Solar-Eclipse-Donats

Sonne und Mond haben mich schon immer begeistert. Els Kind habe ich mich in meinem Bette so gelegt, dass mir der Mond ins Gesicht schien. Meine Mutter hatte den Verdacht, dass ich schlafwandele und deshalb so verqueer im Bett lag.
In der Abiturzeit hatte ich noch Astronomie als eigenständiges Fach. Ich fand das Klasse und es hat mich fasziniert. Meine Noten waren dementsprechend. (Kurze Zeit später wurde das in den Physikunterricht integriert.)
Und gestern sah ich mir die Sonnenfinsternis an, im Livestream der NASA. Und dabei schwatzte ich nebenher mit meiner Tochter in den USA, die natürlich auch draußen in Los Angeles etwas sehen wollte von „the solar eclipse“.

meine Tochter auf Himmels-Mission
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Die Superblüte, wenn die Wüste blüht

und selbst das Death Valley zum Blütenmeer wird.

Wenn es genug geregnet hat und die trockenen Winde ausbleiben, dann überzieht sich das sonst karge Land in Kalifornien mit einem Blütenteppich. Und dann kann man dort ein Naturschauspiel erleben, was Seinesgleichen sucht, die Superblüte.

Zahlreiche Wetterfronten von Tiefdrucksystemen brachten der Westküste der USA viel Regen und Schnee. Ich hätte es nicht geglaubt, dass es in Los Angeles schneien kann. Es konnte. Ich habe es in diesem Jahr gesehen.

Wie kommt es, dass ab und an die Wüste blüht
Schnee auf den sonst nie verschneiten Bergen bei Los Angeles

Die Berge, ganz nahe bei Los Angeles, sind sonst nie verschneit. Das Foto hatte mein Schwiegersohn aufgenommen auf dem Weg zur Arbeit. Und der Schnee war erst der Anfang. So viel Regen, tagelang, habe ich noch nie erlebt.

So sieht es normalerweise in der Wüste aus, im Death Valley. Herr E. hatte mir Handy-fotos geschickt, als er in Las Vegas war. Man sieht sich das Fenster des Überlandbusses spiegeln, aber der Bus hält ohne Grund im Tal des Todes nicht an.

Man glaubt es nicht, aber das Tal des Todes ist nicht tot. Viele Samen von Wildblumen schlummern hier jahrelang. Sie umgibt eine harte Schale. Und wenn es so viel regnet wie in diesem Winter, dann quillt der Samen auf und sprengt die Schale. Und dannwid die Wüste ein einziger Blütenteppich, bis die steigenden Temperaturen alles wieder beenden. Die Superblüte nennen das die Leute hier. Schaut euch das mal an. (Der Link führt zu Wetter-online)

Wie sieht es in den Vasques Rocks zur Superblüte aus?

Als wir in den Vasques Rocks waren hatte ich wenige kleine Wüsten-Blumen gesehen, die in sengender Sonne auf der ausgetrockneten Erde wuchsen. Ich bin mir nicht sicher, wie sie heißen, deshalb benenne ich sie nicht. Vielleicht reiche ich es mal nach. Stellt euch mal vor, wenn die Berge und Täler mit den blühenden Blumen überzogen sind. Eine an der anderen bilden sie diese bunten Teppiche.

Die Superblüte zieht immer zehntausende von Schaulustigen an. Man sieht heute noch, wo die Menschenmassen zur letzten Superblüte herumgelatscht waren. Da sind heute noch kahle Stellen und Trampelpfade. Was Hitze und Trockenheit nicht geschafft haben, das schafft der Mensch! Und deshalb hat man in diesem Jahr für Absperrungen gesorgt.
Vor der Natur und dem, was sie hervorbringen kann, habe ich ganz großen Respekt.

Die Nebelkrähe – ich muss etwas wissen.

Die Glücklichen sind die Neugierigen. – Friedrich Nietzsche –

Ein ganzes Weilchen schon habe ich den beiden Nebelkrähen beim Nestbau zugesehen. Als Herr Nebelkrähe sich der Gattin mal nähern wollte, gab es einen Fatsch mit dem Flügel. So geht das nicht; man war ja noch nicht fertig mit dem Bau und gemalert war auch noch nicht!

besser ging es nicht: Die rannten dauernd aufgeregt auseinander.

