Kleckerkram

„Räum bloß nun mal deinen Kleckerkram weg!“ Ich kann mich noch gut an die Worte meiner Mutter erinnern, wenn es auf dem Tisch in meinem Kinderzimmer wiedermal wüst aussah. Manchmal beschäftigte ich mich mit mehreren Dingen und so lagen viele Kleinigkeiten herum, die scheinbar kein Ganzes ergeben konnten. Kleckerkram eben.

So ist es auch mit Kleckerkram jetzt manchmal. Es gibt unvorhergesehene Pausen und welche, die ich machen muss, geistere oft zwischen Projekten hin und her oder sehe plötzlich etwas vor dem Fenster, was mich erstmal die Kamera holen lässt. In meinem kleinen Chaos finde ich mich aber gut zurecht.
Mein Spinnstübchen ist bei mir zu Hause.

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Hüttenschuhe für ein bisschen Wärme.

Meine Stimmungslage kann ich gar nicht beschreiben im Moment. Da ist gerade alles dabei. Ich bin traurig, wütend, hilflos, ängstlich, aufmüpfig … Das was jetzt in der Welt passiert ist fast unfassbar und macht mich sprachlos. Aber genau das mochte ich nicht sein.
Ich musste mich heute erstmal sammeln. Und wie kann ich das am besten? Indem ich mich in meinern Wollkisten „vergrabe“. Ich habe die nächsten Hüttenschuhe geplant und vorbereitet, weil ich dabei am besten denken kann. Ich will nicht untätig zusehen, wenn im eigenem Land und auch anderswo in der Welt Ungutes passiert.

Meine Hüttenschuhe

Ich habe schon viele Hüttenschuhe gestrickt und nicht von allen habe ich noch Fotos. Die hier habe ich mir noch auf dem Rechner zusammengesucht. Das Garn für die Schuhe spinne ich selbst. Das heißt, ich habe immer ein bisschen Vorbereitungszeit nötig und Planung. Irgendwann will ich für ein Kind Schafschuhe stricken und überlege jetzt schon, wie ich meine „Fusselwolle“ für das Schaffell hinbekomme.

Es ist mir zu langweilig, immer die selben Hüttenschuhe zu fertigen. Also setze ich mich hin und zeichne verschiedene Möglichkeiten auf, so lange, bis mir eine gefällt.
Diesmal will ich zwei verschiedene Garne kombinieren, verschieden nach der Farbe und nach der Wolle zweier verschiedener Schafrassen. Und bei aller Spielerei sollen die Hüttenschuhe ja auch noch haltbar sein.

Strickprobe

Die Nadelstärke musste ich wählen und dann mal schauen, ob die beiden Garne aus reiner Schurwolle sich miteinander vertragen. Sie tun es. Bei der Gelegenheit habe ich gleich noch die Maschen ausgezählt und nun kann ich beginnen mit meinen Hüttenschuhen. (Ich werde sie zeigen, wenn ich sie fertig habe.)
Weihnachten werde ich sie verschenken, für ein bisschen mehr Wärme. Das kann, glaube ich, jetzt jeder vertragen.

Ich mache mal weiter, denn ich habe noch einige Projekte vor in der nächsten Zeit.

Funkstille

Und dabei wollte ich so viel aufarbeiten!

Eigentlich wollte ich schon längst am Webrahmen sitzen, aber manchmal kommt es anders als geplant.
Ich hatte mit der Zeitverschiebung von LA hierher und mit einem Rheumaschub zu kämpfen und dann hatte Herr E. einen Unfall. Gestern nun hatte er endlich seinen OP-Termin, nachdem er einige Tage mit seinen kaputten Knochen klar kommen musste. So eine große Hilfe als Hilfskrankenpfleger bin ich ja nun nicht. Naja und so war eben Funkstille.

