Manchmal könnte man glauben, die halbe Welt hat sich gegen einen verschworen. Für meine Tochter brauche ich blaue Wolle. Zack! Da wedelt es meinen Hanf-Antriebsfaden vom Spinnrad. Gut, da erledige ich eben erstmal Rechnerarbeiten. Zack! Da ist der Monitor grün und redet nicht mehr mit mir.
Ein bisschen wehleidig bin ich heute eh, weil alle Knochen und Sehnen weh tun.
Wie komme ich denn nun wieder heraus aus der Nummer?
Nein, ich sitze zum Spinnen nicht auf dem Tisch. Herr E. meinte, dass das mit dem Antriebsfaden doch nun kein Problem sei. Das Spinnrad kam auf den Tisch und bekam einen neuen Faden verpasst.
Und während Herr E. noch knotete, wollte ich den Rechner hochfahren. Oh Graus, alles war giftgrün. Keine Chance, so etwas arbeiten zu wollen. Und schon wieder kullerten die Tränen. Und wieder war es der Herr E., der seinen Monitor holte und anschloss.
Ich bin aber auch dünnhäutig gerade.
Erzählen möchte ich, warum ich blaue Wolle spinne. Die rote ist ja noch nicht mal verstrickt. Am Donnerstag war mein Rechner gekommen. Nach einem Tag anpassen an die Raumtemperatur, konnte ich es nicht erwarten, ihn am anderen Tag anzuschließen. Daraus wurde nichts, weil mein Monitor zu alt war. Er blieb schwarz. Die neuen Anschlüsse konnte mein Monitor-Opa nicht bedienen. Mist!
Meine älteste Tochter meinte, dass das eben so ist. Irgendwann steigt die alte Technik aus. Die Tage kommt ein Neuer an. Meine Kinder haben mir schon oft aus der Patsche geholfen. Mir ist das manchmal gar nicht recht, weil ich denke, nicht viel zurück geben zu können. „Du hast doch schon viel gegeben, viel Jahre lang. Wir können es und nun lass uns mal.“
Ich dachte, dass ich bis der Neue kommt eben noch mit meinem alten Rechner und Monitor auskommen kann. Der Monitor scheint das aber gehört zu haben. „So, du liebst mich nicht mehr. Dann kannste mich mal!“ Ehrlich, die zwei Tage hätte er aber nun auch noch mitspielen können.
Ich habe die Tochter gefragt, was ich denn nun mal für sie tun kann. Und sie wünscht sich Socken aus Schafwolle, aus blauer Wolle, weil sie immer friert. Es ist auch nicht gerade sehr warm in L.A. Und nun spinne ich eben die blaue Wolle, damit bald Socken die Reise über den großen Teich antreten können.
So, ich mach dann mal wieder.
Ich wünsche euch allen einen schönen, gemütlichen und besinnlichen 2.Advent. Ja, es ist alles anders in diesem Jahr, aber Nähe kann es trotzdem geben. Es gibt ja auch noch Telefon, Mail, Videotelefonie …
Es sollte niemand sich alleine gelassen fühlen.
Ach, diese Dünnhäutigkeit zur Zeit kenne ich auch recht gut. Bei mir ist es die üppige Heizkosten-Nachzahlung und eine fette Mieterhöhung zum 1. Januar, die mir gewaltig die Petersilie verhagelt haben. Und ein paar blöde Schnepfen unter den Tafelgästen, mit denen ich mich am Freitag lautstark angelegt hab…
Das Schöne ist, dass solche Tage auch wieder vorüber gehen, vor allem, wenn einem deutlich gezeigt wird, wie wertgeschätzt und gemocht, ja, geliebt man wird.
Mein Schleppi zickt mittlerweile gelegentlich auch wieder gar saftig vor sich hin. Ich rechne ihm dann laut vor, wieviele Tage ich noch warten muss, bis ich mir einen neuen bestellen kann, und reibe ihm ganz deutlich unter die Nase, dass seine Zeit zusehends abzulaufen droht. Und – oh, Wunder! – oft kriegt er sich nach solch einer Standpauke dann wieder ein (ich hoffe, er liest das jetzt nicht mit!) 😉 .
Sei lieb gegrüßt!
Nun hat es wohl doch noch die befürchtete Mieterhöhung gegeben? Genau diese Ängste und Befürchtungen Ind es, die die Luft zum Atmen nehmen. Ich kenne das auch. Leider. Bis vor Kurzem glaubte ich daran, dann eben in die Einöde zu ziehen, Hühner zu halten und Möhren anzubauen. Das kann ich nicht mehr. Mir muss etwas anderes einfallen.
Herzliche Grüße zu dir.
Oh je, das Gesetz der Serie. Schön, dass Deine Kinder helfen. Und nimm es so. Sie tun es vermutlich gerne. Und zurückgeben kann man mit vielerlei… mit Zuhören, mit Socken, mit Liebe.
Danke, liebe Frau Momo. Das hat mir jetzt gut getan.
Bei der Technik war aber auch der Wurm drin. Hoffentlich war es das jetzt.
Weißt Du Gudrun, es ist doch mit den Socken wie mit dem Monitor. Du weißt, dass sich deine Tochter diese mit Freude wünscht und Du spinnst den Faden mit Freude und strickst mit Freude. Wenn dann das Paket verschnürt werden kann, freut es Dich weiterhin. Und DAS ist es doch was zählt. Die Freude auf beiden Seiten von Geben und Nehmen! Ja, ja – geben ist leichter für Dich, gell? Ich kenne das auch so.
Auch ich bin zur Zeit näher am Wasser. Das alleine Leben ist so eine Sache. Naja – ich nehme dann meinen Hund und merke, ich bin offener für Begegnungen geworden. Vielen geht es dieser Tage so, dass auch sie von einsamen Stunden betroffen sind. Schön ist es dann, wenn man ins Gespräch kommt. Auch das ist Geben und Nehmen. Zuhören und selbst gehört werden.
