Dieses Weihnachten wird anders. Und so einiges Weitere auch.

Es drückte schon ein Weilchen auf den Nähten. Dann machte mein Sohn eine Andeutung und heute, nach einem Gespräch mit der Tochter, ist es nun amtlich. Meine kleine Welt ist dabei, sich zu verändern.

Nicht nur Weihnachten wird in diesem Jahr anders. Es verändert sich gerade sehr viel. Das ist manchmal so und das muss man erstmal verarbeiten. Oftmals ist es dann eben auch mal ein bisschen still, weil man auf der Suche ist nach Dingen, Ideen und Tätigkeiten, die Lücken ausfüllen müssen und sollen. Es soll ja weiter gehen und das auch noch so, dass einen nichts niederdrückt.
Mit Traurigkeiten will ich nun auch niemand herunter ziehen.

Weihnachten ist ja noch ein bisschen hin. Noch kann ich mich über den Herbst mit seinen Farben freuen. Die richtig bunten Herbstbäume im Innenhof verstecken sich ein bisschen. Ich muss mich schon etwas verrenken, um die schönen Farben der Eiche zu sehen.
Auf dem Fensterbrett haben Spatzens Badetag. Ein Theater ist das in der „Wanne“ und die Vögel, die noch anstehen müssen, keifern und zetern laut. Also, wenn man so will, ist da alles normal und wie im Leben der Menschen auch.

Ich muss beim Schreiben immer mal eine Pause machen, weil ich weinen muss. Zum ersten Mal werde ich Weihnachten ohne meine Kinder verbringen. Wir sehen sie ja eh schon nicht oft, aber diesmal eben gar nicht. Eigentlich wollte meine Tochter mit dem Auto kommen, von ganz oben, ihren Bruder in Berlin aufgabeln und zu mir düsen. Wir haben das gestrichen.

Ich katere jetzt nicht rum, dass die Merkel Schuld ist, dass die Corona-Schutzmaßnahmen weg müssen … Meine Kinder kommen diesmal nicht, um mich zu schützen. Mein Sohn wohnt und arbeitet in Berlin Mitte, meine Tochter begegnet täglich Menschen, die meinen, dass ihre persönliche Freiheit eingeschränkt ist und sie keinerlei Schutzmaßnahme brauchen. Freiheit hört aber oft dort auf, wo die der Anderen anfängt. Mit einem Virus kann man nicht würfeln.

Morgen muss ich ins MRT und mir ist alles andere als wohl dabei. Es muss sein und auch solche, ganz persönliche Veränderungen muss ich verarbeiten.

Und dann sind da noch alle Aufgeregtheiten, die mit dem Corona-Virus zusammenhängen. Ja, es gibt Ignoranten. Es gibt aber auch Verunsicherte und Menschen, die einfach nur Angst haben. Sich zu orientieren braucht manchmal Zeit. Nein, ich beende keine Freundschaften, weil es gegensätzliche Meinungen gibt. Um eine Freundschaft kämpfe ich. Und genau das bringt mir nun wieder wieder Zorn ein. Ich werde plötzlich auch in einen Topf gesteckt, Deckel drauf, Ruhe. Schade. Ich werde mich aber nicht ändern.

Ich weiß nicht, wie die lila Pflanze heißt, die bei der Freundin auf der Toreinfahrt in einem Topf stand. Die Freundin aus der Elsteraue hat mir einige Zweige mitgegeben, weil ich mir eine solche Pflanze heranziehen will. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber plötzlich fingen die Zweiglein der Vase bei mir an zu blühen. Inzwischen habe ich Senker in die Erde gepflanzt.

Korb mit Kardierter Leineschaf-Wolle

Für den Teppich brauche ich noch ein bisschen weiße Wolle. Ich musste noch einmal Wolle von den Leineschafen kardieren und spinnen. Nun sollte es reichen, um den Teppich fertig zu stellen. Was übrig bleibt, wird der Anfang des Nächsten. Das ist gut so.

Weihnachten hin oder her, ich werde mir es trotzdem gemütlich machen, meine Projekte weiter machen, die Sage schreiben. An den Sonntagen davor und an Weihnachten selber werden wir alle ein Glühweinchen trinken und per Videokonferenz schwatzen.
Es wird auch wieder mal anders und es gibt ja auch trotzdem noch viel Schönes.

17 Gedanken zu „Dieses Weihnachten wird anders. Und so einiges Weitere auch.“

  1. So traurig, dass du diesmal an Weihnachten deine Kinder nicht sehen wirst… Aber es gibt Skype, die sogenannten Sozialen Netzwerke, und du bist ja auch nicht ganz alleine, hast doch einen Partner…
    Ich werde Weihnachten auch mal wieder alleine sein, wie seit etlichen Jahren schon. Wenn du willst, dann maile mir doch mal deine Telefonnummer, und dann rufe ich dich an, und dann schwatzen wir endlich mal ein bisschen miteinander. 😉
    Was das Beenden von Freundschaften anbelangt: Ich lasse mich nur höchst ungern beschimpfen, dass ich jemanden „blöde anplärren“ würde, nur weil ich per Kommentar auf FB meine Argumente vorgebracht habe. Ich kann viel ab, was entgegengesetzte Meinungen anbelangt, aber bei so was ist bei mir Schluss. Punkt.

