Hermann heeßt er.

Mich hat es wiedermal erwischt. Wahrscheinlich sammele ich gerade alle Viren ein, die so rumschwirren. Dass ich mir Boiologika spritze, die in das Immunsystem eingreifen, begünstigt das wahrscheinlich noch. Jetzt habe ich eine Grippe, die sich zäh wehrt, wieder zu verschwinden. Wenigstens hatte ich genug Zeit, mich mit dem Brotbacken zu beschäftigen und mit Hermann.

Zwei auf einmal mussten es beim ersten Mal sein

Zuerst hab ich mir Roggenkörner besorgt. Ein Roggenbrot wollte ich backen. Erstmal ein „ganz Normales“, später will ich mich an Roggenschrotbrot versuchen. Roggenbrot ist sehr kräftig im Geschmack und hält sich viel länger frisch als Hefebrot.

Roggenkörner

Zu Weihnachten hatte ich mir eine manuelle Kornmühle gewünscht. Herr E. half mir jetzt, dass Korn zu mahlen. Ach ja, es ist schon ganz schön anstrengend, aber es geht auch mal ohne Strom und das Mehl ist ganz frisch.

Ganz schön beschwerlich ist es, aus den Roggenkörnern ein gutes Mehl zu bekommen.

Mit dem Mehl und etwas Wasser musste ich nun das Anstellgut für den Sauerteig ansetzen. An den Getreidekörnern befinden sich Milchsäurebakterien Und zusammen mit Mehl und Wasser beginnt ein Fermentierprozess. “ Vierundzwanzig Stunden musste das stehen (und arbeiten!) , dann musste ich wieder „füttern“, also Mehl und Wasser nachfüllen und gut verrühren. Fünf Tage geht das so und wie beim süßen Brei wächst das Gemisch und es entsteht das Anstellgut für den Sauerteig. Bei mir bekam das dann auch noch einen Namen: „Hermann“. (Erinnert sich noch jemand? Hermann war mal in aller Munde.)

Hermann arbeitet

So sah das im Glas nach Tag eins aus, vor der Fütterung. Die Bläschen zeigen, dass Hermann arbeitete. Ich dagegen hatte nicht viel zu tun, konnte mich ausruhen und über das Brotbacken nachdenken.

Der Sauerteig muss reifen.

Am sechsten Tag habe ich aus einem Teil von Hermann, Mehl, Salz und warmen Wasser einen Teig gerührt. Es wird wirklich nur gerührt, nicht geknetet.
Dieses Gemisch wird nun abgedeckt wieder 24 Stunden ruhen. Hermann wird aus den Zustaten einen Sauerteig bereiten, der dann morgen mit restlichen Zutaten zum Brotteig wird. Wenn alles gut geht, hat sich bis dahin das Volumen verdoppelt.

Vom Hermann blieb etwas übrig. Davon habe ich eine kleine Menge wieder mit Wasser und Mehr verrührt. Drei Stunden kam das Glas in die Wärme und danach in den Kühlschrank. Bis zum nächsten Brot muss ich nicht dauernd füttern und eine Unmenge Substanz herstellen. Hermann arbeitet zwar weiter fleißig für mich, aber im Kühlschrank viel langsamer. Er ist zwar nicht so ein toller Hecht, wie der Hermann in Cläre Walldorfs Lied, von dem ich mir die Überschrift geborgt habe. Aber bis jetzt hat er seine Arbeit gut gemacht.
Und morgen kommt nun für uns beide die Stunde der Wahrheit.