Jetzt bleiben wir mal schön auf dem Knüpfteppich.

„Jetzt bleib aber mal auf dem Teppich!“, mahnte meine Mutter immer, wenn mein Übermut mal wieder überschäumte. Das möchte ich jetzt auch so manchem sagen, der meint, die Wahrheit und Richtigkeit gepachtet zu haben. Ich finde das ganz schön überheblich. Aber was soll’s, mir geht es doch heute (fast) nur um meinen Knüpfteppich.

Knüpfteppich aus selbst gesponnener Wolle

Fast fertig habe ich ihn meinen Knüpfteppich aus selbstgesponnener Schafwolle. Ich kann sagen, dass ich stolz darauf bin, so etwas geschaffen zu haben.
Ach, was bin ich froh, so viele Dinge zu haben, die mich wirklich interessieren und mit denen ich mich beschäftigen kann. Das hält mich fern von so mancher unliebsamen Diskussion. Und das ist gut so. Aber nun erstmal zu meinem Teppich …

Der Anfang ist am Spinnrad

Das alleine erfordert schon etwas an Ausdauer. Die Wolle war alles andere als sauber. Wie oft habe ich die gezupft und Einstreu u.ä. aussortiert, dann erst habe ich sie gewaschen und kardiert. Einige Stunden habe ich dann auch am Spinnrad verbracht.
Ich kann nicht einfach drauf los spinnen, möchte unbedingt alle Wolle weiter verarbeiten. Die jetzt sollte für einen Teppich sein, ist also etwas anders als für einen Pulli.

Zu Beginn ist noch viel „nackiger“ Untergrund übrig

Den Untergrund, in dem die Fäden eingeknüpft werden, habe ich mit Klebeband an den Rändern fixiert. Bei meinem ersten Teppich habe ich das nicht gemacht und dann dröselten sich die Fäden auf. Gar nicht gut. Man kann den Rand auch gleich mit einknüpfen, aber das mag ich nicht.
Zu meiner besseren Orientierung habe ich das Muster mit Edding grob auf dem Untergrund skizziert.

Dauernd war ich am Messen. Über jede Reihe habe ich mich gefreut. Nach dem Stoff, der noch bearbeitet werden muss, habe ich lieber nicht geschaut.

Das Muster

Das Muster hat sich Herr E. aus L. an der P. ausgesucht. Und da bekommt er es denn auch. Es wird sein Teppich und für mich ist das eine Gelegenheit zum Danke sagen, weil er mir so sehr hilft.

So langsam wird es schwer, was da so fertig geknüft ist. Der pure Untergrund wird immer geringer. Man sieht, was man schafft und das ist ein sehr befriedigendes Gefühl.

Der fast fertige Knüpfteppich und viel Zeit zum Nachdenken

der Knüpfteppich ist fast fertig
Nur noch ein kleines Stücke Weiß fehlt.

Fast fertig ist mein Knüpfteppich. Ein kleines Stücke Weiß fehlt noch und ich muss nochmal an das Spinnrad. Ansonsten habe ich meinen Wollverbrauch ganz gut eingeschätzt.
Jetzt beginnt auch die Zeit, in der ich anfange zu trödeln, denn ich muss den Teppich bald hergeben. Das fällt mir immer etwas schwer, vielleicht weil es so viel Arbeit macht und man es deshalb so schätzt.

Ausdauer braucht man wirklich viel. Das Schöne bei der Arbeit an einem Knüpfteppich ist aber, dass man viel Ruhe und Zeit hat zum Nachdenken. Die eigenen Gedanken können fließen. Auch schaut man nicht, was andere tun oder nicht tun.
Also Fazit: Der Welt tut es gut, wenn Gudrun an einem Knüpfteppich arbeitet. Da gibt sie nämlich Ruhe.

Der nächste Teppich ist schon geplant. Auch den werde ich wieder verschenken.