Über Krankengeschichten schreibe ich nicht gerne. Das erinnert mich so an die Geburtstage meiner Tanten. Ich saß als Kind da und musste mir das anhören.
Ich merke aber, dass etwas gewaltig nicht stimmt in unserem Gesundheitswesen. Und nicht nur dort, auch in den Schulen und Kindereinrichtungen und in anderen Bereichen, die keinen Gewinn erwirtschaften. Da kann man ruhig sparen und alles sich selbst überlassen. Man muss sich dann nur nicht scheinheilig wundern, wenn einiges aus dem Ruder läuft oder 12 jahrige Kinder Dinge tun, die man sich kaum vorstellen kann.

Mein Gastkater kommt nicht zu mir in die Wohnung. Schade, denn ich hätte ihm gerne mal ins Fell geheult, wie den Katzen, die bei mir wohnten.
Aber sein Kasperletheater mit den Krähen draußen, veranstaltet er noch immer. Damit bringen mich die Viechter da draußen immer wieder zum Lachen.

Die Krähen und der Kater kennen sich schon. Mir ist aufgefallen, dass sie sich nichts tun, nur ein Schauspiel abziehen wie beim Wrestling. Die Krähen bauen danach an ihrem Nest weiter und der Kater geht in seinen Korb auf meinem Balkon. Ist ja auch anstrengend, so ein Schaukampf!

Es war also nichts von der Wäscheleine!

Ach ja , zum Nestbau fällt mir noch etwas ein.
In der hohen Tanne, am Nest (grüner Pfeil) bemerkte ich gestern etwas Rotes und dachte so bei mir: “ Da hat der Wind wohl jemand den Schlüpper von der Leine auf die Tanne gezerrt?“ Es war aber Absperrband, was die Krähen da hoch bugsiert hatten (roter Pfeil).
Ich muss also keine Sorge haben, dass jemand seine Dessouses sucht. Dass aber überall Plastikmüll herumliegt, ärgert mich sehr. Für den Nestbau ist das ungeeignet. Das haben meine Krähen dann wohl auch gemerkt.

Ich war die letzten Tage immer so unkonzentriert in meiner selbstauferlegten Funkstille, aber eine kleine Filzerei mit der Nadel habe ich dennoch fertig gebracht. Es sind inzwischen schon einige Küken entstanden. Ich weiß noch nicht, ob ich sie zu Ostern an die Büsche vor meinem Balkon hänge oder gleich verschenke. Hier wohnen einige Menschen, denen es gerade nicht gut geht. Vielleicht ist es ein ganz kleiner Trost, weil da jemand ist, der an einen denkt.

Osterkücken, mit der Nadel gefilzt
Ich muss mal wieder eine Anleitung schreiben.

Ich arbeite jetzt meine Kalifornienreise weiter auf. Auch da habe ich noch einiges zu erzählen, weil das andere Land meine Sicht auf die Welt verändert hat. Funkstille aber will ich nicht wieder haben, es sei denn, mir gehen die Themen aus.

Die Druckerahle im Spinnstübchen

Geschichten erzähle ich ja gerne: Märchen den kleinen und anderes den Großen.
Lasst mich eine kleine Geschichte erzählen; zur Druckerahle komme ich gleich.

Im Unterricht, bei den Mediengestaltern habe ich immer dann erzählt, wenn wir einen langen Tag hatten und müde waren. Ich erzählte zum Beispiel von Alois Senefelder, der einst vergeblich nach einem Verlag für seine Texte suchte und schließlich die Druckverfahren revolutionierte. Not macht erfinderisch.

Senefelder nannte man den „Steinschreiber“, weil er auf Kalkschieferplatten schrieb, zeichnete oder malte, allerdings in Spiegelschrift und mit sehr fetthaltiger Tusche oder Kreide. Der Stein muss dann immer wieder mit Wasser befeuchtet und danach die ebenfalls sehr fettreiche Druckfarbe aufgetragen werden. Wo man gezeichnet hat, ist sehr viel Fett, das Wasser perlt ab, und die Druckfarbe bleibt hängen.

