Ich war schon öfter bei Nietzsche in Röcken, dem kleinen, schönen Ort nicht weit von Leipzig. Mit dem Fahrrad war das kein Problem, ich wohnte doch gleich nebenan. Meine „Nordseekinder“ waren zu Besuch und ich machte mich diesmal mit ihnen auf den Weg nach Röcken, dem Geburtsort Friedrich Nietzsches und dem Ort, wo er begraben ist. Das Beitragsbild war meine Eintrittskarte, gegeben von dem Verein, der die Gedenkstätte in Röcken betreut.
Mit Nietzsche habe ich mich schon zu DDR- Zeiten beschäftigt. Ich habe viel gelesen von ihm und das war auch gut so, denn ich wollte mir selbst ein Bild machen und nicht einfach nachplappern, was andere meinen.
„Also sprach Zarathustra“, habe ich als junge Gudrun gelesen, habe aber heute eine etwas andere, differenziertere und weitere Sicht auf das Werk als damals. Ich betrachte den Verfasser in seiner Zeit und denke mehr darüber nach, was er wo wie meinte. Auf alle Fälle nicht so, wie es später hineingedeutet und aus dem Zusammenhang gerissen benutzt wurde. Das wird deutlich, wenn man auch noch andere Werke liest und sich mit seinem Leben beschäftigt. Dazu hat man in Röcken Gelegenheit. Ein Besuch lohnt sich.
„Was hat er dir denn erzählt?“, fragte mich meine Familie, als sie das Bild sahen. Tja, das war eine ganze Menge und ich habe zugehört. Davon erzähle ich vielleicht ein anderes Mal.
Dieses Foto entstand bei einem meiner früheren Besuche in Röcken. Im Jahr 2000 schuf Klaus F. Messerschmidt die Skulpturengruppe „Röckener Bacchanal“. Zum 100. Todestag von Friedrich Nietzsche wurde es eingeweiht. Die lebensgroßen Figuren bestehen aus Bronze und sind weiß überzogen. Arm in Arm mit seiner Mutter, das bezieht sich auf ein altes Atelierfoto. Die beiden anderen Figuren allerdings gehen auf einen Traum Nietzsches zurück, in dem er zweimal mit fast nichts bekleidet seiner eigenen Beerdigung beiwohnte.
Auch das Foto enstand bei einem früheren Besuch. Um das Anwesen kümmert sich der „Nietzsche Verein Röcken“. Die Gedenkstätte befindet sich in Trägerschaft des Evangelische Kirchspiels Lützener Land. Wir konnten sowohl das Anwesen besuchen, als auch die Taufkirche, das Grab und das kleine, aber feine Museum. Es wird nicht mein letzter Besuch gewesen sein. Am Sonntag, den 28. August 2022 zum Beispiel werde ich zu einem Vortrag in die Taufkirche gehen.
Ich stimme Prof. Dr. Elmar Schenkel (Leipzig) vom Verein der Nietzsche-Gedenkstätte in Röcken zu, der in einem Interview zu Nietzsche sagte:
„Er ist ein sehr ambivalenter Denker, aber das ist eben auch heute wichtig, dass wir mit Ambivalenzen umzugehen lehren. Also, für mich ist Nietzsche auch jemand, an dem man zu reifen lernt, mit dem man sich nicht identifizieren muss, man kann ihn aber trotzdem zum Teil gut finden und zum Teil schlecht finden – man muss sich nicht immer nur schwarz und weiß mit Nietzsche beschäftigen.“
Was für eine feiner Besuch. Zur Zeit beschäftige ich mich mit Nietzsche. Eigentlich schon seit einiger Zeit. Meine Beschäftigung mit ihm begann eben auch aus dem heraus, dass ich selbst lesen wollte, was er gesagt hat und wie es vor dem Hintergrund der Zeit, in der es tat, zu verstehen ist. Röcken steht also auf der Liste, sollte ich es jemals gen Leipzig schaffen. Danke für den Einblick. Alles Liebe
Ja, so ging mir das auch. Ich wollte mir selber ein Bild machen. In Röcken kann man eine Menge über den Menschen Nietzsche erfahren, von der Kindheit an bis zum Tod. Sein Vater predigte in der Kirche, die man besichtigen kann. Die Bank, auf der der kleine Friedrich saß und den Worten seines Vaters lauschte, gibt es noch. Als sein Vater, der für das Kind Gott gleich war, starb, brach eine Welt und auch eine Anschauung zusammen.
Ich werde wohl doch noch erzählen, wie ich es in Röcken empfand.
Grüße an dich.
Hui eine rote Frau auf Besuchsreise beim Grandler. Nietzsche mag ich, wenn ich ihn auch nicht immer verstehe. Ich wünsche dir noch eine Menge solche Ausflüge!
So als Grantler empfinde ich Nietzsche gar nicht, wohl aber als sehr empfindsam. Ich mag seine Art, sein Schreiben und seine Gedichte. Es mich berührt mich.
