Frühling mitten im Januar. Mir fehlt Kälte, Schnee und die Winterruhe.

Frühling mitten im Januar gefällt mir nicht so Recht. Ja, ich mag die Sonne, die Wärme, das Vogelgezwitscher, das Erwachen der Natur. Ich habe aber das starke Empfinden, dass sie gar nicht Schlafen gegangen war.

Im Januar im Schoenauer Park

Irgendwie ist es draußen wie im Frühling. Frühling mitten im Januar. In der Schule habe ich mal gelernt, dass der Januar und der Februar, die mit Abstand kältesten Monate sind. Getröstet hat mich immer, dass die Bäume, Sträucher und sonstige Pflanzen diese Winterruhe brauchen. Es scheint einiges durcheinander geraten zu sein. Und das macht mir Sorge.

Im Oktober hat es mal etwas mehr geregnet. Die oberen Erdschichten haben das Nass gierig aufgesogen. Aber etwas tiefer, 1.80 Meter unter der Oberfläche, da ist es immer noch viel zu trocken. Der Sommer wird nicht kühler werden als in den beiden letzten Jahren und es ist jetzt schon abzusehen, dass der Osten Deutschlands keine üppigen Niederschläge zu erwarten hat.

Ich weiß nicht wie viele Bäume in meinem Park das nicht überstehen werden. So furztrocken sind sie auch noch leichte Beute für allerlei Ungeziefer. Irgendwer sagte neulich: „Die Erde hat Fieber“. Ich finde das treffend formuliert.

Als ob das nicht schon reichen würde, platzen Meldungen herein über Säbelrasseln, Truppenverlegungen, Geschachere ums Öl, Strafzölle. Präsidenten, die sich benehmen wie in der letzten Baubude, sind plötzlich salonfähig. Es wird gelogen, betrogen und Steuern hinterzogen. Leere Worthülsen werden geplappert und so manche Regierung glänzt mit „Nichtregieren“.

Ehrlich, wenn ich jünger wäre, würde ich auf eine Hallig ziehen oder auf die Alm, ins Altenburgen Land oder nach Mecklenburg-Vorpommern.

Manchmal halte ich mich fern, von allen offiziellen und privaten Kanälen, auf denen irgendwelche unliebsamen Meldungen einströmen könnten. Und dann sitze ich für einige Minuten auf meinem Balkon und denke über den Frühling mitten im Januar nach. Zack! Da ist alles wieder da. Davonlaufen geht nicht. Und manchmal kann nicht einmal das Spinnrad trösten.

Endlich kann ich meine angefangenen Socken weiter stricken. Meine benötigte Sockenwolle ist fertig. Also werde ich mich mal wieder den Mustern zuwenden. Ich habe jetzt auch wieder braune Wolle, so dass ich auch Muster einstricken kann.

In früheren Jahren war es mein Wunsch, zu jedem Kleid die farblich passenden Schuhe zu haben. Nein, Überfluss will ich nicht mehr, um nichts in der Welt. Aber die passenden Socken zum Kleid, die werde ich haben. Und so muss ich nun Rottöne spinnen und auch eine neue Zwirnart probieren, das Kettenzwirnen, damit die Farbübergänge so werden, wie ich es will. Also, langweilig wird es in meinem Spinnstübchen garantiert nicht.

9 Gedanken zu „Frühling mitten im Januar. Mir fehlt Kälte, Schnee und die Winterruhe.“

  1. Als wir in den 80ern für Umweltschutz und gegen Atomkraft gekämpft haben, gab es schon den Spruch, wir gehen mit der Erde um, als hätten wir eine zweite im Kofferraum. Ich glaube, Jane Fonda hat das gesagt. Es hat sich zwar was getan, aber eben bei weitem nicht genug. Nein, zurückziehen würde ich mich nicht, wenn ich jünger wäre. Ich würde mich vermutlich ähnlich verhalten, wie ich es getan habe, als ich jung war. Mich engagieren. Und ja, ich möchte auch die passenden Schuhe zum Kleid, aber ich kaufe eben fast nur second hand, seit über 30 Jahren. Ich kaufe nachhaltig produzierte Lebensmittel und mit Klamotten halte ich es genauso. Ich habe Spaß an Mode, das war auch schon immer so, aber ich kaufe keine billigen Wegwerfklamotten und aktuellen Moden haben mich noch nie interessiert, ich habe meinen eigenen Stil.

