Eine einzigartige Oase inmitten der Platte – der Kolonadengarten.

Mittendrin, zwischenden Häuserblocks, gibt es in Leipzig-Grünau den Kolonadengarten. Der Garten ist ein gemeinschaftliches Projekt des Bundesministeriums für Bau, das in Zusammenarbeit mit Anwohnerinnen und Anwohnern entstand. Der Entwurf für den Gemeinschaftsgarten wurde dabei maßgebend von den Mitgliedern des 2007 gegründeten Stammtisches gestaltet.

Das Wetter war gar nicht optimal, aber wir machten uns auf, um ein einzigartiges Projekt mitten in der „Platte“ zu besuchen. Herrn E. E-Bike und mein Fridolin brachten uns gut hin.
Windig war es und ab und zu gab es auch ein bisschen Regen. Bei Sonnenschein hätte es bessere Bilder gegeben, aber nun sind wir einfach mal da, auch um uns Anregungen zu holen.

Der Teich im Kolonadengarten

Im Kolonadengarten gibt es immer zahlreiche Veranstaltungen, wie das Ostereierfest, das Adventssingen, Klavierkonzerte zu den Tastentagen u.a. In der Coronazeit traten Musikerinnen und Musiker des Gewandhausorchesters hier auf. Es ist also eine wunderschöne Oase zum hinsetzen, entspannen und genießen. Alle gärtnerischen Arbeiten werden ehrenamtlich erledigt und man sucht hier dringend junge Leute, die bereit sind in die Fußstapfen der Pioniere zu treten. Die haben mittlerweile ein stolzes Alter erreicht und müssten sich etwas Ruhe gönnen.

Herr E. war begeistert von dem Teich mit Brückchen. Hach, wenn wir doch nur jünger wären und ich gesünder. Wir würden uns hier engagieren. Vielleicht pflanzen wir etwas vor unser Haus. Es ist doch gut, wenn man sich an Blumen und Stauden erfreuen kann. So etwas braucht man einfach und so etwas geht auch in der Platte.

Heute Morgen habe ich meine neuen Kopfhörer ausprobiert. Rachmaninow hörte ich, Tschaikowsky, Schostakowitsch, aber auch Händel und Mozart. Und plötzlich brach es aus mir heraus. Lange hab ich nicht so geweint. Alles, wofür ich mich immer eingesetzt habe, scheint zu zerkrümeln. Was soll ich jetzt noch glauben? Und wofür soll ich jetzt noch Kraft aufbringen? Ich mache mir Sorgen um meine Familie in L.A. Was da los ist, kann man nachlesen. Und ich mache mir auch Sorgen um die Menschen in meinem Land.
Heute ist nicht „mein Tag“ und vielleicht ist es gut, die Bilder vom Kolonadengarten zu sehen, auch wenn sie an einem trüben Tag entstanden sind.

Tierisch, tierisch und einpaar englische Vokabeln

„Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.“
– Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808.-

Letzte Nacht schlief der Gasthund bei uns. Da ging es wiedermal tierisch bei uns zu. Max ist ein lustiger Geselle und ich hatte wieder viel zu lachen. Wir haben uns auf den Hund gefreut und auch darüber, dass wir Nachbarn helfen können.

Tierisch: Ein Hund der gute Laune bringt.

Gastkatze Findus und der Gasthund sind nicht gerade das Traumpaar. Wenn die sich treffen, macht der eine lauthals dicke Backen und der andere miemelt den Coolen und zeigt seine Pfote, mit der es gleich eins auf die Nase geben kann. Da ich meine Ruhe haben will, habe ich die immer fein aneinander vorbei gelotst.
Tierisch geht es bei uns halt immer mal zu.

tierisch: der kleine Fensterkucker

Die kleine Kohlmeise hat sich einen tollen Platz ausgesucht. Futter ist da, ein Dach über den Kopf auch und von dem Fensterplatz kann man wunderbar beobachten, was sich sonst noch so tut in der Vogelwelt vor Gudruns Fenster. Eigentlich fehlt bloß noch ein kleines Kissen, dann wäre das Bild vom Fensterkucker perfekt.

Ach ja, tierisch:
Und was tut sich bei „meinen“ Adlern am anderen Ende der Welt?

