Experimentieren mit Wolle und Garn

Man braucht nicht sehr viel, um glücklich und zufrieden zu sein.

Es wird mal wieder Zeit zum Bloggen. Ich habe die Langsamkeit geübt, d.h. in aller Ruhe habe ich meine Französisch-Lektionen gemacht und ich habe mit Wolle und Garn experimentiert. Für beides musste ich nicht im Dauerlauf durch das Leben zu rennen und darüber hinaus hat mir beides viel Freude gemacht und die Ruhe und Gemächlichkeit hat mir sehr gut getan.

Ich hatte ein Wollprojekt gesehen, an dem ich mich probieren wollte. Also habe ich meine Bestände durchgesehen und habe mir passende Wolle zusammengesucht. Hier entsteht mein blaues Garn. Also ran ans Spinnrad und spinnen und kardieren.

Mit dem neuen Spinnrad tat ich mich lange etwas schwer. Ich will nicht einfach nur spinnen, was ich immer gesponnen habe, sondern genau das Garn, welches ich für ein bestimmtes Projekt haben will. Kammgarn, Streichgarn, langer Auszug für weiches Garn, dünneres Garn als Kettgarn, jedes ist anders und alles bekam ich mit diesem Spinnrad erst nach langem Üben hin. Ich hatte es zeitweise sehr bereut, Ashford (Hersteller in Neuseeland) untreu geworden zu sein. Das passiert mir auch nicht noch einmal.

Für das zweite Garm habe ich Reste zusammen gesucht und mit den Handkarden gemischt. Für den allerletzten Rest gebe ich noch weiße Wolle dazu. Das wird die Schaumkrone auf dem aufgewühltem Meer. Das zweite Garn habe ich noch auf dem Spinnrad. Wie gesagt, ich mache mir keinen Druck, arbeite in aller Ruhe und mit Gemächlichkeit. Das macht den Kopf frei und einen solchen werde ich noch gut gebrauchen können in der nächsten Zeit.

Strickprobe aus selbstvesponnener Wolle zu dem Garn, welches ich will.
Strickprobe

Eine Strickprobe habe ich auch gleich mit erledigt. Ich musste ein bissel tüfteln, denn ich will in einer gerade Fläche unterschiedlich dickes Garn verarbeiten. Dickes Garn braucht natürlich mehr Raum, aber die Ränder sollen gerade bleiben. Verschiedene Nadelstärken habe ich probiert, sowohl für das weiße Garn, als auch für das dickere.

So ähnlich wird alles mal aussehen

Das richtige Strickstück wird letztendlich quer verwendet. Ich will mir einen Pullover aus meinen Resten machen. Reicht das Garn diesmal nicht, bekommt der Schwiegersohn zu Weihnachten einen Schal zu den Hüttenschuhen dazu. Ich ahne, dass es so wird und ich nehme dann für den Pullover eben einen zweiten Anlauf.

Ich bin so froh, dass ich seit vielen Jahren meine Wolle und mein Garn habe. Die Tüftelei damit, das Probieren, Verwerfen und neu Beginnen beschäftigt mich sehr. Und wenn dann endlich etwas fertig wird, so wie ich es mir vorgestellt habe, dann macht mich das froh und zufrieden. Schade, dass ich bei der Berufswahl Textildesign nicht auf dem Schirm hatte.

Übrigens habe ich gestern auf Arte einen Film gesehen, den ich nur empfehlen kann. Der Film „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ erzählt eine ganze Menge von den Leuten in dem Land, welches es eben nicht mehr gibt. Und ich habe mich an einigen Stellen wiedergefunden.

Die Handstulpen mit Vogelmotiven sind fertig.

Ein Nachtrag zum letzten Beitrag

Da braute sich auch bei uns mal etwas zusammen. Traurig bin ich nicht, wenn ich mal drinnen bleiben muss, denn ich habe genug zu tun. Meine Kräuter habe ich verarbeitet und ich habe meine Handstulpen fertig.

