ich, wie andere mit den Problemen der Zeit zurecht kommen. Ein Blick über den „Gartenzaum“ ist für mich wahrscheinlich mal geboten, denn manchmal möchte ich hier einfach davonlaufen. „Die einsamen Inseln werden aber auch immer weniger“, meinte die jüngste Tochter heute am Telefon scherzhaft. Da hat sie Recht und deshalb werde ich halt mal sehen, was ich hier tut kann, für mich und andere.

Sommersocken
Sommersocken aus der Wolle von Leineschafen

Winter, der keiner so richtig ist.

Trübe ist es draußen. Kalt ist es aber nicht in diesem Winter.
Und heute ist etwas bei uns passiert, was mich schallend lachen lassen hat.Herr E. fand das gar nicht lustig.

Wenn die Sonne scheint, dann verlegt Herr E. sofort seinen Aufenthalt auf den Balkon. Und wenn es auch nur einige Minuten sind.
Und tatsächlich: Die Sonne kam, Herr E. trug den Stuhl raus und schnappte sich die Decke. Kaum war er draußen, war die Sonne weg und Herr E. kam wieder rein. Das passierte noch drei Mal und das Prozedere reizte mich zum Lachen.

Dabei macht mir das auch einige Sorgen, zumindest, was die fehlende Kälte anbelangt. Und was erwartet uns im Sommer?

Baum im Winter
ohne Schnee, aber doch im Winter

Mein Wollkorb war auch über die Feiertage nicht weggeräumt. Strickmuster für meine Schafwolle habe ich ausprobiert und eine neue Methode, Maschen mit der Häkelnadel aufzunehmen. Wenn ich meine große Reise antrete, dann möchte ich Socken aus Schafwolle im Gepäck haben. Bei meiner Tochter hinter dem großen Teich ist es gerade recht kalt und alle haben meine dicken Schafwollsocken an. Und damit ich nicht erst wieder ein Paket schicken muss, mit Zollerklärung und so etwas, nehme ich welche mit.

Im Winter habe ich ja immer mal einen Reumaschub. So auch jetzt. Mein dreifach gezwirntes Sockengarn musste noch warten. Nun aber kann ich mich wieder ans Spinnrad setzen, dünn spinnen und dreifach zwirnen. Ich habe keine Lacy Kate, in die ich drei Spulen zum Zwirnen einlegen kann. Ich habe aber schon eine Idee, wie ich es trotzdem hinbekommen kann.

die letzte Filzseife - Beschäftigung im Winter
Seife einfilzen – eine feine Beschäftigung im Winter

Meine Seifen habe ich fast alle eingefilzt, d.h. die letzte wird gerade fertig. Dann schließe ich das „Häuserprojekt“ ab. Erstmal. Im nächsten Dezember werde ich Märchenmotive fertigen und einige andere Ideen habe ich auch noch. Ich werde alle verschenken. Ein bisschen Freude verschenken, kann nichts schaden. Und ich habe meine Motivbilder und werde noch eine Anleitung schreiben. Ich freue mich.

Eine der Frauen im Wohnblock, der ich eine Seife geschenkt hatte, sagte mir, dass sie sie hingestellt habe. Zum Waschen will sie sie nicht nehmen, weil sie ja dann kaputt geht. Na und? Ich mache doch Neue. 🙂

Die Ruhe der letzten Tage möchte ich mir noch ein bisschen erhalten.
Es hat lange gedauert, das Berufsleben abzuschließen. Ich hatte ständig das Gefühl zur Straßenbahnhaltestelle zu laufen, immer darauf gefasst, dass die Bahn an mir vorbei donnert, ohne mich. So langsam komme ich „im neuen Leben“ an. Untätig muss ich ja nicht sein.

Kein Adventskalender, aber dennoch so etwas wie das erste Türchen.

„Welches auch die Gaben sein mögen, mit denen du erfreuen kannst, erfreue.“
Ovid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.), römischer Epiker

Seit ich blogge, und das sind nun schon viele Jahre, habe ich noch nie einen Adventskalender für den Blog gefertigt. Ich bekomme das einfach nicht zu Stande. Es sollte etwas Schönes sein, etwas über das sich jeder freuen kann, was vielleicht an die eigene Kindheit oder anderes erinnert. Ich würde basteln und pfriemeln und doch nie fertig werden. Aber heute habe ich etwas, was ich in das erste Türchen legen könnte.

für das erste Türchen in einem gedachten Adventskalender

Meine erste Filzseife ist fertig. Ich werde sie verschenken.
Nicht nur um die Weihnachtszeit herum, aber auch da, verschenke ich gerne. Ich möchte damit immer einigen Menschen meine Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Und deshalb lege ich heute Mal die gefilzte Seife in ein erstes Türchen.

Es ist nichts teuer oder kostbar. Viel Arbeit steckt drin, ja, aber die mache ich gerne. Nichts ist für mich schöner, als zu sehen, wie das Bild Form annimmt, sich immer weiter vervollkommnet und gestaltet. Bis ich sagen kann: fertig.
Dann packe ich die fertige Seife wieder in ihre Verpackung, weil da die Inhaltsstoffe schon drauf stehen. Ich schreibe dann lieber noch eine kleine Geschichte über die Schafe, die ihre Wolle für das Geschenk gegeben haben.

Massenproduktion könnte ich so nicht machen. Das will ich aber auch nicht. Jede Seife soll etwas ganz Besonderes werden. Ich nehme mir dafür viel Zeit.

Die Seife aus dem ersten Türchen, verschenke ich an eine Nachbarin, an eine behinderte Frau, die so viel Lebenmut hat, dass sie anderen immer etwas davon abgeben kann. Ich möchte, dass sie immer ihre Kraft spendende und fröhliche Art behalten kann.

Und nun warten noch sieben Seifen darauf, ihr Gesicht zu erhalten.

Seife filzen für Freunde, weil das Adventstreffen ausfällt.

Seife filzen ist wie Malen, nur mit Wolle.

Ich bin beim Seife filzen. Zu den ursprünglich geplanten Adventstreffen will ich ein kleines Geschenk mitbringen. Immer nur Süßigkeiten zu verschenken ist wedert gut, noch gesund.

Wir sind hier einige behinderte Frauen im Wohnblock, die sich immer mal treffen. Im Sommer sind wir draußen. Den Winter wollten wir auch nicht einsam verbringen, aber im Hochrisiko-Gebiet Sachsen lassen wir es lieber, uns eng an eng zusammen zu hocken. Unsere Adventstreffen fallen also aus.

Seife filzen
Seife einfilzen: mit Wolle umlegen, anheften und filzen
  1. Ich nehme immer Seifen im Karton, weil ich dann nicht nochmal alle Inhaltstoffe aufschreiben muss.
  2. Die Seife wird mit Wolle umlegt, an den Kanten und Ecken besonders achtsam.
  3. Mit der Filznadel „hefte“ ich die Wolle etwas an und beginne zu filzen.
  4. Meine Hände seife ich ordentlich mit Olivenseife ein und beginne mit heißem Wasser und Olivenseife die um die Seife gewickelte Wolle zu bearbeiten, zuerst sehr vorsichtlich wie sanftes Streicheln.
  5. Das wird so lange bearbeitet, bis die aufgelegte Wolle sich wie ein Bezug um die Seife verdichtet hat.
  6. Als letztes gestalte ich mein Seifenbündel, in dem ich Motive mit der Nadel sorgfältig aufnadele und auch noch einmal nass nachfilze.
Seife filzen: Sterntaler
Sterntaler

Der Sterntaler war immer eines meiner Lieblingsmotive. Mal sehen, ob ich auch diesmal wieder ein solches mache. Ich ahne schon, dass es so sein wird.

Die eingefilzte Seife kann ganz normal benutzt werden. Der Wollüberzug verhält sich wie ein Waschlappen. Ist die Seife aufgebraucht, dann bleibt nur noch ein kleines bisschen Wolle übrig, die man auf dem Kompost entsorgen kann.

