Gute Laune hochzwirbeln. Wie einst mein Opa seinen Bart.

Mein Opa war sehr eitel und zwirbelte die Enden seines Bartes immer fein nach oben. Eigentlich könnte ich meine Laune auch mal etwas trimmen und zwirbeln. Oder?

Gute Laune

Warum ich jetzt immer an meinen Opa denken muss, weiß ich nicht genau. Vielleicht weil mir das Drama in Thüringen nicht mehr aus dem Kopf geht und weil ich Parallelen sehe zu der Zeit, als mein Opa noch lebte und aktiv war, und weil mir meine gute Laune abhanden zu kommen drohte. Ob mein Opa 1932 allerdings noch seinen gezwirbelten Bart hatte, entzieht sich meiner Kenntnis, denn meine Oma hatte es irgendwann satt und verbrannte die Bartbinde.

Es gibt da noch so einiges, was mir auf den Magen geschlagen war. Noch immer trauere ich meinem alten Blog hinterher. Nicht jedem Kokolores, nein, aber den Anleitungen, vielen Fotos und natürlich auch meinen Zeichnungen. Was habe ich mich immer aufgeregt, wenn ich eine Anregung zum Filzen mit Kindern gesucht habe und bei meinem Kramladen landete. Das ist nun alles weg. Schade.
Vielleicht schaffe ich es, das eine oder andere nochmal zu schreiben, für die eigene gute Laune.

Vor vielen Jahren hatte mir eine Erzieherin an der Waldorfschule Leipzig erzählt, wie sie Kindern das Stricken erklärt, so dass es dann ganz einfach ist, den Faden durch die Schlinge zu bekommen. Das hatte mir so gefallen, dass ich damals darüber gebloggt hatte und heute mache ich es eben nochmal:

Kindern das Stricken erklären – eine Anleitung

Oder: Wie die Schlingen entstehen:

1. Der Schäfer geht zur Tür hinein,

2. holt mit dem Stab (Beinfang) ein Schäfelein,

3. tritt mit dem Schaf hervor,

4. schließt hinter sich das Tor.

Und so entsteht Masche um Masche, ein Gestrick wächst und wenn man Kinder beobachtet dabei, denen man vorher den Spruch zum Stricken gegeben hatte, dann hört man sie manchmal ganz leise flüstern: „Der Schäfer geht zum Tor hinein, holt mit dem Stab ein Schäfelein, tritt mit dem Schäfelein hervor, schließt hinter sich das Tor.“

Die Gute Laune nach oben zwirbeln

Ach, das geht ganz gut. Nur darf ich mich nicht wieder zu sehr und zu lange beeindrucken lassen von so allerlei Negativen. Mein Opa, der mit dem Zwirbelbart und der Bartbinde, hat das allerdings auch nie. „Neue Situation, neues Handeln.“, sagte er immer. Manchmal ist es gut, Wichtiges zur Kenntnis zu nehmen, sich eine Strategie für eigenes Handeln zurecht zu legen und auch mal ganz konsequent die Klappe zu halten und abzuschalten.

Mir hat es gut getan, die „alte“, kleine Anleitung von anno dunnemals neu aufzulegen und auch all meine selbstgefärbten gelben Wollreste zusammen zu suchen und mir quietsche-gelbe Socken zu stricken. Da habe ich etwas geschaffen, auch noch etwas, was mir sehr gefällt. Das macht zufrieden. Und es brachte die Erinnerung an den Schäfer mit dem Beinfang und die Strickanleitung zurück. Ich kannte übrigens mal einen Schafer, der strickte.

Draußem entwickelt sich langsam ein ordentliches „Windchen“. Ich werde mich jetzt wieder in meinen Sessel unter die Decke kuscheln. Lasst euch nicht wegwehen vom Orkan „Sabine“ und genießt den Sonntag.

gelbe Socken mit Mäusezähnchenrand für gute Laune

4 Gedanken zu „Gute Laune hochzwirbeln. Wie einst mein Opa seinen Bart.“

    1. Ich würde meinen Opa jetzt gerne so einiges fragen, aber einiges hat er mir ja mitgegeben.
      Mit meinem Blog muss ich halt noch ein bisschen Geduld haben.
      Grüße in den Norden, in den Sturm.

  1. Ich sehe das ähnlich, es ist gut Wichtiges zur Kenntnis zu nehmen. Aber genauso wichtig ist es, sich trotzdem nicht von der negativen Welle überrollen und lähmen zu lassen, denn sonst kommt man ganz schnell in eine Negativspirale, dann „zwirbelt sich“ die Laune immer weiter nach unten. Du hast zum Glück den „Absprung“ geschafft und deine Kreativität walten lassen.

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