Sehnsucht nach Ruhe

Es prasseln gerade wieder jede Menge Ereignisse rein und die wenigsten sind als gut zu bewerten. Diese und die täglichen Nachrichten bremsen mich aus. Ich habe hier einen Spickzettel liegen mit Ideen, hingegen fehlt es mir an Kraft und Muse, sie umzusetzen.
Das Wetter war prima und so verzog ich mich in den Garten. Meine Sehnsucht nach Ruhe war einfach zu groß.

die Christrose blüht immer noch


Im Garten merkt man den Frühling schon deutlich. Wir sind zwar im ehemaligen Elsterflutbett etwas später dran als andere, aber die Beerensträucher und Obstbäume haben schon Triebe angesetzt. Krokusse blühen schon und die Christrose immer noch. Rundherum zwitschert und tiriliert es.
Die frisch geharkte Erde duftet und die ersten Stauden spitzen. Ich bin froh, meiner Sehnsucht nach Ruhe nachgegeben zu haben, denn hier finde ich sie.

wenn man ruhig und entspannt ist, kann man sogar zeichnen oder kritzeln

Mein Rheuma hat mir mal wieder gezeigt, dass es viel Kraft haben kann. Hier im Garten schaffe ich es, sowohl die Schmerzen nicht zu sehr wahrnehmen zu müssen, als auch mich von anderen unangenehmen Dingen abzulenken.

Auch kann ich mich hier mit weniger Bauchgrummeln damit beschäftigen, wie ich mich wehren kann gegen den Trend, soziale Gegebenheiten zurück fahren zu wollen. Ja, das gibt es leider und ja, ich habe zu damit kämpfen. Weiter führe ich das nicht aus. Es ist besser so. Ich habe mich mit meiner Behinderung noch nicht arrangiert und manchmal hasse ich sie, mich, alle Kämpfe, die ich ausfechten muss und auch gleich mal alles durcheinander.
Fakt ist, dass nichts besser wird, im kleinen persönlichen Rahmen nicht und im großen, weltpolitischen wohl auch nicht.

Sehnsucht nach Ruhe

Für mich habe ich beschlossen, anderen zu helfen Anträge auszufüllen, Scham zu bekämpfen, durchzuhalten. Und manchmal muss man auch einfach mal jemanden tröstend in den Arm nehmen. Das kann ich noch ganz gut.
Und genauso kann ich mich einsetzen, dass Gemeinsames entdeckt und Gemeinsamkeit gepflegt wird. Ich bin nicht mit jedem, und auch nicht immer, einer Meinung und dennoch haben wir alle mehr gemeinsam, als wir denken.
Was könnte das für eine starke Gemeinschaft sein!

So. Die Sonne habe ich heute wieder sehr genossen. Jetzt sinkt sie langsam dem Horizont entgegen. Es wird kühl. Ich hocke mich gleich auf meinen Fridolin und fahre nach Hause. Es war ein schöner Tag, auch wenn die Sehnsucht nach Ruhe und auch nach Geborgenheit bleibt.

13 Gedanken zu „Sehnsucht nach Ruhe“

  1. Ach, liebe Gudrun, wie ich deinen Worte folgen kann, geht es mir doch genau so. Dabei könnte das Leben so schön sein. Ich kapier einfach nicht, warum der Mensch ist, wie er ist. Wo ist der Sinn dahinter? So vieles Faszinierendes dürfen wir erleben, so viele Menschen haben uns beeindruckt und haben uns soviel geschenkt im Leben. Dann die Natur und all die Wunder, die Begabungen, ach, es gäbe so viel aufzuzählen. Warum reicht das alles nicht aus für ein friedliches Miteinander? Ich verstehe es nicht. Die Krankheiten sind doch schlimm genug … und an Aufgaben mangelt es auch nicht. Warum aber ist nur ein Teil zum Aufbau bereit und der andere zum Zerstören? Warum warum …

    Ganz liebe Grüße zu dir und alles Gute,
    Andrea

    1. Das verstehe ich auch nicht, liebe Andrea. Wir leben recht bescheiden, sind aber doch recht glücklich. Zufriedenheit ist nicht von Millionen, einem Porsche oder einer Rolex abhängig. Da bin ich auch nicht neidisch, denn ich will das gar nicht. Ich verstehe auch nicht, dass keine andere Meinung gelten kann. Ich muss sie ja nicht teilen. Das Hauptproblem ist die Gier, immer mehr haben zu wollen. Warum das einigen besonders am Herzen liegt, weiß ich nicht. Und warum die, die anders sind, dann Versager sein sollen, erschließt sich mir auch nicht. Vielleicht habe ich ja mal noch eine Erleuchtung.
      Liebe Andrea, ich schicke dir ganz liebe Grüße.