  2. Ach, ich möchte nicht mehr darüber schreiben, warum und dass sich mal viel änderte in meinem Leben. Erst waren es ökonomische Zwänge, dann stellte ich fest, dass ich vieles eigentlich nicht brauchte und in dem bisherigen Umfang schon gar nicht. Vor jedem Umzug habe ich ausgemistet. Jetzt sehe ich zu, dass es nicht ausufert und ich fühle mich ganz gut dabei.
    Engagieren – ja, aber ab und zu muss ich die Welt mal ganz ausblenden und mich neu sortieren. Sonst ertrage ich es nicht.

    1. Wir sind doch alle verschieden und das ist auch gut so. Ich habe ja auch nur meine Sicht auf meine kleine Welt beschrieben. Ich habe mit Second Hand auch aus ökonomischen Zwängen angefangen und dann einfach Spaß dran gefunden an dem, was mich findet, wie ich es immer sage. Auf Flohmärkten, in Second Hand Läden. Und das habe ich beibehalten, auch wenn ich mir inzwischen mehr leisten kann. Ich versuche meinen Konsum möglichst nachhaltig zu gestalten, aber das gelingt mir nicht in allen Bereichen, da ist noch Luft nach oben.

      1. Nein, deine Welt ist nicht klein und ich finde es sehr in Ordnung, wie sie ist. Dass Nachhaltigkeit bei dir groß geschrieben wird, das weiß ich.
        Sag ich doch, manchmal beginnt etwas mit ökonomischen Zwängen.
        Zu DDR-Zeiten habe ich schon in Second-Hand-Läden eingekauft, einfach, weil es nicht von der Stange war und die halbe DDR damit rum lief. Dann kannte mich schon die Verkäuferin und wusste, was mir gefallen könnte. Jetzt bin ich schlecht zu Fuß und keiner mag mal mitkommen. Die kaufen lieber in den Läden, die ich nun so gar nicht gerne mag. In meiner Nähe ist da nichts zu finden. Ich möchte gern nähen lernen, aber ich glaube, das machen meine Hände nicht mit. Schade.
        Wenn ich mal in deiner Nähe wäre, würde ich gerne mal mit dir los ziehen.

  3. Ach Gudrun, mir fehlt er auch, der Winter. Schnee wäre so gut für die Natur, auch wenn er in der Großstadt ganz schnell matscht. Und wenn ich mich hier sehr über Regen freue, gucken mich immer alle an, als hätte ich einen Knall. Dabei ist die tiefe Erde hier immer noch viel zu trocken – nicht nur hier. Dabei hat es in Berlin einigermaßen geregnet, aber eben nicht genug.
    Die Menschen werden es schaffen, alles zu schädigen oder zu vernichten, was für ein normales Weiterleben notwendig ist. – Dabei kann keiner Geld essen.
    Lieben Gruß von mir

    1. Mit dem Regen geht es mir genauso. Heute jammern alle, dass die Sonne nicht scheint. Viele Sonnenstunden ist jetzt das Qualitätsmerkmal für Wetter.
      Ich telefoniere ja sehr oft mit meinem Sohn. Er sagte mir schon, dass die Wäldchen um Berlin herum genau so trocken waren, wie die bei uns.
      Liebe Clara, ich sende dir herzliche Grüße.

  4. Zurückziehen? Ich glaube nicht, dass das wirklich funktioniert. Denn die Auswirkungen von Klimawandel und Politik sind nun mal überall. Ich gönne mir Auszeiten und Inseln, doch ich bin mir sehr bewusst, dass diese nur zum Durchatmen sind und nichts dauerhaftes.
    Was den Konsum betrifft … Nun ich arbeite dran, auch noch meinen Technikwahn in den Griff zu kriegen. Die Wolle ist fein.

    1. Ja, liebe Karin, ich weiß, abtauchen geht kaum. Auszeiten verschaffen, das ist es. Ich werde verstärkt daran arbeiten. Angefangen habe ich heute schon, indem ich eine Einladung angenommen habe. Und darauf freue ich mich inzwischen sehr.

  5. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du dich bisweilen von all den unguten Nachrichten und Perspektiven zurückziehst. Denn ich mache das auch immer wieder gerne, dann schnappe ich mir Rucksack mit Brotzeit, Buch und Kamera, setze mich in einen Zug und fahre in die Berge, oder in das geliebte Blaue Land rund um Murnau. Und wenn ich dann zurückkomme und das laute Getriebe mich wieder umfängt, dann habe ich immer das Gefühl, genug Kraft und Ruhe getankt zu haben, um für ein paar Tage besser damit zurecht zu kommen.
    Liebe Grüße!

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