Schlacht ohne Sieger

Solange uns die Menschlichkeit miteinander verbindet, ist es völlig
egal, was uns trennt.
Ernst Ferstl (*1955), österr. Schriftsteller

Als wir im Tierpark in Lützen waren, besuchten wir auch das „Museum 1632“, direkt neben dem Tierpark. Wenn man von Leipzig nach Lützen fährt, sieht man nicht als erstes den gusseisernen Schinkel-Baldachin des Gustav-Adolf-Denkmals, sondern ein flaches, dunkel gehaltenes Gebäude mit Schrägdach und breiten flachen Fenstern. Steht man dann im Gebäude, im Museum, erkennt man den Sinn der Fenster. Sie geben den Blick frei auf ein großes Feld vor Lützen, auf dem 1632 die blutigste Schlacht des Dreißigjährigen Krieges statt fand. 9000 Soldaten starben und auch der Schwedische König fiel.

2011 entdeckte man auf dem Feld der Schlacht ein Massengrab mit 47 Gefallenen. Plündernde Bauern hatten ihnen alles genommen und sie nackt in die Grube geworfen, wie es gerade kam, manche mit dem Gesicht nach unten. Aufwendig hat man das Grab als Erdblock gehoben und restauriert. Aufrechtstehend kann man es jetzt sehen im Museum „Lützen 1632“, als eindrucksvolles Anti-Kriegs-Denkmal. Die Namen konnte man den Toten nicht wieder geben, aber dank moderner Untersuchungsmethoden ihre Geschichte erzählen.

Ich habe lange mit meinem Rollstuhl vor dem Grab gesessen. Fotos habe ich nicht gemacht. Ich war zu ergriffen. Wenn ich so nachdenke, dann komme ich zu dem Schluss, dass es immer wieder ähnliche Ursachen sind, die Kriege auslösen. Mich hat das sehr beeindruckt, was man über die Männer herausgefunden hat, die nach der Schlacht auf dem Feld vor Lützen verscharrt wurden. Krank, mit argen Mangelerscheinungen von jung an, wurden sie Söldner, in der Hoffnung, so einige Jahre länger zu leben. Sie irrten sich.

Wer von Lützen kommend nach Leipzig fährt, sollte sich die Zeit nehmen und das Museum „Lützen 1632“ besuchen. Und für alle anderen verlinke ich hier einen MDR-Beitrag zum Museum, zu den Hintergründen dieses Krieges, den Untersuchungen zum Massengrab und zu Bezügen zur Gegenwart.
Bezüge zur Gegenwart? Ja, die gibt es.