Dann sah ich plötzlich immer nur noch Herrn Nebelkrähe. Das ist der hellere der Vögel. Meine Güte! Dem anderen wird doch wohl nichts passiert sein?

Herr Nebelkrähe sammelte kein Nistmateriel mehr. Er wuselte auf der Wiese herum, scharrte, pickte. Und dann flog er in Richtung Tanne, wo ganz oben das offene Nest war. Direkt flog er das Nest nicht an. Zuerst landete er auf dem Nachbarbaum. Dann hüpfte er auf einem Ast entlang, tippelte auf ihm entlang bis zu einen weiteren Baum, verschwand kurz darin, umrundete ihn. Erst dann flog er zu seinem Nest.

Darin bewegte sich plötzlich etwas Dunkleres und Herr Nebelkrähe saß auf dem Nestrand und fütterte. Die können doch nicht schon die Eier ausgebrütet haben?

Herr Nebelkrähe auf Nahrungssuche.

Das wollte ich nun genau wissen. Die Vögel haben im Osten ihr Einzugsgebiet, ich habe sie schon gezählt bei der Vogelzählung und ich weiß so wenig über sie?Also machte ich mich auf die Suche und las einige Veröffentlichungen über diese Vögel.
Im vergangenem Jahr gab es einmal einen Hagelsturm. Beide Eltern legten sich mit ausgebreiteten Flügeln über das Nest. Das hat mich stark beeindruckt.

Drei bis fünf Jahre dauert es allerdings, bis die Vögel nistfähig werden. Gehen sie eine Verbindung ein, besteht die ihr Leben lang. Bebrütet werden die Eier ausschließlich vom Weibchen. Das Männchen bewacht das Nest und ist auch für die Futtersuche verantwortlich. Mein Herr Nebelkrähe hat also tatsächlich dem Weibchen Futter gebracht und hat seinen Flug zum Nest gut getarnt.
Nach ungefähr 17 Tagen kann ich mit Jungen rechnen.

Nebelkrähen sind Allesfresser. Sie fressen auch Aas, räumen also auf im Revier. Sie klauen auch mal ein Ei oder einen Nestling von anderen Vögeln, aber sie dezimieren deren Bestand nicht. Das ist ein Gerücht. Wenn sie mir hier vor den Fenstern die Mücken wegfressen, ist mir das sehr recht.

So, wieder etwas gelernt!
Ich war schon immer neugierig und so lange das so bleibt, ist alles in Ordnung.

Menschen, Nachbarn, Freunde

Es sind die Menschen, die ein Land liebenswert machen.

Heute möchte ich mal wieder von meiner Reise erzählen, genauer, ich möchte eine der Nachbarn vorstellen.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die in ein anderes Land fahren, sich mit einem Drink in die Sonne bratzeln und das war’s. Auch von einer Touri-Ecke zur nachsten zu hetzen, ein Selfi machen und weiter rennen, ist nicht mein Ding.

Ich will wissen, welche Pflanzen und Tiere da wohnen, wie die Landschaft aussieht, wie es riecht (sehr salzig am Ozean zum Beispiel) und vor allem, wie die Menschen sind. Wie wohnen sie? Welche Freiheiten haben sie, ihr Leben zu gestalten? Ich will wissen, was man hier isst und worüber man lacht.
Ich schreibe bestimmt noch über einiges.

Menschen, Nachbarn, Freunde

Tracy wohnt im Haus neben meiner Tochter, gehört zu ihren Nachbarn. Wir hatten sie schon mal kurz auf der Straße getroffen, wo sie uns sagte: „Ich koche für euch.“ Das hat sie dann wirklich getan und zwar hervorragend.
Das bekocht werden ist mir hier öfter passiert. Ich glaube, es ist eine Art Wertschätzung, ein sich um andere sorgen und kümmern. Es ist Freundlichkeit und Willkommen. Das alles trifft auf viele Menschen hier zu und es hat mir gut getan.