Eine der beiden kleinen Adler-Schwestern fliegt schon fleißig, kommt aber immer mal zum Nest zurück. Gestern schrieb jemand in den Chat: “ Sunny, komm zurück und hole deine Schwester, das kleine Weichei.“

„Weichei?“, meldete sich der aus meinem Oberstübchen. „Das englische Wort merke ich mir. Wetten?“
„Mann, was willste denn damit? Das ist Slang-Sprache. Kannst du dir nichts Wichtigeres merken?“
„Könnte ich schon, will ich aber nicht. Ich sag dir dann schon, wo es steht. Lieber merke ich mir Dinge, mit denen ich dich ärgern kann. Soll ich dir sagen, was Schuhanzieher auf Englisch heißt? Shoehorn, shoehorn…“
„Oh, Gott, der nervt!“
„Stör mich jetzt mal nicht. Ich trage mir erstmal ’sissy‘ in mein Wörterbuch ein.“

Also, manchmal bin ich schon bestraft. Vielleicht ist das aber auch gut so. So lange ich meine gute Laune nicht verliere, komme ich gut zurecht. Und morgen sind wir wieder ernst.

Es könnte so friedlich sein

Manchmal sehne ich mich danach, Dinge zu sehen, zu hören, zu fühlen, die friedlich sind. Ruhe sollen sie ausstrahlen, weg sein von jeglicher Panikmacherei.
Nein, ich ignoriere nicht die Realität, aber ich brauche diese Momente, um meine Kraft zu behalten und klares Denken.

Jeden Tag, seit Januar, habe ich über das Netz beobachten können, wie sich am Big Bear Lake aus zwei winzigen Weißkopf-Seeadlern kräftige Jungvögel entwickelt haben. Das haben sie ihren Eltern zu verdanken, die sie mit reichlich Futter versorgt und beschützt und behütet haben. Die beiden Geschwister beobachten zu können, ist eine Freude. Sie machen alles zusammen, lernen voneinander, kuscheln. Bestimmt fliegen sie auch zusammen weg, wenn der Tag gekommen ist.

Die Schwestern trainieren jedenfalls schon fleißig. Man ist inzwischen fast sicher, dass es zwei Mädchen sind. Ehe ich schlafe, muss ich noch schnell mal schauen, was die Adler machen. Dann ist alles gut und ich finde Ruhe in den unruhigen Zeiten. Wenn es doch nur überall so friedlich sein könnte.

Die San Bernardino Mountains, in denen sich der See und der Adlerhorst befinden, hatte ich vom Flugzeug aus gut sehen können. Auch als wir eine Schifffahrt auf dem Ozean gemacht haben, konnte ich das Gebirge in der Ferne betrachten. Irgendwann fahre ich da mal hin, nahm ich mir vor. Daraus wird wohl vorerst nichts werden. Ich war auf dem Weg, mein Bild von einem anderen Land auf den Prüfstand zu stellen, alle Voreingenommenheiten beiseite zu schieben, das Gute zu sehen und viel an Eindrücken mit nach Hause zu nehmen. All mein Denken und Fühlen hat es aber jetzt wieder arg durcheinander gewirbelt. Ich werde weiter Kontakte pflegen und wer weiß, vielleicht wird doch noch einiges gut. Ich möchte es zu gerne glauben.

Mit Seeadlern kann ich hier nicht dienen, aber meine Stare machen ihre Sache auch gut. Ich muss mir schon überlegen, wie und wofür ich Geld ausgebe. Für die Vögel vor meinem Fenster verzichte ich halt mal auf etwas anderes. Es macht mir so viel Freude, das Treiben da draußen zu beobachten!
Die Stare werden sich bald wieder auf den Weg machen. Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn sie im nächsten Jahr wieder zu mir kommen. Dafür putze ich da draußen halt auch mal öfter.

Auch das sind friedliche Bilder. Aber die Lebendbedingungen für die Vögel werden immer schwieriger. Grünflächen werden zugebaut, Bäume und Büsche entfernt und damit Nistmöglichkeiten. Ich will versuchen, wenigstens für ein klitzekleines Stück Normalität zu sorgen. Und genau das wünsche ich mir für die ganze Welt.

Nachtrag:
Sunny, das vier Tage ältere Adlermädchen ist gestern ausgeflogen.