Ach ja – meine Telefonnummer hast Du ja. 😉
Vielleicht finden wir ja mal wieder Zeit für ein Pläuschchen.
Lieben Gruss von der Mia
Ja, wir werden mal wieder schwatzen müssen, liebe Mia. Unbedingt. Du kannst mich auch immer anrufen. Ich bin ja jetzt die meiste Zeit über zu Hause. Gerade jetzt sollte niemand immer alleine hocken.
Streichele das Hundemädchen von mir. Sie kann dir wirklich helfen, gut durch die schlimme Zeit jetzt zu kommen.
Liebe Grüße.
Tja, die Sache mit dem Annehmen. Das ist auch so ein Thema … Aber es ist fein, dass deine Gören es gerne tun und schön, dass du nicht alleine vor dem ganzen Krempel stehst. Die blaue Wolle ist wunderschön.
Es tut wirklich gut, nicht immer alleine zu sein und hilflos. Ich möchte nur gerne mehr geben und kann es nicht.
Die blauen Socken sind ein Anfang.
Die Kinder möchten die Mama auch glücklich sehen, liebe Gudrun. Das nimmt ihnen ein bisschen von den Sorgen um dich, und es bereitet ihnen Freude. Sie freuen sich, wenn du es annimmst und dich freust.
Als es meiner Mutter damals schlecht ging (sie hatte Krebs), war das Schlimmste für mich, nichts dafür tun zu können, was sie wenigstens ein kleines bisschen froher machen würde.
Und die blauen Socken werden ganz bestimmt toll. Sie werden viel Freude und Wärme geben. Im doppelten Sinne.
Übrigens ein Hammerblau, finde ich. Ich liebe blau.
Alles Liebe für dich,
Martina, die auch manchmal dünnhäutige Tage hat ❤
Danke, liebe Martina. Du hast Recht. Ich weiß das, aber es fällt mir trotzdem oft schwer.
Das mit deiner Mutter tut mir so unendlich leid. Es lässt mich aber auch nachdenklich werden. Es stimmt. Es müssen immer beide Seiten zufrieden sein.
Ich drück dich ganz dolle aus der Ferne.
Ja, liebe Gudrun, eben habe ich in einem Kommentar auch gerade geschrieben, wie schön es ist, dass man in solchen Zeiten wie jetzt wenigstens miteinander telefonieren kann oder sich per Smartphon oder PC dabei sogar sehen kann. Wir haben jetzt am Wochenende auch lange mit unserer Tochter in Bayern telefoniert. Irgendwie ist es schon ein kleiner Trost, dass es diese technischen Möglichkeiten gibt.
Ich hoffe, Dein neuer Monitor ist schnell da, damit Du wieder arbeiten kannst. Manchmal ist es so, dass man fast am Verzweifeln ist, wenn reihenweise irgendwelche Dinge ihren Geist aufgeben. Wer kennt das nicht? Aber Verzagen bringt ja auch nichts. Dass Dein Spinnradproblem so schnell behoben werden konnte, hat Dich hoffentlich ein wenig getröstet.
Sei lieb gegrüßt von der Silberdistel, die Dir eine gute neue Woche ohne weitere unangenehme Zwischenfälle wünscht
Oh ja es hat getröstet. An den neuen Monitor muss ich mich erst gewöhnen. Und heute habe ich zum ersten mal mit dem neuen Rechner gebloggt.
Da wohnt deine Tochter aber auch ganz schön weit weg, liebe Silberdistel. Es geht halt nicht nur mir so. Auch wir telefonieren viel. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, da ich nicht mal Telefon hatte. Aus der Telefonzelle habe ich ab und an meine Eltern angerufen, die dann bei ihren Nachbarn im Flur standen. Viel mehr als zu fragen, wie es ihnen geht, war da nie möglich.
Ich schicke dir ganz liebe Grüße.
Liebe Gudrun,
ich kann mir gut vorstellen, dass deine Kinder mit großer Freude etwas für dich tun, wenn sie es können. Und ich verstehe zwar, dass es dir nicht so leicht fällt das anzunehmen, aber ich denke, dass die Liebe das einzige ist, zählt und nicht der Geldwert einer Gabe. Und in diesem Sinne alles im Gleichgewicht zwischen deinen Kindern und dir, die Liebe hält allesim Fluss, egal welche Ausdrucksformen sie annimmt, ob materiell oder sonst …
Lass dich mal ganz lieb drücken von:
Beate, die ich öfter mal dünnhäutige Tage hat.
Ja, das stimmt wohl, liebe Beate. Als meine älteste Tochter in den Nachrichten von Sachsens harten Lockdown gehört hatte rief sie an und fragte, ob ich genug zu essen da habe. Sie sorgen sich halt auch um mich und das ist sehr tröstlich.
Ich gebe die Umarmung sehr gerne zurück.
Manchmal kommt alles mit einmal. Und manchmal könnte man den ganzen Tag nur heulen ohne Grund. Geht mir jedenfalls manchmal so. Ein Wort, dass mir nicht passt. Eine Geste, eine Nachricht, ein Blick, ein dummer Gedanke – und schon schießen die Tränen in die Augen. Solche Tage müssen sein, danach scheint für uns wieder die Sonne.
Liebe Grüße von Kerstin – und Freude am Arbeiten mit dem Blau.
Das Blau ist fast fertig. Ich „bastele“ gerade am Norweger-Muster. Ich freue mich schon auf das Stricken.
Inzwischen geht es auch schon wieder mit der Stimmung.
Liebe Kerstin, ich schicke dir liebe Grüße in die Aue.