    1. Ach, die Herrschaften bei fb meine ich gar nicht Da habe ich auch einiges bereinigt, weil ich nicht ständig Blödsinn lesen möchte. In Gruppen, die sich mit alten Handarbeitstechniken befassen, triften so manche ab. Nein, ich meine schon engere Freundschaften.
      Ich schreib dir eine Mail. Wir machen das mit dem Schwätzchen.
      Liebe Grüße zu dir.

  2. Weihnachten werde ich auch wieder „alleine“ sein. Mit mir und meinen Gedanken und Gefühlen, mit all den Erinnerungen und Gefühlen und Phantasien. Und mit meiner Unsicherheit und meiner Trauer.

    Aber es wird heimelig sein, mein Weihnachten, und nostalgisch und voller Traditionen und überkommener Rituale. Vielleicht fange ich wieder an zu sticken …

    1. Dann wirst du auch angerufen. Und wenn der Coronamist vorbei ist, sollten sich einige von uns mal überlegen, wie wir feiern könnten, ruhig und besinnlich, aber nicht alleine.
      Unsicherheiten, wie kann man die nur verscheuchen?
      Beim Sticken kann ich nur Kreuzstich. Bei jedem Kind entstand ein Wandbehang.
      Grüße nach nebenan.

  3. Schau mal nach, ob das eine Dreimasterblume sein könnte.
    Wie Weihnachten bei uns wird, steht noch in den Sternen. Auch die Geburtstagsfeiern zweier Enkelkinder und einer Schwiegertochter im November sind noch offen. Wäre ich jünger, wäre es mir nicht so wichtig, denn dann wüsste ich, dass – hoffentlich – noch viele Feiern möglich sind. Mit dem Alter werden die Möglichkeiten weniger. Und dann denke ich auch, welche Erinnerungen meine Enkelkinder von dieser Zeit behalten. Und ja, auch wenn ich keine Panik schiebe, habe ich hin und wieder Angst.
    Ich würde dich gerne mal in „echt“ umarmen!
    Herzliche Grüße schickt Elvira

    1. Liebe Elvira, das machen wir auch mal. Wenn alles vorbei ist, möchte ich endlich den Jan in Berlin besuchen. Zuerst wollte ich niemand zur Last fallen und jetzt geht es nicht. Aber, irgendwann wird es werden. Dann halt mit Rollator oder sonst was. Ich bin nur langsam.
      Ja, das Älterwerden. Ich hatte gestern so eine Angst, dass ich meine Kinder nicht wieder sehe. Und auch nicht Freunde, die mir wichtig sind.
      Liebe Grüße zu dir, von einer Großstadt in die andere.

  4. Hmm, Viktor und ich sind Weihnachten eigentlich immer alleine und genießen das sehr. Das wir gut damit klarkommen, mag daran liegen, dass wir ja nicht im üblichen Sinne Weihnachten feiern, sondern in die Raunächte gehen. Da geht es eh mehr in die Stille. Doch ich kann dich gut verstehen, denn das ich meine Gören kaum sehe vermisse ich auch. Obwohl J. und ich 2 bis 3 x die Woche telefonieren.
    Du hast recht, es verändert sich gerade so vieles, mal sehen, wie wir damit klarkommen. Alles Liebe

    1. Weihnachten im traditionellem Sinne feiern wir auch nicht. Es sind vor allem freie Tage, an denen meine Kinder ich besuchen können. Jan kam meist auch Ostern und Pfingsten. Seit einem Jahr habe ich keinen Besuch mehr gehabt und so schnell wird es auch nicht wieder. Mich hat es gestern getroffen wie ein Hieb. Sonst bin ich eigentlich nicht so empfindlich. Vielleicht ist es so, wie Elvira geschrieben hat, das Alter macht sich bemerkbar und ich werde dünnhäutiger.
      Bei mir im Haus wohnt ein älteres Ehepaar. Gesund sind beide nicht, jeden Tag kommt der Pflegedienst. Die Frau ist schon reichlich dement. Der Mann geht einkaufen, karrt seine Frau zum Arzt, kocht … Vorgestern fing der alte Mann den Pflegedienst schon auf der Treppe ab. Er weinte und klagte, dass er alles nicht mehr schaffe und aushalte. Das fuhr mir durch Mark und Bein. Noch vor einiger Zeit hätte ich mich gemeldet und gefragt wie ich helfen kann. Das geht nicht mehr. Ich habe Angst dass ich auch irgendwann so auf der Treppe stehe und dass der, dem ich das erzähle nur fünf Minuten Zeit für mich hat. Das war so ein richtiges Schlüsselerlebnis.
      Ich hoffe, dass ich mich wieder einbekomme.