Sophie Scarf, eine Wärmflasche und eine neue Spindel

Ein Rheumaschub und eine Zahn-OP zwangen mich mal wieder dazu, die Füße etwas still zu halten. Ein Problem ist das nicht, denn beschäftigen kann ich mich immer und ganz gut. Diesmal habe ich gestrickt für meine Töchter. Bis Weihnachten will ich nicht warten und werde das Gestrickte jetzt verschenken.
Bei der einen heißt das Produkt „Sophie Scarf“, bei der anderen ist es eine neue Hülle für die Wärmflasche. Selbstgesponnenes Garn habe ich noch reichlich. Es wird mal wieder Zeit, davon etwas zu verarbeiten.
Also los!

Strickutensilien

Sophie Scarf gibt es nicht im Laden zu kaufen

Bei meiner Reise nach Kalifornien hab ich mir dort Garn gewünscht. Ich musste meine Hände beschäftigen. Wollgarn gab es keines, Acrylgarn aber schon und dazu war es auch noch teuer. Ein Knäuel habe ich mit nach Deutschland gebracht, aber da lag es nur rum. Bis jetzt.

Meine jüngste Tochter mag keine Schafwolle. Als ich aber ein Gestrick der dänischen Designerin Mette Wendelboe Okkels entdeckte, wusste ich, wie ich das Acrylgarn verarbeiten kann. Ich strickte für meine Tochter den Sophie Scarf, den man nicht kaufen kann und den es nur selbstgestrickt gibt. Was das ist und wie eine Dänin mit dem Stricken ein Millionenpublikum erreicht, kann man hier nachlesen.
Und meine fertigen Schals gehen jetzt auf die Reise.

Eine Wärmflasche bekommt einen neuen Bezug

Ich fragte meinen Sohn, ob er seine Wärmflasche mit Bezug noch hat. „Ja, irgendwo, aber ich habe ja eine Wärmedecke.“
Schön. Da bereiten sich die Leute auf Krisen vor, kaufen Feuerzeuge, Kerzen, Wasser… Und was, wenn es mal keinen „Strom aus Wand“ gibt? Also, meine Wärmflasche verborge ich nicht. 🙂

Vor über 20 Jahren hatte ich meiner ältesten Tochter eine Wärmflasche geschenkt und einen Bezug aus selbstgesponnenem Garn im Zopfmuster gestrickt. Sie ist genau so eine Frostbeule wie ich und hat sich gefreut über ihr Geschenk. Ich hatte das längst vergessen und konnte es gar nicht glauben, dass es Wärmflasche und Bezug noch gibt.

Als meine Tochter in die USA auswanderte, nahm sie Wärmflasche und Bezug mit. Nach den vielen Jahren im Gebrauch sah der Bezug nun arg „zerfleddert“ aus und hatte schon Löcher. Ich schickte ihr eine neue Wärmflasche mit einem Fertigbezug. Sie schrieb mir dann, dass der Enkel Schafwolle liebt und lieber die Wärmflasche mit dem ledierten Bezug nimmt. Nun, da musste ich ran!
Ein neuer Bezug ist jetzt fertig und kann auf Reisen gehen.

Und was ist nun mit der neuen Spindel?

Bald kann ich mein Patenschaf beim Nabu in der Nähe von Leipzig besuchen. Ich bekomme auch Wolle aus der letzten Schur und aus der soll dickeres Garn werden für einen Teppich. Solch dickes Garn schafft mein Spinnrad nicht. Ich hätte mir einen anderen Spinnkopf kaufen müssen, mit größeren Haken und mit einem großen Einzigsloch. Das kostet ordentlich und so wollte ich das nicht.

Ich beschloss, mein Garn so herzustellen, wie es die Navajo-Indianer immer noch machen und bestellte mir bei „Das Spindelhaus“ eine Navajo-Spindel. Sie ist da und wenn ich dann die Wolle von den Leineschafen habe, werde ich es genau so machen, wie mein großes Vorbild Clara Sherman. (Achtung: Link führt zu YouTube. Das Video ist aber schön auzusehen und entspannt.) Clara Sherman ist 2010 verstorben, aber ihr Bemühen, die alten Traditionen zu bewahren und zu zeigen, leben fort. Zu gerne hätte ich die Navajos mal besucht, aber ich werde wohl nicht wieder in das Land reisen. Schade.

