Über mein Essen mag ich eigentlich nicht so viel schreiben, über die Giersch-Kartoffel-Suppe schon. Den Giersch mit seinen wertvollen Inhaltsstoffen betrachte ich als Geschenk der Natur. Ich musste heute an eine Begebenheit denken, die mir passiert war, als ich die vier Jahre im Dörfchen lebte.
Wir fuhren mit dem Bus nach Hause, von der Stadt zum Dorf. Wir, das war einen ältere Frau, eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern und eben ich. Dorfleute reden oft miteinander. Man findet immer jemand zum Schwatzen. Auch im Bus.
Die ältere Frau zeigte uns vier Apfelbäume, die auf einem Stück Wiese neben der Straße standen. Sie meinte, dass die Bäume niemand gehören, die Äpfel aber ganz hervorragend schmecken. „Die könnt ihr euch nehmen“, meinte sie. „Nee“, sagte die junge Frau, „ich mach mich doch nicht zum Affen. Ich schäme mich da.“
Schämen?
Wahrscheinlich ist es vielen peinlich, in unserer Wohlstandsgesellschaft etwas einfach aufzusammeln und nicht für teuer Geld zu erwerben. Und davon erzählt man dann lieber nichts. Man könnte ja noch für einen Habenichts gehalten werden!
Es ist schade, dass es so viele Pflanzen und auch Obst gibt, was ungenutzt bleibt. Giersch zum Beispiel enthält viel an Vitamin C, Vitamin A, Magnesium, Kalium und Kupfer. Deshalb und weil es dem Geldbeutel gut tut, nutze ich das Wildkraut.
Das braucht man für eine Giersch-Kartoffel-Suppe
- geschälte Kartoffeln (500 g habe ich genommen)
- eine halbe oder eine kleine Zwiebel
- Pflanzenöl zum Anbraten
- 50 g Giersch
- 500 g Wasser (bei Bedarf nachlegen)
- Kräuteressig (Ich mag es mild, habe Himbeeressig genommen)
- Salz, Pfeffer und Muskatnuss
Wie wird es gemacht?
- Kartoffeln und Zwiebel in kleine Würfel schneiden
- beides in einem Topf und etwas Pflanzenöl anbraten
- das Wasser dazugeben
- mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen
(ich reibe von der Muskatnuss in den Topf) - den Giersch waschen und kleinschneiden und in den Topf geben
- (Gewürze nach eigener Wahl, Pilze, eine Möhre … wie man es will … können natürlich dazugegeben werden; da kann man kreativ sein)
- alles aufkochen und dann vor sich hin köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind (ich stampfe die Kartoffeln immer noch etwas)
- würzen mit Salz, Pfeffer und Muskat
- mit Essig abschmecken nach eigenem Gefallen
- zur Suppe passen Bockwurststücke oder, wer es vegan mag, Räuchertofu
Ein feines Süppchen
Für meine klassische Kartoffelsuppe bin ich berühmtberüchtigt. Mit Liebstöckel und Selleriekraut habe ich da schon viel experimentiert. Mit Giersch hab ich sie noch nicht gekocht. Mir war lange etwas entgangen.
Ein feines, leckeres Süppchen ist es geworden. Herr E. meinte das auch und der ist machmal arg mäklig. Das werde ich bestimmt mal wieder machen, denn sowohl der Geschmack der Suppe hat mich überzeugt, als auch die Inhaltsstoffe im Giersch.
Mein Nachbar ist den Giersch am Zaun los und ich hatte etwas Feines zum Essen. Und warum muss immer alles exquisit und erlesen sein?
Ich würde das gerne mal draußen am offenem Feuer kochen, so mit einem Kessel am Dreibein. Vielleicht klappt das ja mal noch.