Kalt

Kalt ist es geworden. Die Heizung habe ich noch nicht an. Ich weiß nicht, was alles noch kommt und habe mich statt dessen um warme Socken, Pullover, eine Schaffell-Weste u.ä. gekümmert. Der Übergang von arger Hitze zu ordentlicher Kälte war schon heftig.

Einen kleinen Ausflug in den Schönauer Park habe ich dennoch unternommen. Ja, es ist schon recht kalt, wenn man im Rolli sitzt, aber es ist ja noch ganz am Anfang der kalten Jahreszeit. Jetzt muss ich es noch nutzen, draußen sein zu können.

Den Bäumen im Park sieht man es an, dass sie arge Probleme mit den warmen Sommern haben. Hitze, hohe Ozon-Werte, Trockenheit haben sie geschwächt und angreifbar für allerlei Schädlinge gemacht. Es waren hier auch seltene Bäume zu sehen, die von ganz weit her geholt worden waren bei der Anlage des Parkes. Jetzt sind viele der alten Bäume gefällt. Andere versucht man mit Baumschnitt zu retten. Ich bezweifele, dass das gelingt. Einige wenige kleine Bäume hat man gepflanzt. Zu wenige, wie mir scheint.

Wenn es draußen kalt wird, fallen die Kastanien und der Baum verfärbt sich herbstlich.
Innenhof

Trübe ist es heute den ganzen Tag gewesen und ab und an regnet es. Dennoch ist mein Lieblingsbaum, eine Kastanie, schon wunderbar herbstlich eingefärbt. Beinahe hätte ich es vergessen, mir Kastanien zu holen. Einige bilden eine Herbstdeko und drei davon stecke ich mir immer in die Tasche. Sie regen mich an, die Finger zu bewegen. Meine Hände müssen beweglich bleiben, denn ich habe noch einiges vor.
Im Frühling bringe ich die Kastanien zum Baum zurück.


Kalt ist es auch im gesellschaftlichen Miteinander geworden. Wenn mir jemand sagt: „Im Zweifelsfall entscheide ich mich für meine Generation. Da sind mir die Alten egal.“, dann habe ich immer Probleme, das erstmal zu verdauen. Ich habe nie so gedacht und bin froh, dass ich mal nie so ähnlich denken werde.

Ich verziehe mich jetzt gleich noch ein bisschen in mein Spinnstübchen. Mein Zimmer habe ich umgeräumt, so dass ich jetzt eines habe. Ja, nicht mehr mit dem Ziel, anderen altes Handwerk zu zeigen, sondern eben nur für mich. Mein Wollprojekt geht gut vorwärts und Weihnachten in Familie kann auch irgendwann kommen. Ich freue mich darauf, denn ich bin jetzt schon ganz gut vorbereitet.
Ach, und jetzt ist mir gar nicht mehr so kalt.

Orange. Die Zeit meiner Lieblingsfarbe.

So langsam fängt das Laub der Bäume und Büsche meine Lieblingsfarbe an zu nehmen. Orange. Es macht mir gerade große Freude, zum Fenster hinaus zu schauen in den Innenhof. Herr E. meint, dass ich doch aus diesem Grund den Herbst lieben müsste. Der Herbst ist aber die Jahreszeit, in der mein Rheuma besonders tobt. Und deshalb habe ich ein gespaltenes Verhältnis zum Herbst.

trübe, aber orange
Trübe ist es, aber an den Bäumen auch ein bisschen orange

Die Freundin aus der Eösteraue hat mir Kürbisse mitgegeben. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn nun kann ich wieder Kürbissüppchen kochen und auch endlich das Kürbisbrot backen. Mein Sohn besucht mich am Wochenende. Vielleicht gibt es da schon mein Herbstessen. Suppe und Brot sind auch wieder orange. Vielleicht schmeckt mir es deshalb so gut?

