Der Winter wehrt sich noch ordentlich, das Feld zu räumen.
Heute Morgen traute ich meinen Augen kaum. Dicke Flocken fielen vom Himmel und ins Nest der Familie Rabe, gegenüber im Baum. Grau war es und irgendwie hatte ich heute nicht so Recht Lust aufzustehen. Als ich die ersten Nachrichten las, verging es mir ganz. Nein, zur Stimmungsaufhellung trug der Tagesbeginn gar nicht bei.
Ein Geningel ist gerade überall zu hören. Jeder würde alles anders machen. Wie, das sagen die meisten nicht. Die einen wollen nun endlich shoppen gehen, als ob es nichts andres gäbe. Andere buchen jetzt wie wild Malle-Reisen. Ist es nicht komisch, dass Spanien den Festlandbewohnern das Reisen dahin verbietet? Nee, Schluss, ich will mich nicht aufregen. Ich werde mich weiter zurück nehmen, zu meinem Schutz und nicht, weil mir jemand die Grundrechte beschneidet.
Heute habe ich einen Bericht gelesen wie Finnland mit der Corona-Pandemie umgeht. Man kann darüber viel finden im Netz, muss nur Finnland und Corona eingeben. Himmel, warum geht dort in Ruhe vieles und bei uns ist es wie auf einem Hühnerhof? Alles rennt und gackert durcheinander. In Finnland zum Beispiel gibt es eine klare Linie und die wird von den meisten mitgetragen. Und die Infektionszahlen springen nicht so in die Höhe wie bei uns gerade wieder.
Das ist Jans Kaktus. Er hatte ihn von meiner Freundin geschenkt bekommen, aber damals war kein Platz in seinem Gepäck. Dann kam Corona und wir haben uns schon 1 1/2 Jahre nicht mehr gesehen. Bald habe ich wieder Geburtstag und ich werde ihn wieder alleine verbringen. Das ist traurig, aber nicht zu ändern.
Das Kaktus-Bild ist mir im Moment viel lieber als eines vom Winter. Und trotzdem wird mir jetzt ein bisschen schwer ums Herz. Ob und wann ich meine Kinder wieder sehe, ist ungewiss. Ich fürchte, dass es so bald nicht wird, wenn wir weiter so inkonsequent wursteln.
Jans Kaktus topfe ich jetzt bald mal um. Ich habe von einem Gartenfreund Kakteenerde geschenkt bekommen. Wenn der Kaktus natürlich irgendwann blüht, rücke ich ihn nie wieder raus. (Kannste glauben, Jan.)
Der Osterkaktus war mal ein Geburtstagsgeschenk. Es gab ihn in einem winzigen Töpfchen, mit zwei Trieben zu je drei Blättchen. Jetzt ist das eine große Pflanze geworden. Sie hat ein feines Plätzchen auf dem Fensterbrett gefunden. Ihr macht der Winter nichts aus. Mir schon. Vielleicht wird meine Stimmung wieder besser, wenn es endlich warm und sonnig wird.
Ich frage mich ernsthaft, ob die Härchen am Blatt zu Wurzeln werden könnten. Vielleicht stecke ich mal ein Blatt in Erde und probiere es aus. Das winzige Töpfchen von damals habe ich noch.
Von der Freundin aus der Elsteraue habe ich Samen von Feuerbohnen geschenkt bekommen. Meine waren mir beim Umzug abhanden gekommen.
Noch ist Ruhe im Winter angesagt, aber bald werde ich die Samen in die Erde bringen und auf dem Balkon wachsen lassen. Ich brauche noch ein ordentlich großes Pflanzgefäß und Herr E. muss eine Rankhilfe bauen. Das Katzennetz jedenfalls werde ich nicht wieder zuwachsen lassen, weil die Ranken nach außen zum Licht wachsen und ich nicht mehr beherrschen kann, was da draußen passiert.
Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn es schön rot blühen wird da draußen, und ich wieder auf meiner Bank sitzen kann. Und jetzt gehe ich Tee trinken.
Meine Feuerbohnen sind letztes Jahr nicht wirklich was geworden. Ich glaube, dieses Jahr lasse ich das.
Die Finnen und viele andere Länder auch, sind ganz anders aufgestellt, z.B. was Digitalisierung angeht. Unsere finnische Pastorin hat mir mal erzählt, wie problemlos da das home schooling läuft. Da ist Deutschland ja nach wie vor Entwicklungsland. Aber hier wird das Geld lieber für überteuerte Masken ausgegeben anstatt in Bildung zu investieren. Und mit der Impfstoffbeschaffung hat man hier auch gepennt. Das kann schon wütend machen, aber wenn man auf andere Länder guckt, sollte man das tun, um vielleicht zu lernen, was man besser machen könnte und nicht mit Neid und Missgunst. In Brasilien sterben sie gerade wieder wie die Fliegen…. damit vergleicht niemand. Ich denke, wir liegen irgendwo im Mittelfeld. Es läuft vieles nicht rund, aber es liegt eben auch mit an uns, die Pandemie einzudämmen.