      1. Ich kann Euch beide sehr gut nachvollziehen.
        Eure Fragen und Beobachtungen gehen auch durch meinen Kopf.
        Wie gut, dass es diese Plätzchen gibt, wo wir zur Ruhe kommen können, dafür bin ich auch sehr dankbar!
        Herzliche Grüße! Chris

  2. Liebe Gudrun, ich bin ein wenig aus der Empörungsschiene ausgestiegen und strapaziere mich nicht mehr im dagegen sein. Energisch gibt man da Kraft in die falsche Richtung. Im Dafür bin ich dabei und mache mich stark. Nachrichten nur noch alle paar Tage und die Konzentration auf das was ich will und das Vernetzen mit anderen. Meiner Meinung nach steckt hinter dieser Empörungsmaschinerie doch ein Plan. Macht ja auch schön hilflos.
    Ansonsten wünsche ich dir gute Besserung und hoffe so, dass es mit deinem Rheuma mal ein wenig leichter wird. Alles Liebe

    1. Ich weiß nicht, was du mit Empörungsmaschinerie meinst. Ich empöre mich schon. Eine meiner letzten Demos war gegen die Vorratsdatenspeicherung. Dann konnte ich das nicht mehr. Das interessiert jetzt nur noch wenige, man habe ja nichts zu verbergen. Was mich dann immer störte war, dass man immer gegen etwas war, nie für etwas. Dieses „für etwas“ suche ich gerade und hab auch schon einiges gefunden. Ja, großen Wirbel macht es nicht, aber einiges Gute bringt es.
      Liebe Grüße

  3. So ein Garten, ja das wäre auch mein Fluchtpunkt! Mein Balkon ist leider kein Ersatz, denn bei schönem Wetter nutzen die Nachbarn ihre Gärten und das sind Menschen, für die Ruhe ein Fremdwort ist. Der Garten unter uns ist nur noch eine Rasenfläche ohne Baum, Strauch, Blumen, also auch keine Vögel weit und breit. Ausschließlich unser Ringeltaubenpärchen kam an die Futterstelle. Also habe ich Erbsen, Mais und Reis zum herkömmlichen Vogelfutter zugegeben. Gut, sie habe einige Kleckse auf die Markise der Nachbarn gesetzt. Ich hoffe, der nächste kräftige Regen wäscht das weg. Wir bedauern es sehr, dass weder Meisen noch Rotkehlchen oder Amseln uns besuchen kommen, aber ohne jede Deckung geht das ja schlecht.
    Ach, ich hätte auch viel zu erzählen, aber das würde den Rahmen des Kommentierens sprengen. Vielleicht magst du mich ja wieder einmal anrufen?
    Herzliche Grüße,
    Elvira

    1. Ja, wir sollten mal wieder Telefonieren, liebe Elvira. Die nächsten Tage werde ich das mal angehen.
      Zu mir kommen jetzt auch immer Tauben, nachdem sie überall verjagt wurden. Danke für den Futtertipp. Ich wohne unten. Zum Glück kann ich niemand verdreckern. Ich warte trotzdem auf den Moment, wenn mir gesagt wird, dass es wegen mir Vogelgrippe geben wird.
      Liebe Grüße zu dir, du Liebe.
      PS: Der Balkon ist schön und gut, aber zur Ruhe komme ich da auch nicht.

