Spinnert bin ich nicht, aber spinnen muss ich mal wieder.

Was will man auch machen, wenn es draußen so heiß ist? Man sucht sich eine ruhige Beschäftigung. Mich zog es mal wieder ans Spinnrad, denn ich wollte mal wieder spinnen.

spinnen, stricken und sticken - Rmstulpen entstehen

Sie sind schon verschenkt, aber ich brauche auch Armstulpen aus Schafwolle. Wenn das Rheuma in die Hände fährt, tun sie einfach nur gut. Ich habe viele „bunte“ Sachen. Und nun brauche ich eben auch Accessoires in den entsprechenden Farben. Also habe ich mir bei meinem liebsten Lieblingshändler Wolle bestellt und hab angefangen zu spinnen.

aus der Falte spinnen

Wenn die Wolle arg zusammengedrückt ist, spinne ich gerne aus der Falte. Dabei legt man die Wolle über den Finger, so dass ein Knick entsteht, eine Falte. Man zieht ein kleines Wollbüschel heraus, legt es an den Spinnfaden und beginnt zu spinnen.
Die Wolle ziehe ich nicht nach vorne aus, sondern die Hand mit der Wolle nach hinten. Das ist mir so sehr angenehm und ich kann gut bestimmen, wie der Faden werden soll.

Spinnen und Zwirnen: Das eine ist schon fertig; das andere muss noch werden.

Spinnen ist eine schön ruhige Tätigkeit. Auch wenn es gerade recht warm ist, spinnen kann man immer noch. Und so manche Nachricht, die mich aufregen würde, kann ich nun recht nüchtern betrachten.
Oh nein, ausgeblendet wird da gar nix.

Die Schafwolle ist mir zu kostbar, als dass ich Reste lassen würde. Ich wiege schon ab, aber meist ist eine Spule etwas mehr gefüllt. Das Übrige trenne ich beim Zwirnen ab, mache mit dem Wickeldorn ein Knäuel, lege die beiden Enden versetzt wieder an und zwirne weiter. So bleibt kein Rest.

Das Verfahren habe ich schon so oft gemacht, dass es Ruck-Zuck geht. Man sieht es nicht, dass etwas angesetzt ist.
Manchmal überlege ich, ob ich meine Erfahrungen weitergeben sollte. Ich könnte mir noch zwei oder drei Spinnrader zulegen und Spinnkurse geben. Es tut mir nämlich in der Seele weh, wenn ich immer wieder höre, dass bei uns Wolle weggeworfen wird. Man kann so viel daraus machen.

Probestickerei

Ich habe mir solche Probeläppchen gestrickt. Auf denen probiere ich die Elemente aus, die ich auf den Armstulpen haben möchte. Wenn ich damit fertig sein werde, nähe ich sie zusammen und habe eine kleine Decke. Ich selber habe keine Katze mehr, die ich damit beglücken könnte. Aber vielleicht freut sich mein Gastkater über eine Decke in seinen Korb auf dem Balkon.

Mein Arbeitsplatz zum Spinnen

Ich begebe mich jetzt wieder an meinen Arbeitsplatz. Auf dem Balkon wird es langsam duster und die Mücken fangen an, mich zu belästigen.

À propos: Das Dunkle im Glas auf dem Fensterbrett, da hinten, ist in Olivenöl eingelegter Spitzwegerich. Nach einer Ruhezeit, wird abgegossen und das Gemisch zu Salbe verarbeitet. Eine gute Wundsalbe wird das und dazu noch eine gegen Juckreiz und Schwellungen. Aber davon erzähle ich das nächste Mal.

Und sie webte ihre ganze Liebe mit ein.

Es klingt wie im Märchen, ist aber gar keins. Aber mit Liebe hat es schon zu tun: mit meiner Liebe zu Wolle, zur Arbeit mit diesem Rohstoff und damit, etwas verschenken zu wollen. „Sie“ webt ja auch nicht, will sticken.

Vorbereitungen sind ja schon ein bisschen nervig, weil sie ja immer nur Fragmente zeigen, nie etwas Fertiges. Es hat sich aber bewährt, alles zu überlegen oder auszuprobieren, was einem so eingefallen ist. Das erspart böse Überraschungen, Umsonstarbeiten im großm Stil und Neuanfänge.

Ich hatte mal wieder Lust, zu sticken. Da gibt es auch eine Menge Material dazu, Vorlagen und Anleitungen. Alles war auf speziellem Webstoff gefertigt, so dass man sich einfach an Zählmuster halten konnte. Ich habe aber als Untergrund mein Gestrick und das auch noch aus meiner handgesponnenen Schafwolle, die nie so gleichmäßig ist. Deshalb habe ich mir Probeläppchen gestrickt und probiert.

Eine Zeichnung in Originalgröße anfertigen
Eine Zeichnung in Originalgröße anfertigen

Als nächstes zeichnete ich die Armstulpen, die bestickt werden sollen, in Originalgröße auf. Es wäre nicht schön, wenn alles plötzlich nicht passen würde, zu klein oder zu groß wäre. Also passte ich meine Entwurfs-Zeichnung der Größe der Stulpe an.

Diese Vorbereitung ist für mich nicht unangenehm, denn meine Liebe gehört ja auch dem Zeichnen.
Diese Vorbereitung ist für mich nicht unangenehm, denn meine Liebe gehört ja auch dem Zeichnen.

Auf meinem Blatt ordnete ich Blätter an, Blattstiele und Beeren.
Probegestickt hatte ich es ja schon mal. Die Stiche musste ich erst lernen und habe auch gleichmal geflucht wie ein Rohrspatz. Aber dann hatte ich es.
Das kann übrigens jeder; man muss nur ein bisschen Ausdauer haben und üben, üben, üben.

fertiger, farbiger Entwurf
fertiger farbiger Entwurf

Das Motiv soll sie tragen, die Stulpe für den rechten Arm.
Ich liebe meine Bundstifte sehr und so hat das Zeichnen sogar Spaß gemacht. Seit meiner Kindheit zeichne ich mit Stiften von KOH-I-Noor, den tscheschischen Stiften aus České Budějovice in Südböhmen. Mein Vater kaufte sie mir und oft bekam ich welche zu Weihnachten geschenkt. Billig waren die auch zu DDR-Zeiten nicht und sie wurden genutzt, bis ich das Stummelchen wirklich nicht mehr halten konnte.

farbiges Stickgarn nach der Farbe des Untergrundes auswählen
farbiges Stickgarn nach der Farbe des Untergrundes auswählen

Es ist immer ratsam, das farbige Stickgarn mal auf den Untergrund zu legen. Ich hatte mir zuerst ein „Grün“ gewählt, welches fast mit dem Untergrund verschmolz. So geht es besser.
Tja, und nun muss ich ran an die Nadel! Lange Zeit ist ja nun nicht mehr bis Weihnachten. Und da will ich sie verschenken, meine gestrickten und bestickten Armstulpen. Di Person, die sie bekommen wird, mag ich sehr und so sticke ich meine Liebe mit ein.

Ehe ich aber mit der Stickerei beginne, muss ich noch von einem ganz besonderen Besuch erzählen.
Ich hatte nämlich heute ein Rotkehlchen am Futterplatz auf dem Fensterbrett. Hach, wie habe ich mich gefreut, denn ich sah lange keines. Und aus dieser Freude heraus, hatte ich gleich noch eine Idee. Aber dazu ein andermal.