Bildungsurlaub. Pause von allem, was auf der Seele drückt.

Ich weiß nicht, ob es schon ein kleiner Abschied ist.

Den Bildungsurlaub habe ich mir selber verbrummt.
Mich beschäftigt gerade eine Menge: Gereiztheit überall, ewiges Lavieren der Politik in dieser Krise jetzt, keine klaren Ansagen und somit keine sichtbaren Lösungen. Meine Tochter hinter dem Teich ist geimpft, ihr Mann jetzt auch. Die Schwiegermutter in Kolumbien ist jetzt an der Reihe und wird zu Besuch kommen können. Ich werde oft gefragt: „Was ist denn bei euch in Europa los?“ Und dann antworte ich: „Nichts.“

Ich bin schon bereit, geduldig zu warten, bis ich an der Reihe bin mit dem Impfen. Leute mit direkten Kontakt zu anderen sollen zuerst einen Termin bekommen. Nicht nur bei mir im Haus wohnen viele weit über 70. Sie warten auch. Und dann höre ich von Gefeilsche um die Termine. Vieles kann ich nicht ändern. Zerbrechen darf ich aber auch nicht. Deshalb nehme ich jede Ablenkung dankbar an, und meinen Bildungsurlaub ganz besonders.

ein Buch für meinen Bildungsurlaub
statt Blumen

Meine Kinder hatten mir zwei neue Programme für Bildbearbeitung und Grafik geschenkt. Herr E. sollte noch Blumen und Pralinen besorgen. Ich habe mir statt dessen ein Buch gewünscht, denn Schnittblumen mag ich nicht und Pralinen würden meinen Abnehmebestrebungen völlig entgegen wirken.
Also: Bildungsurlaub mit Buch.

Das Grafikprogramm muss noch ein bisschen warten. Im Moment tobe ich mich in Affinity Photo aus, probiere Werkzeuge, die Arbeit mit Ebenen, erarbeite die Filter (nein, keine auf Mausklick). Ich sehne mich so sehr nach Licht.
So langsam gewöhne ich mich an das Programm und seine Werkzeuge. Es macht großen Spaß, darin zu arbeiten. Und genau deshalb schreibe ich auch darüber.

Für Heute mache ich den Rechner erstmal wieder aus. Morgen ist auch noch ein Tag und da werde ich wieder gut zu tun haben. Und dann mache ich mich über das Buch und die Grafik her. Bildungsurlaub halt. Und anderswo Pause, Ruhe.

PS: Die Programme gibt es übrigens nicht nur für den Mac.

17 Gedanken zu „Bildungsurlaub. Pause von allem, was auf der Seele drückt.“

  1. Es ist genau richtig, was Du da machst – sich mit etwas Spannendem zu beschäftigen, das die Seele wärmt, die kleinen grauen Zellen auf Trab bringt und vor allem mal nix mit dem tagtäglichen C…-Elend zu tun hat. Mir stinkt es auch gewaltig. Ich habe mir diesen Staat nicht ausgesucht und nun muss ich damit leben. Föderal. Wahlkampfgebeutelt. Ungeimpft. Bin ja auch nicht systemrelevant …
    Ich werde immer stiller. Ich gehe nur zum Nötigsten raus. Ich lache nicht. Ich streite nicht. Ich friere vor mich hin … Das kann nicht gesund sein. Aitmatovs „Schneeleopard“ hat mich zwei Tage in Atem gehalten. Die jagen unter dem Tienschan Gebirge Wild zu Tausenden mit dem Hubschrauber … Und die Kadashian ist laut Forbes Magazine reichste Frau der Welt. Wir laufen doch alle nicht mehr rund.

    1. Stimmt. Es muss sich wirklich einiges ändern, generell. Mit halbseidenem Geschwätz gebe ich mich nicht mehr zufrieden. Mehr einmischen wäre wahrscheinlich gut.
      Werde bitte nicht immer stiller. Ich schicke dir im Laufe des Tages meine Telefonnummer. Wir müssen reden, auch unter den jetzigen Umständen.
      Gut, dass du jetzt da warst. Ich drück dich mal ganz fest, auch wenn es über einige Straßen hinweg ist.

