Familie

Wir hatten uns lange nicht gesehen, meine Kinder und ich. Ich habe mich darauf gefreut, dass die Familie mal zusammen kommen kann.
Ich konnte nicht alles mitmachen, zum Beispiel das Sommerfest in der Gartenanlage, denn mich plagte ein arger Rheumaschub. Die Schmerzen sind gruslig, aber ich werde das überstehen, immer wieder.

Meine jüngste Tochter musste zuerst wieder zurück in ihr Zuhause an der Ostsee. Sie musste ja wieder arbeiten. Beim Abschied gab es Tränen. Die andere Tochter, den Schwiegersohn und den Enkel hatte ich noch ein bisschen länger bei mir, bevor sie sich wieder auf ganz große Reise begeben mussten.

Wir haben über vieles geredet, auch über Dinge, die jeden von uns umtreiben. Gut, wenn man das kann in der Familie. Wir wissen, dass wir uns auf uns verlassen können und außerdem ist es gut, immer einen Plan B zu haben. Wir werden gut auf uns aufpassen und auf den kleinen Spross ganz besonders. 

Heute reiste die Familie nun ab. Der Urlaub ist vorbei und sie sitzen nun im Flugzeug.
Klar werden wir in Verbindung bleiben, aber es ist immer anders, als wenn wir direkten Kontakt haben. Dass wir so weit auseinander leben, hat mich schon immer belastet. Dass die Welt so uneins geworden ist, macht es noch viel schlimmer.

die kleine Familie in Leipzig

Allen hat es hier gefallen und dem Enkel ganz besonders. Bestimmt kommen sie mal wieder. Ich hoffe, dass mir noch viel Zeit bleibt mit meiner Familie. Ich vermisse sie, bin aber froh, dass ich sie habe. Kommt gut zu Hause an.

Letzte Nachricht vor dem Abheben des Flugzeuges
Letzte Nachricht vor dem Abheben des Flugzeuges

Sehnsucht nach Ruhe

Es prasseln gerade wieder jede Menge Ereignisse rein und die wenigsten sind als gut zu bewerten. Diese und die täglichen Nachrichten bremsen mich aus. Ich habe hier einen Spickzettel liegen mit Ideen, hingegen fehlt es mir an Kraft und Muse, sie umzusetzen.
Das Wetter war prima und so verzog ich mich in den Garten. Meine Sehnsucht nach Ruhe war einfach zu groß.

die Christrose blüht immer noch


Im Garten merkt man den Frühling schon deutlich. Wir sind zwar im ehemaligen Elsterflutbett etwas später dran als andere, aber die Beerensträucher und Obstbäume haben schon Triebe angesetzt. Krokusse blühen schon und die Christrose immer noch. Rundherum zwitschert und tiriliert es.
Die frisch geharkte Erde duftet und die ersten Stauden spitzen. Ich bin froh, meiner Sehnsucht nach Ruhe nachgegeben zu haben, denn hier finde ich sie.

wenn man ruhig und entspannt ist, kann man sogar zeichnen oder kritzeln

Mein Rheuma hat mir mal wieder gezeigt, dass es viel Kraft haben kann. Hier im Garten schaffe ich es, sowohl die Schmerzen nicht zu sehr wahrnehmen zu müssen, als auch mich von anderen unangenehmen Dingen abzulenken.

Auch kann ich mich hier mit weniger Bauchgrummeln damit beschäftigen, wie ich mich wehren kann gegen den Trend, soziale Gegebenheiten zurück fahren zu wollen. Ja, das gibt es leider und ja, ich habe zu damit kämpfen. Weiter führe ich das nicht aus. Es ist besser so. Ich habe mich mit meiner Behinderung noch nicht arrangiert und manchmal hasse ich sie, mich, alle Kämpfe, die ich ausfechten muss und auch gleich mal alles durcheinander.
Fakt ist, dass nichts besser wird, im kleinen persönlichen Rahmen nicht und im großen, weltpolitischen wohl auch nicht.

Sehnsucht nach Ruhe

Für mich habe ich beschlossen, anderen zu helfen Anträge auszufüllen, Scham zu bekämpfen, durchzuhalten. Und manchmal muss man auch einfach mal jemanden tröstend in den Arm nehmen. Das kann ich noch ganz gut.
Und genauso kann ich mich einsetzen, dass Gemeinsames entdeckt und Gemeinsamkeit gepflegt wird. Ich bin nicht mit jedem, und auch nicht immer, einer Meinung und dennoch haben wir alle mehr gemeinsam, als wir denken.
Was könnte das für eine starke Gemeinschaft sein!

So. Die Sonne habe ich heute wieder sehr genossen. Jetzt sinkt sie langsam dem Horizont entgegen. Es wird kühl. Ich hocke mich gleich auf meinen Fridolin und fahre nach Hause. Es war ein schöner Tag, auch wenn die Sehnsucht nach Ruhe und auch nach Geborgenheit bleibt.