Der Buntspecht namens Fridolin hielt mich auf Trab.

Geduld haben und nicht aufgeben zahlen sich eben manchmal aus.

Aufmerksam wurde ich durch klopfende Geräusche vor dem Fenster. Himmel, wer ist das denn wieder? Die Tauben randalieren anders.
Und da saß er auf dem Futterhäuschen, der Buntspecht, dem ich den Namen Fridolin verpasste.

Bei mir bekommen alle einen Namen, wenn sie ein Weilchen bei mir verweilen. (Auch die Schafe damals hatten Namen. Es gab die Paula und die wilde Hilde, das Lamm Hermann, Mick Jagger – den Ziegenbock, die Liese …) Und der heißt nun halt Fridolin, vielleicht, weil sein Ruf ein bisschen so klingt.

und da sah ich nur noch einen Schatten
pffft- und da sah ich nur noch einen Schatten huschen

Für den Winter hatten wir Fettfutter mit Insekten gekauft. Alle Wintervögel kuckten das allerdings nicht mit dem Poppes an. Herr E. sollte das Futter schon öfter mit in den Garten nehmen, aber wie Männer halt so sind: Zum einen Ohr rein, kurz „Ja“ nuscheln und zum anderen Ohr wieder raus. Und jetzt interessierte sich also Fridolin dafür.

Ich schlich zur Kamera, aber Zack, weg war er! Jede Bewegung im Zimmer registriert der Vogel. Ich versuchte es immer wieder, ihn zu fotografieren. Mal war es dann zu dunkel, manchmal habe ich es verrissen. Dann kam jemand mit dem Hackenporsche angerumpelt und manchmal, naja meistens, war er zu schnell. Gestern hüpfte Penny im entschiedensten Moment auf den Tisch vor dem Fenster.

der Buntspecht Fridolin im Kirschbaum
Huhu, hier bin ich!

In der Zwischenzeit hatte ich mir im Netz angehört, wie ein Buntspecht ruft. Ich hörte ihn und beschloss mich gleich so zu postieren, dass ich mich nicht mehr zu bewegen brauchte. Den Insekten kann er bestimmt nicht entsagen. Er kommt, da war ich mir sicher.
Und plötzlich saß er im Kirschbaum.

vorsichtig ist er, der Buntspecht
Wo ist die Gudrun? Die ist doch bestimmt hier irgendwo?

Vorsichtig war der Buntspecht. Zuerst musste Fridolin die Lage peilen. Ich musste grinsen. Fein, dass ich schon da war, wo ich ihn bestens beobachten konnte. Ich werde mich hüten, mich zu bewegen.
Ausgetrickst, mein Lieber!

Fridolin der Buntspecht
Wo war doch gleich das Fettfutter mit den leckeren Insekten?

Mein Plan ging auf. Der Buntspecht entdeckte mich nicht und flog erstmal auf das Dach des Vogelhauses. Noch immer schaute er sich gewissenhaft seine Umgebung an.
Also, wenn ich mir den Schnabel ansehe, dann ist mir klar, dass sich damit gut klopfen und hämmern lässt. Der Schnabel ist fast so lang wie der ganze Kopf.

Der Buntspecht auf dem Vogelhaus
Hehe, Insekten sind noch knapp, aber bei Gudrun gibt es welche.

Ich bewege mich nicht, erwische mich dabei, wie ich die Luft anhalte. Trotzdem scheint er mich zu spüren. ‚Na, komm schon, hole dir die Insekten‘, murmele ich hinter der Kamera.

aufmerksam
„Ich wusste es! Da sitzt sie und glotzt mich an.“

Ich glaube, er hat mich entdeckt. Mir klopfte das Herz. Noch nie habe ich einem Buntspecht so in die Augen geschaut. Pffftttt! Flink wie immer flog Fridolin davon.
Ich versprach ihm noch, dass ich mich heute nicht mehr mit der Kamera auf die Lauer lege. Das Fettfutter und die Insekten gehören jetzt ihm alleine. Unbeobachtet. Wir sehen uns trotzdem bestimmt wieder.

So, und jetzt gibt es bei mir ein Käffchen. Irgendetwas Schönes findet sich immer, also habt ein richtig schönes Wochenende.

20 Gedanken zu „Der Buntspecht namens Fridolin hielt mich auf Trab.“

  1. Die Fotos sind dir sehr gelungen, der Aufwand hat sich gelohnt! Ein bisschen schmunzeln musste ich, als ich den Namen Fridolin las – unser Auto heißt so.

    Liebe Grüße in die grüne Aue aus dem Dorf im wilden Süden.

    1. Danke, liebe Petra. Die Fotos der vergangenen Tage waren gar nicht gut. Und das hat mich geärgert. Aber nun hat es ja geklappt.
      Grüße in den Süden.

  2. Na, das hat sich ja wirklich gelohnt, liebe Gudrun. Richtig schöne Bilder sind Dir da gelungen. Ich freue mich jetzt gerade richtig mit Dir mit
    Einen lieben Gruß schickt Dir die Silberdistel

    1. Ich sage dir, das war e8n Aufriss. Ständig ging etwas schief. Sein einigen Tagen warte ich auf eine Gelegenheit, aber heute endlich bekam ich sie. Aber du kennst sowas ja sicher auch.
      Hoffentlich besucht mich der Vogel nochmal. Es ist ja noch Futter da.
      Herzliche Grüße an dich.

