Einen guten Tag den Damen!

Der Damen-Versteher

Abends sitze ich gerne mit meiner Freundin Jutta auf der Rampe, dem Weg vor dem Haus.
Die Sonne ist dann hinter den Häusern gegenüber verschwunden und es ist angenehm kühl. Nichts geht doch über ein kleines Schwätzchen in Gemeinschaft und nichts kann dann die beiden Damen Jutta und Gudrun stören.
Damen? Jawohl.

Zwei Häuser weiter wohnt ein älterer Herr, der jeden Tag seine Runden dreht und über die Rampe nach Hause wollte.
Schick, sah er aus, mit heller Hose, feinem Hemd und Sommerhut auf dem Kopf. Er lief nicht einfach die Rampe entlang, er tänzelte fast.

Als er bei uns angekommen war, zog er elegant seinen Hut und deutete eine leichte Verbeugung an. „Einen wunderschönen Tag, wünsche ich den Damen“, meinte er. Mir blieb gar nichts anderes übrig als gönnerhaft den Kopf zu neigen und zu entgegnen: „Danke, der Herr, auch Ihnen einen guten Tag.“ Und dann lachten wir Drei erstmal herzhaft.

Lachen tut so gut und freundlicher, lustiger Umgang miteinander auch. Irgendwie hat jeder sein Päckchen zu tragen und sollte das ab und zu vergessen dürfen. Wir kennen uns ja und müssen wirklich nicht mufflig und stumm aneinander vorbei gehen.
Und so leisteten wir uns einen kleinen Plausch. Sieben Kilometer war der Mann gelaufen. Das macht er sehr oft so, denn das hält ihn jung, sagt er. Dabei ist er gerade 80 geworden. Nach seinem Tagesmarsch kehrt er noch in der Kleinen Kneipe auf ein Bier ein. (Die Kneipe ist wirklich winzig.) Nach unserem Schwätzchen verabschiedete er sich von uns, natürlich nicht, ohne den Hut zu lupfen.

Ich höre so oft Menschen sagen, dass Small Talk nicht ihr Ding sei. Das sei geistlos. Oha! Das sehe ich aber anders.
Meine Freundin und ich sind noch ein ganzes Weilchen draußen geblieben. Es war angenehm, man trifft Menschen und lernt seine Nachbarn kennen. Und manchmal können wir uns sogar als Damen fühlen. 😀

Nun ist es Blätterbraun schon wieder in den Spitzen.

(aus dem „Herbstlied“ von Zupfgeigenhansel)

Da sind sie nun also, die letzten Tage im November. Kalt und ungemütlich ist es manchmal. Das Bäumchen vor meinem Fenster zeigt nun auch schon sein „Blätterbraun“ in den Spitzen (Achtung, Link führt zu YouT*be) und bald gibt es auch wieder Frost.

Blätterbraun in den Spitzen
Blätterbraun in den Spitzen

Die Kinder spielen nicht mehr lange draußen. Mir fehlt der Krach und das Lachen. Ich überlege, wie ich im nächsten Jahr eine Märchenstunde am Spinnrad da draußen machen kann für einige Kinder, einfach mal so und zum Mitmachen. Mit den Müttern werde ich reden müssen.
Überhaupt will ich mich mehr um die Nachbarschaft kümmern. Das wird schwierig werden, denn so zurückgezogen habe ich das Wohnen noch nie empfunden. Die Welt kann ich nicht retten, aber in meinem unmittelbaren Umfeld ein klitzekleines bisschen was bewegen vielleicht doch.

Der erste Advent gestern ist still an mir vorbei gegangen. Wenn Herr E. nicht in den Keller gegangen wäre und etwas Weihnachtliches gesucht hätte, dann wäre nichts passiert in meiner Wohnung. Trotzdem gibt es hier das besondere Licht, duftenden Tee, kleine Leckereien – wie immer in der dunklen Jahreszeit.

Man sieht es schon, das Blätterbraun
noch ein bisschen Farbe im Herbstregen

Zu tun habe ich genug. Gestern habe ich fast 200 g Gern fertig gestellt. Daraus werde ich mir Handschuhe stricken und die dann auch wieder besticken.

Ich lese gerade wieder viel. Nach den „Mars-Chroniken“ von Ray Bradbury habe ich „Fahrenheit 451“ am Wickel. Beide Bücher habe mich betroffen gemacht, weil ich viele Bezüge zur Realität und auch zur Gegenwart gefunden habe. „Fahrenheit 451“ ist 1955 erschienen und hat seinen Titel nach der Temperatur, wo sich Papier selbst entzündet. Und um brennendes Papier geht es auch, genau um Bücherverbrennung. An verschiedenen Stellen hatte ich das Gefühl, dass die Gegenwart beschrieben wird.

In meinen Innenhof wird es also langsam still. Aber manchmal kann ich auch Dinge beoachten, die mich zum Lachen bringen. Und genau deshalb zeige ich euch so etwas mal. Das kleine Filmchen könnte unter dem Titel stehen „Haben und ganz schnell fort damit“. Der kleine Kerl passt ordentlich auf sein Körnchen auf und vielleicht könnt ihr auch mal lachen.