21 Gedanken zu „Jetzt bleiben wir mal schön auf dem Knüpfteppich.“

  1. Das wird wirklich ein wundervolles Teil. Während du knüpfst stricke ich und höre dabei Hörbücher, auch eine wunderbare Möglichkeit sich eine Weile den Wahnsinn der Welt und unnötige Diskussionen vom Leib zu halten. Bin schon gespannt auf dein nächstes Projekt.

    1. Ja, genau das ist es. Auf manches habe ich einfach keine Lust mehr. Es bringt nichts weiter.
      Ich durfte mir vor einigen Tagen ein Hörbuch raussuchen, auswählen. Das höre ich beim Knüpfen nebenher. Und ich finde es gut so.
      Die Musterfarben für den nächsten Teppich habe ich schon herausgesucht, das Muster grob skizziert. Und wenn ich wieder die ersten drei Reihen fertig habe, werde ich mich fragen, wie ich den Teppich fertig bekommen soll.
      Grüße zu dir.
      PS: „abgetaucht“ umzusetzen überlege ich schon.

  2. Oh wie wunderschön Dein Werk geworden ist liebe Gudrun.
    Ich mache es wie Karin, während ich stricke oder nähe höre ich mir Hörbücher an und versinke in der Geschichte – so kann meine Fantasie schweben.
    Heute habe ich noch eine verspätete Hornisse im Garten gesichtet – sie saß auf dem Sonnenhut (Pflanze) und wartete vielleicht auf eine verspätete Wespe zum Mittagsmahl?
    Liebe Grüße aus SH
    Lotte

    1. Ich werde das wahrscheinlich jetzt auch immer so machen. Das ist eine feine Sache.
      Den Teppich rücke ich ungern raus. Jedes Mal geht mir das so. Ich bin da ein richtiger Geizhals, sitze fast auf dem Wollzeug. Aber ich kann ja noch vieles machen.
      Zu mir kommen keine Wespen mehr. Sie haben es wahrscheinlich überstanden. Hoffentlich haben sie eine Nachricht hinterlassen, wo die Neuen im nächsten Jahr mich finden können.
      Liebe Lotte, ich schicke dir Grüße in den Norden.

  3. Derjenige, der diesen kuscheligen Teppich bekommt, der kann sich glücklich schätzen. Dass dieser schwer ist, das kann ich mir gut vorstellen. Als ich Kind war, haben wir allesamt mal einen großen Wohnzimmerteppich geknüpft. Alle, auch mein Vater hat geholfen. Dennoch hat es eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis er fertig war. Hat dann auch sehr lange gehalten.

    1. Aufwändig ist es schon. Hehe das ist aber schön, dass ihr sowas gemacht habt.
      Große Teile werde ich wahrscheinlich in mehreren Stücken fertigen und dann zusammenfügen. Wenn ich einen Kopf mal anstrenge, dann fällt mir auch der Stich zum Nähen wieder ein. Ich habe das mal gelernt.

  4. Ein richtig schöner Teppich ist es, liebe Gudrun. Ich habe mich vor vielen Jahren auch mal an einen relativ großen Knüpfteppich gewagt. Er sollte eine schadhafte Stelle an einem Teppich abdecken und zugleich natürlich ein hübsches Dekostück sein. Ich habe ihn nach dem jeweiligen Knüpfen immer zur Probe an die Stelle gelegt, an der er später seinen endgültigen Platz finden sollte. Unser damaliger Kater hat sich dann immer sofort draufgelegt, und je größer der Teppich wurde, umso länger machte sich auch der Kater darauf. Ich glaube, er war fest der Meinung, dass das ein Teppich speziell für ihn werden würde. Er hat ihn später auch ständig belagert und sich genüsslich darauf gerekelt
    Einen lieben Gruß schickt Dir die Silberdistel

    1. Haha, meine Penny legt sich auch begeistert aug alle Wollsachen, sogar auf halbfertig gestrickte Socken mit Stricknadeln drin. Ein Sack mit Rohwolle fing plötzlich mal an zu schnurren.
      Kleo ist damals immer auf den Knüpftisch geklettert. Das macht meine Faule zum Glück nicht.
      Dann grüß ich mal alle zwei- und vierbeinigen Silberdistels.

