Mit spitzer Nadel mit Widerhaken

Das Leineschaf schenkte mir Wolle für Socken

Gerade jetzt ist es mir mal wieder klar geworden, wie wichtig Ruhe ist. Keinerlei Lärm, keinerlei Aufgeregtheiten, keinerlei Gerede, Stille. Internet bleibt aus, eigene Aktivitäten ebenda sind heruntergefahren. Ich brauchte das, um mit dem neuen Medikament klar zu kommen und Vertrauen zu haben, dass es schafft, mein Rheuma in die Schranken zu weisen. Nebenwirkungen gibt es und ich hoffe, dass die Zeit für mich spielt. Also durchhalten.
Weil ich nicht die Hände und Füße stillhalten kann, habe ich die Filznadeln und Wolle ausgekramt und mich mal wieder dem Nadelfilzen gewidmet. Die spitze Nadel mit Widerhaken, das ist meine Filznadel.

Mit spitzer Nadel mit Widerhaken: Nadelfilzen- ein strickendes Schaf

Mit spitzer Nadel ist ein sitzendes und strickendes Schaf erstanden, welches sein Lämmchen einstrickt. Fertig ist es noch nicht, denn ich will noch zeigen, wo die Wolle oder das Garn herkommt. Ist das dann geschaft, gebe ich mir mal mehr Mühe mit einem Foto. Für heute soll das reichen.

Die Tätigkeit hat dafür gesorgt, dass ich meine Denke wieder gut gebrauchen kann. Nicht nur das Medikament machte mir zu schaffen, sondern auch die Sorge um meine Familie am anderen Ende der Welt. Alle sind US-Bürger, aber man weiß ja nie, was noch passiert. Es ist immer gut, einen Plan B zu haben und meine Familie hatte einen. Man könnte ja auch in das Land der Familie des Schwiegersohnenes gehen, aber der orange Mann schlägt gerade mal wieder um sich, bedroht das Land und erwägt auch militärische Invasion.

Dann eben Plan C. Das heißt, meine Tochter kommt nach Deutschland zurück. Und gerade in alle Überlegungen patzt so ein arroganter „Geist“ mit seinem Geningel über das Störende im Stadtbild. (Er kann mich ja mal besuchen und dann könnte ich ihm mal sagen, was mich am Bild meiner Stadt so stört.)
Es hilft nix, wir werden halt weiter denken müssen.

Ich arbeite jetzt gleich an der dritten Figur weiter. Wenn die Nadel in die Wolle trifft, dann entsteht ein Geräusch, als ob jemand neben mir Möhren schnurpst. richtig beruhigend ist das. Und genau das tut gut. Ein Möhren schnurpsender Mensch ist mir auf alle Fälle viel lieber als der Orange mit der Abrissbirne oder der mit dem Pürzel auf der Hohen Stirn.

25 Gedanken zu „Mit spitzer Nadel mit Widerhaken“

  1. Da sitzen sie, die beiden Hübschen, strickend und in Stricksachen und lauschen auf das, was du über die Welt und das Leben denkst, liebe Gudrun. Ich hoffe so mit dir und ihnen, dass nicht noch mehr Ungeheuerliches passiert und dass du mit den neuen Medikamenten gute Erfolge hinkriegst.
    (So gerne würde ich dir zusehen beim Filzen mit der Nadel, denn das kenne ich nun gar nicht.)
    Lieben Dank für deine Ausführungen und herzlichen Gruss in diesen stürmischen Herbsttag, Brigitte

    1. Ich hoffe das auch, dass noch mehr Schlimmes nicht passiert. Manchmal fühle ich mich sehr hilflos, aber dann versuche ich in meinem Umfeld wenigstens für Ruhe, überlegten Austausch und auch für Lachen zu sorgen.
      Morgen fange ich mit der dritten Figur an. Mal sehen, was am Ende daraus wird. Auf alle Fälle ein neues Headerbild.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Brigitte.