Tracy ist ein ganz lieber Mensch, eine Nachbarin, wie man sie sich wünscht. Als der kleine Wüstenhund, der Hund meiner Tochter, sich mal alleine fühlte und weinte, hat sie ihn zu sich ins Haus geholt. Er durfte dann bei ihr auf dem Sofa liegen bis seine Leute wieder kamen.
Überhaupt ist mir aufgefallen, dass unter Nachbarn kaum gemeckert wird (Wir sind da wahrscheinlich Weltmeister!). Man ist sehr tolerant. Auf der anderen Seite des Flusses übt einer Metal, Nirvana und so. Er muss nicht um sein Leben fürchten; man lässt ihn üben.

Als ich mal im Garten meiner Tochter saß, hörte ich Gesang. Da sang sich jemand ein, übte Liedsequenzen, verschiedene Tonarten. Als ich dann Tracy kennengelernt hatte, wusste ich, dass sie das war. Tracy ist Background-Sängerin, singt aber auch Solo und schreibt Lieder für andere.

Mit Eminem (Achtung: Link führt zu Youtube) hat sie gesungen, Christina Aquilera und vielen anderen. Dass ich Eminem sehr mag, habe ich vielleicht schon mal erzählt. Nett ist er, sagte Traci.
In ihrem Haus hängen viele goldene Schallplatten. Platin auch. Wenn ein Sänger das gewinnt, bekommen die, die an der Produktion beteiligt waren, auch eine.

Liebe Tracy, ich freue mich sehr, dass ich dich kennenlernen durfte und danke für das leckere Essen. Es sind die Menschen, die ein Land liebenswert machen. Du hast mir Deines nahe gebracht.
Wenn du mal in Leipzig, in Germany, sein solltest, dann werde ich für dich kochen. Nice to meet you, Tracy.

Besuch in Chinatown in Los Angeles.

Gestern, am Sonntag, waren wir in Chinatown in Los Angeles.
Das erste Chinatown in LA wurde dem Erdboden gleichgemacht, um Platz für die Union Station zu schaffen. Schon das erste Chinatown gehörte chinesischen Einwanderern. Das Zweite erlebte eine moderne Renaissance mit Kunstgalerien, angesagten Restaurants bis hin zu Bruce Lees ehemaligem Studio.

Da war ich nicht, aber hier, in LA, fing es an.

Es war ein grauer Tag. Früh am Morgen hatte es geregnet und die Sonne ließ sich nur selten blicken. In Chinatown aber war ich überwältigt sowohl von der Farbenpracht der Häuser als auch den vielen individuellen Gestaltungen.

Geschäfte zum Beispiel gab es natürlich auch im Überfluss, wo man alles kaufen kann, von Tinnef bis hin zu sehr schönen Sachen. Ich hatte die größte Hochachtung vor den Frauen, die in ihrem Geschäft beispielsweise nähten, stickten, bügelten, Kunden bedienten und dabei immer freundlich waren. Früchte konnte man kaufen, die hatte ich noch nie gesehen.

So viele Touristen sind mir gar nicht aufgefallen, eher Einheimische, für die der Markt wegen seiner Preise sehr lukrativ ist. Wir waren sowas wie Exoten. Meine Tochter wurde gefragt, welche Sprache das ist, die wir sprechen. Und dann wollten sie auch noch wissen, wie lange wir bis LA geflogen sind von Deutschland. 12 Stunden? Das löste Erstaunen aus

gesehen in Chinatown LA

Dieses Motiv hat mir gefallen, wiewohl der Himmel auch grau in grau war. Und ich zeige es dennoch hier im Blog, damit ich mich an mein Schmunzeln später immer erinnern kann.

Wir hatten immerhin Glück mit dem Wetter. Auf der Rückfahrt sahen wir aber, dass sich über meinen Lieblingsbergen schon wieder etwas Heftiges zusammenbraute.

Icke in Chinatown LA

Für mich war es gestern wieder ein schöner Tag und zugleich noch ein interessanter dazu. Ich hätte mich gerne mit den Leuten dort unterhalten, aber dafür spreche ich viel zu wenig Englisch.
Zu Hause werde ich bestimmt noch etwas schreiben über das Land und die Leute. Jetzt bin ich erstmal für die Familie da, bevor ich wieder nach Hause fliege.

