Besuch beim Nabu und dem Patenschaf in den Kulkwitzer Lachen

Patenschaf in den Kulkwitzer Lachen

Statt Geburtstagsblumen hatte ich mir eine Schafpatenschaft beim Nabu in den Kulkwitzer Lachen gewunscht. Herr E. hat sie mir geschenkt. Einmal im Jahr lädt der Nabu ein, die Patenschafe zu besuchen. Ein Nachbar, selbst Mitglied beim Nabu, fuhr uns und meinen Rollstuhl nach Kulkwitz.

Wie man am Beitragsbild sieht, waren die Schafe weit weg. Es war heiß, auch für die Tiere, und so verzichteten wir darauf, über die Wiese zu den Schafen zu laufen und ihnen nur unnötigen Stress zu bereiten. Es sind Fluchttiere und sie kennen uns nicht. Wir sahen wollige Hinterteile von ihnen und dass es ihnen gut geht. Das Futter schmeckte und Wasser hatten sie auch ausreichend.
Es wurde trotzdem ein richtig schönes Erlebnis an diesem Tag in den Kulkwitzer Lachen. Ich nehme euch mal mit.

Begrüßt wurden wir von der diensthabenden Hofkatze und einem Nabu-Mitarbeiter, der viel über die Lachen, das anerkannte NSG, die Tiere dort und die Pflanzenvielfalt erzählen konnte.
Es ist schon erstaunlich, welche Liegeplätze sich Katzen suchen.

Kulkwitzer Lachen

Auf der Seite des Nabu findet man, wie die Kulkwitzer Lachen einst entstanden. Ich musste gleich an meinen Opa denken, der als junger Familienvater 12 Stunden unter Tage Braunkohle förderte.

Durch die Hitze und die Trockenheit sieht man im Moment nur noch eine kleine Lache. Regen würde alles auffüllen, aber der fehlt schon seit Jahren in ausreichendem Maße.

Der Rollstuhl nützte mir nicht viel. Damit kam ich nicht weit. Ich hatte beide Krücken mit und versuchte, Wege zu finden, auf denen ich mich noch einigermaßen vorwärts bewegen konnte. Es ging nicht so gut und heute tut mir alles weh, aber egal. Das nächste Mal muss ich mich halt mit dem Mann auf dem Heuwender anfreunden. Trecker fahren – das geht immer. 😀

Im Schatten eines Baumes auf einer Wiese gab ich auf, setzte mich auf einen abgestorbenen Ast und schaute mich einfach nur um. Die Gruppe zog alleine weiter mit dem Versprechen, mich auf dem Rückweg wieder mit zu nehmen..

Als Kind konnte ich mich stundenlang auf solchen Wiese aufhalten. Wenn die Sonne scheint und es warm ist, strömt die Wiese einen ganz besonderen Duft aus. Ich kam immer zu spät zu Hause an und bekam Ärger. Das nahm ich in Kauf.

Die Gruppe wollte noch die anderen Tiere, die Highland-Rinder und die Koniks besuchen gehen. Ich blieb auf der Wiese sitzen und genoss jede Minute. Es gab einen Unterschied zu meiner Kindheit. Es war auf meiner damaligen Wiese ein reges Gesummsel. Ameisen wanderten die Grashalme hoch und Raupen zeigten ihre Farbenpracht. Ab und an sprang einen in der Hitze gleich mal ein Grashüpfer an. Das fehlte mir gestern. Die Natur hat sich verändert und gerade deshalb finde ich es wichtig und bewundernswert, dass es Menschen gibt, die so viel wie möglich erhalten wollen und es pflegen.


Herr E. hat Fotos für mich gemacht. Die Highländer habe ich oft vom Elster-Saale-Radweg aus gesehen, als ich in dem Dorf in der Nähe wohnte. Neu sind die Koniks. Alle zusammen verhindern, dass die Flächen verwalden und den Boden noch mehr Wasser entziehen. Sowohl die Vögel, die hier in speziellen Brutkästen ihren Nachwuchs aufziehen, als auch auch allerlei Kleingetier brauchen eigentlich Feuchtwiesen.

ganz hinten der Schornstein des ehemaligen Kraftwerkes Kulkwitz

Von den Leineschafen durfte ich gestern noch Wolle mitnehmen und habe eine Spende dagelassen. Die Wolle werde ich jetzt im Garten waschen, zupfen und kardieren und dann mit der Navayospindel verspinnen.
Für mich verlief der Tag gestern ein bisschen anders als für den Rest der Gruppe, aber es war ein interessantes und schönes Erlebnis. Ich bedanke mich bei allen, die mir geholfen haben, besonders bei dem Nachbarn für den Fahrdienst und bei Herrn E. Und im nächsten Jahr wünsche ich mir wieder eine Schafpatenschaft beim Nabu in den Kulkwitzer Lachen statt Geburtstagsblumen.