„Wo eine Navajo-Spindel ist, ist ein Webstuhl nicht weit“, besagt ein Spruch. Stimmt und ich freue mich sehr auf das Neue und was daraus entstehen kann.

Tschiep!

Morgen hat mein Zahnarzt viel zu tun und ich muss und werde das aushalten. Eben habe ich den letzten Kaffee getrunken. In der nächsten Zeit gibt es keinen. Meine Gymnastikübungen habe ich gemacht, denn auch die fallen zumindest morgen aus. Und während ich lese und so vor mich hin dümpele ertönt vom Fenster her lautes „Tschiep“.

Meine Haus- und Hofvögel haben heute ihre Kleinen mitgebracht. Nachwuchs gibt es bei den Meisen, den Spatzen und auch bei den Staren. Ich hatte nochmal Futter nachgeordert und meine Tochter hat mir Wildvogelfutter geschenkt. Tja, trotzdem sind die Näpfe dauernd leer und es ertönt fordernd ein „Tschiep“ aus vielen Kehlen.

Nachdem die Stare im „Fresskoma“ lagen, war mein Kirschbaum besiedelt mit kleinen Kohlmeisen, Blaumeisen und Spatzen. Endlich hatten auch sie Gelegenheit in aller Ruhe den Futternapf zu plündern. Die Kleinen waren offensichtlich zum ersten Mal unterwegs, denn die Eltern flogen unermüdlich zwischen Futternapf und Vogelkindern hin und her. Und ich muss zwar morgen früh wieder putzen, aber ich hatte meine Freude. Leider war es eigentlich schon zu duster zum Fotografieren, aber egal.

Jetzt mache ich den Rechner aus und harre der Dinge, die mir morgen blühen. Und wenn es mir wieder besser geht, melde ich mich wieder.
Alles wird gut.

Bloß raus aus der Bude

Es ist gerade viel los bei mir und ich bin viel unterwegs. Bloß raus aus der Bude!
Mein Vermieter, die Wohnungsbau-Genossenschaft Kontakt, hatte zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und ich sagte zu. Es war ein geselliges Beisammensein. Das war mir das Wichtigste. Das Gläschen Sekt zum Anstoßen, Kaffee und Kuchen und ein schöner Strauß Geburtstagsblumen durfte natürlich auch nicht fehlen. Die nicht gut zu Fuß waren, wurden abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht.

Anwesend war der Bauleiter der Genossenschaft, der davon erzählte, was als nächstes geplant ist und überhaupt, wie es der Genossenschaft geht. Alles war sehr interessant und auch beruhigend. Ich bin froh, Mitglied gerade in dieser Genossenschaft zu sein. Schon zu DDR-Zeiten hat sie daran gedacht, dass manche Häuser Rampen bekommen müssen. So kommen indessen auch Menschen in ihr Haus, die keine Treppen steigen können.

Ach ja, in dieser Woche habe ich zum Beispiel ein neues Fenster und eine neue Balkontür bekommen. Durch die Alten zog es wie Hechtsuppe. Das hat jetzt ein Ende und ich fühle mich wieder wohl und bin sehr dankbar

Raus aus der Bude musste ich gleich nochmal. Ich hatte dem Frauchen vom Besuchshund Max versprochen, mit ihr in ihren Garten zu fahren. Es musste dringend gegossen werden, denn Regen ist bei uns nicht wahrscheinlich. Also sind wir los, sie mit Fahrrad und dem Max im Hundetrolly hinten an und ich mit dem Fridolin. Windig war es sehr und im Garten hatte es Lilien umgeworfen. Die Schnitt die Gartenbesitzerin kurzerhand ab und schenkte sie mir. Und so zogen bei mir gleich zwei Blumensträuße an einem Tag ein.

Um „Raus aus der Bude“ geht es diesmal nicht, eher draußen vor der Bude.
Ich habe mich gefreut wie Bolle, denn heute sind die ersten neuen Stare aufgetaucht bei mir. Ich habe es bei den wenigen Bildern belassen und habe auch das Fenster nicht geöffnet. Unruhe will ich nicht bringen in die Vogelschar da draußen. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, dann ziehen sie weiter. Im nächsten Jahr werde ich mir zum Geburtstag Vogelfutter wünschen, denn im Moment fressen sie mir die Haare vom Kopf. Die Freude, die ich empfinden darf, entschädigt mich für so einiges.

