Die Störche wollte ich besuchen. In Seebenisch, einem Ort im Landkreis Leipzig, gelegen am Elster-Saale-Radweg, gab es eine alte Gärtnerei. Auf dem Schornstein hatten sich vor vielen Jahren schon Störche einen Horst gebaut. Als ich noch im Dörfchen in der Nähe wohnte, kam ich fast jeden Tag mit dem Radl dort vorbei und musste natürlich immer erstmal Störche kucken. Radfahren kann ich nimmer, aber einmal im Jahr muss ich dahin. Gut dass ich meinen Fridolin habe.
![Der Schornnstein mit dem Horst für die Störche steht unter Denkmalschutz](https://spinnradgeschichten.de/wp-content/uploads/2024/07/Horst_k.jpg)
Die alte Gärtnerei ist inzwischen abgerissen. Eine Einfamilienhaus-Siedlung entsteht. Ich hatte Angst, dass es den Schornstein und damit den Horst der Störche nicht mehr geben wird. Seebenisch ist ein Ortsteil von Markranstädt und diese Stadt hat den Schornstein unter Denkmalsschutz gestellt und damit das Zuhause für die Störche bewahrt. Das finde ich super.
Aber gibt es in diesem Jahr überhaupt wieder Störche?
![zwei Störche sind zu Hause, ein Altvogel und ein Junior.](https://spinnradgeschichten.de/wp-content/uploads/2024/07/Wetter_gut.jpg)
Da sah ich sie: einen Altvogel mit rotem Schnabel und ein Junges mit noch schwarzen Schnabel. Wo der zweite Altvogel war und ob es nur ein Junges gibt, war nicht zu ergründen. Den Storchenvater traf ich diesmal nicht und konnte nichts erfragen.
Ich weiß, dass das Futter knapp ist und dass die Altvögel immer weiter weg fliegen müssen. Vielleicht war der zweite erwachsene Storch unterwegs auf Futtersuche.
Der Sproß zu Hause bekam erstmal eine Flugstunde.
![die Störche machen sich ausflugfein](https://spinnradgeschichten.de/wp-content/uploads/2024/07/ausgehfein.jpg)
„So, Junior, zuerst machen wir uns mal ausflugfein!“
Geduscht waren sie schon, denn kurz zuvor gab es einen ordentlichen Regenschauer. Jetzt wurde nochmal gezupft und gerichtet.
![Dem Junior wird gezeigt, wie die Schwingen zu bewegen sind.](https://spinnradgeschichten.de/wp-content/uploads/2024/07/so_gehts.jpg)
„Wenn du die Schwingen ausbreitest, spürst du schon, wie der Wind darunter fährt. Er wird dich tragen.“
Der Altvogel stellte sich auf den Nestrand und breitete seine Flügel aus. Mit kräftigen Schwüngen bewegte er seine Flügel auf und nieder.
„So. Und nun du. Du musst deine Kraft spüren.“
![unter der strengen Aufsicht des Altvogels wird geübt](https://spinnradgeschichten.de/wp-content/uploads/2024/07/Kraft-spueren.jpg)
„Genau so! Wunderbar machst du das, Junior. Wenn wir noch ein bisschen üben, kannst du bald mit den anderen Jungstörchen auf die große Reise gehen.“
Ja, der Junior war schon gut bei Kräften. Der Altstorch schien zufrieden.
„Jetzt stell dich in den Wind. Und los!“
![Und ab geht es! Beide Störche verlassen den Horst.](https://spinnradgeschichten.de/wp-content/uploads/2024/07/genau_so.jpg)
Mit kräftigem Schwung hob der Kleine ab. Ruhig umsegelte er einige Male den alten Schornstein, flog über den Ort und landete auf einem Dach. Erstmal verschnaufen von der ganzen Aufregung.
Auch der Altstorch verließ nun das Nest.
Wir haben nicht mehr gesehen, wie die beiden zurück kamen, weil wir noch einen kleinen Ausflug an den Kulkwitzer See machen wollten.
Es war ein schöner Tag gestern, draußen vor der Stadt. Mir ist mal wieder bewusst geworden, wie wichtig es ist, um jedes Bisschen Grün und um jedes Tier zu kämpfen. Das darf nie und nimmer verspielt und vernichtet werden.
![der Kulkwitzer See am Stadtrand von
Leipzig](https://spinnradgeschichten.de/wp-content/uploads/2024/07/Kulki.jpg)