      1. Ja, das kenne ich natürlich auch, dass man mitunter lange warten muss, bis dann endlich die Gelegenheit da ist für ein schönes Foto oder manchmal für ein Foto überhaupt. Andererseits macht das auch irgendwie den Reiz aus. Hinterher, wenn’s dann endlich geklappt hat, ist man doch irgendwie ein bisschen glücklich und zufrieden mit sich und der Welt, oder?
        Herzliche Grüße auch an Dich, liebe Gudrun

        1. Stimmt. Über die Bilder vom Fridolin habe ich mich sehr gefreut. Ich hab schon nicht mhr daran geglaubt, dass es gut wird. Jedesmal passierte etwas. Und nun bin ich wirklich zufrieden.
          Ich grüße dich, liebe Silberdistel.

  3. In meiner früheren Wohnung hatten wir einen Haselnussbaum vor dem Haus. Da waren Buntspecht und Eichhörnchen tägliche Besucher. Den Specht konnte man nur so lange beobachten, bis alle Blätter eine dichte Krone bildeten. Er steckte Nüsse in einer Verzweigung fest und wusste genau an welcher Stelle er sie knacken musste um eine kreisrunde Öffnung zu bekommen. Das hat mich sehr fasziniert und ich hatte so etwas noch nie beobachten können. Scheu ist er aber geblieben.

    1. Er ist wirklich sehr scheu, reagiert auf kleinste Veränderungen. Und deshalb hab ich mich auf die Lauer gelegt und gewartet und gewartet. Und so hat es geklappt. Im Park konnte ich ihn nicht so gut fotografieren wie jetzt am Futterhaus. Über die Fotos habe ich mich sehr gefreut, liebe Isa.

      1. Ich denke du wirst ihn lange zu Besuch haben. Zumindest, wenn sich auf seiner täglichen Route nichts gravierend ändert. Ich freue mich mit dir über die gelungenen Fotos und damit schönen Momente beim Fotografieren

        1. Heute Morgen war Fridolin schon wieder da und gat sich den Bauch voll geschlagen. Allerdings macht er ordentlich Krach und meine Katze musste natürlich auf das Fensterbrett hüpfen und kucken, wer da klopft. Der Vogel hat aber ordentlich gefressen und ich denke auch, er kommt wieder.

  4. Liebe Gudrun,
    was für eine Liebeserklärung an Fridolin. <3
    Bestimmt klopfte sein Herz mit deinem um die Wette. Wenn er Dir jetzt noch ein paar Maden auf das Fensterbrett legt ist die Liebe komplett. 😉

    1. Na, sowas hat er ja schon. Ich hatte vom BUND Fettfutter mit Insekten gekauft. Das scheint ihm zu schmecken. Mal sehen, ob er morgen wieder kommt. Solche Gäste sind mir immer willkommen.

  5. Da bin ich ja direkt neidisch. So eine Vielfalt haben wir hier nicht. Buntspechte habe ich bisher nur im Wald gesehen.

    1. Ich habe ihn auch nicht hier erwartet. Im Park hatte ich welche gesehen. Die düsten so aufgeregt um den Baumstamm herum, dass ich sie nicht fotogrqfieren konnte. Heute Morgen war er wieder da. Ich glaube, dass er jetzt immer kommt, so lange es Futter gibt.

  6. Was für eine schicker Junge. Einen Specht habe ich hier noch nicht entdeckt. Feine Fotos hast du. In unserer Kastanie tummelten sich zwei Eichhörnchen, muss nachher mal sehen, ob die Fotos was geworden sind.

    1. Ohhhh, Eichhörnchen habe ich früher immer im Park besucht. Im Winter gab es dann öfter Nüsse. Dort war ich aber schon lange nicht mehr. Wenn ich mein Elektrogefährt habe, wird es wieder besser. Ein bisschen muss ich noch sparen.

  7. Als ich deine Überschrift las, liebe Gudrun, musste ich grinsen – weniger wegen des hübschen Vogels, sondern mehr wegen des Namens. Mein Enkel heißt tatsächlich mit seinem zweiten Namen so – aber den verschweigt er immer, weil er ihn komisch findet. So richtig kann er sich nicht damit anfreunden. Er ist froh, dass er den anderen Namen als Rufnamen bekommen hat – denn es stand eine Zeit lang nicht so richtig fest.
    Er hätte sich sicher auch daran gewöhnt – aber vielleicht hätten ihn andere gehänselt, obwohl heute kaum ein Name ausgefallen genug sein kann, um aufzufallen.
    Grüße zu dir

    1. Wie ich af den Namen gekommen bin, weiß ich nicht so genau. Vielleicht, weil er so ähnlich ruft.
      Mit Namen ist das immer so eine Sache. Meine Tochter war in ganz jungen Jahren immer etwas unglücklich mit ihrem Namen. Dann gefiel er ihr doch ganz gut und jetzt erzählt sie mir, dass die Amis ihm lieben. So wandelt sich das manchmal dann doch noch zum Guten.
      Liebe Clara, ich schick dir liebe Grüße.

  8. Deine Geduld hat sich gelohnt.
    So schön geworden sind die Bilder. Es gibt bestimmt bald mehr.
    Ich war heute bei meinen Eltern, auf der Terrasse ist eine Blaumeise im Nistkasten. Es lässt sich nicht stören. Daseist so schön anzusehen.
    LG Marion

    1. Ich könnte da auch stundenlang zusehen. Bei Rabens war heute Flugstunde. Die beiden Eltern riefen den Nachwuchs und der hat dann auch geantwortet mit krächzender Piepsstimme. Ich hab gerade mit meiner Freundin telefoniert. Sie hatte das auch gehört und wir mussten beide erstmal lachen.
      Ich glaube, ich werde hier noch viel erleben.
      Liebe Grüße.
      (Seit Langem habe ich heute mal wieder gesponnen. )

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