I want to fly away, ganz weit weg. 

Da habe ich nun einen Tag und eine Nacht am Tablett gehockt und beobachtet, wie das Flugzeug, noch ganz weit weg, mit meiner Tochter von Los Angeles zuerst nach Frankfurt am Main und dann von dort nach Leipzig flog. Ich konnte sehen, wie das Flugzeug startete, an Höhe gewann, die Reisehöhe und die Geschwindigkeit hielt, zum Landeanflug ansetzte.

So richtig zur Ruhe kam ich in dieser Nacht nicht. Auch packte mich so etwas wie Reisefieber. Ich wollte auch mal wieder ganz weit weg fliegen. 

Anflug von ganz weit weg

An meine beiden Reisen nach LA erinnerte ich mich, wie wir Nordirland, Island, Grönland überflogen und den Ozean bis Nordamerika. Den Snake River vergesse ich nie wieder, wie er sich durch sechs US-Bundesstaaten schlängelt. Auf Bildern habe ich gesehen, wie schön es da ist. Und dann hatte ich Fernweh, nach ganz weit weg. Dabei wartete ich doch auf meine Tochter. 

Nun ist sie da, nur ihr Koffer brauchte etwas länger. Das Bodenpersonal streikte und wahrscheinlich war der Koffer im abgestellten Flugzeug geblieben. Es war sowieso das einzige Flugzeug, welches an diesem Tag nach Leipzig flog. Da zumindest hatten wir ja einfach mal Glück. 

Vorsichtshalber war die Tochter losgezogen, um sich eine Hose und einen Pullover zu kaufen. Sie wollte zum Klassentreffen gehen und wir waren unsicher, ob der Koffer rechtzeitig gebracht wird. Außerdem möchte man ja auch mal raus aus den Flug-Klamotten. Inzwischen ist der Koffer da.

Ich freue mich riesig, mein Kind mal wieder zu haben. Lange kann sie allerdings nicht bleiben. Es ist schon eine Krux, dass meine Kinder so weit weg wohnen. Ich hätte sie schon öfter mal bei mir, alle drei. 
Und nun ist unser Treffen getrübt. Ich habe Corona. Mitgebracht hat es niemand. Ich hatte es eher.

Ich möchte mal wieder ganz weit weg.

Nachtrag: Meine Tochter ist schon in Leipzig/Halle auf dem Flughafen. Ihre Rückreise hat begonnen. Ich habe versprochen, nicht so viel zu weinen, aber ich konnte es nicht halten. Ich weiß, dass sie am anderen Ende der Welt sehnsüchtig erwartet wird, aber trotzdem tat mir der Abschied weh.
Meine Tochter hat mir sehr geholfen die letzten Tage. Sonst hätte ich den Corona-Mist nicht so gut gepackt.
Jetzt sehe ich erstmal zu, dass ich wieder auf die Beine komme.