Man erzählte sich, dass Senefelder die ersten Versuche auf der Suche nach wiederverwendbaren Druckformen mit den Zinntellern seiner Mutter machte. Weil die immer dünner wurden und irgendwann die Suppe durchgetropft wäre, gab es Ärger im Hause Senefelder.

Wie kommt eine Druckerahle in das Spinnstübchen?

Es fing alles an mit den gerade gestrickten Hüttenschuhen, die Ihre Sohle bekommen sollten. Die Sohle wird angenäht, hat dafür extra vorgestanzte Löcher. Die aber passten hinten und vorne nicht. Was ich auch versuchte, neue Löcher in das Leder zu bekommen, es gelang mir nicht.
Da sagte mir Herr E., dass er ein Werkzeug für mich hätte: eine Druckerahle.

Wozu brauchen Drucker eine Druckerahle?

mein altes Bild: Bleilettern für die Gutenberg-Druckerpresse in Heide

Schriftsetzer brauchten so ein Ding, um einzelne Buchstaben aus dem Satz zu heben und zu ersetzen und zum Ausbinden des Satzes. Das leuchtete mir auch immer ein. Aber wozu brauchen Drucker eine Druckerahle?

links ist die Druckerahle/ rechts eine Schusterahle

Nach dem Andruck im Hochdruckverfahren sah der Drucker, ob alle Lettern und Zeichen ein gleichmäßiges Bild ergaben. Manchmal mussten einzelne Buchstaben „unterfüttert“ werden. Mit der Druckerahle wurde ganz vorsichtig diese Zeichen angehoben, um Seidenpapier unterlegen zu können, bis das Druckergebnis zufriedenstellend war.

Nachsatz

Ich mag solches Wissen und auch solche alten Geräte. Beides sollte erhalten bleiben.
Herr E. hat seine Druckerahle nicht herausgerückt, denn die hatte er überreicht bekommen nach Abschluss seiner Druckerlehre. Für die nächsten Hüttenschuhe habe ich jetzt eine Schusterahle. Die hatte Herr E. nämlich auch noch und die ist jetzt meine.

Mir der „Druckerey“ habe ich nichts mehr zu tun, aber ich freue mich, dass ich die Geschichten mit ins Spinnstübchen nehmen konnte.

Wenn es Abend wird im Spinnstübchen …

… dann ist alles irgendwie gut.

Ich verarbeite gerade in meinem Spinnstübchen die letzte Wolle der Leineschafe vom NABU nebenan. Das fertige Garn werde ich mitnehmen, wenn ich wieder auf große Reise gehe. Schließlich will ich auch dort etwas zu tun haben und ich möchte den Farmer mit seinen Schafen und Ziegen wieder besuchen und auch etwas schenken aus der Wolle von hier.

Die letzte Wolle der Leineschafe wird verarbeitet

Abends ist es in meinem Spinnstübchen besonders gemütlich. Das Spinnrad surrt (ohne Strom), der Tee duftet (und sorgt für Wärme), gedämpftes Licht lässt vieles unwichtig erscheinen, auch meine Schmerzen, die gerade heftig sind, auch weil es jede Menge Tricker gibt.

Gemütlichkeit im Spinnstübchen
Wärme und ein bisschen Lichterglanz

Gleich werde ich in meinem Spinnstübchen die beiden Fäden verzwirnen, so dass es ein ausgewogenes Garn ergibt. Und nebenbei werde ich Musik hören, diesmal Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“. Es passt ja irgendwie zu der Winterzeit jetzt, stimmt’s? Ich erwische mich gerade dabei, dass ich das im Spinnrad im Takt der Musik trete.
Meinem Musikervater bin ich sehr dankbar, dass er mich Hören gelehrt hat. Nichts ergreift mich mehr als Musik.

zwei Spatzenmädchen vor dem Spinnstübchen

Etwas Schönes möchte ich aber noch zeigen. Das sind zwei Spatzenmädchen aus der Spatzengang, die sich jeden Tag am Futterplatz von meinem Fenster tummeln. Für ihr Futter werde ich immer sorgen, denn ich bin sehr froh, dass sie im Winter hier bleiben. Manche von meinen gefiederten Freunden haben Namen. Nein, ich werde nicht wunderlich. Ich war schon immer so. 😀

Ach, es sind manchmal die ganz kleinen Dinge, die einem das Herz erwärmen können.

