Ein Trostpflaster, Wahlkampf und kein Ende der Unsicherheiten.

Manchmal hilft ein Trostpflaster, aber immer mehr eher nicht.

Meine Freundin ruft mich dauernd an: „Du musst mal raus. Ich hole dich ab und dann fahren wir mit dem Auto …“
Nein. Das will ich nicht.
„Aber, ich bin doch geimpft!“
Ja, schön für dich. Ich bin es nicht.
Ich brauche dann immer dann erstmal ein Trostpflaster. Irgendeins, Hauptsache es tut mir gut.

Ich stehe auf der Liste eines Facharztes. Zu ihm habe ich bedingungsloses Vertrauen. Er ist ein Arzt wie ich mir einen vorstelle. Er hat mir schon sehr geholfen mit meiner blöden Krankheit fertig zu werden. Nur hat er viel zu wenig Impfstoff und das liegt nicht an ihm.

Warten wollte ich, weil ich denke, dass die an der Kasse bei R*we, Lehrer, Polizisten, medizinisches Personal eher geimpft werden sollten. Ihre Gefahrenlage ist höher als meine. Nur rutsche ich immer weiter nach hinten und man faselt schon von einer Auffrischung der Erstgeimpften.
Mit Biologoka fange ich erst wieder nach einer Impfung an. Bis dahin wird nichts besser.
Langsam hilft kein Trostpflaster mehr.

Der kleine Star war heute mein Trostpflaster. Er ist so zutraulich, dass ich ihn in aller Ruhe fotografieren konnte. Wenn ich ihm den Finger hingehalten hätte, wäre er wahrscheinlich drauf gehüpft. Auch nach seinem Picknick besuchte er mich noch.
Die Federn bekommen schon die typische Färbung. Mal sehen, wie lange es dauert, bis sich der Schnabel verfärbt.

ein kleiner Spat als großes Trostpflaster

Dieser kleine Spatz hatte sofort mein Herz erobert. Er war gleichmal eigezogen in das Futterhaus. Ab und zu naschte er von dem, was meine anderen Krümelsäcke verloren hatten. Es sah so aus, als wollte er hier nicht wieder weg.
Ich habe einfach nur gesessen und den kleinen Kerl beobachtet.

Bei so einem Andrang muss ich jeden Tag die Futterstelle putzen. Das mache ich aber gern. Nicht gern beschäftige ich mich mit den Nachrichten des Tages. Ich tue es aber, weil ich nicht will, dass klammheimlich etwas durchgewunken wird oder untergeht. Schließlich ist Wahlkampf und so einige Politiker sind eifrig dabei, sich arg profilieren zu wollen.

Na dann, ich zeichne mal weiter. Lasst es euch gut gehen. Sehen wir mal zu, dass wir nie den Mut verlieren, gell?

19 Gedanken zu „Ein Trostpflaster, Wahlkampf und kein Ende der Unsicherheiten.“

  1. Bei diesen wunderhübschen und liebenswerten Vogelkindern geht mir das Herz ganz weit auf…
    Dass all die Menschen in den Dienstleistungs- und Sozialberufen beim Impfen Vorrang haben sollten, war und ist mir auch wichtig. Dennoch habe ich die Gelegenheit am Schopf ergriffen, als vor einer Weile 6.000 Dosen AstraZeneca hier in München freigestellt worden sind, und mir einen der angebotenen Termine gesichert. Mit unseren Krankheiten sind wir so etwas wie Risiko-Patientinnen, liebe Gudrun. Es besteht bei einer Infektion immer die Gefahr für uns, dass sie weitaus schlimmer verläuft als bei „normalen“ und gesunden Menschen. Und da, das sage ich jetzt ganz ehrlich, lege ich schon großen Wert darauf, das eigene Leben und den Rest meiner Gesundheit zu schützen…
    Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis du einen Impftermin erhalten wirst.
    Liebe Grüße!

