Meine Reise nach Nürnberg. Der erste Tag.

gesehen im Handwerkerhof Nürnberg

Meine Nordseekinder hatten uns zu Weihnachten eine Reise nach Nürnberg, nach „Nämberch“, geschenkt. Ich wollte erst gar nicht fahren, strengt es mich doch jedesmal ordentlich an und es bleibt auch nie aus, nach Hilfe zu fragen. Dann aber reizte mich die Stadt doch, auch wegen ihrer Geschichte. Überhaupt interessiert mich da gerade vieles. Ich möchte viel wissen und ich möchte mir ein Bild machen darüber, was mal war und wie es werden kann. Mit Nietzsche bin ich noch nicht fertig, aber heute erzähle ich erstmal ein bisschen von Nürnberg.

der Hauptbahnhof in Nürnberg

Als wir losfuhren regnete es und es war warm und schwül. Das ist so das Wetter, was ich gar nicht mag, aber ich habe mir große Mühe gegeben, keinen Flunsch zu ziehen.
Dank der Mobilitätshilfe der Deutschen Bahn und den Zugbegleitern, kam ich gut in die Züge mit dem Rolli und auch wieder gut heraus. Die Betreuung in Nürnberg war Spitze. Freundlich und sehr hilfsbereit waren die Begleiter und sie haben mich geleitet, bis zum Ausgang des Bahnhofes.

In Nürnberg regnete es und es war kalt. Wir mussten von 28 Grad auf 18 Grad umschalten und das ging natürlich nicht von gleich auf sofort. Unser Hotel war in Bahnhofsnähe und wir bekamen ein schönes behindertengerechtes Zimmer. Wir konnten also gut mobil sein. Die Kälte und der Nieselregen hielt uns nicht ab, uns auf die Strümpfe oder (ich) auf die Reifen zu machen.

Als ich Fotos von der Altstadt in Nürnberg gesehen habe, ging mir so durch den Kopf, dass vieles zum Glück den Krieg überstanden hatte. Ich irrte mich, denn hier sah ich Fotos, die mich an Dresden erinnerten. Kriege bringen nicht nur den Menschen den Tod, sie vernichten auch Kulturgüter. So auch in Nürnberg.

Am ersten Tag machten wir uns auf zur Nürnberger Burg, einer Doppelburg. Die besteht aus der Kaiserburg und der Markgrafenburg und ist das Wahrzeichen der Stadt. Der Himmel war grau und regenverhangen. Ich zeige trotzdem einige Eindrücke von unserem Spaziergang.

Über die Entstehung der Burg und seiner Geschichte in den ewigen Machtkämpfen will ich gar nichts schreiben. Das kann man nachlesen. Was mich sehr beeindruckt hat ist, dass auch hier 90 % der Altstadt zerstört war im Krieg und dass man vieles wieder aufgebaut hat. Es gab eine Befragung unter den Einwohnern von Nürnberg und die Mehrheit war dafür. Die Burganlage zum Beispiel in historischen Formen wurde wieder aufgebaut.

In den Felsen, auf dem Burg und Teile der Altstadt liegen, schlug man ab 1380 ein über mehrere Stockwerke reichendes Gänge- und Kellersystem. Es wurde hauptsächlich für die Gärung und Lagerung von Bier genutzt. Die Steinmetze hatten strenge Auflagen, damit die Statik der Etagen nicht gefährdet wurden. Gut so, denn Liebe zum Bier anno dunnemals rettete ganz vielen im 2. Weltkrieg das Leben. Die Gewölbe dienten nun als Luftschutzbunker und während es oben krachte, standen da unten die Menschen eng an eng und hofften, dass der Stein sie schützten kann. Was müssen sie empfunden haben?

Im Kalten Krieg baute man einen Atombunker da unten, der viele Menschen aufnehmen kann im Falle eines Atomschlages. 14 Tage lang ist die Versorgung gewährleistet. „Und dann“, fragten die Nürnberger, „dann gehen wir hinaus in eine verseuchte Welt?“ Schützen auf Dauer kann einen nur Frieden.

Zwischen den Mauern in der Burg zu Nürnberg

In den unterirdischen Gängen war ich nicht. Man kann sie besichtigen, aber ich schaffe das nicht mehr. Ich habe aber den Stadtführern zugehört, war einerseits begeistert von der Bauleistung damals und dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg. Die Geschichte Nürnbergs hat mich aber auch betroffen gemacht. Ich wollte wissen, wie sich die Stadt von einer roten Arbeiterstadt zur Stadt der Reichsparteitage entwickeln konnte.

Mehr über meinen Besuch in der Stadt und was die Hühner als Beitragsbild da oben zu suchen haben berichte ich ein andermal.