Handstulpen mit Vogelmotiven bestickt

Es kann schon sein, dass meine Vögel vor dem Fenster mich zum Motiv inspiriert haben. Die Beeren, die jetzt an den Büschen reifen natürlich auch.
Ich freue mich immer sehr, wenn ich etwas geschaffen habe, weil es mir Zufriedenheit gibt und Stolz.

meine bestickten Handstulpen aus Schafwolle

Im Winter werden sich meine Hände über die angenehme Wärme der Schafwolle freuen. Schafwolle bringt die Eigenschaften mit, die ich so gut finde. Die Farben tun mir gut und wecken die Vorfreude auf den Frühling.

Das Projekt „Handstulpen sticken“ hatte ich gut vorbereitet, Proben gestickt, farbige Wolle dafür gesponnen, geübt, verworfen, geübt. Auch jetzt ist nichts perfekt, aber es wird immer besser. Ausdauer braucht man und die Geduld zum Üben.

Die nächsten Projekte warten schon. Die Tochter meiner Freundin heiratet und sie ist genau so ein Schafnarr wie ich. Für sie soll ich Schäfchen filzen. Natürlich ist auch ein Schwarzes dabei, welches aus der Reihe tanzen soll und dafür steht, dass auch mal was anders sein kann. (So ähnlich wie unten soll es wieder werden.)
Handstulpen mache ich auch mal wieder, aber erst an langen Winterabenden.

Handstulpen und sonstiges Farbiges

Es sieht draußen aus wie Weltuntergang. Mein Sohn ist zu Besuch und die Männer sind Angeln gegangen. Dafür ist das Wetter ja nie schlecht.
Ich mag mich jetzt nicht an das feuchte Ufer eines Sees setzen und arbeite lieber zu Hause an den Handstulpen weiter und sticke.

gestrickte Handstulpen besticken - fast fertig

Fertig sind die Stulpen noch nicht, aber fast. Dann versorge ich mal noch den zweiten Arm mit einer Handstulpe. Die Wolle tut Hand und Armgelenk gut und über Farbiges freue ich mich gerade besonders. Ich habe nun mal bunte Kleidung und da passen die Armstulpen gut. Ich muss mir keine Teuren kaufen, will das auch nicht.

bestickte Handstulpen aus selbstgesponnener Wolle

Auf dem Balkon werden die Tomaten gelb. Sie sind so und schmecken sehr gut. Im Garten war ich ein ganzes Weilchen nicht. Herr E. sagt, dass viele Kürbisse wachsen und Gurken und Bohnen auch. Ich muss da wieder mal hin und schauen.

Die Tomaten werden reif und das in meiner Lieblingsfarbe.

Vor dem Fenster tummeln sich viele Spatzen und Meisen. Die Jungen siehen manchmal „ordentlicher“ aus als die gestressten Eltern. Inzwischen fressen fast alle alleine. In der Mauser sind sie alle. Die Spatzen bekommen ihre schöne Färbung an den Flügeln. Mein Zorro oben links sieht aus wie ein begossener Pudel, aber es regnet ja auch. Wer weiß, vielleicht landet sein Abbild irgendwann auch auf Handstulpen.

Stricken und sticken für einige Momente Ruhe.

Fast scheint alles normal. Fast.

Die Wildrosen vor meinem Balkon blühen. Ein feiner Duft liegt in der Luft. Wir haben die Büsche selber verschnitten im Frühling, nicht nach dem Hausmeisterschnitt, so dass es nie wieder blüht oder gar krümelt.
Fast scheint alles normal was ich sehe, tue, rieche. Es ist es aber nicht. Da draußen zu sitzen und zu stricken und sticken lenkt ab, aber es macht nichts unbedingt besser.

neben den Wildrosen sitzen und stricken und sticken

Im Moment fühle ich mich hilflos, weil ich denke, dass einiges quer läuft in der Welt und ich nicht genügend dagegen unternehmen kann. Und ich kann gar nicht genug stricken und sticken, um es mal für einen längeren Zeitpunkt zu vergessen.

