Das Gold der Serra da Estrela

„Im Grunde sind wir Wiederholer von materiellem und immateriellem Erbe. Das ist unsere Mission. Ohne Vergangenheit haben wir keine Zukunft. Wir wollen es mit Innovation wertschätzen, was wirklich zählt.“
Isabel Costa
(Unternehmerin aus Portugal)

Vor einigen Tagen bekam ich eine Nachricht.
„Kuck mal, auf Arte läuft gerade eine Reportage, das „Gold der Serra da Estrela“. Da geht es um Schafe und um Wolle.“
Naja, es ist in der Familie und im Freundeskreis bekannt, dass ich Schaf- und Wollliebhaberin bin.

Ich ließ mir die Reportage natürlich nicht entgehen. Obwohl ich mir schon viel Wissen angeeignet habe, bekam ich durch diesen Filmbeitrag Aspekte gezeigt, die ich so noch nicht beachtet hatte. Es ist auch gut, mal über den deutschen Tellerrand zu schauen.

Das waren meine Landschaftspfleger. Hach, manchmal möchte ich die Zeit zurückdrehen.

Bei Wikipedia lese ich, dass die Serra da Estrela der westliche Teil des Liberischen Scheidegebirges und mit einer Höhe von 1993 m das höchste Gebirge des portugiesischen Festlandes ist. Das Kerngebiet bildet heute der Naturpark „Parque Natural da Estrela“.

Meine Lieblingsziege hilft, die Wiese frei zu halten.

Ohne die Beweidung mit Schafen, die die Vegetation niedrig halten und und die Ausbreitung des Gestrüpps verhindern, werden die Berghänge der Serra da Estrela immer anfälliger für Brände. Und da gab es in letzter Zeit einige.
Die Schafe sind Landschaftspfleger, erhalten die Artenvielfalt und geben darüber hinaus noch den Rohstoff für den regionalen Käse „Queijo“ und für reichlich Wolle.

In den letzten 10 Jahren hat sich der Schafbestand halbiert. Schäfer gaben auf, weil die Erträge immer geringer wurden, der Aufwand dagegen immer mehr und das Leben in den Bergen beschwerlicher. In den Sommermonaten gehen die Schäfer jetzt nachts hüten, weil durch die Klimaerwärmungen die Temperaturen für Mensch und Tiere am Tage unerträglich geworden sind. Während der Zeit, in denen die Hirten mit ihren Tieren in den Bergen sind (und das sind zwei bis drei Monate), kochen sie nicht. Sie haben Angst vor Bränden und Angst um ihre Tiere.

Symbolbild. Bei uns gibt es ähnliche Probleme. Mein Foto zeigt die Trockenheit in der Elsteraue.

Und doch gibt es gerade jetzt wieder junge Menschen, die sich für den Hirtenberuf entscheiden. Sie lieben die Freiheit, die Tiere und die Natur.

Die Region lebte früher auch von der Textilindustrie. Hier wurde der feste Burel-Stoff hergestellt. Dann ging es bergab mit der Textilindustrie. Den massenhaften und billigen Importen von Textilien hatte man nichts entgegen zu setzen. Heute besinnt man sich wieder auf das Gold der Serra da Estrella, die Wolle.
Alte Fabriken werden wieder in Betrieb genommen, über hundert Jahre alte Maschinen zum Laufen gebracht und die damals Beschäftigten zurückgeholt. Sie bilden junge Leute aus, geben ihre Erfahrungen weiter und sorgen dafür, dass kulturelles Erbe erhalten bleibt. Junge Designer verbinden Traditionelles und Moderne in der Textilindustrie. Die Arbeitslosigkeit ist übrigens zurückgegangen. Große Verdienste hat hier Isabell Costa.

Den TV-Beitrag auf Arte sich anzusehen lohnt sich sehr. Und ich beschäftige mich schon mit einer anderen Region. Auch da geht es um Umweltschutz und der liegt mir sehr am Herzen.

Carmina Burana. Vom ewig drehendem Rad des Schicksals.

Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. (Jean Jaurès)

1803 fand im Kloster Benediktbeuren 254 mittellateinische, altfranzösische und seltener auch althochdeutsche Liedertexte. Diese Texte stammten aus dem 11., 12. und einige auch aus dem 13. Jahrhundert und waren von meist anonymen Dichtern geschrieben worden. Die Lieder gelten als wichtigste Sammlung der weltlichen Lyrik des Mittelalters. Bekannt wurden 24 von ihnen als Carmina Burana nach der Vertonung durch Carl Orff.

Ich kannte eigentlich nur immer ein Lied daraus, O Fortuna (Achtung: Link führt zu YouTube). Nie hatte ich alle 24 Lieder im Zusammenhang gehört. Als junge Gudrun war ich in einem Konzertchor. Die Carmina Burana hätte ich gerne mal mitgesungen.

das Rad dreht sich ständig
Foto: Silke Heinig

Am Sonntagabend sah ich mir auf ARTE eine Übertragung der Carmina Burana aus der Verbotenen Stadt in Peking an. Ich interessiere mich sehr für solch alte Texte.
Auf mein abendliches Konzert habe ich mich vorbereitet. Ich habe Tee gekocht, stellte ein Tellerchen mit getrockneten Schlehen und Apfelringen hin, legte die Beine hoch.

Der Text lief unten im Bild als Einblendung mit. Erstaunlich, mit welchen Worten die Probleme der Zeit damals beschrieben wurden. Mit Ähnlichem haben es wir ja auch heute noch zu tun. Das Schicksal ist tatsächlich ein ewig rollendes Rad. Ich war sehr ergriffen von den Texten, dem Chorgesang und auch von der Kulisse. Ich fühlte aber auch große Dankbarkeit. Es war schön.

Carmina Burana und das Rad des Schicksals

Auszeiten mit solchen Erlebnissen werde ich mir öfter gönnen. Die Carmina Burana beschäftigt mich nämlich heute noch, Tage später. Negativer Stress löst Rheumaschübe aus. Schöne Lieder, weise Texte, Hörgenuss haben sicher ganz viel Heilendes. Ach ja, das Rad des Schicksals reißt einen tatsächlich manchmal nieder; es trägt einen aber auch wieder hinauf.