Emil hatte sich vor Tagen auf die Suche gemacht, wo der Ausdruck sich „in die Wolle kriegen“ herkommt.
Sich mit jemand in die Wolle kriegen?
Was der Ausdruck bedeutet, weiß glaube ich jeder. Man gerät mit jemanden aneinander, hat eine heftige Auseinandersetzung, zofft sich.
Anlässe dafür gibt es immer, wie zum Beispiel bei den beiden Hausfrauen, die sich garantiert gleich heftig in die Wolle kriegen.
Die beiden Böcke oben haben sich schon in der Wolle. Die beiden habe ich erlebt, damals bei den Schafen und Ziegen. Mir blieb fast das Herz stehen, als der Schafbock den Hang zur Straße hinauf jagte. Er wendete aber am Straßenrand und donnerte mit gesenktem Kopf wieder hinunter. Der Ziegenbock hetzte ihm entgegen und mitten auf dem Hang krachten die Köppe gegen einander. Autch!
Das machte den beiden nicht viel, denn sie haben vorn im Kapf eine ordentliche Hornplatte. Da geht nicht gleich was kaputt. Und so trieben sie das Spiel einen ganzen Vormittag lang. Ich hab mich dann schon nicht mehr darum gekümmert.
Wo kommt er aber her, dieser Ausspruch?
Eine mögliche Erklärung hat der Emil in seinem Beitrag hier beschrieben. Die Herkunft ist unklar, aber ich habe auch noch eine Möglichkeit im Wollkorb.
Das Wort „Wolle“ gibt es in vielen Sprachen, was zeigt, dass Schafe und die von ihnen stammende Wolle weit verbreitet sind. Es wundert mich nicht, denn das Schaf gehört zu den ersten der domestizierten Tiere.
Nachgewiesen wurde das Wort „Wolle“ im 9.Jh.: mittelhochdeutsch: wolle, althochdeutsch: wolla, mittelniederdeutsch: wulle, … Die Wortherkunft ist unklar, bezieht sich aber vielleicht auf das Verb „velere“, was so viel wie rupfen bedeutet. Wolle wurde ganz früher nämlich ausgerupft. Die Schafe wurden erst später nach entsprechenden Züchtungen geschoren.
Keine Angst, das Zupfen tut den Schafen nicht weh, wenn man nicht wie ein Berserker vorgeht. Mein liebstes Kamerunschaf hatte es gern, wenn ich ihm das olle Winterfell weggezupft habe.
(Geholfen bei meiner Suche nach alten Worten hat mir Kluge, Ethymologisches Wörterbuch, 25. Auflage, De Gruyter)
Fazit
Also, ganz Genaues weiß man nicht, aber interessant ist’s schon. Sprachgeschichte macht mir immer sehr deutlich, wie ähnlich wir uns doch alle sind.
Danke, lieber Emil für die Anregung. Das kommt in meinen Geschichtenkorb und vielleicht kann ich mal irgendwann wieder Geschichten erzählen.
So, ich mache mich wieder vom Acker (auch so was Feines!). Seid schön lieb zu einander und bekommt euch nicht in die Wolle.
Hier sagt man auch gerne, dass man sich in die Plünnen kriegt. Aber ich habe keine Ahnung, wo da her kommt.
Plünnen ist ja Platt und bedeutet „Kleindung“, aber woher es kommt, weiß ich auch nicht. Von der Bedeutung ist es das gleiche, wie mit der Wolle. 🙂 Schon spannend den Aussprüchen auf den Grund zu gehen! 🙂
Kleidung … sorry
Das weiß ich natürlich als Hamburgerin, was Plünnen heißt. Ich sage ja dauernd zu meinem Mann, nun komm mal in die Plünnen, was aber eher soviel heißt, wie komme mal zu Potte.
Das stimmt. Es ist spannend. Mich packt es dann immer, wenn ich so etwas lese. Schade, dass es kein Seniorenstudium an meiner Uni gibt im Moment. Ich glaube, ich muss mal wieder in Sachen Sprachgeschichte unterwegs sein.
Liebe Grüße
Haha, das merke ich mir. In die Haare kriegen, am Kragen nehmen, ans Leder gehen (gut, das kann auch die Schlachtbank heißen). Es wird wohl doch ordentlich und handfest gerauft worden sein.
Nachtrag: Da hast du ja was angerichtet, liebe Frau Momo. Ich habe heute mal im Norddeutschen Wörterbuch geblättert. 😀
Die Menschen waren früher viel mehr behaart und Streitende werden oft so dargestellt, dass sie sich an den Kopfhaaren ziehen. Sie kriegen sich in die Haare. Wann der Begriff Wolle für die Redewendung eingesetzt wurde weiß ich auch nicht. Man benutzt auch heute noch das Wort filzen, wenn ein Mensch am ganzen Körper durchsucht wird.
Ich finde das alles recht spannend, liebe Isa.
Auf Frau Momos Kommentar hin, war ich mal ins Norddeutsche Wörterbuch „gekrochen“. Das Wort Piesepampel verwendete meine Oma, wenn ihr einer gehörig auf den Geist ging. So, wie ich weiß, war meine Oma nie im Norden. Wer weiß, wer es mitgebracht hat.
Über die „Plüschmoors“ muss ich jedesmal wieder lachen.
Ey, deine Zeichnungen tauchen wieder auf! Super! Ich habe deinen Humor sehr vermisst. Schön, dass Du sie wieder gefunden hast.
Und zu deinen oberen Zweien….. Gell, wenn man die Ellbogen nicht einsetzen kann, ist so ein Hörnchen schon eine feine Sache. 😉
Woher die Sprache kommt und wohin sie führt ist doch immer wieder spannend.
Ich hatte die Grafiken im Dateivormat des Grafikprogrammes extern gespeichert. Mein neues Grafikprogramm nimmt sie ohne Probleme. Man kann sie auch weiter bearbeiten. Und das freut mich sehr.
Meinen Humor muss ich mir erst wieder erarbeiten. Er ist mir ein bissel abhanden gekommen. Aber gut, dass du das jetzt geschrieben hast. Ich werde mir große Mühe geben. Versprochen.
Ich danke dir.
Ha! Das wurde mir in meinem Reader nicht angezeigt und es gab auch keinen Pingback …
Velere … Da ist es (schriftlich) ein weiter Weg zur wolla, gesprochen vielleicht nicht ganz so weit. Ich habe auch weiter darüber nachgedacht und vermutete, daß das „sich in die Wolle kriegen“ nicht weit weg ist vom „sich in den Haaren liegen“ — aber das brachte mich bisher einer Lösung nicht näher …
Das ist auch nicht mehr zu klären. Das Wort ist im indogermanischem Sprachraum sehr verbreitet, aber Ableitungen sind Spekulation und wahrscheinlich später entstanden als gedacht.
Fein, deine Anregung. Das war genau mein Fall.
Grüße an dich