  • Vielerorts brennt es, so sehr, dass New Yorck in Dunst gehüllt ist und die Menschen freiwillig die Masken aufsetzen, die man ihnen in Corona-Zeiten gegeben hat. Es gäbe so viel zu tun in Sachen Umwelt, für alle und jedes Land. Stattdessen werden Kriege geführt, quer über die Erde verteilt und auch einer, der uns verdammt nahe kommen kann.
  • Friedensbewegungen werden fleißig in ein krudes Licht gestellt. Manch einer oder eine beschließt, da nun nicht mehr hin zu gehen. Und da, wo das Thema „Frieden“ immer eine große Rolle spielte, treten „Militärs“ oder Beführworter auf, haben eine Bühne. Viel zu wenige stören sich daren, dass alle Ministerien sparen müssen im nächsten Jahr, äußer … ihr ahnt es schon.
  • Rechtspopulismus nimmt zu. Im Umfragehoch ist eine Partei, die sich nicht um soziale Dinge kümmert, die auch nicht mehr Mittel für Bildung will, wohl aber Arbeitslager für Schulschwänzer, Schulabbrecher und Schulstreiker. Man prüft, ob diese Partei verboten werden kann anstatt mal ganz genau hinzuhören, warum die so einen Zulauf bekommen, auch von jenen, die eigentlich nix mit der Partei zu tun haben wollen.
  • Heute striken die DHL-Mitarbeiter am Flughafen Leipzig. Das finde ich richtig so, denn sie bekommen 500 – 700 Euro weniger für gleiche Arbeit als an anderen Standorten. Oh, es gibt viele solcher Ungerechtigkeiten und dazu auch Meinungsunterschiede. Aber darüber redet man nicht gerne und man will auch nun nicht mal endlich anfangen, das zu ändern. Zurück bleibt Unzufriedenheit.
  • Am Montag beginnt das größte Nato-Manöver. Ganz ehrlich, ich das mag das nicht; mal abgesehen von der großen Menge an Kerosin, die in den Himmel düst. Was wird, wenn dieses „Zeigen von Stärke“ als Provokation und Bedrohung aufgefasst wird? Wie wird die Reaktion darauf ausfallen? Und wo rumst es, wenn es rumst? Bin ich darauf vorbereitet? Wohl nicht!
    Ich hatte noch nie solche Existenzängste.

    (Meine Liste hat noch viele solcher Punkte, aber ich lass es dabei bewenden. Ich möchte viel lieber über angenehmere Dinge schreiben, aber diese hier sind da, müssen irgendwie verarbeitet werden und einfach mal raus.)

Um sie habe ich noch mehr Angst als um mich, um die Tiere und Pflanzen. Das kleine Spatzenmädchen ist noch nicht lange aus dem Nest raus. Die Eltern haben den Futterplatz gezeigt und nun muss es sich selbst versorgen. Ich möchte, dass sie das schafft und vielleicht hier bei mir bleibt. Hier ist es allerdings knochentrocken und deshalb fülle ich die Wasserschalen und Futternäpfe.
Es gibt viel zu wenige Insekten und Marienkäfer und Schmetterlinge gar nicht.

stricken und sticken
stricken und sticken – mein Mustertuch

Und nun komme ich wirklich zum Stricken und Sticken.
Damit beschäftige ich mich gerade wieder. Ich habe Armstulpen gestrickt und weil ich sie passend für meine bunte Kleidung will, sticke ich Farbiges darauf. (Oh, ich muss noch grüne Wolle kaufen und spinnen.) Vielleicht behalte ich die Stulpen auch gar nicht für mich selbst.
Diesmal versuche ich mich am Rosenstich oder Webstich. Ich nehme alles mit in den Garten morgen. So gelingt es mir, auf dem Poppes sitzen zu bleiben und nicht Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht mehr tun sollte und die mir nicht bekommen.

