Ein Fastsommertag bei den Schlehen und ein Rums in der Nacht

Früchte von Schlehen wollte ich noch einige sammeln und so sind wir noch einmal zu den Schlehenbüschen, zum Schwarzdorn wie sie auch genannt werden, gefahren. Ich bin immer noch froh, wenn ich nicht alleine unterwegs sein muss und ich brauchte auch jemand zum Quatschen.

Gerumst hat es dann in der Nacht. Nein, nicht nur, was die Wahlergebnisse anbelangt, es gab mal ein Gewitter bei uns, auch mit Regen.
Die Wahlergebnisse überraschen mich nicht. Ich hatte das so erwartet. Auf meine Stadt und auf mein Grünau bin ich allerdings stolz. Das ist dann auch die Basis für mein weiteres Bemühen.

Zweige von Schlehen
Zweige von Schlehen

Aber eigentlich wollte ich ja über die Schlehen schreiben.
Ich freue mich, dass im Naturschutzgebiet Schönauer Lachen so viele Schlehenbüsche stehen. Es gibt Insekten, die sich ausschließlich von Schlehen ernähren und die sie zum Leben brauchen. Sterben die Schlehen, sterben die Insekten.

ein Zweig der Schlehen
Schlehdorn

Kuckt euch mal den Dorn an, links am Zweig. Meine Arme zeige ich lieber nicht. 😀 Auf diese Dornen spießt der Neuntöter seine Bäute auf, um sie besser zerlegen zu können und auch zur Vorratshaltung. Überhaupt gibt es viele Vögel und viel Kleingetier, welches im Schutz der Schlehen lebt.

Hecken aus Schlehen, Weißdorn u.a. benutzte man früher, um das Vieh zu schützen. Je mehr die Ziegen daran herumfraßen, um so dichter wurden sie. Kein Wolf kam da durch.

Ich habe Früchte geholt, weil ich Schlehenfeuer ansetzen will, einen gutschmeckenden und durchwärmenden Likör. Ich möchte meine Schätze am Liebsten ewig bunkern, aber zu Weihnachten, wenn meine Kinder kommen, werde ich sie rausrücken. Für die Vögel und andere Tiere sind noch genügend Früchte da.

Aus der Rinde des Schwarz- oder Schlehdorns hat man früher Tinte hergestellt. Das heißt, das kann man immer noch, aber wer macht das schon noch. Ich habe das mit Kindern gemacht und dann haben wir geschrieben. Die Rinde von den Zweigen wird geschält, eingeweicht und am anderen Tag ausgekocht und eingedickt. Das ist schon alles.

Schade, dass ich solche Veranstaltungen nicht mehr machen kann. Überhaupt weiß ich nicht, wohin mit meinem Wissen, was ich irgendwann mal angefangen habe zu sammeln, weil ich mich ablenken musste und ein Ziel brauchte. Die Zeiten haben sich geändert, ich mache das immer noch weiter.
Ich weiß auch im Moment nicht, ob und wie es mit meinem Blog weiter geht. Es war schon schlimm, als einige Jahre Bloggerei im Nirvana verschwanden. Vielleicht sage ich auch wie im Märchen: Jetzt komme ich dreimal noch und dann …

Zuerst ins Wahllokal und dann zu den Schlehen.

Ich mag diese Früchte. Und deshalb lasse ich mich von Fridolin zuerst in das Wahllokal fahren und dann zu meinen Schlehen. Ich habe meine Wintervorräte schon fast alle im Schrank. Fast, denn heute bekam ich zwei Eimer voller schöner Äpfel geschenkt, die verabeitet werden müssen. Von den Schlehen werde ich kleine Mengen verschenken an meine Kinder. Weihnachten werden wir uns wiedersehen und darauf freue ich mich jetzt schon.

getrocknete Schlehen
getrocknete Schlehen

Mein Dörrgerät hatte einiges zu tun in der letzten Zeit. Vieles lasse ich gerne an der Luft, in der Sonne trocknen, aber so toll war das Wetter jetzt dafür nicht. Also musste das Dörrgerät ran.
Die getrockneten Schlehen sind eine feine Nascherei, ähnlich wie Backpflaumen. Kein zusätzlicher Zucker, keine Konservierungsstoffe. Aber auch im Tee machen sich die Früchte gut.

Bei unseren Vorfahren waren Schlehen sehr beliebt. Bei Ausgrabungen hat man zahlreiche Kerne auf dem Boden der Hütten gefunden. Die getrockneten Schlehen wurden gekaut, die Kerne ausgespuckt. Das war auch gut so, denn die Kerne würden im Verdauungstrakt Blausäure freisetzen. So aber hatten die Spinnerinnen beim Kauen der Schlehen immer genug Spucke, um sich die Finger anzufeuchten. Pflanzenfasern spinnen sich feucht besser.