  5. Ein sehr schöner Teppich! Mir fehlt gerade die Muße für Handarbeiten. Vermutlich werde ich mich mit einem weiteren Puzzle vom Weltgeschehen ablenken, nachdem gestern nach fast sieben Wochen die Katerbrüder wieder abgeholt wurden. Ach, was war – und bin – ich traurig!
    Liebe Grüße schickt Elvira

    1. Puzzlen, das ist ja ähnlich, liebe Elvira. Eines auswählen, suchen, an seinen Platz legen – so mache ich das mit den Fädchen. Ablenken muss ich mich gerade von so vielem.
      Ich kann mir deine Traurigkeit gut vorstellen. Meine Penny wird meine letzte Katze sein und dann wird es viel, viel stiller werden bei mir zu Hause.
      Liebe Grüße.
      (Heute muss ich unterwegs sein, aber ich versuche dich ln den nächsten Tagen mal anzurufen.)

  6. Mein Eintrag von gestern ist weg!? Na sowas 🙁
    Du warst sehr fleißig. Über die vollbrachte Arbeit würde ich mich auch erst mal freuen und den Teppich eine Zeit lang knuddeln bevor er weiter ziehen darf. Ich meine du musst den Teppich würdig verabschieden.

    1. Oh je, liebe Isa, ich habe nichts gelöscht, kucke aber dann noch mal am anderen Rechner , wohin er sich verirrt haben könnte.
      Da ich schon das nächste Projekt plane, wird es vielleicht diesmal nicht so schlimm mit dem Abschied nehmen. Sockenbestellungen habe ich auch schon wieder. Ich finde das gut so.

  7. Ich habe noch nie geknüpft, aber eine Tante von mir stellt Läufer und Kissenhüllen her. Ist eine Fummelei mit den Fäden, da sind mir die Stricknadeln doch lieber 🙂
    Freuen wird sich der Beschenkte und sicher auch kaum trauen ihn zu benutzen, so ist es immer mit schönen Dingen.
    Liebe Grüße ins Wochenende von Kerstin.

    1. Naja, mühselig ist es schon, aber eine feine Sache, wenn es denn fertig ist.
      Ich war gerade auf deinem Blog, liebe Kerstin, und habe herzlich gelacht.
      Liebe Grüße in die Aue.

  8. Wunderschön ist er geworden, da steckt ganz viel liebevolle Handarbeit drin. Du darfst wirklich stolz auf deine Handwerkskunst sein.
    Ich kann das schon verstehen, dass dir das Hergeben nicht ganz so leicht fällt.
    Aber wie ich in den Kommentaren lese, hast du schon die Nachfolger zwei und drei geplant.
    Ja das Ablenken von negativen Gedanken ist zur Zeit ganz besonders wichtig, sonst überrollen sie uns.
    Mir gelingt das ganz gut mit Malen und Dichten, Basteln und der Foto- und Textgestaltung zum Beispiel für meine Kalender.
    Sei lieb gegrüßt von:
    Beate

    1. Ja, stimmt, sonst überrollen sie uns. …
      Ich habe heute gesponnen wie ein Weltmeister. Ein kleines bisschen Garn brauche ich noch für den Teppich, alles andere ist schon für den nächsten.
      Es entsteht etwas und es bringt mich auf gute Gedanken. Wir stehen dss alles durch, liebe Beate.
      Herzliche Grüße an dich.

  9. Oh, da kann ich dich nur bewundern, liebe Gudrun. So einen Fleiß, Ausdauer und Talent muss man erst einmal haben … wirklich mehr als beachtenswert. Und dann noch aus echter Schafswolle … einfach herrlich.

    Ja, es gibt so viele schöne Dinge, die wir tun können. Der Möglichkeiten gibt es so viele, auch, um auf andere Gedanken zu kommen. Das ist viel sinnvoller und macht zudem Spaß.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Freude bei diesen schönen Arbeiten
    und lass einen lieben Sonntagsgruß hier,
    Andrea

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