Lasst uns doch mal über’s Wetter reden.

So sagt man doch immer, wenn man reden will oder muss und es fällt einen kein Thema ein. Mir fällt eine Menge ein, aber das ist alles verschoben, denn ich möchte über das Wetter reden.

Viele jüngere Freunde können sich nicht erinnern, so einen Winter im Sonnenverwöhnten Kalifornien erlebt zu haben. Vor sechs Tagen sind wir mit der Tochter nach Long Beach gefahren. „Lasst uns mal heute noch fahren,“ meinte sie, „das Wetter wird schlecht.“ Ich konnte das gar nicht glauben, denn es war sonnig bei 24 Grad.
Gut, dass wir waren.

Warnung vor extremen Wetter
Warnung vor extremen Wetter

Am nächsten Nachmittag tröteten alle unsere Mobilgeräte los. Unwetterwarnung vor Kälte, Sturm, Schnee und Überflutungen! Ich war so was von erschrocken, aber hier scheinen die Warnungen zu funktionieren. Solche Warnungen kamen noch einige Male, einmal mitten in der Nacht. Man soll zu Hause bleiben, wenn es irgendwie geht, hieß es. Das taten wir dann auch und es war gut so. Die Warnungen erscheinen hier immer in Spanisch und in Englisch.

Sturm ist man hier gewöhnt. Die Santa-Ana-Winde, Teufelswinde genannt, gibt es im Winter immer. Solches Wetter erschüttert niemanden. Der Wind jaulte gruslig um das Haus. Alle haben nicht besonders gut schlafen können. Meine Schamanenpalmen bogen sich erschreckend und ich habe alle Minuten aus dem Fenster geillert, ob sie noch stehen.

Dann fing der Regen an.
Es klatschte so viel Wasser in den Garten und in den Hof, dass man meinen konnte, jemand kippt eimerweise Wasser oben aus dem Haus. So heftigen Regen habe ich vielleicht früher in den Gewittern mal erlebt, aber das nur wenige Minuten. Mehrere Tage ging das nun so.
Als das klatschende Geräusch des Regens zu einem intensiven Klopfen wurde, trieb es mich ans Fenster. Es hagelte und die Körner landeten auf dem Spielhaus des Enkels und hüpften wieder hoch. Viele Videos sah man dann im Netz, denn so etwas ist hier ungewöhnlich.

Unwetter und sogar Schnee in Los Angeles
Bildausschnitt, Originalfoto hat der Schwiegersohn gemacht

Ein Stücke hin sind meine Lieblingsberge. Meine Familie macht schon immer Witze, weil sie in Santa Gudrun Mountains umbenannt werden sollten. 😀
Die Berge sind nicht besonders hoch und sie sind nahe an der Stadt Los Angeles. Meine Tochter hat noch nie Schnee darauf gesehen. Jetzt waren sie eingeschneit. Heute vormittag schien die Sonne und der Schnee schmolz rasch. Ein bissel Schneelandschaft habe ich gerade noch erwischt.

Ansonsten hat es bei uns in Los Angeles nur geschüttet wie aus Kübeln. Es werden schon wieder weitere Regenfälle angekündigt. Es sieht auch gerade so aus, als wenn sich die Schleusen jeden Moment öffnen. Nein, das Wetter gefällt mir gerade gar nicht.
Der Los Angeles River hinter der Gartenmauer hat ordentlichen Wasserstand. Vor einigen Tagen hatte ich ihn noch als Rinnsal bezeichnet. „Das ist aber eine Dreckbrühe“, sagte Herr E. Klar doch, der Fluss kommt aus den Bergen und bringt in hoher Fließgeschwindigkeit allerlei Erde von den Berghängen mit.

Hochwasser durch extremes Wetter, LA River
hier fließt der LA River schon wieder ruhiger

Warum ich über das Wetter schreibe?
Es wird allgemein eingeschätzt, dass das, was gerade hier passiert (es ist noch nicht vorbei), eine Folge der Klimaveränderungen ist. Mit dem Jetstream z. B. und seinen Einfluss auf das Wetter sollte man sich mal beschäftigen. (Man kann es nachlesen.) Ich schreibe dazu hier nichts: es sprengt den Rahmen. Fakt ist, dass es den Zusammenhang gibt und die Auswirkungen immer extremer werden, wenn wir nicht endlich zusammenrücken und nach Lösungen suchen. Es ist egal, an welchem Ort der Erde wir uns befinden, denn es betrifft uns alle und überall.

aufräumen mit Kettensäge und schwerem Gerät

Kalifornien hat übrigens ein gutes Umweltprogramm, aber es gibt auch noch eine Menge zu tun. Ich wünsche mir überall solche Bestrebungen mit solcher Konsequenz. Und ich wünsche mir überall die Möglichkeiten, das durchsetzen zu können, also Unterstützungen für ärmere Länder. Darüber schreibe ich bestimmt mal noch, irgendwann, wenn ich wieder zu Hause bin. Und überhaupt weiß ich mal wieder, was ich noch zu tun habe in meinem Leben.
Wenn ich Nachrichten lese, frage ich mich allerdings: Spielt das Thema überhaupt noch eine Hauptrolle?