  2. Liebe Gudrun! So gerne möchte ich kreativ sein, nur leider klappt das überhaupt nicht. Corona lähmt mich sehr. Dann sind auch noch die Junioren daheim und diese fordern, zu Recht, Aufmerksamkeit. So gerne würde ich dir über die Schulter schauen und von dir lernen…

    1. Das geht mir genauso. Mich lähmt es auch und ich habe das Gefühl, nicht mehr viel dagegen zu setzen zu haben.
      Liebe Petra, versuche es immer wieder. Mal klappt es und manchmal sollte man den Stift eben wieder weglegen. Schreib deine Gedichte. Da sind sie eben traurig. Bei anderen ist auch nicht immer alles himmelhoch jauchzend. Und zeichne bitte wieder, kritzele dir vieles von der Seele. Komm, wir versuchen das.
      Die Silke, die den ersten Kommentar geschrieben hat, leitet unseren Literatur-Treff. Dort wärst du wahrscheinlich goldrichtig. Leider muss der gerade auch ausfallen.

  3. Ich habe heute gelesen, dass während der Pandemie in den USA die Suizidrate um 6% gesunken ist. Die Leute würden in Krisenzeiten mehr zusammenrücken. Irgendwie erscheint es mir, als ob die Medien (über die ich nicht generell schlecht reden will) uns ein anderes Bild vermitteln. Ein Bild der tiefen Depression, die sich in uns frisst. Auf der anderen Seite hat sich die Zahl der Impfungen von einen auf den anderen Tag bei uns verdoppelt, seit die Hausärzte impfen dürfen. Einer Patientin, die ihren Termin bei uns nicht wahrgenommen hat, verdanke ich meine Erstimpfung. Ein Anruf und ich stand in der Praxis auf der Matte. Die Impfung ist mir sehr gut bekommen, ein klitzekleiner Muskelkater im linken Arm aber weiter nichts. Jüngere Kolleginnen von mir waren teilweise sogar krankgeschrieben, weil sie wahnsinnige Kopfschmerzen bekamen. Aber alle älteren Menschen (Ü60), die ich kenne, hatten keine erwähnenswerten Impfreaktionen. Mein Mann (knapp unter 80) bekommt am Sonntag im Impfzentrum seine zweite Spritze. Ich denke, dass es hier in Deutschland auch bald besser laufen wird. Aber solange jedes Bundesland, manchmal sogar die Kreise, sein eigenes Süppchen kocht und kein von allen getragener Konsens gefunden wird, dauert das eben. Das ist, mal abgesehen vom Wahljahr, der Nachteil unseres föderalen Systems. Eine Demokratie muss viel aushalten, und wir mit ihr.
    Du müsstest bei deinem Hausarzt/Rheumatologen doch auch eine hohe Priorität haben, oder? Auf alle Fälle finde ich deine Bildbearbeitung toll! Ich habe Affinity ja auch, aber irgendwie tue ich mich sehr schwer damit. Auf dem Mac hatte ich früher ja diesen Fotobearbeitungsriesen und habe viel experimentiert. Z.B. bis auf eine Farbe eines Gegenstandes alles andere schwarzweiß gemacht. Heute weiß ich nicht mal mehr, wie das ging. Und die Fotos sind wirklich gut geworden. Na ja, alles ändert sich eben.
    Liebe Grüße schickt Elvira

    1. Nächste Woche habe ich Termin beim Rheumatologen. Wie ich jetzt gehört habe, gibt es eine Liste, auf der man sich für Impfungen anmelden kann. Die ist sicher lang und eine Priorität habe ich nicht. Ich warte also geduldig. Nein, das ist es nicht, liebe Elvira, was mir zu schaffen macht. Mir ist generell vieles einfach zu viel.
      Meine Tochter von hinter dem Teich hat mir gestern geschrieben, dass sie das verstehen kann. Es ging ihnen auch so, als es in LA 15.000 Neuerkrankungen pro Tag gab und keiner so Recht wusste, wie es weiter gehen soll. Aber sie hat auch immer erzählt, welche Bemühungen es gab, gerade in ihrem Bundesland. Sie arbeitet in einem Kriseninterventions-Team. Das hat mir Respekt abverlangt. Sie haben weitere Leute eingestellt, eben weil die psychischen Probleme in solchen Krisen nicht weniger werden. Manche ihrer Schützlinge fanden die Bemühungen, Betreuung auch digital anzubieten, so gut, dass sie es weiter so haben wollen, auch, wenn sie jetzt nicht mehr in LA wohnen. Sie werden also bald wieder beides anbieten. Besuche in ganz schlimmen Krisen gab es aber immer. Und ja, du hast Recht, man ist dort ein Stücke weiter zusammengerückt. Und hier? Mir fehlt das Reden und ja, auch das streiten um bestimmte Dinge. Jeder hockt in einer Blase und wenn man da nicht zu 100% der Meinung ist, die vorherrscht, dann ist man abgelehnt. Ach, ich könnte da jetzt noch so viel dazu schreiben, aber lieber nicht.