  5. Ach ja, Gudrun, die Situation verunsichert auch mich immer mehr. Habe in den letzten Tagen auch erstmals den Gedanken zugelassen, dass ich dieses Jahr Weihnachten allein zu Hause sein werde statt meine Rundreise zu Kindern, Mama und Schwester zu machen. Will weder dort was einschleppen noch mitbringen… der größte Teil der Familie wohnt in bereits jetzt dunkelroten Landkreisen. Aber bei Mama fürchte ich, dass jeder „verschobene“ Termin ein endgültig ausgefallener ist – mit 90 Jahren ist nämlich möglicherweise nicht mehr viel Zeit zum Nachholen. Abgesehen von der Vereinsamung als Kollateralschaden der Schutzmaßnahmen… das ist DAS Argument für mich, doch zu fahren. Werde mich wohl am 23.12. entscheiden. Ansonsten hilft nur frei nach Heinz Erhardt: Zähne hoch und Kopf zusammenbeißen! Gut gehts damit keinem, den ich kenne!
    Mist, ich wollte Dich eigentlich ermutigen…
    Pass auf Dich auf! Und sei lieb gegrüßt!

    1. Heute geht es schon wieder, liebe Annette. Ich habe nur gemerkt, dass wir sorgsamer miteinander umgehen müssen. Irgendwie sind wir alle aufeinander angewiesen, jetzt mehr denn je. Ich versuche, danach zu leben.
      Für Weihnachten stricke ich immer eine Art Nikolausstiefel. Diesmal wird es einer mehr werden, denn einer ist für den alten Mann, der sich so sehr um seine Frau kümmert.
      Den Besuch bei der Mutter würde ich wahrscheinlich auch planen.
      Ich schicke dir ganz liebe Grüße. Schön, dass du da warst.

  6. Liebe Gudrun, da das mit deinen Kindern so eine liebenswerte Tradition war, kann ich mir gut vorstellen, dass du was vermisst. Aber dass du den Herrn E. aus L. und irgendwas mit P. noch hast, ist doch schon ein Schritt in Richtung „nicht alleine sein.“ – Und wenn du dann auch noch mit fernen Ländern und näheren Orten skypen kannst, bist du doch nur noch ganz wenig allein – ich habe noch nie geskypt, habe auch keine Bildschirmkamera an meinem Display. Bisher habe ich es noch nie vermisst – aber manchmal in viel früheren Jahren, als die Enkel noch kleiner waren, wäre das vielleicht ein Ersatz gewesen.
    Ich denke, ich werde auch das noch überleben – denn es gibt so vieles in dieser Zeit, was überlebenswert sein muss, denn sonst wäre nicht nur der Blog zu Ende, anderes auch.
    Ganz liebe Grüße zu dir von Clara

    1. Was die Kommunikation anbelangt sind wir fanz gut mit Mitteln ausgerüstet. Sogar an das enge Zeitfenster zum anderen Ende der Welt haben wir uns gewöhnt. Weihnachten erinnerte mich immer an die Zeit, wo noch alle zu Hause waren, als noch Leben in der Bude war. Wie ein Jungbrunnen was das für mich. Nun ist es eben anders, liebe Clara, und ich schätze, es wird noch lange so sein. Da auch Treffen mit Freunden stark eingeschränkt ist, kann ich es nicht überspielen. Ich muss mir ein neues Konzept ausdenken. Daran hapert es gerade ein bisschen.
      Liebe Grüßre schicke ich dir.

  7. Liebe Gudrun,
    es werden sich bestimmt zur Zeit ganz viele Familien Gedanken über Weihnachten machen.
    Auch unser wird ganz anders ausfallen. Kein großes Familienfest wie sonst.
    Da müssen wir leider mit durch.
    Ich kann deine Traurigkeit verstehen., da du deine Kinder nicht wie Andere regelmäßig sehen kannst.
    Wir haben uns vorgenommen, das wenn wieder alles“ Normal“ ist, wenn es das überhaupt wieder wird, einen Familienausflug mit Kind und Kegel zur Nordsee machen werden.
    Pass auf dich auf!!

    1. Und ich werde über Bremen zum Töchterchen reisen und unterwegs erstmal aussteigen. Und dann drück ich dich und deine Tochter. Das habe ich mir fest vorgenommen.
      Noch fünf cm Teppich muss ich knüpfen. Dann ist er fertig und das neue Projekt kann beginnen. Wenigstens dafür ist jetzt Zeit und Gelegenheit.
      Herzliche Grüße zu dir.

  8. Wie schade, dass du Weihnachten nicht mit der Jugend verbringen kannst. Es ist enttäuschend, wenn man mit liebem Besuch rechnet und dann wird nichts draus. Ich kann gut verstehen, dass dich das erst einmal traurig macht. Die letzten zwei Weihnachten habe ich bereits allein verbracht. Corona bedingt wird sich das dieses Jahr eher nicht ändern. Es ist ja noch Zeit bis dahin.

    1. Mein Sohn schrieb gestern auch, dass ich doch mal abwarten soll, wie sich alles entwickelt. Ich glaube aber, besser wird es nicht. Also haben der Herr E. und ich uns etwas ausgedacht, was wir unseren Lieben zukommen lassen können. Dann wird hier eben eine Wichtelwerkstatt sein.
      Liebe Isa, ich schicke Grüße in eine meiner Lueblingsstädte.

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