16 Gedanken zu „Meine Reise nach Nürnberg. Der erste Tag.“

  1. Genau! Auf Dauer ist nur Frieden ein zuverlässiger Schutz! Da sagst du wahr. Ich wundere mich immer wieder, wie leichtsinnig genau dieser Frieden in Gefahr gebracht wird.
    Nürnberg kenne ich nur vom Durchfahren und ich kann auch gar nicht sagen warum, aber irgendwie hatte ich nie den Wunsch es mir genauer anzusehen. Vielleicht kommt das noch.
    Danke für diesen Einblick.
    Alles Liebe Karin

    1. Ich wollte erst nicht so recht fahren, bin aber jetzt froh, dass ich es gemacht habe. Mich interessiert da weniger, was es da zu kaufen gibt, sondern was man aus seiner Innenstadt macht, wie man anderen Menschen begegnet, was man zur eigenen Geschichte zu sagen hat (ohne Besserwisserei und Dozieren). Und da habe ich vieles entdeckt, wo ich in meiner eigenen Stadt fragen habe.Natürlich ist eine Großstadt keine ländliche Idylle, aber mir hat es gefallen in Nürnberg.
      Herzliche Grüße an dich.

  2. Ich finde, dass auf Nürnberg immer noch die Schatten der Vergangenheit lasten. Deshalb habe ich mich vor gut drei Jahren bei meinem Kurzbesuch dort nie richtig wohl gefühlt. Nürnberg hat seine schönen Ecken, aber eine Lieblingsstadt ist es eher nicht…
    Wie sich Regionen hierzulande in einen braunen Sumpf verwandeln, können wir ja grade live miterleben. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie mich das bedrückt…
    Liebe Grüße!

    1. Mich bedrückt das auch, liebe Martha. Meine Eltern habe ich vor Jahren gefragt, wie es passieren konnte, dass niemand mehr etwas ausrichten konnte gegen die braune Pest und wie es anfing. Wir haben viel darüber gesprochen, so dass ich Vergleiche zur heutigen Zeit anstellen konnte. In Nürnberg fand ich alles bestätigt, was meine Eltern von damals gesagt haben und was m. M. heute wieder auf dem Weg zu sein scheint. Sogar wirtschaftliche und politische Analogien finde ich und dass es gar nicht schwer ist, Feinbilder aufzubauen. Gemeinsamkeiten werden nicht gepflegt, aber alles was trennt. Und wenn dann einer kommt, der von Volksgemeinschaft labert und … Ach das kennst du ja.
      Ich habe lange überlegt, wie ich mich verhalte. Ich glaube ich habe es gefunden und mache das, was ich am besten kann.
      Ganz liebe Grüße an dich.

  3. Liebe Gudrun,
    ich freue mich über deinen interessanten Beitrag über Nürnberg, zumal Nürnberg auch auf meiner Da-will-ich hin-Liste steht. Natürlich wird die Burg bei mir das eigentliche Ziel sein. Aber auch die Altstadt interessiert mich.

    Liebe Grüße
    Traudi

    1. Auf die Burg gekraxelt sind wir nicht. Da war einfach die Zeit zu kurz. Auch diverse Museen musste ohne uns bleiben. Schade. Ich überlege, nochmal dahin zu fahren. Ich hätte mir so vieles gerne noch angesehen.
      Liebe Traudi, ich schicke dir liebe Grüße.

  4. Liebe Gudrun, sei herzlich gegrüßt.
    Es ist gut, daß Du dir Reisen zumutest und dadurch viele schöne Eindrücke erleben kannst.
    Mein Männe wollte mit Rollstuhl nirgends mehr wohin, leider- und ich wäre immer bereit gewesen, ihm noch diese Möglichkeit zu bieten.
    Nürnberg, so eine geschichtsträchtige Stadt, da gibt es bestimmt Interessantes zu erkunden.
    Das finde ich auch gut, wenn die Bevölkerung ihre Stadt nach Zerstörung unbedingt wieder aufbauen wollte.
    Ich wünsche Dir eine schöne Woche und sage tschüssi, Brigitte.

    1. Den Aufbau der Stadt fand ich auch beachtenswert. Die alten Straßenzüge sollten so bleiben, wie sie waren. Ich wünsche mir, dass es nirgendwo zerstörte Städte gibt und Leute, die an so etwas Gewinne erzielen.
      Es strengt schon an, mit dem Rolli zu verreisen, aber dank des Mobilitätsservices der DB klappt das noch ganz gut. Im Hotel hatten wir ein behindertengerechtes Zimmer und sehr freundliches Personal.
      Eine Zeit des Rückzuges hatte ich auch. Ich glaube, das ist normal. Man muss sich erst daran gewöhnen, dass man nun anders ist und dass man nicht versuchen darf, mit den Gesunden mit zu halten. Das machen, was man kann und in seinem Tempo bleiben. Ich musste das lernen.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Brigitte.