orange Ernte
orange Kürbisernte

Eine Zeit lang sah es in meinem Zimmer aus wie bei einer Kräuterhexe. Kräuter hingen zum Trocknen und überall gab es Tinkturen und Ölauszüge. Spitzwegerich lasse ich gerade mit Zucker auflösen. Das wird mein Hustensaft. Aus Schafgarbe habe ich Magentropfen hergestellt und aus Ringelblumen Heilsalbe und Tropfen gegen Menstruationsbeschwerden. Ein Auszug aus Brennnesselwurzel hilft, wenn die Nieren oder die Blase mal zwicken.

meine _Kraeuter
Ich musste sehen, dass ich noch an meine Bücher herankam.

Bei meiner Kräuterverarbeitung tanze ich nicht um Mitternacht und bei Vollmond um die Kastanie. Ich habe viel gelesen über die Heilkraft der Kräuter, u.a. bei der Uni Halle. Alles, was hilft oder unterstützt ist gut. Den Arzt ersetzt es nicht. Darauf, dass Apotheken ein bisschen weniger verdienen, kann ich keine Rücksicht nehmen.

Brennnesselwurzel Tinktur
Tinktur aus Brennnesselwurzel

Tropfen und Salbe habe ich mitgenommen in die Elsteraue. Die Freundin hat oft mit Mücken zu kämpfen und deren Attacken. Ihr wird die Spitzwegerichsalbe helfen. Ringelblumensalbe schicke ich ihr noch. Und die sieht sogar ein bisschen orange aus, so als hätte sie Sonne gespeichert.
Jede Rezeptur ist anders, aber ein Hexenwerk ist das alles nicht. Die Natur gibt uns viele Schätze mit. Wir haben das bloß manchmal vergessen.

Spitzwegerichsalbe
Spitzwegerichsalbe

So, ich bewege mich jetzt wieder zu meinen Wollprojekten. Es ist nicht mehr lange hin bis Weihnachten und alles muss fertig werden, damit ich anfangen kann mit dem Weben. Mein Wunschbuch dazu habe ich zwar immer noch nicht, aber ich werde mich schon durch wuseln. Ich freue mich sehr über die neuen Projekte.
Für heute erstmal Tschüss und einen guten Abend.

Herbst, Herbstfarben, Stille

Still ist es geworden im Garten.
Die letzten Blumen verabschieden sich mit üppigen Herbstfarben. Oben am Himmel ziehen Vogelschwärme gen Süden. Ich bewundere sie, wie sie ihre Formationen bilden, wie sie sich abwechseln an der Spitze so ganz ohne Absprachen.
Unsere Meisen und Spatzen tummeln sich noch an der Futterglocke, aber außer ein bisschen Geflatter hört man nichts. Es ist still geworden. Unter der Konifere wagt sich das Mäuschen aus seinem Loch. Es sammelt wohl noch den einen oder anderen Leckerbisssen in die Vorratskammer. Die Sonnenblumen im Garten haben sich die Vögel selber ausgesät. Nächstes Jahr helfe ich ihnen.

Zum Herbst habe ich ein geteiltes Verhältnis. Zum einen liebe ich die Herbstfarben der Bäume und Sträucher sehr, aber zum anderen bringt der Herbst mir allerdings auch Rheumaschübe mit. Ich lerne aber immer besser, damit umzugehen.

Die Zeit jetzt will ich noch zum Draußensein nutzen. Im Winter, wenn es so richtig frostet, sitzt man nicht mehr gerne im Rollstuhl draußen herum. Selbst, wenn ich mich einmummele: Ich bewege mich ja kaum und genau das macht es so unangenehm.

und Tschüß
„Oh, nun ist es aber mal gut! Tschüss!“

Mein Lieblingsspatz hatte mein „Geklacke“ mit der Kamera auch irgendwann satt und ich verabschiede ich mich nun auch mal. Herr E. baut meinen Webrahmen zusammen und ich werde noch ein bisschen stricken.