Wenn man die Seife länger nicht benutzt hat, wird der Wollüberzug etwas hart. Das ändert sich ganz schnell, wenn die Seife wieder mit Wasser in Berührung kommt.

Ich freue mich auf das Seife filzen morgen. Heute habe ich erstmal die Seifen besorgt. Zum ersten Mal habe ich mich mit Fridolin ins Einkaufszentrum gewagt und es ging prima, ich bin gut durchgekommen und habe auch niemand umgenietet. Immer mutiger werde ich und das bringt mehr Freiheit zurück.

Mir gefallen solche Tätigkeiten wie das Seife filzen, weil ich mich dann richtig austoben kann. Ein bisschen ist das wie Malen, nur eben mit Wolle. Ich bin schon wieder auf der Jagd nach Motiven.

Sehnsucht nach Farbe. Die letzten Blätter des Herbstes.

Beschäftigung habe ich mir gesucht und die Ruhe genossen, genau nur das zu machen und mich nicht ablenken zu lassen. Es tut mir gut.

Ihre Farbe war nun verblasst. Meine Dahlienknolle, die im Frühling bei der Gartenbepflanzung übrig geblieben war und die ich auf dem Balkon in einen Kübel gepflanzt hatte, habe ich jetzt wieder aus der Erde geholt. Sie hatte schön geblüht, aber nun war ihre Zeit gekommen, ins Winterquartier zu ziehen. Hehe, sie hat sich ordentlich entwickelt in ihrem Kübel. Ich werde alles tun, dass sie im nächsten Jahr wieder blühen kann.

Sie hat sich gut entwickelt auf meinem Balkon.

Solche Herbstarbeiten machen mich eigentlich immer etwas traurig. Über die Dahlie aber habe ich mich riesig gefreut. Eine Knolle hatte ich vor vielen Jahren vom Dörfchen mitgebracht. Und so heißt sie bei mir Räpitz-Dahlie, nach dem Ort, in dem ich einige Zeit gewohnt habe.

Die Bäume, die im Schutz der Häuser in meinem Innenhof stehen, haben noch einige Blätter. Mein Kirschbaum ist fast kahl, aber die Zeichnung der Herbstblätter begeistert mich immer wieder. Ihre Farbe inspiriert mich, bei der Wahl der Kleidung, beim Zeichnen und sogar beim Stricken.

Sehnsucht nach Farbe
Inspiration durch Farbe

Wenn die Sonne scheint, dann scheint das ganze Zimmer in goldenes Licht getaucht. Diese Farbe und diese Lichtmomente würde ich gerne für immer festhalten. Sie werden vergehen, aber drinnen kann ich mich mit Farbe umgeben nach Herzenslust.

Farbe im Innenhof
die letzten Herbstfarben

Manchmal ziehe ich die Frühstückszeit in die Länge, sehe aus dem Fenster und bewundere das, was der Herbst draußen im Hof zeichnet.
In jungen Jahren habe ich auch schwarze Kleidung getragen. Jetzt sehne ich mich nach Farbe. Ich hätte bestimmt auch rote Haare, aber ich vertrage keine Chemie mehr auf dem Kopf. Ob ich mir einen Hut kaufen soll?

Meise im Ahorn
mein ständiger Besucher

Meine Meise zu fotografieren war ein Zufall. Eigentlich wollte ich das satte Rot des Ahorns festhalten und Zack, da hockte sich der Vogel auf den Meisen-Airport vor dem Vogelhaus und mir vor die Linse.

Sehnsucht nach Farbe
Farbe für das Resterstricken

Ich bin dann mal durch meine Woll- und Garnkisten gekrochen und habe alle Reste zusammengesucht, wild entschlossen, sie alle zu verarbeiten. Eigentlich wollte ich Ringelsocken stricken, habe mich aber dann doch für Muster entschieden. Es gibt ja Garn zu kaufen, bei dem sich ein Muster beim Stricken ergibt. Ich stricke das Muster lieber selber.

Das Klappern der Nadeln und das Konzentrieren auf die Muster sind so herrlich beruhigend und entspannend. Ich mag das sehr. Das Sockenstricken habe ich übrigens von einem Mann gelernt, einem Mathematiker. Seine Anleitung hatte ich verstanden. Interessant fand ich auch, dass Schüler an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium in den Pausen zur Entspannung strickten.

Inspiration durch die Herbstfarben
Farbe, einfach nur Farbe

Ich stricke jetzt meine erste Mustersocke fertig. Und morgen schaue ich mal, was ich der Natur vor meinem Fenster noch so abkucken kann.

Ein vorläufiges Ende, Weltrheumatag, Gabelhäkelei und Wolliges.

„Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als jemand, der ohne Ziel umherirrt.“ (Gotthold Ephraim Lessing)

Heute ist Weltrheumatag. Naja, nichts Besonderes für alle, die wenig mit der Krankheit zu tun haben. Mich hat das nasskalte Wetter gleichmal wieder erinnert. Die Deutsche Rheumaliga hat heute fünf Tipps gegeben, wie man mit seiner Errankung umgehen kann, so dass sie einen nicht in die Knie zwingt.

Eines ist, über seine Krankheit zu reden und so einiges für sich zu klären und zu erreichen. Gut, das fällt mir schwer, aber ich habe es getan. Und nun arbeiten Arzt, Sanitätshaus, Krankenkasse daran, meine Mobilität zu erhöhen, damit ich ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Ich möchte nicht, dass mich jemand zum „Damenkränzchen“ karrt. (Mir fiel nichts anderes ein, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine.)

Der zweite Tipp war, ein Hobby zu finden, welches einen beschäftigt, ablenkt, Ziele setzt und zufrieden sein lässt. Das habe ich. Meine Experimente mit alten Handarbeiten und Wolligem werde ich behalten, und daran festhalten, auch ohne Erinnerungen zum Weltrheumatag.

Das vorläufige Ende

sinnerfüllendes Hobby - ein Tipp zum Weltrheumatag.
die Stränge werden zusammengefügt

Gemeint ist hiermit erstmal nur das Ende meiner Gabelhäkelei. Mein Schal ist fertig und ich finde, er ist schön locker und luftig geworden und lang genug auch. An kalten Tagen kann ich ihn mir mehrmals um den Hals wickeln, an wärmeren schwebt er eben mir unruhigen Seele hinterher.

Schal mit Gabelhäkelei gefertigt, pünktlich fertig zum Weltrheumatag
mein Schal, gehäkelt mit der Gabel

Die Gabelhäkelei, das Häkeln mit der Gabel, ist eine sehr entspannende Tätigkeit. Beim Zusammenfügen der einzelnen Stränge kann man die unterschiedlichsten Muster erzeugen, die Schlingen direkt miteinander verknüpfen oder mit einem Extrafaden zusammenhäkeln, durch Bündelungen Bögen erzeugen und durch eingefügte Luftmaschenketten wieder aufheben. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das gefällt mir.

Spinnen und stricken nicht nur am Weltrheumatag

Jaja, so lange ist es nicht mehr hin bis Weihnachten. Und diesmal sieht es gut aus, dass wir nach langer Zeit uns als Familie wiedersehen. Und ja, wir schenken uns auch was, nicht irgendetwas um des Schenkens Willens. Es soll passen. Man soll sich Gedanken machen um die anderen und auch selber fertigen, wenn immer es geht.
Mein Schwiegersohn braucht neue Hüttenschuhe.

Spinnen und stricken für neue Hüttenschuhe
Garn spinnen für neue Hüttenschuhe

Ich musste erstmal wieder spinnen, weil ich etwas dickeres Garn brauchte. Am Spinnrad muss ich die Fußgelenke bewegen und auch die Hände haben gut zu tun. Manchmal muss ich ein Päuschen machen, aber das ist nicht schlimm. Kleinere Wutanfälle verfliegen schnell wieder.
Ich verspinne gerade Gotlandwolle, die Wolle der Gotland Pelzschafe. Einen Entwurf für die Schuhe habe ich auch schon parat und die vier Knöpfe, die ich brauche entstehen aus einem gekürzten Ast unseres Kirschbaumes aus dem Garten.

Mein Hobby wird immer bleiben, auch wenn ich gerade nicht erinnert werde, wie heute am Weltrheumatag. Es schafft Nützliches, tut meinen Gelenken und meiner Seele gut, schafft Zufriedenheit. Ich werde auch weiter davon erzählen. Ich bin zwar manchmal etwas langsam, aber ich habe meine Ziele.

Hobby, nicht nur zum Weltrheumatag

Gabelhäkeln- eine alte und interessante Technik des Handarbeitens.

Häkeln war bisher nicht mein Ding. Gabelhäkelei musste ich aber jetzt mal probieren.

Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen sind für mich die alten Handarbeitstechniken. Gabelhäkeln habe ich allerdings bis jetzt noch nicht gemacht. Eine Mathelehrerin an der Penne bot mal einen Kurs an, anno dummemals, aber wir mochten uns nicht besonders und ich sah nicht ein, dass ich nun auch noch die Freizeit mit ihr verbringen sollte. Nun musste ich also alleine sehen, wo ich bleibe.

 Gabelhäkeln - eine alte Handarbeitstechnik
Gabelhäkeln

Meinen Klodeckel stricke ich nun nicht ein und die Klopapierrollen werden nicht umhäkelt. Mich interessieren alte Handarbeitstechniken aber nunmal und besonders, wie unsere Vorfahren Textilien hergestellt haben. Es gibt Forschungsgruppen zur textilen Archäologie, deren Forschungsergebnisse ich spannend finde und die ich auferksam verfolge. Und so einiges Nützliche entsteht nebenher auch noch bei meinen Versuchen. Und was mir nicht gefällt, wird wieder aufgedröselt.

Die Häkelbänder werden sammengehäkelt und Käffchen gibt es auch

Ich möchte vieles ausprobieren, was alles aus Schafwolle entstehen kann. Grobschlächtig muss da nichts werden, aber Geduld braucht man halt, bis man das gefunden hat, was man sucht und was gefällt. Die Umsetzung der Idee hängt halt immer vom eingesetzten Rohstoff, also der Wolle, ab.
Bis jetzt habe ich immer meine versponnene Schafwolle verarbeitet.

ein Strang muss noch gehäkelt und angefuddelt werden

Wolle walken, Filzstoffe herstellen, das schaffe ich nicht mehr mit meinen Rheumahänden. Das Gabelhäkeln ist wenig kraftaufwändig und somit einen Versuch wert. Zeitintensiv ist auch das, aber Zeit habe ich ja. Zwei Bänder habe ich nun schon zusammengehäkelt, miteinander verbunden. Ich glaube, mein Schal wird ganz gut.

Wenn die Stränge, die entstehen, zusammengefügt werden, entstehen luftige Gewebe oder Spitzen. Die Möglichkeiten, diese Schlingen zu verbinden sind groß und ergeben interessante Muster. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Man kann sich austoben. Die Länge der Stränge und die Festigkeit des Gewebes bestimmt man selber und so sind luftige Schals, Pullover und Jacken und auch Taschen möglich.
(Ich zeige es vielleicht noch mal, wenn ich das fertig habe, was ich gerade auf der Gabel habe.)

Mein Herbstplätzchen auf dem Balkon

Eigentlich wollte ich heute mit der Freundin in Richtung Magdeburg fahren. Die Kamera hatte ich schon an die Türe gehängt, damit ich sie nicht vergesse. Herbststimmungen wollte ich einfangen.
Dann aber hatte ich mir etwas an der Halswirbelsäule verklemmt und so musste ich halt den Herbst auf Balkonien genießen. Meine Gabelhäkelei hat mich getröstet und abgelenkt. Schön war es da draußen aber auch.

Ein Schulterwärmer wie die Marktfrauen anno dunnemals.

Manches hat sich bewährt über lange Zeit. Warum sollte ich das ändern?

Einen Schulterwärmer will ich aus meiner selbstgesponnenen Schafewolle stricken. So einen, den man entweder mit einer Metallschließe zusammenhalten kann oder der auf der Brust verkreuzt und hinter dem Rücken zusammengebunden wird. Die Marktfrauen anno dunnemals hatten das so.

Manche Dinge haben sich einfach bewährt und so werde ich dieses Kleidungsstück so produzieren, dass mich die Schafwolle gut umhüllt. Schafwolle hält die eigene Körperwärme fest. Alles fühlt sich warm an, aber nicht unangenehm heiß oder überhitzt. Logisch, die Wolle schützt die Schafe vor Kälte, Regen und auch Hitze.
Fasst man im Sommer in das Vlies eines Schafes, dann fühlt sich das unten, fast an der Haut, angenehm kühl an. Und Regen? Der perlt ab. Und darüber hinaus kann die Wolle viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen.

der Schulterwärmer muss noch viel größer werden
Ich stricke einen Schulterwärmer aus Schafwolle

Der Anfang vom Schulterwärmer ist gestrickt. Ich muss aber noch einiges tun. Deshalb bleiben die Nadeln drin. Jetzt muss ich erstmal wieder Wolle kardieren und verspinnen. Das ist nicht die schlechteste Beschäftigung. Sie beruhigt mich sehr und lässt mich über vieles ohne Aufregung nachdenken. Komischerweise komme ich dabei auch zu Lösungen. Klar, man sagt, wenn die Hände beschäftigt sind, dann wird der Kopf frei.
In anderen Ländern singen die Frauen bei solchen Arbeiten. Wir sind dazu wahrscheinlich viel zu zugeknöpft.

der Anfang für einen Schulterwärmer ist gestrickt
meine Nierchen muss ich schon noch einstricken

Da draußen, vor dem Balkon, fängt gerade mein Sommerflieder an zu blühen. Schön sieht das aus und ich bin gespannt, ob Schmetterlinge ihn finden.
Ich würde gerne da draußen schreiben, aber mein Rechner ist nunmal hier drinnen. Und schreiben muss ich heute noch, denn ich möchte an einer Ausschreibung eines Verlages teilnehmen. Und da brauch ich mal etwas Daumendrücken, dafür, dass ich den Mut haben werde, es auch abzu schicken und dafür, dass etwas daraus werden kann.

Wolle spinnen an Regentagen. Und ich schreibe auch noch darüber.

„Der Regen beschenkt Blätter mit Regenperlen. Sie glänzen damit“ (Erhard Horst Bellermann, Gedankenreich, Engelsdorfer Verlag 2004)

Spinnen an Regentagen.
Nie wieder wollte ich mich über Regen ärgern oder aufregen. Und bis jetzt habe ich es auch noch nicht getan. Zu kostbar finde ich das Nass, welches vom Himmel fällt. Und in der letzten Zeit haben wor auch die eine oder andere Kleinigkeit abbekommen in der Leipziger Tieflandsbucht.

Spinnen an Regentagen - ohne Groll
da zieht ein Gewitter auf

Ich habe mein Spinnrad „flott gemacht“ und mal wieder etwas Wolle gesponnen. Spinnen an Regentagen, das ist einer der Beschäftigungen, wenn ich mal nicht raus will. Eine Geschichte, erstellt in „Pages“ ist auch fertig geworden und ein kleines Video ist noch in Arbeit.

Wollwäsche
Wollwäsche

Ein Teil von Karins Wolle hatte ich schon gewaschen. Die konnte ich nun nutzen für mein Spinnen an Regentagen. Auf die letzten warmen Tage im Herbst freue ich mich schon. Dann werde ich das Spinnrad auf den Balkon tragen lassen.
(Liebe Karin, die Wolle ist herrlich weich.)

Warum schreibe ich wieder und wieder über das Spinnen? Nun, einmal weil ich auf keinerlei Quoten achte und achten muss und auch nicht der Universalunterhalter sein möchte. Und zum Zweiten, weil es mir einfach Spaß macht, gut tut und mich schon einmal aus einem ganz tiefen Tal gelockt hat. Ich glaube, ich schreibe das auch hier nochmal auf, wie das war mit den Schafen, der Wolle und dem Spinnen. Im alten Blog hatte es gestanden.
Jeder sollte so eine wohltuende Beschäftigung haben, und zwar bevor es zu einer Krise kommt. Das hat sich mir jetzt in Pandemiezeiten wieder gezeigt.