Heute mache ich mal zu Hause „einen Ruhigen“, aber morgen will ich mal wieder raus aus der Bude. Herr E. und ich wollen Eis essen gehen. Ab und an muss das mal sein und morgen ist auch noch ein besonderer Anlass. Na dann!

Eine Hommage an meinen Deutschlehrer.

Lothar Flämig hieß er und er war mein Deutschlehrer und Klassenleiter an der EOS. Er bereitete uns auf das Abi vor. Oh ja, er hat uns eine Menge abverlangt, uns aber auch viel gegeben an Lebensphilosophie und Wissen. Nie hat er uns einfach vollgetextet und wir sollten das dann alles irgendwie Wissen. Er hat alles mit uns erarbeitet. Und dann saß das auch.

Manchmal probten wir aber auch den Aufstand. Ich auch. In Aufsätzen konnte ich machen, was ich wollte, er fand immer ein Haar in der Suppe. So sehr ich mich auch mühte, zu einem „Sehr gut“ reichte es nie.
In einem Aufsatz muss mich der Teufel geritten haben, denn ich verwendete den Ausdruck „als wie“. Stehenden Fußes bekam ich einen Rüffel, mit dem Rotstift auf den Rand geschrieben. Bei der Aufsatz-Rückgabe regte ich mich auf. Schließlich hatte Goethe den Ausdruck im „Faust“ auch verwendet:

Mein Deutschlehrer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, meinte nur lapidar:
„Das kannst du machen, wenn du mal mit Goethe auf einer Stufe stehst.“
Peng! Das hatte gesessen und ich habe den Ausdruck nie wieder verwendet.

Dann kam der Abi-Aufsatz. Einige Tage später fingen die anderen an zu nerven und zu fragen, ob er schon korrigiert hätte. Ich fragte lieber nicht, aber auch die anderen bekamen keine Antwort. Im Internat lief mir mein Lehrer über den Weg und sagte zu mir: „Jetzt hast du es geschafft.“
Wäääää! Ich hatte den Abi-Aufsatz versemmelt! In der Nacht schlief ich schlecht.

Zur Auswertung wollte ich gar nicht hin, musste aber. Mit der schlechtesten Note fing er die Auswertung an. Meinen Aufsatz zum Ansehen (die Abi-Aufsätze wurden archiviert) bekam ich als Letzte. „Sagte ich ja schon – jetzt hast du es geschafft.“
Zum ersten und zum letzten Mal hatte ich einen sehr guten Aufsatz geliefert. Endlich!

den Grundstein für freiwillige Lektüre legte einst mein Deutschlehrer.


Und jetzt?
Jetzt lese ich solche Bücher (eines hab ich von meiner Tochter bekommen; das andere hab ich mir im Antiquariat besorgt.), war zum Seniorenstudium an der Uni am Germanistischen Institut, lese Korrektur und möchte, dass unsere Sprache mit all seinen Facetten erhalten bleibt. Sie ist nämlich schön und wunderbar ausdrucksstark.

Mein Deutschlehrer lebt nicht mehr. Ich hatte vergessen, ihm zu sagen, dass ich ihm dankbar bin für das, was er mir und den anderen gegeben hat. Das tut mir leid, aber ich mache es jetzt noch nachträglich auf diese Weise.
Ich danke Ihnen, Herr Flämig.

Ich liebe meine Stare

Ja, es sind kleine Dreckersäcke, aber ich liebe meine Stare und freue mich in jedem Frühjahr, wenn sie wieder zurück sind von der großen Reise. Ansonsten wird eben ein bissel mehr geputzt und alles ist gut.
Heute ist es draußen grau und verregnet. Gute Lichtverhältnisse waren es nicht und ich konnte auch nur durch die Fensterscheibe fotografieren. Das war mir aber auch ein bisschen Wurst. Habe ich das Fenster offen, kommen die Vögel nicht. Als ich dann die Bilder sah, drängte sich mir ein kleines Zwiegespräch mit meinem Lieblingsstar auf. Und davon erzähle ich eben jetzt mal.

Meisi frisst

Meisi hat es eilig.
„Nu aber fix! Die Stare kommen, spielen sich immer ein bisschen auf als Vogelgendarm und die machen lauthals ganz ordentliches Theater.“
Schnell sammelt er den Schnabel voll Futter und düst ab.

