Also, gleich vorab: Langeweile begegnet mir selten. Naja, bei stupiden, aufgezwungenen Tätigkeiten habe ich es schon erlebt, dieses unangenehme Gefühl, gleich und sofort etwas ändern zu müssen.
Als wir neulich beim Rheumatologen waren, brauchte ich einen neuen Termin. Lange Zeit war der Donnerstag „Rheuma-Tag“. Die Schwester war schon bei einem Donnerstag angelangt, aber das geht jetzt nicht mehr.
Herr E. holt zu den Terminen immer ein Teilauto, holt mich ab und fährt mich zum Rheumatologen am anderen Ende der Stadt. Donnerstags kann er das aber nicht mehr, weil er Klavierunterricht hat. Das fanden die Angestellten in der Praxis prima. Und ich finde das auch.
Herr E. ist Rentner, hat Zeit und kann sich endlich mal mit dem beschäftigen, was er schon immer mal wollte. Es geht nicht darum, Konzerte geben zu wollen, aber ein Instrument zu lernen aktiviert eine ganze Menge, nicht nur die grauen Zellen im Oberstübchen.
Und so habe ich jetzt einen musizierenden Mann zu Hause und ein Klavier.
Es soll ja Leute geben, die nichts mit sich anfangen können, besonders dann, wenn das Arbeitsleben vorbei ist. Ihnen geht es dann nicht gut und oft gibt es zu Hause Streit, weil sich die Partner mächtig auf den Geist gehen.
Bei uns ist das ganz gut geregelt und Langeweile gibt es bei uns kaum.