Eine Folge des extremen Wetters: erst Dauerregen, dann Sturm
Eine Folge des extremen Wetters: erst Dauerregen, dann Sturm

Uns geht es gut und es ist uns nichts passiert. Andere hatten da weniger Glück. Bei meinem letzten Besuch tat es mir weh, Bäume sterben zu sehen ob der anhaltenden Trockenheit. Jetzt konnten sie sich in der aufgeweichten Erde und dem heftigen Sturm nicht halten. Es tut mir leid um jeden Baum in den Parks und Naturreservaten.
Der Flughafen war überflutet. Ich hoffe, dass das nicht wieder passiert, wenn ich den Rückflug antreten werde.

14 Gedanken zu „Lasst uns doch mal über’s Wetter reden.“

  1. Ja, wenn man sich die Drought intensity auf windy.com ansieht, mangelt es weder in Ostdeutschland noch in California an Wasser. Überhaupt war in diesem Winter vielen anders als in den 3 Jahren zuvor. Speaking for where I live, the first normal winter for some time.

    1. Tja, die Extreme werden halt mehr. So eine polare Kälte hier kennen nur die Alten. Da gab es das schon einmal. Ich bin so froh, dass ich meine Schafwollsocken mit habe. Die sind so herrlich warm, das schafft nur Schafwolle. Ich muss doch mal über die Fasern schreiben und meine Zeichnung davon zeigen..
      Liebe Grüße nach Old-Europe

    1. Ja, uns geht es gut. Anderswo wurde evakuiert, Highways wurden gesperrt, es gab Erdrutsche. Dann kam noch Sturm dazu und Bäume knickten um wie Strohhalme. In die Berge, zum Observatorium und an die Küste würden wir jetzt nicht kommen.
      Herzliche Grüße an dich.

  2. Ich habe das von dem extremen Wetter dort bei Euch auch mitbekommen, liebe Gudrun, und viel dabei an Dich gedacht. Es freut mich, dass es Euch gutgeht. Aber ein besonderes Erlebnis ist es dann ja auch, wenn die Berge bisher nur selten einmal weiß waren.
    Einen lieben Gruß von der Silberdistel

    1. In Big Bear liegt im Winter immer Schnee und viele fahren von hier dorthin zum Wintersport. Ich habe noch fasziniert Fotos von den Schneegipfeln gemacht, als wir auf dem Ozeandampfer waren. Schnee in Kalifornien fand ich als was ganz Besonderes. Meine Berge sind nicht so hoch und nahe der Stadt. Dort hat es diesmal aber auch ordentlich geschneit.
      Gerade regnet es wieder stark. Da wird es wohl wieder Erdrutsche geben.
      Liebe Silberdistel, ich schicke dir herzliche Grüße aus der Ferne.

  3. Ganz schön was los bei euch.
    Habe es auch in den Nachrichten gehört und gleich an dich gedacht.
    Hauptsache es geht euch gut.
    Und ja, es wird immer mehr Wetterextremen geben.

    Alles Gute für euch.
    LG Marion

    1. Oh ja, diesmal zeigt uns die Natur, was sie noch so kann. Vom Erdbeben über Dauerregen bis Schnee und Graupel was alles dabei.
      Ich lese gerade viel, was Kalifornien vorhat, um Umweltschäden zu begrenzen und gegen die wachsenden Auswirkungen etwas zu unternehmen. Das finde ich sehr interessant.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Marion.

  4. Puh! Das sind ja grade mächtige Wetterkapriolen in LA. Diese Nachrichten schafften es bis zu uns in die Medien. Ist schon ein aussergewöhnlicher Winter
    Der arme Wüstenhund, friert sicherlich jämmerlich. Kuschelt euch schön ein, liebe Gudrun. Auch hier ist es nochmal richtig kalt geworden. Ein eisiger Wind der einem um die Ohren pfeifft. Ich hoffe dass der Regen bei euch bald nachlässt und ihr noch ein paar wärmere Tage bekommt, bevor ihr wieder zurückreist.

    1. Der Wüstenhund ist ein bisschen krank, liebe Mia. Er hustet. Jetzt kucken wir immer, wenn es mal nicht regnet und flitzen mit ihm pullern. Dann wir er wieder eingekuschelt. Und es gibt immer feines Hühnersüppchen. Wir hoffen, dass es ihm bald wieder besser geht.
      Liebe Grüße an dich.

  5. „It Never Rains In Southern California“, das war einmal. Es ist schon erschreckend, was da gerade abgeht. Ich habe es in der Zeitung verfolgt. Vor ein paar Jahren noch hätte man sich das alles gar nicht vorstellen können, aber inzwischen kennen wir es ja auch aus Deutschland. Manchmal macht sich bei solchen Nachrichten im Kopf Endzeitstimmung breit. Passt gut auf euch auf, liebe Gudrun.
    Herzliche Grüße – Elke

    1. Es ist gerade etwas ungemütlich. Vor 14 Tagen saßen wir noch am Strand im Shirt. Und dann änderte sich alles. Die Familie warnte uns vor, aber dass es so werden würde, wollte ich einfach nicht glauben. Jetzt heizen wir und ich friere trotzdem. Jetzt könnte ich mein Schaffell gebrauchen, hier! Wer hätte das gedacht.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Elke.

    1. Bei uns ist alles gut. Und heute scheint sogar die Sonne, obwohl wieder Regen angesagt war. Ich werde gleich in den Garten starten.
      Ich drücke die Daumen, dass beim Umzug alles klappt.
      Liebe Grüße

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