Als wir im Tierpark in Lützen waren, besuchten wir auch das „Museum 1632“, direkt neben dem Tierpark. Wenn man von Leipzig nach Lützen fährt, sieht man nicht als erstes den gusseisernen Schinkel-Baldachin des Gustav-Adolf-Denkmals, sondern ein flaches, dunkel gehaltenes Gebäude mit Schrägdach und breiten flachen Fenstern. Steht man dann im Gebäude, im Museum, erkennt man den Sinn der Fenster. Sie geben den Blick frei auf ein großes Feld vor Lützen, auf dem 1632 die blutigste Schlacht des Dreißigjährigen Krieges statt fand. 9000 Soldaten starben und auch der Schwedische König fiel.

2011 entdeckte man auf dem Feld der Schlacht ein Massengrab mit 47 Gefallenen. Plündernde Bauern hatten ihnen alles genommen und sie nackt in die Grube geworfen, wie es gerade kam, manche mit dem Gesicht nach unten. Aufwendig hat man das Grab als Erdblock gehoben und restauriert. Aufrechtstehend kann man es jetzt sehen im Museum „Lützen 1632“, als eindrucksvolles Anti-Kriegs-Denkmal. Die Namen konnte man den Toten nicht wieder geben, aber dank moderner Untersuchungsmethoden ihre Geschichte erzählen.

Ich habe lange mit meinem Rollstuhl vor dem Grab gesessen. Fotos habe ich nicht gemacht. Ich war zu ergriffen. Wenn ich so nachdenke, dann komme ich zu dem Schluss, dass es immer wieder ähnliche Ursachen sind, die Kriege auslösen. Mich hat das sehr beeindruckt, was man über die Männer herausgefunden hat, die nach der Schlacht auf dem Feld vor Lützen verscharrt wurden. Krank, mit argen Mangelerscheinungen von jung an, wurden sie Söldner, in der Hoffnung, so einige Jahre länger zu leben. Sie irrten sich.
Wer von Lützen kommend nach Leipzig fährt, sollte sich die Zeit nehmen und das Museum „Lützen 1632“ besuchen. Und für alle anderen verlinke ich hier einen MDR-Beitrag zum Museum, zu den Hintergründen dieses Krieges, den Untersuchungen zum Massengrab und zu Bezügen zur Gegenwart.
Bezüge zur Gegenwart? Ja, die gibt es.

