Leerräume sind ja wichtig, sind Gestaltungselement, wie in der Typographie zum Beispiel. Bedenklich wird es, wenn es nur ein leeres Blatt Papier bleibt. Das könnte aber auch für Gedankenleere stehen oder die Unlust, einfach mit einem Projekt anzufangen.
Mir ging das jetzt so. Ich war ein ganzes Weilchen unlustig. Damit, wie sich die Welt verändert und mein Land und auch die Menschen darin, komme ich nicht klar. Wenn wieder mal etwas gerade den Bach hinunter geht, etwas an Werten und auch einst Geschaffenem, empfinde ich das fast als Ohrfeige. Ich weiß nicht, was ich tun kann und mir fehlen meine Eltern und Großeltern, die mit solchen Situationen öfter umgehen und zurecht kommen mussten.
Heute regnet es endlich mal wieder. Gut so, denn es war ja schon wieder reichlich trocken draußen. Die Kastanien im Innenhof, die roten und die weißen, fangen an zu blühen und die Vögel füttern die ersten Nachkommen schon am Futterplatz. Es ist eben schon Mai.
Stare habe ich auf der Fensterbank, eine Drossel und auch die Elster kommt zu mir hoch. Letztere habe ich immer nur auf der Wiese gesehen.
Ich hatte noch Futter-Knödel vom Winter, die keiner der Vögel so recht wollte.
Seit ich sie zerkrümele und anbiete, herrscht großer Andrang und die Dinger gehen ab wie warme Semmeln. Ja gut, aber hat das leere Blatt Papier mit dem allen zu tun?
Irgendwie schon. Jaja, ich habe mich vom Geschehen da draußen ablenken lassen, war manchmal sogar dankbar dafür. Ablenkung macht aber gar nichts, weil es mir hilft, die Gedanken zu sammeln und zu wichten. Und siehe da, das leere Blatt ist nicht mehr leer. Das, was wie eine lieblos dahergekritzelte Skizze aussieht, ist für mich der Anfang eines neuen Projektes. Ich kann es lesen und weiß, was ich zu tun habe.
Na dann mal los.