    1. Hier ist es nach wie vor schwierig. Zuerst habe ich mich auf die Lauer gelegt nach den Terminen, dann aufgegeben. Die Siebzigjährigen sind erst noch dran. Ich stehe auf der Liste und werde warten müssen. Im Moment muss ich wirklich aufpassen, nicht immer stiller zu werden.
      Liebe Grüße

  2. Diese Ungewissheit hat mich auch fast irre gemacht. Als 55 jährige hat man hier in Hamburg das Gefühl, man kommt überhaupt nicht vor. Bei den Ärzten ist die Priorisierung zwar aufgehoben, aber das nützt mir nix, weil mein Hausarzt nicht impfen kann und ich bei keinem Arzt in Behandlung bin (was ja auch erfreulich ist). Im Impfzentrum sind hier kaum Termine zu bekommen und meine Altersgruppe ist noch nicht dran. Da hätte ich auch keine Chance auf AstraZeneca gehabt.
    Ich denke zwar, man kann geschützt schon auch raus, aber es fühlt sich deutlich sicherer an, wenn man geimpft ist. In Hamburg gehen die Inzidenzen drastisch nach unten, auch das fühlt sich dann natürlich etwas besser an. Ich weiß gerade nicht, wie das bei Euch aussieht.
    Noch habe ich ja auch keinen Schutz… da muss ich noch etwas warten, aber ich habe eine Perspektive. Und wenn die fehlt, ist es schlicht schwer auszuhalten. Dazu noch ein Herr Spahn, der jeden Tag eine neue Sau durch’s Dorf jagt und damit die Enttäuschungen vorprogrammiert. Jetzt wird Impfstoff für Kinder und Jugendliche zurückgehalten, statt erst mal die damit zu impfen, die es dringend brauchen.
    Bei mir hat sich die Möglichkeit der Impfung letzte Woche ziemlich bei einer Betriebsärztin spontan ergeben. Die wollte eigentlich im großen Stil bei uns im Bürogebäude impfen, geht aber nicht, mangel Impfstoff. Nun meldet sie sich immer spontan, wenn sie Impfdosen ergattert hat. Ich wünsche Dir und drücke alle Daumen, dass Dein Arzt auch mal mehr bekommt und Dich dann schnell zur Impfung einbestellt.
    Und dass Du bis dahin den Kopf oben behälst. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass das einfacher ist, wenn man auch mal drüber redet und sich nicht zurückzieht. Ich bin mir sicher, Du bist mit Deinen Gefühlen nicht alleine und das sich austauschen kann schon auch eine Hilfe sein. Man muss den Frust auch mal raushauen, sonst erstickt man dran. Wer das nicht lesen will, soll es eben lassen.

    1. Bei uns sinken die Zahklen auch, aber das tangiert mich nur. Ich halte mich fern, weil ich nicht weiß, wen ich treffe, wo der war und so. Nun möchte ich nicht noch erkranken.
      Es ist sehr traurig, dass ich meine Kinder nicht sehe und dann ich noch nie meinen Enkel in den Arm nehmen konnte. Auch das alleine vor mich hin wursteln ist eigentlich nicht meine Art. Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, zumindest so lange es für uns zwei E’s keinen Impfstoff gibt. Eigentlich ist das alles nichts Neues. Dass unsere Gesellschaft in Gruppen und Grüppchen eingeteilt ist, weiß ich doch nun schon lange. Nein, ich mag eigentlich nicht darüber schreiben. Das ändert gar nichts. Ich merke aber, dass mich manchmal Wut packt.

      1. Es ändert vielleicht nichts, aber es hilft der eigenen Seelenhygiene. Die Einteilung in Gruppen ist ja nicht so ganz verkehrt, allerdings ist das alles oft nicht mehr ganz nachvollziehbar. Vor allem, wenn jetzt die Priorisierungen aufgehoben werden, andererseits aber Impfstoff für Kinder und Jugendliche zurückgehalten wird.
        Wir müssen wohl alle aufpassen, dass unsere Psyche mitkommt und stand hält. Nicht nur, dass wir kein Corona bekommen.