Und schon geht es los.
„Gudrun, ich muss mal mit dir reden. Es gibt ein Problem.“ Ich sehe schon, der Star ist ungehalten. Das habe ich befürchtet, aber etwas ist ja immer.

„Ich komme da nicht rein und nicht an das Futter ran, möchte das aber auch haben, was Meisi bekommt. Wir müssen einen Deal machen.“

festhalten undfressen klappt nicht

„Siehst du das, Gudrun? Ich gebe mir alle Mühe, aber es geht einfach nicht.“
„Gut, ich lasse mir etwas einfallen“, murmelte ich vor mich hin.
„Das hab ich gehört! Mach aber mal hinne, schließlich habe ich einige hungrige Mäuler zu stopfen.“

für die Stare gebaut.

„Naja, eine Zierde ist der alte Korb ja nun nicht, aber ich kann prima Klimmzüge daran machen“, krächzte es wieder von draußen. Mir war tatsächlich etwas eingefallen, damit sich die Stare festhalten konnten vor dem Futter. Das musste ich doch meinem Star gleich schmackhaft machen.
„Oh, da bin ich aber froh. Koste mal, du hast jetzt dein eigenes feines Futter und eine Extraportion Mehlwürmer.“

Am Korb kann man sich gut halten.

„Es klappt! Ich komme tatsächlich da rein. Und es schmeckt auch ganz gut, aber“, … Denkpause.

Futterplätze für Stare undkleinere Vögel

„… aber, wer sagt mir denn, dass im Meisenhäuschen nicht viel besseres Futter ist? Ich will immer noch etwas von da oben haben.“
„Dann mach dich doch mal lang.“

das Futter schmeckt

„Wow, ich komme jetzt tatsächlich da oben dran. Ich werde jetzt bei Meisi kosten.“
„Fressack!“, höre ich Meisi im Kirschbaum schimpfen.

meine Stare sind da

„Der Deal ist mir gelungen. Ich bin eben der größte und hervorragendste Star, den die Welt je hatte.“ Was der „Deal für mich gebracht hatte, erschloss sich mir nicht so ganz.
Meisi musste natürlich seinen Kommentar dazu geben: „Träum weiter, du Vogel. Alles ist gut, so lange du meine Kreise nicht störst und mir nicht auf den Keks gehst.“

Habt ein schönes Wochenende und morgen einen schönen Sonntag, an dem auch das Lachen nicht zu kurz kommt.

Leipzig sitzt auf dem Trockenen

„Leipzig sitzt auf dem Trockenen. Die Stadt ruft erneut den Klimanotstand aus!“

Diese Nachricht erreichte mich heute durch eine Mail vom Ökolöwen, einer ehrenamtliche Arbeitsgruppe, die sich seit über 30 Jahren mit dem Erhalt gefährdeter Biotope im Raum Leipzig befasst. Es hat nicht geschneit im Winter und bis jetzt kaum geregnet. Wir sitzen wirklich auf den Trockenen.

Dass es immer wärmer und vor allem auch trockner wird, beobachte ich seit Jahren. Das kann man nicht mehr weg reden. Das Klima in der Großstadt wird schlechter. Nichtsdestotrotz verschwinden immer mehr Brachen und Grünflächen und die versprochene Pflanzung von Straßenbäumen schleift. Wenigstens gibt es jetzt eine Förderung bei Dach- und Fasaden-Begrünung oder Entsiegelung von Freiflächen. Schon lange mache ich mir Gedanken, was ich tun kann, damit wir nicht auf dem Trockenen sitzen, und alles scheint mir immer zu wenig. 

Ich möchte Äpfel ernten und nicht, dass wir auf dem Trockenen sitzen.
Unser neuer, kleiner Apfelbaum im Garten blüht üppig

Vor Tagen entdeckte ich den ersten Star am Futterhäuschen vor meinem Fenster. Er war die Vorhut; ich kenne das nun schon. Und tatsächlich, der Rest der Gruppe rückte zwei Tage später ein. Sie wussten offensichtlich, dass es bei mir Futter und Wasser gibt. Es ist schon eine besondere Verantwortung, geeignetes Futter zum Füttern der Kleinen bereitzustellen und auch mit Mehlwürmern nicht zu geizen. Ich freue mich immer wie Bolle, wenn die Elternvögel den Schnabel voll haben und zum Nest fliegen. Bald bringen sie ihre Jungvögel mit.

