Es war ein schönes Wochenende. Wir hatten Enkelinbesuch. Herrn E.s Enkelin war da, eine taffe, junge Frau. Ich hatte sie ganz lange nicht mehr gesehen.
In meinem Zimmer steht ein Bild von ihr. Als Kind hatte sie mich bei den Schafen auf der Weide besucht. Inzwischen studiert sie internationales Lehramt, hat mehrere Auslandssemester hinter sich und schreibt gerade an ihrer Masterarbeit. Es war angenehm, mit der netten und klugen jungen Frau zu reden und zu schwatzen. Das rückt doch so einiges mal wieder klar und gerade.
Am Morgen hatte es doch noch ein bisschen geschneit in unserer Region. Es ist kaum der Rede wert, aber gefreut habe ich mich sehr über die Puderzuckerwiese. Das Foto musste ich noch halb im Dunkeln machen, weil der Schnee nicht liegen bleiben wollte. Ein bisschen tröstete er mich darüber hinweg, dass der Enkelinbesuch so schnell wieder vorbei sein sollte.
Über die junge Frau habe ich mich sehr gefreut. Es war schön mit ihr zu reden. Sie arbeitet schon neben ihrem Studium als Lehrer, nimmt ihren Beruf sehr ernst und ich wünsche mir, dass sie an ihren Idealen festhält.
Da ist so vieles, was den Lehrerberuf unatraktiv macht, wie viel zu große Klassen, immer mehr Reglementierungen, schlechte Organisation des Schulbetriebes. Ich wehre mich immer dagegen, von Fachkräftemangel zu reden, so wie über ein Unglück, was einfach so herein bricht. Dass viele aus ihren Berufen abwandern liegt daran, dass die Arbeitsbedingungen einfach schlecht sind.
Unter schlechten Bedingungen kann man nicht jede Schülerin oder jeden Schüler „mitnehmen“, so sehr man sich auch bemüht. Und das zerreibt.
Ein bisschen habe ich mich wiedergefunden in den Erzählungen der Enkelin. Allerdings hatte ich es noch viel, viel leichter als die jungen Leute jetzt, zumindest beim Unterrichten. Die Enkelin hat schon einige Auslandssemester weg und es ist auch noch eines geplant. Diese Chancen finde ich wertvoll und vor der jungen Frau ziehe ich meinen Hut. Sie weiß, was sie will.
Meinen Schlehenlikör haben wir mal anlässlich des Enkelinbesuch probiert. Ich bin zufrieden; er ist gut geworden, schmeckt sehr fruchtig und ich kann ihn durchaus anbieten. Bestimmt werde ich im nächsten Jahr wieder Schlehen ernten und verarbeiten.
Und jetzt gönne ich mir erstmal einen Schlehensaft. Alkohol ist nichts für mich.