„Sieh dir doch mal deine Erinnerungen an.“ Besser ist aber eine eigene Dokumentation.

„It Never Rains in Southern California.“ Aber kühl ist es abends auch schon mal.

Vor Tagen schlug mir fb vor, doch mal meine Erinnerungen anzuschauen. Eigentlich ist das uninteressant, aber ich habe es doch getan. Vor neun Jahren hatte ich verkündet, dass sich mein Schnupfen in die Nebenhöhlen zurückgezogen hat und da wieder raus muss. Komisch. Es scheint jetzt genau seine Zeit zu sein, denn es ist gerade wieder so, als hätte mir jemand mit der flachen Schaufel gegen den Kopf gehauen.

Ich habe erstmal in den Schongang geschaltet.
An meinen Socken habe ich aber trotzdem weiter gearbeitet, mit Pausen, aber ich habe. Meine Tochter hatte mir erzählt, dass meine Schafwollsocken gut ankamen im Land hinter dem großen Teich. Und deshalb werde ich wieder welche mitnehmen. Ich werde vom Nabu erzählen und den Leineschafen, die die Wolle gegeben haben.

zwei Entwürfe für Sommersocken - festhalten für Erinnerungen
Erinnerungen? Bei dem wievielten Versuch es blieb, weiß ich nicht mehr.

Vorhandene Anleitung nadele ich nicht stur ab. Das geht auch gar nicht. Nicht jedes Muster ist für meine Schafwolle geeignet und die Maschenangaben stimmen auch nie, denn die sind für bestimmte Garne gemacht, nie für meine. Immer Dasselbe stricken ist mir zu langweilig. Also probiere ich, suche mir Bündchenvarianten und Muster, troddele immer mal wieder auf, weil es mir nicht gefällt und finde dann doch noch das, was passt. Langsam habe ich reichlich Erfahrungen mit meinem selbstgesponnenem Garn.

weiterer Bündchenrand
ein etwas weiterer Bündchenrand

Diesmal habe ich mich mit Sommersocken beschäftigt. Auch in Kalifornien ist es abends manchmal kühl. Die Wolle habe ich gelassen in der Farbe, wie sie von den Schafen kam. Sie ist so herrlich weiß. Quietschebunte mache ich bestimmt auch mal wieder.
Ich werde langsam mal zusammentragen müssen, was ich schon gestrickt habe an Socken und Hausschuhen, denn mit den Erinnerungen ist das so eine Sache. Nicht alles bleibt auf der kopfeigenen Festplatte erhalten.

luftiger Bogenrand an der Schafwollsocke
ein mal etwas anderer Entwürf für das Bündchen

Fb bin ich direkt mal dankbar für sein Generve mit den Erinnerungen. Es erinnerte mich nämlich daran, eine eigene Dokumentation zu erstellen, eine Art Musterbuch für meine Socken und Hausschuhe.
Mein Kopf wird schon wieder heile werden. Zumindest sagt er mir das. Und in der Zwischenzeit bin ich halt vielleicht mal etwas still und wusele vor mich hin.

Sommersocken und ein Schaf als Wollknäuel-Halter

„Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.“
– Kurt Tucholsky –

Es geht mir gut. Ich stricke Sommersocken.
Ich wusele in meinem Spinnstübchen, schreibe, zeichne, spinne, stricke. Langeweile kenne ich nicht und ich komme auch mal ganz gut alleine mit mir zurecht. Bei mir könnte der Tag auch länger sein.

Von meiner jüngsten Tochter, zu Weihnachten, habe ich ein Geschenk bekommen, was gerade im Einsatz bei mir ist und mir gute Dienste leistet. Und nach einigen Tagen Nutzung erst habe ich gesehen, dass es ein Schaf ist, welches meinen Wollknäuel hält. Das sind die kleinen Geschenke, die wir uns gern machen, weil wir uns eben gut kennen und auch mögen.
Mein Wollknäuel saust nicht mehr durch das Stübchen.

Nach der Filzseifenaktion stricke ich nun wieder.
Meine letzten Wollsocken zum Beispiel waren am „anderen Ende der Welt“ gut angekommen. Sie werden getragen, denn auch dort ist es abends und nachts manchmal kalt. Und weil es auch mal wieder Sommer wird, stricke ich jetzt Sommersocken. Diesmal muss ich sie nicht schicken, denn ich kann sie mitnehmen.

Ich werde in diesem Jahr meine Tochter, den Schwiegersohn und vor allem meinen Enkel besuchen. Ein Reisepass ist beantragt und von meinem Doc bekomme ich noch eine ordentliche medizinische Beratung und Vorsorge. Das ist gut so. Zu ihm habe ich großes Vertrauen und kann mich beruhigt auf den Weg machen.

Gespannt bin ich, wie andere mit den Problemen der Zeit zurecht kommen. Ein Blick über den „Gartenzaum“ ist für mich wahrscheinlich mal geboten, denn manchmal möchte ich hier einfach davonlaufen. „Die einsamen Inseln werden aber auch immer weniger“, meinte die jüngste Tochter heute am Telefon scherzhaft. Da hat sie Recht und deshalb werde ich halt mal sehen, was ich hier tut kann, für mich und andere.

Sommersocken
Sommersocken aus der Wolle von Leineschafen