Und das nächste Projekt wartet schon.

Wenn ich etwas zu wuseln hatte, konnte ich mich schon immer gut entspannen. Als Kind habe ich mich immer auf die Sommerwiese gesetzt und einen Kranz geflochten aus allem, was ich fand auf der Wiese. Zu Hause bekam ich zwar Ärger, weil ich zu spät kam, aber den bekam ich mit Kranz auf dem Kopf. Alles war nicht so schlimm.

Zweimal hat es mir so richtig das Leben umgekrempelt, aber wirklich so richtig. (Ich glaube, das dritte Mal passiert jetzt gerade wieder.) Ach, darüber will ich nicht viele Worte machen. Geholfen hat mir immer, wenn ich mich auf etwas konzentriert, probiert und verworfen, noch mal gemacht und schließlich geschafft habe. Dann habe ich mich gefreut wie Bolle und hatte auch Kraft, mich um anderes, manchmal arg Unangenehmes zu kümmern.

Das Projekt Schal ist beendet und bei den Hüttenschuhen warte ich noch auf die Sohlen. Dann kann ich die Schuhe gestalten, nach meiner Art. Darauf freue ich mich schon sehr.Eigentlich habe ich die Wollprojekte nur angefangen, damit die Hände beschäftigt sind und der Kopf frei wird. Jetzt und wenn ich jünger wäre könnte ich mir vorstellen, so etwas beruflich zu machen. Auf diesen Beruf wäre ich nie gekommen, damals, als ich mich entscheiden musste.

Beide Gestricke kommen dann in die Geschenkekiste, denn sie werden mich verlassen. Es ist schön, wenn ich etwas zu geben habe. Und Wolliges ist vielleicht gar nicht so schlecht bei den Aussichten für den Winter.

Weben - das nächste große Projekt wartet
der Webrahmen wartet schon auf seinen Einsatz

Mein Ashford Webrahmen ist zusammengebaut und steht schon auf seinem Untergestell. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, dass ich ihn erst in Betrieb nehme, wenn ich wieder aus Kalifornien zurück bin. Ich befürchte nur, dass ich das nicht schaffe. Das Projekt Weben zieht mich zu sehr in den Bann. Probieren muss ich das bestimmt schon mal.

Seifen filzen ist auch ein Projekt, was ich immer wieder mache, jährlich so zu sagen. Die Hülle filzen ist zwar nicht ganz angenehm für mich und ich brauche immer mal Pausen, aber mir macht es großen Spaß, mit der Nadel Motive aufzufilzen. Ich habe so auch immer ein kleiners Mitbringsel oder ein Geschenk für Menschen, die ich mag.

Ich begebe mich mal wieder zu meiner Wolle. Der Wollkorb ruft schon nach mir. Tja, was soll man da machen? 😀

Es klappert wieder und sorgt für viel Gelassenheit.

Der Herbst hat ja gerade erst angefangen. Die Bäume an meinem Haus fangen an, sich zu verfärben. Kinder sammeln die Kastanien im Innenhof auf.
Ich nutze die ruhigere Zeit und stricke. Bis Weihnachten ist es noch ein Weilchen hin, aber meine wolligen Geschenke will ich mit Ruhe und Gelassenheit fertig bekommen.