Die Jungfrau von Guadalupe und etwas mexikanische Geschichte

Ich friere ja immer schnell und so kauften wir für mich auf einem mexikanischen Markt eine Decke. Die Farben passten, wie ich so auf die Schnelle sah. Am Abend legte ich die Decke auf mein Bett. Sie wird mich warm halten in der Nacht. Im Moment ist es etwas kühl.
Der Schwiegersohn meinte: „Oh, das ist ja die Jungfrau von Guadalupe auf der Decke.“

Das machte mich nun neugierig. Wer war die Jungfrau von Guadalupe?

In Guadalupe in Spanien gab es ein Kloster mit einer besonderen Marienstatue. Dahin begab sich Kolumbus, um von ihr den Segen für seine Weltreise zu erbitten. Als er 1492 auf eine unbekannte Inselgruppe im vermeintlichen Indien stieß, nannte er sie der Gottesmutter zu Ehren „Santa Maria de Guadalupe de Estremadura. Und damit brachte er den Kult um die Jungfrau von Guadalupe in die Neue Welt.

1545 verfasste der Indigene Literat Antonio Valeria eine Schrift zur amerikanischen Guadalupelegende. Danach soll dem Indigenen namens Juan Diego Cuauhtlatoatzin am 9. Dezember 1531 eine Jungfrau erschienen sein. Sie bat ihn, beim örtlichen Bischof vorzusprechen und ihr zu Ehren um die Errichtung einer Kapelle zu bitten. Der Bischof glaubte ihm nicht, obwohl Juan Diego sein Anliegen drei Mal vorbrachte.
Juan Diego kehrte ein viertes Mal nach Tepeyac zurück, wo ihm die Jungfrau anwies, Blumen zu pflücken und in seinen Mantel gehüllt zum Bischof zu bringen. Als er dort ankam, fielen die Blumen heraus, hinterließen einen Abdruck, der sich nach und nach in das Antlitz der Jungfrau verwandelte.

Das Rosenwunder war geboren. Die Kapelle wurde gebaut und ist inzwischen zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorten der Welt geworden.

Die Jungfrau von Guadalupe ist dunkelhäutig. Ihr grüner Mantel und ihr mit Blumen bedrucktes Kleid mit Gürtel soll sagen, das sie schwanger sei. Die indigenen namen diese Figur an und viele konvertierten zum Christentum.

Das Rosenwunder von Guadalupe

Es gibt aber auch Zweifel an der Geschichte. Ja, die Jungfrau von Guadalupe wird sehr verehrt und spielte eine große Rolle im mexikanischen Befreiungskampf gegen Spanien. Es ist egal, ob man Christ ist oder nicht. Die Jungfrau gilt als Schutzpatronin Mexikos.
Aber die Jungfrau ist Juan Diego in Tepeyac erschienen. Dort hatte einst der Tempel einer aztekischen Göttin, der Erdmutter Tonantzin gestanden. Viele waren der Meinung, dass die Göttin wieder auferstanden sei. Also musste ganz schnell eine andere Legende und ein Wunder her. Sind wir doch mal ehrlich: Missionieren konnte die katholische Kirche immer gut. Das ist mir hier an vielen Orten besonders aufgefallen.

die Jungfrau von Guadalupe auf meiner Decke
Meine Decke auf dem Bett, kein tolles Bild, irgendwann werde ich es ersetzen.

Nachlesen kann man das alles unter anderem hier, wenn es interessiert.
Ich hatte jedenfalls meine Kuscheldecke und wieder ein Stückchen Geschichte dazu bekommen. Die Decke wärmt mich fein, denn nachts wird es im Haus ganz ordentlich kalt.

Ach ja, in Kalifornien ist der Feiertag zu Ehren Kolumbus umbenannt worden in „Tag der Indigenen“. Das finde ich sehr gut und auch richtig.


Lasst uns doch mal über’s Wetter reden.

So sagt man doch immer, wenn man reden will oder muss und es fällt einen kein Thema ein. Mir fällt eine Menge ein, aber das ist alles verschoben, denn ich möchte über das Wetter reden.