Ein trauriges Kapitel Weltgeschichte, an das hier sicher eindrücklich erinnert wird.
Lieben Gruss, Brigitte
Ja, das ist es und das war genau vor der Haustür. Das war ein Ereignis, es gab viele.
Herzliche Grüße an dich, liebe Brigitte.
Es ist immer dasselbe. ob 1632 oder heute. Das Schlachten nimmt kein Ende. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich habe es ja nicht so mit Luther, aber was das Apfelbaum pflanzen betrifft, da hatte er recht.
Ja, es ist wirklich immer dasselbe. Immer wieder. Und immer gelingt es, Feindbilder auf zu bauen und Menschen in den Krieg zu schicken. Und alle meinen, dass das die einzige Lösung sei.
Wir haben hier zwei alte Apfelbäume. Ich weiß nicht, ob sie das nächste Jahr noch überleben. Im Spätherbst werde ich Zweige reißen (der Zweig braucht zum Wurzeln eine große Wunde) und Stecklinge machen. Wenn es klappt, pflanze ich dann Apfelbäume auf die Wiese.
Liebe Grüße an euch in den Norden.
Der Dreißigjährige Krieg hat viel Leid auch über unsere Region gebracht.
Gerade jetzt zum Thema Wehrpflicht berührt dein Post besonders und all das Leid der Kriege begegnet uns immer noch täglich in den Nachrichten.
Herzlichen Gruß!
Ja, die zogen ja ständig von oben nach unten und nahmen alles mit, was sie bekommen konnten: Nahrung, Söhne der Bauern, Vieh. Jeder Krieg ist schrecklich und ich hatte eine Zeitlang wirklich die Hoffnung, dass es aufhört. Jetzt fährt die Kriegsproduktion hoch und bringt einigen satte Gewinne. Der Rest bleibt auf der Strecke.
Liebe Kelly, ich schicke dir herzliche Grüße.
Mich beschäftigt das Thema natürlich auch, liebe Gudrun. Wer hätte das noch vor wenigen Jahren gedacht, dass es mal soweit wieder kommen könnte. Aber ich habe das Gefühl, es wird niemals anders werden, weil der Mensch ist, wie er ist, und es da auch künftig keine Unterschiede geben wird. Das war schon immer so und wird wohl so bleiben.
Ich war mal mit meinem Mann in Verdun. Das ist eine Kleinstadt im Nordosten Frankreichs, an der im 1. Weltkrieg eine schreckliche Schlacht stattfand. Die Schlachtfelder von Verdun sind von Museen und Gedenkstätten geprägt, darunter ein sogenanntes Beinhaus von Douaumont mit den Überresten von mehr als 100.000 Soldaten. Ich weiß noch, dass ich damals glaubte, schier den Verstand zu verlieren, als ich das gesehen habe. Mir wurde so übel. Auch die Schlachtfelder, zu denen mir auch mein Mann was erkläre, das ich aber jetzt nicht wiedergeben mag. Es ist so grausam. Und dann diese Daten von all den Soldaten, die dort ihr Leben gelassen haben. Riesige Listen und ganz junge Männer waren dabei … die armen Mütter … hach, warum ist der Mensch nur so? Heute könnte ich mir solche Stätten nicht mehr anschauen, dafür ist die Realität schrecklich genug …
Liebe Grüße,
Andrea
Liebe Andrea,
Mein Großvater war in Frankreich im ersten Weltkrieg. Seine Erlebnisse prägten unsere Familie und er selbst hat sich ständig gegen Krieg und seine Auswirkungen eingesetzt. Nein, ich hätte mir nie vorstellen können, dass wir wieder ein unglaubliches Wettrüsten erleben und am Rande eines Krieges herumtaumeln.
Ich glaube nicht, dass „der Mensch“ an sich kriegerisch ist. Es ist eher die Gier derer, die schon eh viel besitzen und die Machtbesessenheit einiger, die immer wieder Feindbilder aufbauen in beharrlicher Kleinarbeit. Nach und nach versprechen sich Menschen vom Soldaten-„Beruf“ ein bessseres Auskommen, denn der Sozialstaat wird zurückgefahren und fängt nicht mehr auf. Die, die hartnäckig daran arbeiten, am Krieg zu verdienen, sind nicht die, die in den Krieg ziehen. Sie bauen Bunker oder wollen das, in Neuseeland zum Beispiel, also weit weg, wie sie glauben. Einen Namen nenne ich jetzt nicht.
Wenn die Maschinerie läuft, dann ist sie schwer aufzuhalten. Einige wenige können es eh nicht. Trotzdem füttere ich die Vögel, züchte meine Apfelbaumstecklinge, helfe einer Mitstreiterin im Literaurtreff, eine Geschichte zu veröffentlichen und verarbeite Wolle und verschenke, was ich mache. Ich weiß nicht, wie alles ausgeht. Ich will mich aber nicht ergeben dem ganzen Sch…, der uns gerade umgibt.
Ich schicke dir ganz liebe Grüße und drück dich mal ganz fest.
Das meinte ich ja, liebe Gudrun, dass es eben immer solche und solche Menschen geben wird, was letztendlich zu diesen Entwicklungen führt. Ich kann das mit wenigen Worten nicht beschreiben.
Ich zähle mich zum Glück zu denen, die es wie du handhaben und versuchen, ihre kleine Welt friedlich und lebensbejahend zu halten und dafür zu tun, was in meiner Macht steht.
*umarm*
… hinter Glas konnte man die unzähligen Gebeine sehen. Das werde ich nie vergessen, obwohl es schon ca. 35 Jahre her ist, als wir dort waren. Falls du nachlesen magst …
https://de.wikipedia.org/wiki/Beinhaus_von_Douaumont
Liebe Gudrun,
lange habe ich hier schon nichts mehr geschrieben – es einfach bei mir zu viel passiert.
Natürlich habe ich alles nachgelesen und bin beeindruckt von deinen Beiträgen.
Liebe Grüße
Traudi