Wenn die Nadeln Klacken bringt mir das Ruhe und Gelassenheit
die Nadeln klappern wieder

Die Stulpen werde ich noch besticken. Sie sollen ein besonderes Geschenk werden. Ausprobiert habe ich es ja schon mal.
Bei Socken muss ich nicht mehr viel nachdenken. Die entstehen quasi nebenbei, immer dann, wenn Wartezeiten anfallen. Sie verschenke ich jetzt schon fleißig. Im Winter können wir die hier bestimmt gut gebrauchen.
Dunkle Wolle für Hüttenschuhe ist schon gesponnen. Bei meinem Besuch im Norden habe ich gesehen, dass die „Gebrauchsschuhe“ sich langsam auflösen. Also müssen Neue her.

Das Klappern der Nadeln und das Werkeln in der Wolle sorgen gut für Ruhe und Gelassenheit. So komme ich über so manchen Rheumaschub und verliere auch nicht die Orientierung in der doch etwas schwierigen Zeit jetzt.
Wenn ich fertig bin mit Stricken, beginne ich mit dem Weben und freue mich sehr darauf. Mein Webgerät von meiner Lieblingsfirma ist schon angekommen.

mit Ruhe und Gelassenheit:  stricken für Weihnachten
Den Schal muss ich am Ende auch wieder spannen, damit das Muster fein zur Geltung kommt

Dreifach hält besser

Meine Mutter meinte ja immer: doppelt hält besser. Ich habe das mal abgewandelt in dreifach hält besser. Und es stimmt, zumindest was Sockenwolle und Garn für Hüttenschuhe betrifft.
Mit der Herstellung des solchen dreifach gezwirnten Garnes war ich beschäftigt. Reden muss ich ja nicht mit meinem Spinnrad und so war alles (fast) gut.

dreifach zwirnen ganz in Ruhe

Die Ruhe hat mir gut getan und meiner Stimme auch. Der dritte Faden lief als Knäuel nebenher. Die eleganteste Lösung ist das nicht, aber es ist eine. Irgendwann war ich fertig und habe mein Garn haspeln können. Ein feiner Garnstrang ist das Ergebnis.

dreifach gezwirntes Garn wird gehaspelt
das Garn wird gehaspelt

Zwischendurch musste ich immer mal Pause machen. Dann habe ich gelesen. Ich habe einfach mal die „fünf Weltmächte“ in die Suchmaschine eingegeben und bin auf interessante Aussagen gestoßen (gelesen habe ich bei Politikwissenschaftlern und Ökonomen). Dass ich gegen Kriege bin, das war so und wird auch so bleiben. Aufrüstungen schließe ich da mit ein. Was könnten wir alles machen mit diesen Mitteln für den Klimaschutz, gegen den Hunger, für gleiche Bildungschancen … Wer mich mal besucht in meinem Spinnstübchen, dem würde ich davon erzählen. Briefe und Mails gehen auch, aber hier soll es das gewesen sein.

Dreifachgarn abbinden
auf der Haspel

Das dreifach gezwirnte Garn habe ich viermal abgebunden, ehe es ins Entspannungsbad kam. Aus dem kam es schön gleichmäßig wieder heraus. Beim Trocknen hatte ich erstmal wieder Zeit zum Lesen. Zwei neue Bücher sind bei mir eingezogen. Eines hat eine Bloggerin geschrieben, mit der ich schon lange befreundet bin. Ich glaube, so kann ich es sagen. Ich schreibe bestimmt noch etwas dazu.

Das Zweite hatte ich bei Lehmanns bestellt. Um Klassismus geht es und wie er soziale Ungleichheit fördert. Aufmerksam wurde ich auf das Buch durch die Leipziger Internetzeitung. Vielleicht kann ich mich aufraffen und etwas dazu schreiben.

Strickprobe mit dreifach gezwirntem Garn
Strickprobe: zählen, rechnen und anfangen zu stricken

Eine Strickprobe aus dem Dreifach-Garn habe ich inzwischen gemacht und bereits den ersten Hüttenschuh nach meinen Vorstellungen angefangen zu stricken. Es darf nichts schief gehen, denn der Schwiegersohn freut sich auf die Schuhe.