Viele jüngere Freunde können sich nicht erinnern, so einen Winter im Sonnenverwöhnten Kalifornien erlebt zu haben. Vor sechs Tagen sind wir mit der Tochter nach Long Beach gefahren. „Lasst uns mal heute noch fahren,“ meinte sie, „das Wetter wird schlecht.“ Ich konnte das gar nicht glauben, denn es war sonnig bei 24 Grad.
Gut, dass wir waren.

Warnung vor extremen Wetter
Warnung vor extremen Wetter

Am nächsten Nachmittag tröteten alle unsere Mobilgeräte los. Unwetterwarnung vor Kälte, Sturm, Schnee und Überflutungen! Ich war so was von erschrocken, aber hier scheinen die Warnungen zu funktionieren. Solche Warnungen kamen noch einige Male, einmal mitten in der Nacht. Man soll zu Hause bleiben, wenn es irgendwie geht, hieß es. Das taten wir dann auch und es war gut so. Die Warnungen erscheinen hier immer in Spanisch und in Englisch.

Sturm ist man hier gewöhnt. Die Santa-Ana-Winde, Teufelswinde genannt, gibt es im Winter immer. Solches Wetter erschüttert niemanden. Der Wind jaulte gruslig um das Haus. Alle haben nicht besonders gut schlafen können. Meine Schamanenpalmen bogen sich erschreckend und ich habe alle Minuten aus dem Fenster geillert, ob sie noch stehen.

Dann fing der Regen an.
Es klatschte so viel Wasser in den Garten und in den Hof, dass man meinen konnte, jemand kippt eimerweise Wasser oben aus dem Haus. So heftigen Regen habe ich vielleicht früher in den Gewittern mal erlebt, aber das nur wenige Minuten. Mehrere Tage ging das nun so.
Als das klatschende Geräusch des Regens zu einem intensiven Klopfen wurde, trieb es mich ans Fenster. Es hagelte und die Körner landeten auf dem Spielhaus des Enkels und hüpften wieder hoch. Viele Videos sah man dann im Netz, denn so etwas ist hier ungewöhnlich.

Unwetter und sogar Schnee in Los Angeles
Bildausschnitt, Originalfoto hat der Schwiegersohn gemacht

Ein Stücke hin sind meine Lieblingsberge. Meine Familie macht schon immer Witze, weil sie in Santa Gudrun Mountains umbenannt werden sollten. 😀
Die Berge sind nicht besonders hoch und sie sind nahe an der Stadt Los Angeles. Meine Tochter hat noch nie Schnee darauf gesehen. Jetzt waren sie eingeschneit. Heute vormittag schien die Sonne und der Schnee schmolz rasch. Ein bissel Schneelandschaft habe ich gerade noch erwischt.

Ansonsten hat es bei uns in Los Angeles nur geschüttet wie aus Kübeln. Es werden schon wieder weitere Regenfälle angekündigt. Es sieht auch gerade so aus, als wenn sich die Schleusen jeden Moment öffnen. Nein, das Wetter gefällt mir gerade gar nicht.
Der Los Angeles River hinter der Gartenmauer hat ordentlichen Wasserstand. Vor einigen Tagen hatte ich ihn noch als Rinnsal bezeichnet. „Das ist aber eine Dreckbrühe“, sagte Herr E. Klar doch, der Fluss kommt aus den Bergen und bringt in hoher Fließgeschwindigkeit allerlei Erde von den Berghängen mit.

Hochwasser durch extremes Wetter, LA River
hier fließt der LA River schon wieder ruhiger

Warum ich über das Wetter schreibe?
Es wird allgemein eingeschätzt, dass das, was gerade hier passiert (es ist noch nicht vorbei), eine Folge der Klimaveränderungen ist. Mit dem Jetstream z. B. und seinen Einfluss auf das Wetter sollte man sich mal beschäftigen. (Man kann es nachlesen.) Ich schreibe dazu hier nichts: es sprengt den Rahmen. Fakt ist, dass es den Zusammenhang gibt und die Auswirkungen immer extremer werden, wenn wir nicht endlich zusammenrücken und nach Lösungen suchen. Es ist egal, an welchem Ort der Erde wir uns befinden, denn es betrifft uns alle und überall.