  2. Man muss sich ablenken, wenn man überleben will. Zumindest geht es mir so. Die Angst, wieder in ein Loch zu fallen und vielleicht nicht mehr rauszufinden, ist zu groß. Das kann und will ich meiner Familie nicht antun. Ich denke immer, eines Tages erwache ich aus diesem Alptraum. Was würden meine Eltern, mein Mann dazu sagen, wenn sie wüssten, wie sich alles entwickelt hat auf der Welt, wo doch schon einmal alles in die richtige Richtung zu gehen schien. Ich verstehe es einfach nicht, wie es soweit kommen konnte. Dafür bin ich zu dumm. Aber es macht mich endlos traurig. Beschäftigen … Dinge tun, die einem Spaß machen, herausfordern, ja, das ist die einzige Chance, trotzdem nicht aufzugeben. Wenn dann nicht die Schmerzen wären, die auch ein Wörtchen mitreden wollen … es ist wirklich nicht leicht.

    Sorry, liebe Gudrun, für den Seelenausbruch, aber als ich deine Zeilen las, konnte ich nicht mehr anders. Es wollte raus. Du warst und bist immer ein großes Vorbild für mich, eine Kämpferin mit ganz viel Herz. Du bist einfach wunderbar!
    Ich wünsche dir so sehr, dass die Medikamente mehr helfen als Nebenwirkungen zeigen bzw. dass sich dein Körper daran gewöhnt und gut damit zurechtkommt, damit du auch weiterhin die Dinge tun kannst, die du liebst. Den strickendes Schäfchen nebst bestrickendem Lämmchen ist einfach zauberhaft.

    Von Herzen alles Gute und ganz liebe Grüße,
    Andrea

    1. Ich kenne dich zwar nicht – aber das mit der Bewunderung für Gudrun verstehe und teile ich. Bei mir wäre zu befürchten in so einer Dauerschmerzsituation, dass ich resigniere und aufgebe.
      Lieben Gruß von Clara

      1. Liebe Clara, ich habe gelernt, mit den Schmerzen umzugehen. Leicht war das nicht. Am Anfang habe ich schon nachgedacht, einfach aus dem Fenster zu springen. Aber vielleicht hätte ich mir da noch mehr Schmerzen und Hilflosigkeit eingehandelt.

            1. Aber nachgedacht hatte ich darüber schon, es aber nie in Betracht gezogen. Niemand könnte ich das Elend zumuten, denn andere haben mit meinen Problemen nichts zu tun, wären aber gezeichnet. Das geht ja an niemand einfach so vorbei.
              Ich schreibe jetzt die Mail an dich.

    2. Ich habe schon über so viele Hollywoodfilme geschimpft, aber die gingen irgendwie vorbei. Jetzt bin ich mittendrin und es nimmt kein Ende.
      Mit meinem Vater habe ich in meinen Jungen Jahren viel über die Zeit damals gesprochen. Er war sehr ehrlich und das rechne ich ihm hoch an. Heldemnhaft war da gar nichts; im Gegenteil. „Versprich mir, dass dualles tust, dass so was nicht wieder passiert.“ Ich habe es versprochen und fühle mich jetzt manchmal nicht gut. Meine Kinder habe ich in dem Sinne erzogen, dass sie immer zutieft menschlich und friedlich entscheiden. Ich dachte auch, dass wir da mal schon alle viel weiter waren. Aber so lange das Kapital solche Macht hat, ist das alles folgerichtig, was passiert.
      Damit der Kopf klar wird, beschäftige ich mich wirklich mit schönen Dingen und pflege Kontakte zu anderen. (Und wenn es das Anfertigen eines besonderen Garnes ist und sich jemannd freuen kann.)
      Ach, manchmal ist es gut, wenn man sich etwas von der Seele schreiben oder reden kann. Dann ist es raus.
      Heute habe ich nicht mit so vielen Nebenwirkungen zu kämpfen, nur mit Muskelkater von der Physio. Das ist in Ordnung. Vielleicht schafft es das Medikament ja, alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ich gebe noch nicht auf.
      Liebe Andrea, ich schicke dir ganz liebe Grüße. Ich wünsche mir sehr, dass dir ein Großer Bogen um das schwarze Tal gelingt. Wir bleiben in Kontakt.

  3. Da rattert einiges bei dir, liebe Gudrun!
    Auch wenn es noch überwiegend leise und unausgesprochene Lösungen gibt, sind die *dezenten* Hinweise auf die Machtmenschen erkennbar, denen vielleicht ihre Grenzen aufgezeigt werden oder die im besten Fall selbst erkennen.
    Sich mit feinen Stichen abzureagieren, ist wirklich eine gute Idee ;).
    Für das Schaf-Familienidyll fehlt nur noch die schützende Hand, die alles zusammenhält…
    Für deine Medikamentation alles Gute, meine hat sich bisher bewährt – optimaler Blutdruck ohne Pharmaindustrie.
    Manchmal hilft eben nur mein hochgelobter Pragmatismus.
    Lieben Gruß!

    1. Oh ja, da rattert einiges. Lösungen sind da schon zu finden, aber gar nicht gewollt. Manchmal kann man machen, was man will. Irgendwas krätscht ständig dazwischen. Das nehmen wir nicht einfach hin.
      Mein Enkel ist Autist. Er steht unter unser aller Schutz. Das ist am Ende für uns alle und viele gut.
      Mal sehen, wie sich die Schaffamilie noch entwickelt. 😀 Der Winter kommt und dauert ein Weilchen. Da habe ich etwas zum werkeln.
      Liebe Grüße zu dir an den Deich.

  4. Die beiden sind aber schick geworden, ich bin gespannt auf das Gesamtbild. Ja, die Ruhe, die genieße ich im Moment auch. Also die Oasen, die sich im Geschrei finden lassen. Ich drücke die Daumen für einen Plan D der funktioniert. Alles Liebe

    1. Oh ja, solche Oasen sind wichtig. Mir helfen sie, nicht unfein los zu poltern. Das mache ich früh im Bette beim Nachrichten lesen. Wenn ich mich wieder beruhigt habe, dann kann ich mich auch wieder aus dem Fenster lehnen, in Ruhe und mit Besonennheit.
      Morgen fange ich mit der dritten Figur an. Mal sehen, was mir dann noch an Kleinigkeiten einfällt.
      Liebe Grüße in den Norden.

  5. Nicht nur die Schaf-Strick-Woll-Gruppe gefällt mir – nein, auch deine Gedanken zu dem Mann in orange und dem bei uns, der ja auch immer schön braun aussieht – vielleicht nicht nur deswegen, weil er sich mit seinem Flugzeug schnell auch im Winter in wärmere Gegenden begeben kann.
    Hast du eigentlich meine letzte Mail bekommen? Weil ich so gar nichts gehört habe – aber du hattest offenscihtlich zu viele eigene Probleme in petto.
    Lieben Gruß von mir

    1. Ich habe dein eMail bekommen. Danke dafür. Ich werde dir morgen antworten. Ich kann gerade ganz gut am Computer sitzen. Das muss ich nutzen.
      Manchmal halb ich es richtig satt. Manchhmal denke ich, dass sich doch alles mal wieder beruhigen kann. Aber, nein, jeden Tag gibt es noch irgendwas drauf.
      Wenn ich dann mal wieder jammern möchte, dass ich nichts bewegen kann, dann fällt mir ein Foto ein aus Portugal, damals am Ende der Diktatur.
      https://www.alamy.de/stockfoto-kind-die-nelke-im-gewehr-fang-das-antikriegs-plakat-des-portugiesischen-demokratischen-organisationen-setzen-23060466.html
      Das gibt mir dann wieder Kraft.
      Ja, stimmt, ich hatte einige Probleme an der Backe. Und als „Sippenälteste“ muss ich auch Stütze sein.
      Liebe Grüße an dich iudn bis bald.

      1. Danke für das Foto – wenn das doch überall auf der Welt Realität werden könnte, dass Gewehrläufe zu Blumenvasen umfunktioniert werden. Wenn dem so wäre, würde sogar ich auf meinem Balkon Blumen züchten, nicht nur Nelken. Aber die vernünftigen Menschen in der Welt werden offensichtlich weniger – viele können vor Kummer, Leid und Hunger gar nicht an eine gerechte Welt glauben und denken – und die Mächtigen sind damit beschäftigt, ihren Profit ständig zu vergrößern.

        1. Ja, leider ist das so. So lange die Macht des Geldes existiert, wird sich auch nichts ändern. Von ihrer Warte ist es folgerichtig, dass Sozialausgaben, das Bildungs- und das Gesundheitswesen herunter gefahren werden. Ja, es gibt Widerstände und der hat meinen vollsten Respekt, aber ich glaube nicht mehr daran, dass alles gut wird.

  6. Die zwei Schäfchen sind richtig hübsch geworden, liebe Gudrun. Schön, dass Du Dich mit solchen Arbeiten gut von Deinen Sorgen und Problemen ablenken kannst.
    Ich drücke Dir ganz doll die Daumen, dass Dir das neue Medikament hilft und dass die Nebenwirkungen hoffentlich nicht so arg sind.
    Alles Liebe für Dich und herzliche Grüße von der Silberdistel

    1. Nach den Schafen will ich mir Islandsocken stricken. ich freue mich schon darauf. Das sind solche Projekte, die ich im Sommer auch mit in den Garten nehmen kann. Dann schaffe ich es vielleicht, mal auf dem Poppes sitzen zu bleiben und nicht Dinge zu tun, die mir nicht mehr bekommen.
      Danke für dein Lob, liebe Silberdistel.
      Herzliche Grüße an dich.

  7. Ich bin begeistert von Deinen zwei hübschen filigranen Figuren, liebe Gudrun.
    Das Filzen habe ich in meiner früheren Tätigkeit auch probiert, wir haben auch mit den Kindern gefilzt. Es braucht natürlich Geduld, aber es gibt tolle Ergebnisse, vor einigen Jahren sah ich einmal eine Weihnachtskrippe mit lauter gefilzten Figuren.
    Ich schätze Deine Haltung. Sie ist immer menschenzugewandt und wertschätzend. Umso mehr bereitet Dir da Kummer, was in der Welt vor sich geht. Wer aus den USA flüchten kann und konsequent ist, der tut es wohl, in Österreich sind schon mehrere amerikanische Wissenschaftler*innen angekommen. Ich hoffe, sie fühlen sich in meinem Land wohl.
    Ich habe mich gerade eingelesen, was der Herr, den Du meinst, von sich gegeben hat. Ich schätze diese Person so ein, dass sie recht impulsiv agiert, mir sind schon mehrere durchaus heftige Wortmeldungen aufgefallen.
    In meinem Land gibt es auch Neuigkeiten, die mich sehr schmerzen, es geht um SOS-Kinderdörfer. Man wollte uns vor einigen Wochen aus traurigem Anlass verkaufen, die unfassbar schrecklichen Vorgänge nun transparent zu behandeln, dem war nicht so. Heute ist eine riesige Bombe geplatzt. Ich bin baff, sehr erschüttert.

    Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du mit dem neuen Medikament gut klarkommst. Du hast soviel Freude an Deinem kreativen Sein – und diese Freude überträgt sich auf Deine Leserschaft.
    Herzliche Grüße, Chris

    1. Solche Sachen entsetzen mich auch immer wieder. Kinder brauchen besonderen Schutz, aber den bekommen sie manchmal eben nicht. Viele, die da arbeiten leisten Großartiges. Auch für sie sind solche Missbrauchsenthüllungen, ein Schlag ins Gesicht. Ich hoffe, dass alles geklärt werden kann und nicht ein großer Scherbenhaufen zurück bleibt.
      Früher habe ich mit Kindern viel gefilzt. Heute mache ich es alleine und für mich. Bald ist wieder Weihnachten und da verschenke ich sicher wieder einiges an Menschen, die alleine sind. So bleibt nichts im stillen Kämmerlein liegen.
      Liebe Chris, ich wünsche dir viel Kraft und grüße dich herzlich.

  8. Von allein bekomme ich kaum Ruhe. Ich muss sie mir erschaffen. Keine Nachrichten vor dem Frühstück ist das Eine und auch keine vor dem Schlafengehen. Ich höre gerade in das Buch „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit.“ Mit deinen Socken an den Füßen habe ich es mir gemütlich gemacht und bin gespannt darauf ob und wo das Gute im Menschen zutage tritt. Viel Freude und Entspannung wünsche ich dir beim Möhren geschnurpse. Das Strickschäfchen ist witzig. Gut, dass du noch mit der Nadel umgehen kannst. Für die Medis drücke ich dir die Daumen.

    1. Meine Erkrankung beutelt mich gerade sehr, liebe Isa. Ich will nicht so viel darüber schreiben oder jammern, aber es ist schlimm. Gut, dass ich meine Wolle habe. Das hilft mir ungemein.
      Im Moment fertige ich Hüttenschuhe für Freunde. Wenn schon viele Angst haben, die Heizung aufzudrehen, sollen wenigstens die Füße ein bissel warm bleiben. Darauf habe ich wenigstens Einfluss. Danach kommen Socken dran. Ich habe noch viel Wolle von meinem Patenschaf.
      Liebe Grüße an dich.

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