Die Einreise in das andere Land ist inzwischen bestätigt. Wir sind willkommen. Nur ich habe ein bisschen Angst, dass ich alles nicht schaffe. Mühe werde ich mir geben und auch vorher noch einmal mit meinem Arzt alles besprechen. Tja, und dann bin ich mal weg.
Gut geht es mir immer noch nicht. Ich werde mich also noch ein bisschen ausruhen müssen.

Sprachlos.

Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.
(Dwight D. Eisenhower)

Sprachlos bin ich tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Rheuma tobt sich gerade im Kehlkopf aus. Der Termin bei der HNO-Ärztin ist in 14 Tagen und bis dahin huste ich mir eben noch ein bisschen die Seele aus dem Leib und schweige. So, das reicht. Ich mag nicht weiter über Krankheiten reden.

Sprachlos bin ich aber auch noch aus anderen Motiven heraus. Der Krieg in Europa belastet mich sehr (Überhaupt Kriege – egal wo) und die nun folgende Aufrüstung, dass Ortschaften ganz weit im Osten mit deutschen Namen benannt werden (ich kenne die gar nicht), dass die Kommunikation nun noch einen Tacken rauher geworden ist und dass Menschen, die… Halt. Schluss. Ich mache das mit mir alleine aus, aber weder in fb noch auf meinem Blog. Dass ich hier auch schweigsam bin heißt nicht, dass ich nichts tue.

Flucht zur Wolle, wenn ich ansonsten sprachlos bin
die Wolle muss vermischt werden

Ich bin so froh, dass ich meine Wolle habe. Die Braune riecht nach Schaf und wenn ich sie mir an die Wange halte, dann ist es als ob ich Schafe höre. Das darf ich gar nicht erzählen, dass ich schon in die Wolle geheult habe. Das Produkt daraus soll ja mit auf die Reise gehen. Oder erzähle ich es doch? Warum eigentlich nicht. Ich bin nun mal nicht aus Stahl. Und die Tränen hatten etwas Befreiendes.

in der Karde wird gemischt  und man darf da auch sprachlos sein
in der Karde

Die Wolle sieht arg lila aus, aber so ist sie nicht. Das ist auch noch der Beginn der Farbmischung. Die Rötliche habe ich mal geschenkt bekommen. Sie war so in ein Behältnis gestopft, dass nicht ein Fatzel Luft dazwischen passte. Das hat die Fasern verdichtet und störrisch werden lassen. Aber, ich kann da eine Riesengeduld entwickeln. Was muss, das muss. Und wenn die Fasern locker sein müssen, dann werden sie das auch.

in der Karde
das muss noch einmal durch

Für heute habe ich genug gekämmt, kardiert, gesponnen und gehustet. Ich kuschele mich jetzt unter meine Decke, denn mir ist kalt.
Morgen werde ich anfangen mit dem Dreifachzwirn. Ich besitze keine Lazy Kate und bin gespannt, ob meine Behelfstechnologie funktionieren wird.

den dritten Faden spinnen

Summ‘ und brumm‘ Rädchen. Das Spinnrad in der Klassik.

Singen geht gerade bei mir gar nich, aber an den Ohren habe ich ja nix und so habe ich mir mal wieder eine Musikliste zusammengesucht. Ich wollte wissen, welche Rolle das Spinnrad, das Rädchen, in der klassischen Musik spielte.