aufräumen mit Kettensäge und schwerem Gerät

Kalifornien hat übrigens ein gutes Umweltprogramm, aber es gibt auch noch eine Menge zu tun. Ich wünsche mir überall solche Bestrebungen mit solcher Konsequenz. Und ich wünsche mir überall die Möglichkeiten, das durchsetzen zu können, also Unterstützungen für ärmere Länder. Darüber schreibe ich bestimmt mal noch, irgendwann, wenn ich wieder zu Hause bin. Und überhaupt weiß ich mal wieder, was ich noch zu tun habe in meinem Leben.
Wenn ich Nachrichten lese, frage ich mich allerdings: Spielt das Thema überhaupt noch eine Hauptrolle?

Eine Folge des extremen Wetters: erst Dauerregen, dann Sturm
Eine Folge des extremen Wetters: erst Dauerregen, dann Sturm

Uns geht es gut und es ist uns nichts passiert. Andere hatten da weniger Glück. Bei meinem letzten Besuch tat es mir weh, Bäume sterben zu sehen ob der anhaltenden Trockenheit. Jetzt konnten sie sich in der aufgeweichten Erde und dem heftigen Sturm nicht halten. Es tut mir leid um jeden Baum in den Parks und Naturreservaten.
Der Flughafen war überflutet. Ich hoffe, dass das nicht wieder passiert, wenn ich den Rückflug antreten werde.

Leben in einem fremden Land

Es gibt Länder, in denen würde ich nicht leben wollen. Ich habe auch nicht die Absicht, auswandern zu wollen. Wenn es aber angebracht oder nötig wäre, dann käme ich hier zurecht. In diesem Land könnte ich leben. Mir wurde schon gesagt, dass Kalifornien nicht die USA seien. Gemeint ist, dass das, was ich hier erlebe, nicht für andere Bundesstaaten zutrifft. Das weiß ich.

Was Gleichstellung, Frauenrechte, Rechte von Minderheiten u.ä. anbelangt, gefällt mir vieles, was von der Gesetzgebung in Kalifornien festgelegt ist. Bis das durch die Köpfe durch ist, dauert es ja bekanntlich immer ein bisschen. Das ist bei uns ja nicht anders.

Begeistert bin ich von der Freundlichkeit hier im Land. Man wird auch im Supermarkt begrüßt und wenn man geht, wünscht man sich einen schönen Tag. Die „ewig alles Anzweifelnden“ würden jetzt wieder etwas von Oberflächlichkeit faseln. Man kann es nennen wie man will, ich bin mit einem Lächeln gekommen und mit einem wieder gegangen. Und das hat mir unglaublich gut getan.

Wir haben eine Schiffstour durch den Hafen und an der Küste entlang gemacht. Als wir an der Anlegestelle ankamen, stand da schon eine lange Schlange. Jemand von der Crew kam und begleitete mich im Rolli als erste in das Schiff. Genauso wurde mir wieder beim Aussteigen geholfen, lieb und aufmerksam. Die Rücksichtnahme auf Behinderte spüre ich ständig, bei den Menschen, auf der Straße im Verkehr, im Supermarkt, immer.

Wenn man hier eine Idee hat und in seiner Garage ein start up gründet (scherzhaft habe ich ja mal gesagt, dass ich eine Marmeladenbude aufmache), ist das viel einfacher als bei uns. Es gibt halb so viele Vorschriften und Verordnungen, wahrscheinlich, weil es gut ist, wenn man etwas für sich selber tut und nicht nur auf Hilfe angewiesen ist. Vom Tellerwäscher zum Millionär wird wahrscheinlich eine Legende bleiben, aber am Machen hindert einen niemand. Da gibt es viel Freiheit.

Das Leben in Los Angeles ist teuer, die Wohnkosten ganz besonders. Ich würde meine Rente hier bekommen und weil die jämmerlich ist, zahlt der Staat Kalifornien dazu. Auch eine staatliche Krankenversicherung würde ich bekommen und einige Unterstützung wegen meiner Behinderung. Bleiben darf ich, weil meine Tochter hier lebt und arbeitet, US-Bürger ist.