      Mit den Programmen komme ich inzwischen gut voran. Das ist nun etwas, was mich freut.
      Liebe Grüße

  4. Ich habe gerade gelesen, dass in Sachsen alle Ü60 sich anmelden können. Auch ohne weitere Priorisierung (Rheuma ist wohl noch keine, eher COPD, Krebs)
    Mag sein, dass sie jetzt in den USA schneller impfen, dafür haben sie vorher viele Menschenleben geopfert für die Wahnvorstellung des Irren.
    In Hamburg sollen nun angeblich bis Mitte Juli alle Erwachsenen eine Impfung bekommen können. Das wäre ja mal eine Perspektive.
    Abtauchen kann ich nicht, spätestens ab Montag holt mich das Thema eh wieder ein. Aber mein Weg ist das eh nicht. Ich denke, jeder muss für sich selber gucken, wie er/sie am besten da durch kommt. Angekratzt sind wir wohl alle inzwischen. Gibt ja auch schlicht niemanden, der nicht irgendwie betroffen ist. Leider fallen andere Themen inzwischen fast völlig hinten runter und das macht mir ziemlich ungute Gefühle. Die Welt dreht sich ja trotzdem weiter.
    Jetzt werde ich mich aber auch etwas Schönem widmen und Pflanzen einkaufen gehen. Darauf freue ich mich schon die ganze Woche.

    1. Mit der Anmeldung im Impfzentrum erklärt man sich bereit, den Astradingens Impfstoff zu nehmen. Aufgrund von Vorerkrankungen kann und will ich das nicht. Ich schreibe hier und öffentlich nichts dazu. Mit dem Rheuma hat das nichts zu tun.
      Weißt du, bei mir ist gerade irgendwie die Kraft zu Ende. Seit Jahren rutsche ich immer mehr in die Isolation. Meine Welt ist sehr klein geworden. Frei von Arbeit, frei von materiellen Mitteln, frei von sozialen Kontakten lebt es sich nun mal nicht gut. Da spiele ich nicht den Helden. Dabei könnte man das gut im Netz.
      Andere Themen gibt es auch noch. Ich habe sie nicht vergessen. Aber auch da braucht man Leute, die anpacken können oder mit Geld unterstützen.
      Neulich war der Freund meines Sohnes da mit Blumen. Wir kennen uns schon, seit Jan und er in die Schule gekommen sind. Er ist wie ein Sohn für mich. Ich hätte ihn gerne mal gedrückt, zum Kaffee eingeladen und geschwatzt. Es geht leider nicht. Mehr Rückzug geht eigentlich nicht mehr. Nur von Auftritten im Netz könnte ich mich noch verabschieden. Das überlege ich gerade wiedermal.

      1. Keiner muss den Helden spielen. Wir könnten einander mehr helfen, wenn wir das nicht tun. Ich glaube, inzwischen ist niemand mehr völlig unbelastet. Und das Menschen, die wenig finanzielle Mittel haben, stärker betroffen sind, weil ihnen einfach Möglichkeiten fehlen, die andere haben, ist ja nun mal Fakt. Ich kann jederzeit ins Auto steigen, irgendwo in die Natur fahren.
        Unser Stadtteil ist einer der Hamburger Stadtteile mit den höchsten Inzidenzen in dieser Stadt und das liegt eben auch daran, dass die Menschen hier oft beengt leben, keine Jobs haben, die sich im Home office erledigen lassen und es sind auch die Sprachbarrieren. Ich habe den Luxus, das ich hier kaum unterwegs sein muss, selbst zum Einkaufen fahre ich woanders hin.
        Und trotzdem geht auch mir die Situation manchmal an die Substanz. Die Belastungen sind halt anders, nicht so bedrohlich, aber für die Psyche sehr belastend. Ich würde mich auch gerne mal wegducken, geht aber bei mir schon beruflich nicht.
        Ich meinte nicht Dich damit, das andere Themen unter die Räder geraten. Ich meinte die öffentliche Wahrnehmung, die Politik.
        Martin ist auch nicht priorisiert mit seinem Rheuma, steht aber auch mit seinen Rheumatologin im Kontakt, um da geimpft werden zu können.
        Ich selber würde mich allem impfen lassen, auch mit AstraZeneca. Obwohl es ja gerade bei Frauen zu den Hirnthrombosen gekommen ist. Ich habe keine bekannten Vorerkrankungen und würde es riskieren. Aber ich bin eh noch lange nicht dran.