Ein schönes und friedliches Wochenende wünsche ich uns allen.

Und sie webte ihre ganze Liebe mit ein.

Es klingt wie im Märchen, ist aber gar keins. Aber mit Liebe hat es schon zu tun: mit meiner Liebe zu Wolle, zur Arbeit mit diesem Rohstoff und damit, etwas verschenken zu wollen. „Sie“ webt ja auch nicht, will sticken.

Vorbereitungen sind ja schon ein bisschen nervig, weil sie ja immer nur Fragmente zeigen, nie etwas Fertiges. Es hat sich aber bewährt, alles zu überlegen oder auszuprobieren, was einem so eingefallen ist. Das erspart böse Überraschungen, Umsonstarbeiten im großm Stil und Neuanfänge.

Ich hatte mal wieder Lust, zu sticken. Da gibt es auch eine Menge Material dazu, Vorlagen und Anleitungen. Alles war auf speziellem Webstoff gefertigt, so dass man sich einfach an Zählmuster halten konnte. Ich habe aber als Untergrund mein Gestrick und das auch noch aus meiner handgesponnenen Schafwolle, die nie so gleichmäßig ist. Deshalb habe ich mir Probeläppchen gestrickt und probiert.

Eine Zeichnung in Originalgröße anfertigen
Eine Zeichnung in Originalgröße anfertigen

Als nächstes zeichnete ich die Armstulpen, die bestickt werden sollen, in Originalgröße auf. Es wäre nicht schön, wenn alles plötzlich nicht passen würde, zu klein oder zu groß wäre. Also passte ich meine Entwurfs-Zeichnung der Größe der Stulpe an.

Diese Vorbereitung ist für mich nicht unangenehm, denn meine Liebe gehört ja auch dem Zeichnen.
Diese Vorbereitung ist für mich nicht unangenehm, denn meine Liebe gehört ja auch dem Zeichnen.

Auf meinem Blatt ordnete ich Blätter an, Blattstiele und Beeren.
Probegestickt hatte ich es ja schon mal. Die Stiche musste ich erst lernen und habe auch gleichmal geflucht wie ein Rohrspatz. Aber dann hatte ich es.
Das kann übrigens jeder; man muss nur ein bisschen Ausdauer haben und üben, üben, üben.

fertiger, farbiger Entwurf
fertiger farbiger Entwurf

Das Motiv soll sie tragen, die Stulpe für den rechten Arm.
Ich liebe meine Bundstifte sehr und so hat das Zeichnen sogar Spaß gemacht. Seit meiner Kindheit zeichne ich mit Stiften von KOH-I-Noor, den tscheschischen Stiften aus České Budějovice in Südböhmen. Mein Vater kaufte sie mir und oft bekam ich welche zu Weihnachten geschenkt. Billig waren die auch zu DDR-Zeiten nicht und sie wurden genutzt, bis ich das Stummelchen wirklich nicht mehr halten konnte.

farbiges Stickgarn nach der Farbe des Untergrundes auswählen
farbiges Stickgarn nach der Farbe des Untergrundes auswählen

Es ist immer ratsam, das farbige Stickgarn mal auf den Untergrund zu legen. Ich hatte mir zuerst ein „Grün“ gewählt, welches fast mit dem Untergrund verschmolz. So geht es besser.
Tja, und nun muss ich ran an die Nadel! Lange Zeit ist ja nun nicht mehr bis Weihnachten. Und da will ich sie verschenken, meine gestrickten und bestickten Armstulpen. Di Person, die sie bekommen wird, mag ich sehr und so sticke ich meine Liebe mit ein.

Ehe ich aber mit der Stickerei beginne, muss ich noch von einem ganz besonderen Besuch erzählen.
Ich hatte nämlich heute ein Rotkehlchen am Futterplatz auf dem Fensterbrett. Hach, wie habe ich mich gefreut, denn ich sah lange keines. Und aus dieser Freude heraus, hatte ich gleich noch eine Idee. Aber dazu ein andermal.