Wolle im Knödelhalter, aufgehängt als Hilfe für den Nestbau

Wasser fülle ich zum Beispiel mehrmals am Tage nach. Mein Vogelbad auf dem Fensterbrett ist nicht groß, aber Durst haben alle und ab und zu muss auch einer baden.
Die Stare sind richtige kleine Dreckersäcke. Das Fensterbrett sieht immer sehr eigen aus am Morgen, allerdings bin ich gut gerüstet und putze halt mal für meine Vögel. 

Ich überlege gerade, wie ich auch anderem Getier Wasser zur Verfügung stellen kann. Mit der Gießkanne draußen herumturnen kann ich schlecht. 
Im Garten ist das alles kein Problem. Da gibt es den Gartenteich und einen ganz kleinen Teich, in dem die Vögel gerne baden. 
Zuhause sammele ich auch wieder fleißig Wasser. Wenn ich einen Apfel abwasche ist das Wasser nicht schmutzig. Die Büsche vor meinen Balkon, entlang der Rampe, freuen sich über jeden Tropfen Wasser. Sie sind meine Klimaanlage. Ich kann sie vom Balkon aus gießen.

Den Blogbeitrag heute schreibe ich im Garten. Es ist warm und das empfinde ich als angenehm. Die Abendsonne taucht alles in ein besonders und warmes Licht. Eine Amsel singt in Nachbars Apfelbaum und gleichwohl zwitschert es um uns herum.
Es ist so friedlich.
Schön wäre es, wenn das so bleibt, aber ich habe da meine Bedenken und auch Angst. Aber dazu ein anderes Mal. Heute genieße ich es, hier zu sein, zu leben und im Garten ein kleines Biotop zu schaffen. Gut, dass Leipzig noch so viele Gartenanlagen hat.

Mehl und Wasser – mehr braucht es nicht zum Brot backen

Mit Brot sind alle Sorgen geringer “, sagt Sancho Panza zu Dapple, seinem Esel in Don Quijote.

Heute möchte ich mal vom Brot backen erzählen.
Vor Jahren war ich mit meinem „Nordkind“ im Steinzeitpark Albersdorf. Wir konnten uns im Bogenschießen versuchen und wir haben Brot gebacken, so wie es unsere Vorfahren in der Steinzeit auch schon gemacht haben.
Erstaunlich, man braucht nur Wasser und Mehl.

Brot backen: Das kostbare, selbstgemahlene Mehl wird eingebracht

Getreidekörner haben wir zwischen zwei Steinen zu Mehl gemahlen. Jedes Mehlstäubchen landete in der Schüssel. Wenn man sich so müht, darf nix verloren gehen. Es wird kostbar.
Dann kommt noch Wasser und ein bisschen Salz dazu. Im Wesenllichen war es das.

Weil wir Gourmets sind haben wir noch Kräuter und Saaten gesammelt, zum Beispiel Brennnesselblätter und -samen, Wegerich, Löwenzahn und anderes. Fein geschnitten mit einem scharfen Stein kam alles mit in den Teig.

Die Feuerstelle wartete schon auf uns. Auf die Glut legten wir eine Schieferplatte und darauf unsere Teigstücke. Alles ähnelte mehr kleinen Fladen, aber was soll ich sagen: Wir haben es mit genuss verspeist.

Das Brot backen, vornehmlich Roggenbrot, mache ich in der Zwischenzeit selber. Ich brauche dazu auch nur Mehl, Wasser, etwas Salz und einen Löffel Waldhonig. (Alles andere nach Gusto)
Das Brot braucht Zeit, ja, aber das ist kein Problem, denn Mehl und Wasser machen ihre Arbeit alleine. Mein Aufwand ist nicht so groß.
Alles fängt an mit einem Sauerteig an und endet mit einem saftigen, kräftig schmeckenden Roggenvollkornbrot.

Herr E. und ich haben gut Erfahrung gesammelt und sind ordentliche Brotbäcker geworden. Und mein Nordkind hat mir eine Schale mit Lavasteinen geschenkt, damit wir ordentlich schwaden können zu Beginn des Backens.
Und wisst ihr, was ich gleich mache? Ich bereite das Abendbrot vor, natürlich mit Roggenbrot. 😀