Spatzen gibt es bei uns wieder viele. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es viele Hecken und Büsche gibt und dass ihnen etliche Nachbarn Futter und Wasser geben. In der Nähe meines Balkons steht ein Apfelbaum und dort ist öfter fröhliches Beisammensein. Still geht es da überhaupt nicht zu. Eher gibt es aufgeregtes Geschnatter oder auch die eine oder andere Auseinandersetzung.
Auch an meinem Futterhaus auf der anderen Seite des Hauses war viel los. Die Vogeleltern brachten eines Tages ihre Jungen mir und die waren wahrscheinlich der Meinung, dass der am meisten bekommt, der am lautesten schreit. Es war arg laut und wenn irgendwas sie aufscheuchte, flogen ca, 50 Spatzen in die Luft. Wie die bloß auf sowas kommen?
Drei bis fünfmal brütet ein Pärchen im Jahr, abhängig vom Wetter und vom Futterangebot. Die Jungen vor meinem Fenster sahen gut genährt aus und schön fluffig, während die Vogeleltern arg zerzaust und abgerissen erscheinen.
So zwei Tage füttern sie ihre Jungen noch, die nun ihren Eltern zu den Futterplätzen folgen. Die „Zwerge“ hockten auf Zweigen, piepsten jämmerlich und flattern mit den Flügeln. Irgendwann kommen die Eltern nicht mehr, egal wie laut sie rufen, und dann müssen sie alleine picken.
In Gesellschaft lebt es sich besser und so schließen sich die Kleinen zu einer Gruppe zusammen, während die Eltern schon wieder brüten oder sich aus dem Staub gemacht und endlich frei haben. Alles wird in der Gruppe zusammen gemacht und auch beim Schlafen hockt man nebeneinander. Im Winter ist das ganz gut.
Viele Augen sehen mehr als zwei und dann hört man manchmal einen Warnruf und dann ist es plötzlich ganz still. Man will ja dem nahen Bussard, der Krähe oder Nachbars Katze nicht verraten, wo man hockt.
Und dann kommt die Zeit, wo einen das laute Spatzengeschnatter nicht mehr früh weckt. Wo sind sie denn plötzlich hin?
- Wenn Felder in der Nähe sind, fliegt der Schwarm dorthin und bedient sich reichlich an dem, was da so wächst oder nach der Ernte ausgefallen ist.
- Während der Mauser (Federwechsel) ist man lieber still, denn es fliegt und flüchtet sich in dieser Zeit einfach nicht gut.
- Die Jungen suchen sich neue Reviere, meist nur einige km vom Nest entfernt.
- Die Brutzeit ist vorbei. Ein Nest muss nicht mehr mit Gesang verteidigt werden und einen Partner muss man auch nicht mehr bezirzen.
Viele Beobachtungen konnte ich jetzt machen und viel gelesen über unsere kleinen, gefiederten Nachbarn habe ich auch. Warum habe ich das bloß nicht schon früher mal gemacht. Ich weiß jetzt was ich füttern kann und warum Nüsse für die ganz kleinen Vögel gefährlich sind und noch einiges mehr.
Traurig gemacht hat mich die Tatsache, dass nur 20 bis 30 Prozent das erste Jahr überleben. Es so vielen wie möglich zu ermöglichen betrachte ich als meine Aufgabe. Das ist eines von den kleinen Dingen, die ich machen und kontrollieren kann. Es soll nicht irgendwann mal ganz still sein.
Na denn macht mal euer Ding! Ich hoffe, dass ich viele von euch auch im nächsten Jahr wieder sehe. Futter jedenfalls ist wieder bestellt. Ihr seid mir sehr ans Herz gewachsen.