14 Gedanken zu „Besuch beim Nabu und dem Patenschaf in den Kulkwitzer Lachen“

  1. Ein herrlicher Tag mit wunderbaren Eindrücken,
    auch wenn er für dich mit Einschränkungen zu geniessen war.
    Danke für die wunderschönen Bilder und Schilderungen.
    Und die besten Wünsche zu deinem Geburtstag mit diesem feinen Geschenk!
    Herzlichen Gruss, Brigitte

    1. Die Einladung hatte ich schon lang und seit dem freue ich mich auf den Tag. Das Gelände, die Tiere – so etwas zu haben wünsche ich mir eigentlich für jeden Tag.
      Jetzt wasche ich erstmal die Wolle, die ich mit bekommen habe. So sind die Schafe immer noch ein bisschen bei mir.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Brigitte.

  2. Wunderbare Eindrücke schilderst du zu der wolligen Idee und von dem Ausflug, bekannt sind mir Wasserlachen als Begriff, hier in Wort und Bild :).
    Stunden in einem Biotop sind kostbar und deine Beobachtung ohnehin. Es gab keine Grashüpfer? Wie oft verirrten sich sich in Haus und Flur früher…
    Ameisenhaufen und Hügel gab es oftmals zu oft, zu spät festgestellt wenn plötzlich alles krabbelte, das ergab ein Tänzchen.
    Meine Hochachtung allen die diese Möglichkeiten für Mensch und Tier achten und pflegen.
    Deine Er*fahr*ung war alle Mühen uns Schmerzen wert, vermute ich :).
    Lieben Gruß!

    1. Nein, liebe Kelly, es gab keine Grashüpfer. Und überhaupt war es sehr ruhig. Kein Insekten-Gesummsel, kein Grillengesang. Sogarder Bussard zog ganz leise seine Kreise über den Gebiet. Ich kenne ihn nur mt seinem typischen Ruf.
      Vor den Menschen, die an solchen Orten tätig sind, ziehe ich meinen Hut. Das gibt mir die Kraft zu glauben, dass sich zwar vieles verändert, aber nicht alles zu Ende sein muss. Ich ärgere mich aber immer mal wieder, dass mich das Rheuma so im Griff hat. Ich könnte bei einigem helfen.
      Liebe Grüße zu dir, liebe Kelly

    1. Das war ein Ausflug so ganz nach meinem Geschmack. Die anderen Schafpaten waren alle sehr nett und freundlich. Solche Begegnungen mit Zeitgenossen tun einfach nur gut.
      Auf der Wiese, unter dem Baum, hätte ich noch länger sitzen können. Wenn ich Strickzeug mitgehabt hätte, wäre ich bis zum Abend geblieben und hätte mich dann abholen lassen. 😀
      Grüße in den Norden

  3. Wenn ich das lese, liebe Gudrun, und die schönen Fotos dazu sehe, geht mir das Herz auf. Wie schön, dass du dank deines lieben Herrn E. eine so wunderbare Zeit erleben konntest, auch wenn es nicht zur direkten Berührung mit den Schäflein kam. Aber sie haben in dieser trocken-heißen Zeit vermutlich Stress genug. Hoffentlich haben sie auch schattige Plätzchen. Als wir neulich unterwegs waren, sahen wir auch welche dicht gedrängt unter dem Schatten eines Baumes. Ich fragte mich, warum sie jetzt nicht geschert werden?
    So gern lese ich auch immer deine Erinnerungen. In vielen finde ich auch die meinen wieder. Auch ich kam immer viel zu spät nach Hause, weil doch draußen alles so interessant war. Die Schafgarbe erinnert mich an meine Oma, die immer die ganze Küche damit auf einem Tuch ausgebreitet hatte, so dass man kaum laufen konnte.
    Hoffentlich gibt es bald Regen. Die Natur lechzt danach.
    Herrn E. vielen Dank und dir ganz liebe Grüße,
    Andrea