        1. Das hilft meiner, wie du sagst, Seelenhygiene nicht.
          Mit den Gruppen meine ich nicht die Priorisierungen. Ich meine, dass eine Gemeinschaft immer mehr aufgespalten wird. Und da gibt es einige, denen genau das nützt. Das gefällt mir gar nicht.

  3. „Immer stiller“ werde ich auch. Die Straßencafes haben zwar geöffnet, aber nur mit Test. In der Nase will ich mir aber nicht „rumfummeln“ lassen. Am kommenden Dienstag werde ich dann zum 2. Mal geimpft. Dann heißt es noch weitere 14 Tage warten. Ehrlich gesagt habe ich momentan auch gar keine Lust, irgendwo hinzugehen. Bei meinem Hausarzt wäre ich auch immer noch nicht dran. Ich bin nach der damaligen Anmeldung bei ihm wütend nach Hause gegangen und habe mich im Impfzentrum angemeldet. Dort ging es wesentlich schneller. Trostpflaster ist bei mir (leider) das Essen. Aber man hat ja sonst nichts.

    1. Ich muss mich testen (lassen) wenn ich ins Büro gehe. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Ich musste auch getestet zum Impfen. Bis ich durchgeimpft bin, ist es Anfang September. Ich denke, bis dahin werde ich noch viele Teststäbchen in der Nase haben. Aber das ist okay. Zu meinem Schutz und zum Schutz für andere. Ich will nicht den ganzen Sommer nirgends hin gehen.

      1. Wir werden auch weiterhin bei der Arbeit 3 mal die Woche getestet. Da kann man sich dran gewöhnen. Und ich finde das auch noch wichtig.

    2. Ich gehe auch nicht in Kaffees, ins Kino, zu Konzerten u.ä. Auch ein Frisörbesuch steht nicht an. Ich würde mich schon testen lassen, aber dann wenn es wirklich nötig ist. Vor Klinikbesuchen zum Beispiel. Ich möchte geimpft sein und nicht frisch getestet. An letzteren verdienen wieder einige ordentlich, mich bringt es nur mal in einem kurzen Moment weiter.
      Liebe Ute, das stille sein ist gar nicht gut. Ich sehne mich so sehr nach dieser Unbekümmertheit, die es vor 10 oder 15 Jahren gab, auch in der Bloggerwelt.
      Liebe Grüße ins Ländle

  4. Ich kann dich gut verstehen, Gudrun.
    Ich bin zwar schon durch mit Impfen, man fühlt sich besser, ein bisschen sicherer.
    Meine Tochter hat gestern die 2. Impfung bekommen.
    Bei uns läuft es auch alles schleppend. Es gibt viele die sich fragen, warum bin ich noch nicht dran.
    Halte durch. Mach weiter mit deinen Photos.
    Sie sind so toll geworden. Herrlich anzusehen.

    LG Marion

    1. Ja, schon diese Sicherheit wünsche ich mir sehr. Endlich mal wieder. Es bedrückt mich sehr, etwas ausgeliefert zu sein und nichts dagegen tun zu können. Meistens schaffe ich es, alle unguten Gedanken auch wieder zu verscheuchen, aber wird mir das auch weiterhin gelingen?
      Die Vögel, die Sonne und Wärme heute und dass alles endlich wächst auf Balkonien, das gibt Kraft. Heute habe ich endlich die Geschichte aufgeschrieben, die mir schon lange durch den Kopf geistert. Nur mit dem Zeichnen bin ich noch nicht fertig.
      Liebe Marion, schön dass du da warst. Ich schicke dir liebe Grüße.