Die Finnen waren schon zum Hospitieren da, als ich noch an einer pädagogischen Hochschule gearbeitet habe. Lange ist es her und ihr Bildungswesen ist gut aufgestellt, wie die Pisa-Studien zeigen. Wir sind Weltmeister im Aussitzen.
Ich freue mich auf die Feuerbohnen, hatte die ja schon mal und mein Balkon war fast zugewachsen. Ein feiner Schatten war das. Diesmal lasse ich aber das Katzennetz nicht zuwachsen. Ich habe schon eine Idee.
Hallo Gudrun, vielleicht sind in den ganzen skandinavischen Länder absolut andere Wohnbedingungen als bei uns – die haben auf viel mehr Fläche viel weniger Leute zu wohnen. Norwegens Bevölkerung liegt so um die 10 Millionen -und Platz haben diese Leute ausreichend zur Verfügung. Vielleicht ist darum die Ansteckungsgefahr weitaus geringer als bei uns und die Leute haben auch ein weitaus ausgeglicheneres Gemüt.
ICH bin nicht schuld, dass sich die Pandemie wieder stärker ausbreitet – außer absolut notwendigen Begegnungen gibt es bei nichts bis kaum etwas.
Hoffentlich wird es nach einer Impfung besser – langsam glaube ich schon nicht mehr daran, wenn ich an die Vereinsamung der Leute in Altenheimen denke, deren Bewohner ALLE geimpft sind.
Lasse es dir dennoch gut gehen.
Na klar wohnt man in Finnland anders, aber dort hat auch nie einer gesagt, dass man nicht an jeder Milchkanne Internet braucht. Wenn wir nicht aufpassen werden wir Bummelletzter.
Mein liebster Gartennachbar hat mich heute angerufen. Er wohnt in einem großen Wohnblock mitten in der Stadt. Dort ist jetzt auch die zweite Impfung gelaufen. Es sind fast alle alt dort. Das sind die, die in jungen Jahren eingezogen waren und noch immer dort wohnen. Alles war gut durchorganisiert und hat prima geklappt. Nun hoffe ich, dass es gut vorwärts geht auch mit dem Kauf von Impfstoff. Und vielleicht lässt man mal politische Entscheidungen außen vor.
Grüße an dich
Auch hier ist keine Spur mehr von Frühling zu spüren. Kalt, nass, grau. Schnee, Regen, Graupelschauer. Und dabei war es doch schon mal so schön. Da hilft nur warten, irgendwann muss es ja Frühling werden.
Du hast deinen Sohn schon so lange nicht mehr gesehen? Das tut mir leid Gudrun, das ist verdammt lang. Und ja – kein Ende dieser Situation in Sicht. Es nervt, es geht an die Schmerzgrenze. Seit über einem Jahr nur Vorschriften, Einschränkungen, Verbote. Die Menschen können nicht mehr, man hat es so satt.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft!
Liebe Grüße von Kerstin.
Naja, es wäre einfach nicht gut gewesen, wenn meine Kinder aus den Brenngebieten bei mir angereist wären. Meine Tochter arbeitete in einem Unternehmen, wo man der Meinung ist, sich an gar nichts halten zu müssen und mein Sohn fährt jeden Tag mit der vollen SBahn zur Arbeit. Sie wollten mich nicht gefährden. Und meine große kommt gerade gar nicht erst heraus aus ihrem Land. Das ist traurig, aber da muss ich durch. Ein runder Geburtstag verlief ganz still und so wie es aussieht ändert sich in diesem Jahr wenig.
Wenn in der Aue wieder Frühling ist, werde ich es bei dir sehen. Ich freue mich schon darauf.
Herzliche Grüße
Mein kleiner grüner Kaktus!!
Die habe ich als Jugendliche auch gehabt und geliebt. Ich glaube ich werde mir mal wieder welche zulegen.
Ja das Wetter ist sehr bescheiden. Hagel, Sturm, wenig Sonne.
Impfen, Corona, ich mag nicht mehr.
LG und bleib gesund
Na toll! Jetzt habe ich einen Ohrwurm, und der sticht, sticht, sticht. 😀
Mein Sohn meinte schon, dass ich gut aufpassen soll auf seinen Kaktus. Wenn der allerdings anfängt zu blühen, rücke ich ihn nicht wieder raus. So.
Liebe Grüße an dich.