Es gibt da ganz viele Lieder, Kunstlieder, Musikstücke, in denen das Spinnrad besungen wird oder der gleichmäßige Lauf des Rädchens den Takt vor gibt.
Warum so viel?
Im 18. und 19. Jahrhundert gehörten Handarbeiten zum Alltagsleben dazu. Und so ist es kein Wunder, dass das Spinnrad Beachtung fand.
Ich habe mich einfach mal auf die Suche gemacht, um zu hören, wie verschiedene Komponisten das Rädchen surren lassen haben. Meine Liste war ordentlich lang, vier Stücke habe ich ausgewählt. (Achtung: Alle Links laufen zu YouT**e)

Gretchen am Spinnrad

Gretchen sitzt am Spinnrad und denkt über Faus nach. Ihre Welt ist aus den Fugen geraten. Franz Schubert vertonte Goethes Ferse und das Kunstlied steht nun für den Höhepunkt der Krise, in der sich Gretchen befindet. Die Bewegungen des Spinnrades finden sich im Lied wieder. Hört mal , aber nur wenn ihr wollt. Man sieht Gretchen vor sich, wie sie in ihrem Zimmer spinnt.
Als ich anno dunnemals den Faust gelesen habe, hatte ich mit dem Spinnen noch nichts am Hut. Um so interessanter finde ich es jetzt. Übrigens, diese Verse sind schon im Urfaus zu lesen. Da hatte uns Jungspunde allerdings etwas ganz anderes interessiert.

Meine Ruh ist hin
mein Herz ist schwer
ich finde, ich finde sie nimmer
und nimmermehr.

Goethe: 15. Szene aus dem Faust

La Fileuse – die Spinnerin

Mein zweites Beispiel, was ich herausgesucht habe aus vielen ist ein Musikstück für Harfe von A. Hasselman. „La Fileuse“ heißt es, die Spinnerin. Ich habe mich für diese Darstellung entschieden, weil der kleine Künstler an der Harfe gerade mal 11 Jahre alt war, als er das einspielte.
Man kann ruhig mal die Augen schließen und sieht sie vor sich, die Spinnerin.

Summ‘ und brumm‘ Rädchen

Mein drittes Beispiel ist aus dem fliegenden Holländer von Wagner. Während die Männer auf See sind, treffen sich die Frauen und spinnen zusammen.
Ganz ehrlich, wenn ich das Lied der Spinnerinnen höre, läuft es mir kalt über den Rücken. Das ist genau mein Spinn-Rhythmus.
Ich weiß nicht, wie oft ich den fliegenden Holländer gesehen (und gehört) habe. Einige Male waren es schon. auf das Lied der Spinnerinnen hbe ich früher kaum geachtet. Schade.

Mein Lieblingskomponist darf nicht fehlen

ob bei Brahms zu Hause auch ein Rädchen surrte?

Ohne meinen Lieblingskomponisten (dem ich im Herbst in seinem Haus in Heide hoffentlich einen Besuch abstatten kann) geht es natürlich nicht. Brahms Auf die Nacht in der Spinnstub’n muss ich also noch erwähnen. Eigentlich ging es in den Spinnstuben ja immer ganz lustig zu. Ein Mädchen sitzt allerdings still und in sich gekehrt an ihrem Spinnrad.

Auf die Nacht in der Spinnstub’n
da singen die Mädchen,
da lachen die Dorfbub’n,
wie flink geh’n die Rädchen!
Spinnt Jedes am Brautschatz,
daß der Liebste sich freut.
Nicht lange, so gibt es
ein Hochzeitgeläut.
Kein Mensch, der mir gut ist,
will nach mir fragen;
wie bang mir zu Mut ist,
wem soll ich’s klagen?
Die Tränen rinnen
mir übers Gesicht
wofür soll ich spinnen?
Ich weiß es nicht!

Text: Paul Heyse (1830-1914)

„Die Tränen rinnen mir übers Gesicht. Wofür soll ich spinnen? Ich weiß es nicht!“ Die Frage trieb mich vor einiger Zeit arg um. Nein, ich spinne nicht, um mich zu beschäftigen der Beschäftigung Willen. Ich weiß es wieder, warum ich es tue. Bald fange ich an zu spinnen für meine Webprojekte. Wenn ich Decken über die Knie meiner Rollstuhlfahrerinnen aus der Nachbarschaft webe, kann ich vielleicht ein bisschen Wärme verschenken, die wir alle so sehr brauchen.
Dafür wird das Rädchen summen.