    1. Eine kleine Berührung mit den Schäfchen hatte ich doch noch. Ich durfte mir zwei schöne Vliese aussuchen von der letzten Schur. Morgen zuckele ich in den Garten und werde die Wolle waschen. Das gibt fein geschniegelte Hände. 😀
      Die Leineschafe sind schon lange geschoren. Die Wolle ist schon wieder fein gewachsen, so dass es keinen Sonnenbrand geben kann. Bäume zum Unterstellen haben sie genug und auch das Futter ist gut und ausreichend. Sie haben hier den Schafhimmel auf Erden. Ich freue mich immer sehr, wenn ich so etwas sehe. Die Welt kann auch mal in Ordnung sein.
      Liebe Andrea, ich schicke dir ganz liebe Grüße

      1. Ah, die Wolle dient also auch zum Schutz gegen Sonnenbrand. Ist eigentlich logisch und würde so manchem Tier auch gut bekommen.
        Ja, liebe Gudrun, manchmal ist die Welt noch in Ordnung … ich weiß das auch immer sehr zu schätzen und möglichst auch zu genießen.
        Liebe Grüße zu dir!

        1. Das ist halt immer so ein Spielchen zu entscheiden, wann geschoren wird Es darf nicht mehr kalt werden, denn den Schafen fehlt ja ihre Jacke. Zu heiß darf es aber auch nicht werden. Manche scheren erst, wenn die Schafe im Spätherbst wieder in den Stall müssen. Einmal im Jahr muss das sein; wann ist nicht festgeschrieben.
          Wenn man in der größten Hitze mal in das Schafvlies fasst, dann merkt man, dass es auf der Haut kühl ist.
          Ich freue mich auch immer über jeden Ort, wo es friedlich zugeht und der noch einigermaßen im Gleichgewicht ist. So ein Ort ist auch mein Vogelfutterplatz. Meine Stare sind noch da. Ihnen gefällt es in der Badewanne offensichtlich gut. Und wenn ich Platz hätte, gäbe es noch einen Hühnerstall und ich würde die Nachbarn mit Eiern versorgen.
          Liebe Grüße von einer Träumerin.

          1. Interessant, was du über das Scheren schreibst, liebe Gudrun. Das wusste ich noch nicht.
            Mein Vogelfutter-und-badeplatz bzw. die -plätze sind auch gut besucht. Grad eben wieder hab ich zugeschaut, wie die vielen Jungspatzen baden. Das ist so niedlich … da könnte ich ewig zuschauen.
            Ich bin auch froh, nach dem schlimmen Jahr endlich wieder träumen zu können. Hoffentlich werden diese nicht zerstört. Die Zeiten sind schlimm. Aber ich will dir nicht die Stimmung trüben.
            Komme gut durch den Tag und die heiße Zeit!

            1. Es ist schön, wenn man seine Träume wieder findet. Ich habe meine wiedergefunden unter Schafen und Ziegen, mit zwei Hütehunden. Die Tiere haben mir gezeigt, was wirklich wichtig ist im Leben. Schafe hüten kann ich nicht mehr, ihnen nahe sein durch die Verarbeitung ihrer Wolle schon. Jedes neue Projekt wird erstmal erträumt.
              ich denk an dich, und an die kleine Lilli.

  4. Es ist meist allgemein schön in der Natur. Da ist es gar nicht so schlimm, wenn man nicht überall hinkommt. Hauptsache man kommt raus und kann die Luft genießen. Wenn man ausgebremst wird, dann sieht man auch viel mehr, was an Wiesen und Wegen so passiert. Zumindest ist es bei mir so. Sich Patenschaften für Tiere zu wünschen ist eine gute Idee.

    1. Ich kenne einige Rollifahrer, denen es alles zu langsam geht. Manche rüsten auf und manche bleiben zu Hause. Wenn ich vom Literaturtreff nach Hause fahre, habe ich immer noch Zeit, einige Blumen auf dem Blühstreifen zu fotografieren. Gestern hab ich im Garten Wolle gewaschen. Das braucht seine Zeit, aber ich finde das schön, so still und langsam für mich hin zu muddeln. Da ist die Welt mal für ein Weilchen in Ordnung.
      Liebe Isa, schön, dass du da warst. Liebe Grüße an dich.

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