Manches ist allerdings überall gleich: die Bürokratie. Sich da durch zu wursteln ist nicht ganz einfach. Ich hätte da noch Glück, weil meine Tochter damit beruflich ständig zu tun hat und sich auskennt.

Einkaufen gehen wir hier inzwischen auch alleine. Ich war beim Frisör. Beim Arzt war ich nicht und das sollte auch so bleiben. Angst davor hätte ich allerdings nicht. Wenn man muss, dann geht so vieles. Hemmungen fallen alsbald weg.

Heute habe ich einen Zitronenkuchen gebacken. Die Maßeinheiten umrechnen geht inzwischen gut, die Temperatur am Backofen von Celsius in Fahrenheit auch. Die Vokabeln für die Backzutaten sind nun auch im Kopf. Alles bestens, würde ich mal sagen.

Vokabeln lernen, Maßeinheiten umrechnen und einen Kuchen backen im Fremden Land

Fazit:
Ja, ich könnte hier leben. Und ja, ich freue mich aber auch wieder nach Hause zu können.
Die Fragestellung, ob ich in einem anderen Land leben könnte, ist für mich als Ostdeutsche besonders interessant und auch ein bisschen neu. Ich habe mich das bisher noch nie gefragt.

Der Grapefruitbaum hängt die Ohren: Regen und ungewöhnlich starke Kälte im fremden Land
der Grapefruit-Baum hängt heute etwas die Ohren

Es hat übrigens heute gegraupelt. Kalt ist es noch mal geworden. Es ist eben Winter in Kalifornien und der ist in diesem Jahr ungewöhnlich kalt. Die Wüste ist halt auch gleich nebenan.
Mein tägliches Sonnenbad habe ich aber bekommen. Alles ist gut.

Zu Besuch bei Captain Kirk in den Vasquez Rocks.

Zum Bloggen komme ich einfach nicht oft. Schlimm ist es nicht. Manchmal ist es gut, wenn man man in der Versenkung verschwindet und außerdem geht das Leben in der Familie immer vor. Mein Enkel ist zu goldig.
Aber von den Besuch in den Vasquez Rocks möchte ich erzählen.

Mit dem Rolli in den Vasquez Rocks
einsam in der Wüste

Vasquez Rocks ist ein Park in den Sierra Pelona Mountains  im Norden des Los Angeles County, etwa eine Autostunde entfernt von Los Angeles. Wegen des bizarren Aussehens wurden die oft in steilen Winkeln nach oben ragenden Felsen zu Drehorten der besonderen Art gewählt. Captain Kirk zum Beispiel kämpfte hier seinen legendären Kampf gegen die Aliens.

Um 1873 nutzte der bekannte und kontrovers diskutierte kalifornische Bandit Tiburcio Vásquez das Gebiet als Versteck vor den Gesetzeshütern; daher der Name. Die Stadt Los Angeles erwarb nach und nach das Gebiet, so dass es heute ein einzigartiger Naturpark ist, in dem man gut wandern kann.

die Vasquez Rocks

Wandern konnte ich natürlich nicht. Mit dem Rolli musste ich sehen, dass ich über Stock, Stein und Sand kam. Einfach war es nicht, aber ich hatte ja meine Familie bei mir. Zwischen den Felsen fühlte ich mich, als ob mir die ganze Welt gehört; auch wenn ich nicht da hinauf klettern konnte.

Gestein in den Vasquez Rocks

Schiefer-, Basalt- und rötlich-braunen Konglomerat findet man hier, manchmal eingebettet in Sandstein. Der Boden ist karg und doch sieht man Pflanzen, die dann besonders schön wirken. Ich habe noch nicht heraus gefunden, was das für ein Blümchen ist. Ich bleibe aber dran.

kleine lila Wüstenblume

In dem Felsen und in der harten Erde befinden sich keine Höhen. Zu gerne hätte ich gewusst, wer da lebt. Zu sehen war keiner. Ich schätze, dass das Leben in der Dämmerung beginnt. Dann kehrt Ruhe ein im Gelände.

Vor einigen Jahren hatte mein Sohn mal die wahnwitzige Idee, in der Wüste zelten zu wollen. Man hat es ihm erfolgreich ausgeredet, aber ich habe uns schon mal einen Zeltplatz heraus gesucht. 🙂
Ob es allerdings angenehm wird? Mmmm.

Margins in den Vasquez Rocks
Kargnis -Wüste eben

Auf der Rückfahrt hat mich meine Tochter aufmerksam gemacht, dass die Hänge der Berge beginnen sich gelb zu verfärben. Das ist der Anfang der Mohnblüte. In wenigen Woche ist alles komplett gelb.
Zu Hause hatte ich kalifornischen Mohn in meinen Pflanzkasten gesät. Fein gewachsen ist er, aber geblüht hat er nie. Im fehlte die nötige Menge an Sonne. Wenn ich wieder zu Hause bin, versuche ich es noch mal. Der Mohn bekommt das sonnigste Plätzchen im Garten.

die Mohnblüte beginnt
beginnende Mohnblüte

Besuch im Griffith Observatorium in Los Angeles

„Ich liebe die Sterne zu sehr, um Angst vor der Nacht zu haben“ (Galileo Galilei)

Wir hatten uns auf den Weg gemacht zum Griffith Observatorium, gelegen am Südhang des Mount Hollywood in den Santa Monica Mountain in Los Angeles. Wir sind zuerst die Interstat 5 entlang gefahren, die Bundesstraße, die von der kanadischen Grenze bis zur mexikanischen führt. Dann haben wir den uns schon bekannten Hollywood Boulevard gekreuzt und sind die Berge hinauf. Das Griffith Observatorium wollte ich schon beim letzten Besuch aufsuchen, aber da hatte Herr E. ja seine Brille im Ocean versenkt und wir wollten eine neue besorgen.

der Wohltäter des Griffith Observatoriums
Griffith J. Griffith

Als wir abbogen auf die Straße in die Berge, stand da eine Statue. Mir war sofort klar, dass das der Wohltäter des Observatoriums sein musste, dessen Namen es trägt. Spätere Recherchen zeigten, dass ich Recht hatte.
Griffith kaufte im 19. Jahrhundert Land auf dem Berg und legte in seinem Testament fest, dass die Stadt Los Angeles das Land und Geld bekommen sollte, um dort ein Observatorium zu bauen, welches für jeden zugänglich sein sollte und nicht versteckt in den Bergen nur einer Elite oder nur der Wissenschaft.
(Die Geschichte kann man hier lesen, sich auch übersetzen lassen.)

Aufgang zum Griffith Observatorium
Aufgang zum Griffith Observatorium

Die Sonne schien an diesem Tage, ja, aber es war arg windig und ganz ordentlich kühl. Ich habe sogar streckenweise gefroren in meinem Rollstuhl. Auf meinen Bildern sieht man auch Leutchen im Shirt und in kurzer Hose. „Die kommen alle aus Alaska“, meint die Tochter und: „Im Sommer würden die hier den Hitzetod sterben.“

das Griffith Observatorium
der Maunt Hollywood

Im Griffith Observatorium gibt es wunderbare Ausstellungen. Man erfährt viel über die Urväter der Astronomie, aber auch über unser Sonnensystem, die Mondphasen, die Aktivität der Sonne und vieles mehr. In alle Räume konnte ich nicht. Es war mir zu voll, zu eng und das Manövrieren mit dem Rollstuhl strengte mich zu sehr an. Von der Gestaltung der Ausstellung aber und vom Inneren des Observatoriums war ich hellauf begeistert.

Mein Sohn hatte mir den Besuch im Griffith Observatorium nahegelegt, einmal, weil es hochinteressant ist und zum zweiten, weil man eine wunderbare Aussicht hat auf die Stadt Los Angeles. Man kann zum Beispiel des ganze Los Angeles Becken überschauen und falls das Wetter klar ist, sieht man den Ozean.

ganz hinten ist der Ocean

Viele wandern da hoch. Es gibt nämlich schöne Wanderwege den Berg hoch bis zum Observatorium. Das kann ich nun nicht mehr, aber ich freue mich so sehr, dass ich da oben auf dem Berg sowie im Observatorium sein durfte.