  5. Ich kann dich sehr gut verstehen. Es ist eine blöde Zeit. Liebe Freunde mit schweren Vorerkrankungen sind mittlerweile geimpft und das freut mich für sie, zu Mal sie keine gravierenden Nebenwirkungen hatten. Das ist ja was.
    Meine Flucht ist im Moment ins Schreiben und das ist eigentlich ungewöhnlich, denn wenn es mir schlecht geht, bin ich in der Regel eher faul.
    Ich wünsche dir einen feinen Bildungsurlaub und alles erdenklich Gute. Alles Liebe

    1. Vielen Dank.
      Dein Buch ist gekommen. Herzlichen Dank dafür. Du hattest das dir wohl gemerkt, dass ich immer in Thübingen studieren wollte?

  6. Ich lese im Moment viel. Eigentlich nur im Bett zum Einschlafen können, mittlerweile auch tagsüber. So sitze ich nicht so viel vorm PCund vorm Fernseher. Das bekommt mir ganz gut.
    Dieses hin und her was mit Corona zu tun hat, ist einfach nur noch ätzend.
    Meine Tochter im Kindergarten ist noch mit dem Astra geimpft worden. Zwei Tage später heißt es dann „jetzt nur noch für über 60jährige“. Da wird man ziemlich sauer. Was sie jetzt als 2. Impfung bekommt steht ja noch nicht fest.
    Wir im Wohnheim sind am Dienstag mit Moderna geimpft worden. Einige hatten Kopf-und Gliederschmerzen, aber nicht der Rede wert. Mein Arm tat ein bisschen weh, sonst nichts. Und nächste Woche sind dann endlich alle in den Behinderten-Werkstätten dran.
    Und bei uns in den Impfzentren herrscht teilweise Chaos.
    Gönn dir deinen Bildungsurlaub. Schalt ab, mach das was dir Spaß macht.
    Und ich drücke dir vom Herzen die Daumen das du bald dran bist mit Impfen und den geeigneten Impfstoff für dich.

    LG Marion

    1. Ich finde es so gut, dass ihr jetzt geimpft werdet. Es ist doch schon mal eine gewisse Sicherheit. Bei euch ist es auch besonders wichtig. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr alle von diesem Mistvirus verschont bleibt.
      Lesen finde ich auch gut. Es entführt einen in eine andere Welt und bringt Ruhe.
      Liebe Marion, ich grüße dich herzlich.

  7. Es gibt im Leben jedes einzelnen immer wieder Phasen, in denen man empfänglicher ist für bestimmte Dinge. Wenn mal etwas läuft, dann darf anderes pausieren. Auf Bildungsphasen lasse ich mich auch gerne ein. Es ist schön, wenn man mit etwas im Fluss ist.
    Ich wünsche dir viel Neugier und Freude mit deiner neuen Ausstattung. Alles andere kommt schon, wenn es an der Zeit ist.

    1. Mit uns klappt das schon ganz gut. An das Bildbearbeitungsprogramm habe ich mich schon gewöhnt. Der Umstieg von PS ist mir sehr leicht gefallen. Ich bin froh, dass ich es getan habe und bin meinen Kindern sehr dankbar für den Anstupser.
      Wenn ich meinen Kopf nicht beschäftigen kann, dann verkümmere ich.

  8. Die bearbeiteten Bilder sehen super aus. Da hätte ich gedacht, dass sie echt so aufgenommen wurden. Die Technik macht eben heute vieles möglich.
    Ich war heute wieder im Testzentrum, negativ 🙂
    Liebe Grüße ins Wochenende von Kerstin.

Kommentare sind geschlossen.