Saft aus Schlehen
Schlehensaft

Schlehensaft gibt es nicht zu kaufen. Ich habe jedenfalls keinen gefunden. Es ist schon mühsam, die Schlehen zu pflücken, jede einzelne extra. Den Saft herzustellen, dauert einige Tage. Die Früchte werden mit heißem Wasser übergossen und bleiben dann zugedeckt stehen. Am anderen Tag gieße ich das Wasser wieder ab, koche es auf und gebe es wieder zu den Schlehen. Das mache ich fünf bis sechs Mal so. Erst dann gebe ich Zucker und Gewürze nach Wahl und Geschmack dazu, koche alles auf und fülle es heiß in Flaschen ab.

Was dann daraus entstehen kann, Likör, Marmelade, Gelee ist jedem selber überlassen. Ich behalte den Saft so wie er ist und freue mich, wenn ich ihn trinken kann an einem richtig kaltem Tag im Winter. Es ist ein ganz besonderes fruchtiges Erlebnis. Schlehen habe ich übrigens schon immer gerne verarbeitet. Ich hatte mal den Spitznamen „Schlehenjule“. 🙂

Ich hoffe sehr, dass es morgen ein guter Tag wird, dass die Ängste meiner Freundin unbegründet bleiben und dass ich nicht in Zwiesprache mit meinem Großvater treten muss, um mir wiedermal eine Lebens-Strategie auszudenken.

Wetter gut, Fridolin aufgeladen, auf zu den Schlehen und Hagebutten.

Der Name der Schlehe (mhd slēhe) geht wahrscheinlich auf die Farbe ihrer Frucht zurück und leitet sich von dem indogermanischen Wort (S)li ab. Das bedeutet „bläulich“. Im Althochdeutschen wurde die Schlehe als sleha bezeichnet.

Lange habe ich mit mir gehadert.
Jedes Jahr um diese Zeit habe ich mich aufgemacht und die Früchte der Schlehen gesammelt. Korb in der Hand oder Rucksack auf dem Rücken, derbe Schuhe an und einfach los laufen ging schon lange nicht mehr. Mir tat das sehr leid, denn ich liebe diese alten Früchte sehr, schätze ihren Gehalt und habe sie immer gerne verarbeitet. Kauft man sich das, wird es wirklich teuer.

bedrohlich
es sieht schlimmer aus als es war

Das einzige Bedrohliche an allen Wettervorhersagen waren mal kurz diese Wolken am Himmel. Regen gab es wieder keinen. Wie so oft fitschten die Regengebiete an uns vorbei.
Ich bin so froh, dass ich meinen Fridolin habe. Mit ihm kann ich mich auf den Weg machen zu meinen Schlehen.

Schlehen – die Bläulichen

Noch gibt es Schlehenbüsche, aber auch da merkt man, dass sie zu kämpfen haben. Es wäre sehr schade, wenn auch sie verschwinden würden.
Im Frühjahr erkennt man die Schlehen, weil sie in voller Blüte stehen bevor sich Blätter zeigen. Die Blüten werden von der Kosmetikindustrie gerne verwendet, sorgen sie doch für eine reine Haut. Aus der Rinde des Schwarzdorns, wie die Schlehen, auch genannt werden, kann man Tinte gewinnnen: Rinde abschälen, auskochen, eindicken lassen.

ein Korb voller Schlehen
für Marmelade und Saft

Tinte werde ich nicht mehr herstellen, denn mit Kindergruppen habe ich wahrscheinlich nichts mehr zu tun und ich selber brauche es nicht. Aus meinen Schlehen werde ich Marmelade kochen, Saft herstellen und den Rest der Früchte trocknen. Man kann Schlehen auch roh essen. Nur den Kern sollte man nicht verschlucken. Er enthält Amygdalin, welches im Körper zu Blausäure umgewandelt wird.

Ausfahrt zu den Schlehen
einige Hagebutten habe ich auch mitgebracht

Es war eine schöne Ausfahrt mit Fridolin zu den Schlehen und Hagebutten.. Mitbringen konnte ich auch noch etwas, etwas was wertvoll für mich ist.
Weit von zu Hause bin ich nicht weg gekommen, aber darauf kommt es mir nicht an. Ein Stücke meiner alten Freiheit hat mir Fridolin ermöglicht. Es ist gut, darüber nachzudenken, was alles möglich ist und was ich auch machen kann. Ich denke, da geht noch einiges.