  4. Liebe Gudrun,
    ja, der Garten und überhaupt die Natur sind Orte, in denen auch ich gerne Zuflucht suche. Da kann man entspannen, zur Ruhe kommen, mal alles andere ausblenden. Ich kann Dich also in der Beziehung gut verstehen. Und sicher bringen solche Orte auch etwas Ablenkung von den Schmerzen, die Dich immer wieder plagen. Umso wertvoller ist so ein Ort wie Dein Garten. Ich wünsche Dir sehr, dass Dich das Rheuma nicht zu sehr beutelt. Aber es hängt wohl auch viel mit der jeweiligen Witterung zusammen. Ich weiß das von einer ehemaligen Kollegin, die auch immer wieder mit Rheumaschüben zu kämpfen hatte.
    Also, alles Liebe für Dich wünscht Dir die Silberdistel

    1. Ich muss dem neuen Medikament Zeit geben, hoffe sehr, dass es mir helfen wird. Ich nehme es noch nicht lange und das Rheuma hat ordentlich zugeschlagen. Ganz geht es nicht weg, aber es nimmt vielleicht die Spitzen. Die Sonne im Garten tat gut. In den nächsten Tagen ist halt die Wärmflasche wieder gefragt.
      In diesem Jahr wollen wir im Garten zwei Nistkästen anbringen, das Igelhaus platzieren und alles noch ein bisschen Insektenfreundlicher machen. Mal sehen, ob es gelingt, einige Tierchen anzulocken. Ich freue mich jedenfalls auf das neue Gartenjahr.
      Herzliche Grüße zu dir, liebe Marianne.

  5. Das kann ich so sehr nachvollziehen. Ideen sind da. Auch weiß ich was ich will, was ich machen möchte. Aber es fehlt an Energie und Muse.
    An manchen Tagen ziehe ich mich in meine Badewanne zurück und suche Entspannung. Im Moment blüht Hasel und Erle. Sie geben grade alles und ich laufe draußen mit Mundschutz rum. Leider reagiere ich dieses Jahr sehr stark allergisch drauf. Also Badewanne. Rückzugsort und Kräfte tanken. Ich kann mich grade zu sehr wenig aufraffen.
    Das Frühjahr ist in den Startlöchern und weil ich momentan so wenig raus kann, habe ich mir den Frühling ins Haus geholt. Weiße kleine Traubenhyazinthen, Bellis, Primeln in allen Farben und eine Ranukel, die sich über alle erhebt. Ab und zu dürfen sie ins Freie und später werden sie im Garten eingepflanzt. Aber jetzt erfreuen sie mich hier drin. Von Janosch habe ich ein Hasenbild gefunden, wie er fröhlich in eine Wiese hüpft. Den habe ich mit Fensterkreide ans Fenster gemalt und es sieht aus, als würde er direkt ins Ranukel, Bellibeet hüpfen. 🙂 So schaffe ich mir kleine Freuden.
    Nun, liebe Gudrun, wenn man handeln kann fühlt man sich nicht mehr so machtlos. Ob es jetzt demonstrieren ist, oder sich auf andere Weise gegen Unrecht wehren kann. Aber manchmal kann man nur im Kleinen etwas tun. Trost geben und sich selbst trösten auch. Da ist so eine Fellnase an der Seite ganz hilfreich, egal ob Hund, Katze, Hase……
    Lieben Gruß von mir und meiner kleinen Schnarchnase 😉 ab und zu schnarcht sie, so wie jetzt gerade wieder.

    1. Du machst das richtig! Du holst dir den Frühling ins Haus. kannst du mir ein Foto schicken von dem hüpfenden Hasen? Dass du ihn an das Fenster gemalt hast, finde ich toll. Für so etwas bin ich sehr zu haben. Vielleicht finden wir wieder Kraft und Muse, wenn wir uns wieder enger vernetzen. Nicht alles kann man beim Bloggen erzählen.
      Tiere können einen Wirklich viel geben. Mein Sohn, ein regelmäßiger Schwedenbesucher, will in diesem Jahr die Elchwanderung verfolgen. Meine Tochter in Kalifornien sieht zu wie ein Seeadlerpärchen in Big Bear Valley drei kleine Adler liebevoll aufzieht. Sie hat mir einen Link geschickt. Ich kann per Webcam ins Nest schauen und bange mit. Es ist arg kalt und schneit. Ich kann die Zuneigung zu Tieren gut verstehen. Mir haben mal Schafe und zwei Hütehunde das Leben gerettet.
      Liebe Mia, ich rufe dich in den nächsten Tagen mal an. Wenn du nicht da bist, versuche ich es an anderen Tagen.
      Ich drück dich aus der Ferne und grüße dich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert