Zeichnen, Fotografieren und doch gerade irgendwie die Faxen dicke.

… und da habe ich Stift auf den Tisch geschmissen.

Herr E. hatte das Radio an. Und ich musste Nachrichten mithören, ob ich es wollte oder nicht. Ich hatte so die Faxen dicke, dass ich den Zeichengriffel auf den Schreibtisch geschmissen habe. Ehe er nach unten pfiff, habe ich ihn gerade noch erwischt. Er konnte ja nichts dafür.
Ich mag von allem Hickhack in der Krise jetzt nichts mehr hören.

er hat sie Faxen dicke - kein Futter
Hehe, Gudrun, was ist los?

Von draußen gab es schon anklagende Blicke. Inzwischen ist das Futterhaus allerdings wieder gefüllt. Neue Gäste sind hier eingetroffen, wie Buchfinken und Grünfinken. Den Buchfink habe ich zuerst gehört, denn gesehen.
Fotografieren ist schwierig, weil sie meist am Boden fressen. Das macht es für mich etwas schwer, ein ordentliches Foto hinzubekommen. Das alleine sorgte schon etwas dafür, dass ich die Faxen dicke hatte. Alle Verrenkungen brachten nicht viel und der Geselle hier, drehte mir eiskalt den Rücken zu.

ein Grünfink - nur von hinten
„Was heißt hier „von hinten“ Das muss dir reichen.“

Herr E. hat sich das Kreuz verhoben. Ich muss morgen zum Rheumatologen und werde wohl in die Öffis müssen. Beizeiten muss ich los, denn mit Krücken werde ich ewig brauchen bis zur Haltestelle. Den Rollator kann ich nicht nehmen. Der Eingang zur Praxis ist nicht barrierefrei und den Rollator kann ich nicht draußen lassen. Schwierig ist es gerade. Die Faxen dicke? Ja, ein bisschen schon. Aber, ich schaffe das.

Und dann höre ich das Gelaber um die K-Frage und das Theater um die Impfstoffe. Die K-Frage interessiert mich gerade wenig und die Impfstoffe sind noch weit weg von mir. Und nein, ich will kein Astradingens. Aus Gründen, die ich jetzt hier nicht darlegen werde. Zuerst sollten es die Alten nicht bekommen und nun doch. Warum? Weil er weg muss? Ich will nicht mehr.

zeichnen gegen die Faxen dicke zu haben
Ich glaube, sie sieht es heute in mir aus. Oder ist es eher das, was mich umgibt.

Vor einigen Tagen jährte sich mal wieder der Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl. Ich war damals hochschwanger. Bis zum 8. Mai habe ich draußen in der Sonne gesessen, tagelang. Ich habe erst sehr spät erfahren, was da passiert war, denn ich hatte mit der bevorstehenden Geburt zu tun. Und da waren ja auch noch zwei kleine Kinder. Warum muss das immer so sein, dass man sich durch ein Geflecht von Halbwahrheiten und Lügen wuseln muss?

Ich mache mir Sorgen, wie sich gerade international einiges entwickelt. Und nein, die Nato mit ihren Beschlüssen mag ich immer noch nicht. Die Ausgaben für Rüstung sollten nicht aufgestockt werden. Es gibt doch genug andere Bereiche, die es Wert wären.

Zeichnen wollte ich, damit mich der Frust nicht ganz auffrisst und ich noch mehr die Faxen dicke habe. Die Werkzeuge und die Arbeitsweise meines neuen Grafikprogramms wollte ich erkunden. Ein konkretes Vorhaben hatte ich nicht und was am Ende herauskam, zeigte, wie es ungefähr in mir aussah. Komisch. Oder spielt mir da mein Unterbewusstsein einen Streich?

Nee, Schluss jetzt. Morgen überlege ich mir, wie ich die Zeichnung einsetzen kann in einer Geschichte, in der am Ende alles gut wird. Punkt.