  5. Bei uns war es wie bei dir. Den ganzen Winter über wurde das Futter von den Vögeln ignoriert. Dann entdeckte eine Schwanzmeise, dass sich die Umhüllung des Knödels gut zum Nestbau eignet. Während sie Faser um Faser abzupfte, sprach sich bei den Kohlmeisen rum, dass da lecker Futter hängt. Es dauerte nicht lange, bis auch ein Spatzenpaar darauf aufmerksam wurde. Letztes Wochenende war die Glocke leer. Am Mittwoch habe ich für Nachschub gesorgt und Sommerfutter gekauft. Allerdings haben wir kein Futterhäuschen. Bei uns hängt das Futter an einem Rankgitter des Balkons. Die Spatzen sind schon regelmäßig wieder da. Mal sehen, wie wir das Händeln, wenn die Duftwicke da hochrankt. Die Tiere zu beobachten, ist wirklich ein Stimmungsaufheller!
    Liebe Grüße,
    Elvira

    1. Ich sage dir, ganze Dramen spielen sich vor dem Fenster ab. 😀 Und manches erscheint so menschlich, das Gezanke z.B. oder das Gedränge am Vogelbad, wo es dann auch immer mal einen Schnabelhieb gibt.
      Etwas Rankendes habe ich auch, meine Feuerbohnen. Und jetzt spitzen viere davon wenigestens schon mal aus der Erde. Vielleicht wird es nun doch noch ganz schön da draußen auf dem Balkon.
      Liebe Elvira, ich schicke dir liebe Grüße.

  6. Na, liebe Gudrun, das waren aber doch zwei schöne Trostpflaster. Ich finde, solche schönen Beobachtungen können durchaus dabei helfen, von seinen Sorgen einmal ein bisschen loszukommen. Deine Bilder sind richtig schön. Aber die Vogelkinder sind auch immer allerliebst. Daran kann man sich gar nicht sattsehen.
    Dennoch kann ich verstehen, dass Dich vieles ärgert, was gerade so um die ganze Impferei los ist. Heute so, morgen so und übermorgen schon wieder ganz anders. Ich hoffe, Dein Arzt bekommt möglichst schnell den nötigen Impfstoff für seine Patienten.
    Sie lieb gegrüßt von der Silberdistel und lass Dich nicht unterkriegen

    1. Danke, liebe Silberdistel.
      Nein, ich lass mich nicht unterkriegen. Im Moment kann ich mich wieder besser beschäftigen und auf das konzentrieren, was ansteht. Ich zeichne wieder viel.
      Vogelkinder habe ich jetzt auf beiden Seiten der Wohnung. Ich kann jetzt schon hören, wer um Futter bettelt, wer warnt, und wer schon wieder an Liebesgesängen ist. Das ist schon interessant. Ich freue mich, dass ich sie ein kleines Bissel dabei unterstützen kann.
      Liebe Grüße an dich.

  7. Hallo, liebe Gudrun, das hier habe ich mir aus deinem Artikel kopiert:
    „Nicht gern beschäftige ich mich mit den Nachrichten des Tages. Ich tue es aber, weil ich nicht will, dass klammheimlich etwas durchgewunken wird oder untergeht. Schließlich ist Wahlkampf und so einige Politiker sind eifrig dabei, sich arg profilieren zu wollen.“
    Du kannst sicher sein, dass auch ich nicht möchte, dass irgendwas gemauschelt und geschummelt wird, denn langsam habe ich das Gefühl, dass man sehr vielen Politikern nicht trauen kann. Bloß was würdest du, würde ich oder viele andere tun, wenn sie etwas durchwinken – haben wir eine Chance, gar eine große, dagegen etwas zu unternehmen. – Die Menschen sind alle derartig müde und abgekämpft, da würden wohl wenige opponieren.
    Ich wünsche dir eine gute Nacht

    1. Hallo, meine Lieblingsnachteule,
      ich weiß noch nicht, was ich mache, aber irgendwas wird. Ich würde mir erstmal Gleichgesinnte suchen. Schreiben würde ich davon nicht unbedingt öffentlich. Mein Großvater ist mir da ein ganz großes Vorbild.
      Müde und abgekämpft bin ich auch, liebe Clara. Ich warte noch immer geduldig auf einen Impftermin. Das Gelaber der Politiker kann ich dazu nicht mehr hören, das manch anderer aber auch nicht. Und so wusele ich eben so für mich hin. Es geht mal wieder ganz gut. Vielleicht liegt es an der Sonne, die so unglaublich gut tut.
      Liebe Grüße zu dir.

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