Am Karl-Heine-Kanal entlang.

Am Jahrtausendfeld

Ich musste mal raus, dringend. Als Ziel hatte ich mir den Radweg am Karl-Heine-Kanal ausgesucht. Dort müsste ich mit Fridolin gut fahren können. Und so war es auch.

Erstmal los zu kommen, ist manchmal schon ein Problem für mich.
Ich bewege mich ja kaum, also könnte es kalt werden. Ich muss mich einmummeln. Kaum jemand macht sich Gedanken, wie eine Mütze aufgesetzt werden sollte. Zack, rauf auf den Deckel, fertig. Wenn man aber gerade die Arme nicht heben kann, dann muss man schon überlegen, wie der Kopf zur Mütze kommt. Wenn ich dann endlich alles anhabe, bin ich eigentlich kochgar. Mir ist es warm.

Für draußen habe ich dann noch so eine Art „Schürze“, die den Fahrtwind abhalten soll. Davon wollte ich erst gar nichts wissen, denn elegant ist anders. Und da gab es auch erstmal Tränen. Dann aber war ich froh, dass ich das Ding hatte, denn auf der Rückfahrt kroch die Kälte von den Füßen kräftig nach oben.

Ich habe noch eine Spezialdecke, in die ich mich richtig einwickeln kann. Das nächste Mal nehme ich die Decke und bleibe sitzen. Motive werde ich auch so finden. Anders vielleicht, aber es wird sie geben. Ich lasse mich nicht klein kriegen!

Am Karl-Heine-Kanal

Grau war es, so wie schon die letzten Tage. Ich wollte unbedingt Fotos machen am Karl-Heine-Kanal und die hab ich dann auch gemacht.
Das wird nicht meine letzte Tour gewesen sein.

Das Beitragsbild oben zeigt eine lebensgroße Skulptur, die am Jahrtausendfeld steht. (zu letztern schreibe ich andermal was). Es zeigt einen Mann, Pferde und den Sackschen Pflug. Dort stand nämlich mal die Landmaschinenfabrik Rudolph Sack, später bis 1990 VEB Bodenbearbeitungsgeräte. Rudolph Sack ist mit meinem Stadtteil verbunden, denn da wo seine Villa stand, wurde später ein Klinikgelände. Auch darüber werde ich ein andermal schreiben.

„Warum schreibst du nicht jetzt?“, fragte Herr E.
„Keine Lust.“, sagte ich ihm und dass ich der unpolitischste Mensch werde unter Deutschlands Sonne. Er fing dann so an zu lachen, dass ihm die Tränen kamen.
„Du? Nee, du doch nicht!“

Wir fuhren weiter am Karl-Heine-Kanal. Dort bin ich bisher nur mit dem Boot auf dem Wasser unterwegs gewesen oder über eine der Brücken gehuscht. Nun war es halt mal anders. Es waren auch viele Spaziergänger und Radler unterwegs. Es ist aber auch schön hier und es bietet eine ganz andere Sicht auf meine Stadt als wenn man immer nur durch die Straßen schleicht.
Ich bin sehr froh, dass ich mich aufgerafft habe. (Und die Anfangs-Wut- Tränen waren schnell vergessen.)

Hier noch einige Fotos von meiner Tour am Karl-Heine-Kanal entlang:

12 Gedanken zu „Am Karl-Heine-Kanal entlang.“

  1. „Er fing dann so an zu lachen, dass ihm die Tränen kamen.
    „Du? Nee, du doch nicht!“ – Wo er recht hat, hat er recht.
    Und wo du recht hast, soll das auch so bleiben – nämlich damit, dass du dich nicht unterkriegen lässt.
    Grüße zur frühen Nacht!

    1. Du bist ja heute wirklich zeitig dran, liebe Clara. Eigentlich sind das so gar nicht unsere Zeit, gell?
      Mit dem nicht unterkriegen lassen ist das so eine Sache. Letztendlich geht es immer gut aus, aber wenn ich mal wieder für etwas länger brauche, ist der Zoff mit mir selber vorprogrammiert.
      Liebe Mitternachtsgrüße.

  2. Gut, dass du dich aufgemacht hast, liebe Gudrun. ❤
    Denn du hast wunderschöne Bilder mitgebracht, einen schönen Beitrag geschrieben und was noch viel wichtiger ist, es ging dir danach besser.

    Ja, das ist wohl wahr, man macht sich keine Gedanken, wenn man eine Mütze oder anderes anzieht, solange es einfach geht. Erst, wenn es nicht mehr so geht…

    Ehrlich gesagt, ist mir auch immer total warm, wenn ich mich zur Hunderunde fertig gemacht habe. Da muss ich dann aufpassen, dass ich nicht zu luftig los maschiere. Zwar geht bei mir vieles noch wesentlich leichter, als bei dir, aber die ein oder andere Einschränkung muss ich zurzeit leider auch hinnehmen.
    Wir lassen uns aber nicht unterkriegen, nicht wahr?
    Alles Liebe für dich,
    Martina

    1. Es war auch gut, draußen gewesen zu sein. Immer nur in der Wohnung, so behandelt man Schwerverbrecher im Hausarrest. Das wollte ich mir nicht selbst auferlegen. Ich dachte mir, dass es höchste Zeit für einen Ausflug ist. Es war zwar kalt, aber schön.
      Mein Sohn hatte mir damals seine Kamera gegeben und mich auf Motivsuche geschickt. Am Anfang hatte ich dazu gar keine Lust, aber dann hat es mich gepackt. Irgendetwas findet man immer. Und auch jetzt wird es wieder so sein. Selbst wenn ich sitzen bleiben muss, eingewickelt in meine Decke, fotografieren kann ich immer.
      Liebe Martina, danke dass du da warst und danke für deine guten Wünsche.
      Ich grüße dich herzlich.

  3. Das Anziehen macht mir im Winter auch stets ziemlich zu schaffen. Wenn ich es dann endlich geschafft habe, dann bin ich meist so geschafft, dass ich vor dem Start nach draußen erst mal ein kleines Päuschen einlegen muss. 😉
    Gut, dass du dich nicht unterkriegen lässt! Bravo! Und dass du der unpolitischste Mensch Deutschlands werden willst, das lässt mich jetzt doch ein wenig schmunzeln. 😉
    Sei herzlich gegrüßt!

    1. Jetzt schmunzelst du auch noch! Herr E. hatte schon seine Freude an meinem Geschwätz. 😀
      Es sind gerade ein bisschen harte Zeiten. Wir in unserer Zeile hier wollten uns eigentlich regelmäßig treffen, damit sich keiner alleine fühlt. Das haben wir mal lieber gelasssen, weil wir niemand gefährden wollen. Ich raffe mich immer wieder auf und hoffe, dass es die anderen auch tun können.
      Herzliche Grüße an dich, liebe M.

  4. Schöne Bilder hast du von deiner Tour gemacht.
    Es hat sich gelohnt den inneren Schweinehund zu besiegen.
    Ja diese Anzieherei im Winter , ist bei meiner Tochter im Rollstuhl ja auch so, ist schon sehr nervig.

    LG Marion

    1. Die Anzieherei im Winter ist wirklich nicht toll, aber es hat sich gelohnt. Ich merke auch, dass ich heute viel ruhiger und ausgeglichener bin als in den vergangenen Tagen. Es ist schon gut, einfach mal rauszukommen.
      Deine Tochter, streichele sie mal von mir. Es ist schön, dass sie dich hat, liebe Marion.
      Liebe Grüße in den Norden.

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