Im Telefonat mit der Nordsee-Tochter fragte sie mich, ob ich an meinem Buch weiter geschrieben habe. Mmmm, nein! Ich war ehrlich. Und ja, ich sollte das ändern.

Die Vögel draußen stört kein Regen. Sie zwitschern und singen einfach weiter.

In die Wolle kriegen. Was ist eigentlich passiert vor langer Zeit?

Ich hatte es lange schon versprochen, über den Ausspruch zu schreiben. Und nun mache ich das halt mal.

Emil hatte sich vor Tagen auf die Suche gemacht, wo der Ausdruck sich „in die Wolle kriegen“ herkommt.

Sich mit jemand in die Wolle kriegen?

Was der Ausdruck bedeutet, weiß glaube ich jeder. Man gerät mit jemanden aneinander, hat eine heftige Auseinandersetzung, zofft sich.
Anlässe dafür gibt es immer, wie zum Beispiel bei den beiden Hausfrauen, die sich garantiert gleich heftig in die Wolle kriegen.

in die Wolle kriegen - gelich passiert es
eine alte, wiedergefundene Grafik, die mit dem alten Blog verschollen war

Die beiden Böcke oben haben sich schon in der Wolle. Die beiden habe ich erlebt, damals bei den Schafen und Ziegen. Mir blieb fast das Herz stehen, als der Schafbock den Hang zur Straße hinauf jagte. Er wendete aber am Straßenrand und donnerte mit gesenktem Kopf wieder hinunter. Der Ziegenbock hetzte ihm entgegen und mitten auf dem Hang krachten die Köppe gegen einander. Autch!

Das machte den beiden nicht viel, denn sie haben vorn im Kapf eine ordentliche Hornplatte. Da geht nicht gleich was kaputt. Und so trieben sie das Spiel einen ganzen Vormittag lang. Ich hab mich dann schon nicht mehr darum gekümmert.

Wo kommt er aber her, dieser Ausspruch?

Eine mögliche Erklärung hat der Emil in seinem Beitrag hier beschrieben. Die Herkunft ist unklar, aber ich habe auch noch eine Möglichkeit im Wollkorb.

Das Wort „Wolle“ gibt es in vielen Sprachen, was zeigt, dass Schafe und die von ihnen stammende Wolle weit verbreitet sind. Es wundert mich nicht, denn das Schaf gehört zu den ersten der domestizierten Tiere.

Nachgewiesen wurde das Wort „Wolle“ im 9.Jh.: mittelhochdeutsch: wolle, althochdeutsch: wolla, mittelniederdeutsch: wulle, … Die Wortherkunft ist unklar, bezieht sich aber vielleicht auf das Verb „velere“, was so viel wie rupfen bedeutet. Wolle wurde ganz früher nämlich ausgerupft. Die Schafe wurden erst später nach entsprechenden Züchtungen geschoren.
Keine Angst, das Zupfen tut den Schafen nicht weh, wenn man nicht wie ein Berserker vorgeht. Mein liebstes Kamerunschaf hatte es gern, wenn ich ihm das olle Winterfell weggezupft habe.

(Geholfen bei meiner Suche nach alten Worten hat mir Kluge, Ethymologisches Wörterbuch, 25. Auflage, De Gruyter)

Fazit

Also, ganz Genaues weiß man nicht, aber interessant ist’s schon. Sprachgeschichte macht mir immer sehr deutlich, wie ähnlich wir uns doch alle sind.
Danke, lieber Emil für die Anregung. Das kommt in meinen Geschichtenkorb und vielleicht kann ich mal irgendwann wieder Geschichten erzählen.

So, ich mache mich wieder vom Acker (auch so was Feines!). Seid schön lieb zu einander und bekommt euch nicht in die Wolle.