Ich hatte Glück, dass meine Tochter mit dem Auto da war. Mit meinem Fridolin komme ich auf dem Elster-Saale-Radweg ganz gut, bis dahin. Aber Herr E. kann mit seiner kaputten Schulter nicht Rad fahren. Ausflüge müssen ein bisschen warten oder noch näher sein.
Das war sicher ein interessanter Ausflug, liebe Gudrun. Ich habe auch in jungen Jahren einiges von Nietzsche gelesen. Vielleicht sollte ich ihn noch einmal wieder aus dem Bücherschrank nehmen. Er war schon eine rundum interessante Persönlichkeit.
Dein Gartenbild gefällt mir übrigens sehr – eine feine Perspektive.
Einen lieben Gruß schickt Dir die Silberdistel
Der Garten, überhaupt das Anwesen hätte dir sicher gefallen, liebe Silberdistel. Es gab einen Bauerngarten, Rosen, viele bewachsene Nischen. Im Hof stand eine riesige Linde. Sie blühte und verströmte einen betörenden Duft. Es gab kein Pflaster im Hof, nur Wiese.
Ich wäre gerne dort geblieben und verstehe jetzt, dass Nietzsche über Rocken schrieb. (Aus meinem Leben. Die Jugendjahre 1844 – 1858)
Liebe Grüße an dich, liebe Silberdistel.
Solche Orte liebe ich. Auch hast du meine Neugier geweckt, liebe Gudrun, mehr über Nietzsche zu erfahren. Überhaupt ist es so interessant und wohltuend, in diese Zeit einzutauchen, lesen zu können, was diese Dichter damals dachten und fühlten.
Ein lieber Gruß zu dir,
Andrea
Ja, genau und manchmal denkt man über einiges anders, weil man gelesen und nachgedacht hat. Röcken ist übrigens ein sehr schönes Dörfchen. Ich kann Nietzsches Begeisterung verstehen, die er in „Über mein Leben“ beschreibt. Vielleicht lasse ichbihn mal einen Blogbeitrag schreiben und zeige Bilder dazu.
Liebe Andrea, ich brauchte eine Pause, aber jetzt bin ich wieder da.
Ich grüße dich herzlich.
Liebe Gudrun,
mir war gar nicht klar, dass Nietzsche in der Nähe von Leipzig geboren wurde. Ist ‚Nietzsche‘ eigentlich dort ein häufiger Name? Ich frage, weil wir (eigentlich die Schwiegereltern) früher gute Freunde hatten, die diesen Namen trugen und alle waren ursprünglich aus Leipzig. Mich interessieren ja oft die Bedeutungen von Nachnamen. Und jetzt denke ich darüber nach, dass meine Schwiegermutter den Mädchennamen ‚Nietzschmann‘ trug. Auch nicht soweit davon entfernt. Ich muss mal schauen, ob ich hinter die Bedeutung von Nietzsche komme.
Herzliche Grüße – Elke
Nietzsche soll aus dem Tschechischen kommen und von Namem „Nikolaus“ abgeleitet sein. Es kann schon sein, dass der Name hier recht verbreitet ist. Wenn ich es nicht vergesse, werde ich mal den Namensforscher-Prof von der Uni fragen.Der macht beim mdr immer Sprechstunden, in denen man so etwas fragen kann.
Die Nietzsche-Gedenkstätte habe ich vor Jahren durch Zufall entdeckt. Damals war ich noch viel mit dem Fahrrad unterwegs und stand plötzlich vor Röcken. Mir fiel die Aufführung wieder ein als meine Tochter ihre Ausbildung an der Schauspielschule machte. „ Ich wurde in Röcken bei Lützen den 15 Oktober 1844 geboren und entfing in der heiligen Taufe den Namen: Friedrich Wilhelm. Mein Vater war für diesen Ort und zugleich für die Nachbardörfer Michlitz und Bothfeld Prediger.“ (Nietzsche, Aus meinem Leben) Da hab ich ihn halt das erste Mal besucht.
Herzliche Grüße an dich, liebe Elke.
Danke. Das mit der Abstammung von Nikolaus habe ich jetzt auch gelesen und fand es interessant, welche unterschiedlichen Namen noch von Nikolaus abstammen können, z.B. Colani oder Mikesch.
Liebe Grüße – Elke
Liebe Gudrun, vor einer Weile hatte ich Dir in einem meiner Kommentare mal geschrieben, dass ich gerade an einer farbenfrohen Häkeljacke arbeite. Du hattest in Deiner Antwort darauf gefragt, ob ich sie irgendwann einmal zeige. Inzwischen ist die Jacke fertig und es gibt auch einen Blogbeitrag dazu. Wenn Du magst, kannst Du mein Häkelwerk unter: https://pfoteaufsherz.com/2023/06/26/es-begann-mit-mausen/ gern anschauen.
Einen lieben Gruß schickt Dir die Silberdistel mit besten Wünschen für die neue Woche