  5. Oh, mit einer Reise nach Nürnberg habt Ihr wirklich ein schönes Geschenk erhalten, liebe Gudrun. Eine unserer Töchter hat eine Zeitlang ganz in der Nähe von Nürnberg gewohnt. Da waren wir natürlich auch öfter zu einer Stadtbesichtigung unterwegs. Nürnberg ist wirklich sehenswert.
    Die Hühnergruppe sagt mir allerdings im Moment nichts. Ich bin gespannt, was es damit auf sich hat.
    Dein Kommentar auf meinem Blog Pfoteaufsherz ist übrigens nicht verlorengegangen. Ich habe ihn bereits beantwortet. Danke dafür und auch für Deinen Kommentar im Bücherstaub.
    Ganz liebe Grüße an Dich von der Silberdistel

    1. Stimmt, liebe Silberdistel, es gibt viel zu entdecken. Leider habe ich nicht alles geschafft.
      Nach den Antworten in deinen Blogs muss ich doch dann gleich mal kucken. Im Pfotenblog war mein Kommentar plötzlich weg beim Kommentieren. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich fertig war.
      Die Hühnergruppe habe ich im Handwerkerhof gesehen. Dazu schreibe ich noch. Ich hätte sie zu gerne mitgenommen als Ersatz für einen eigenen Hühnerstall.
      Ganz liebe Grüße zu dir in den Norden.
      (Da muss ich bald auch noch mal hin.)

  6. Liebe Gudrun,
    Nürnberg kenne ich nicht sehr gut. Es ist schon länger her, dass ich dort war. Birte (Frau Momo) war gerade zum Kirchentag dort und hat kürzlich einige schöne Fotos mitgebracht. Mein Mann hat als Kind/Jugendlicher einige Jahre in Nürnberg gelebt. Das war nach der Flucht aus Leipzig und dem Lager einige von mehreren Stationen in seinem Leben, bevor er in Frankfurt sesshaft wurde.
    Liebe Grüße – Elke

    1. Meine Reise nach Nürnberg stand seit Dezember vergangenen Jahres fest. So lange Vorausplanungen mag ich eigentlich nicht, aber es war so auch viel Zeit, alles zu organisieren. Einiges andere habe ich auch noch auf dem Plan. Die Zeit in Nürnberg war dennoch viel zu kurz.
      Zu den Fotos.
      Ich bin kein Fotokünstler und werde auch keiner werden. Das wäre mir schon technisch nicht möglich und an meine Einschränkungen im Rollstuhl muss ich mich erst gewöhnen. Ich fotografiere trotzdem, um für mich die Erinnerungen zu behalten und nicht zu vergessen. Ich muss mit einigen neuen Situationen um mich herum klar kommen und erarbeite mir gerade den Weg dahin. Und so langsam geht es mir besser damit.
      Herzliche Grüße an dich.

  7. Die geschichtliche Entwicklung erschüttert mich. Das hätte ich niemals für möglich gehalten, fand ich Nürnberg doch immer so „gemütlich“ in seinen historischen Gassen und der Burg etc. … ja, sogar auf dem Chriskindlmarkt waren wir schon. Nürnberg lag auf dem Weg zu oder von meinen Eltern, deshalb machten wir dort oft einen Abstecher. Ist aber nun auch lange her.

    Für dich/euch war es ein schönes Geschenk, danke fürs Berichten, liebe Gudrun!

    Ganz liebe Grüße,
    Andrea

    1. Es war ein gutes Geschenk. Viel Neues habe ich erfahren, aber auch einige Bestätigungen erhalten. Ich habe interessante Menschen kennengelernt, bei denen ich mich sehr wohlgefühlt und verstanden gefühlt habe.
      Eigentlich zieht es mich ja eher in ländliche Gegenden, in die Ruhe der Natur. Die Stadt bietet mir aber bessere Möglichkeiten der Mobilität. Wir waren mit der UBahn unterwegs und das ging gut. Mein Rolli hat es gut auch über das ärgste Kopfsteinpflaster geschafft. Allerdings hatte ich Angst, dass ich nachts im Bette liege und mit dem Kopf wackele. Dem war aber dann doch nicht so.
      Mal sehen, wohin es mich nun noch treibt.
      Liebe Andrea, ich schicke dir liebe Grüße. Schön, dass du da warst.

  8. Gute, friedliebende Gedanken und wehrhaftes Nürnberg!
    In der Stadt waren wir nicht, rundum die Wälder und Hügelchen sind mir bekannter.
    Mit einem Rolli stelle ich es mir nicht so gemütlich vor, egal wo und wie, prima wenn du nicht aufgibst.
    Herzlichst Kelly

  9. Liebe Gudrun. Es freut mich für dich, dass du diese Reise gewagt hast. Du hättest dich sicher nachher geärgert. Lieber heut als morgen.
    Wir waren da noch nie, ich kenne auch nicht die Geschichte der Stadt. Nun hab ich sie von dir erfahren.
    Mit dem Rolli kommt man leider nicht überall hin, aber wenigstens über Tage wird schon viel für Behinderte getan.
    Liebe Grüße ins Wochenende von Kerstin.

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