Die geschenkte Wolle wird verarbeitet.

(Ich muss mich einfach mit Gutem beschäftigen, sonst werde ich erdrückt.)

Wolle hatte ich geschenkt bekommen. Diesmal habe ich sie anders gewaschen als sonst. Es waren die heißen Tage. Wir haben zwei schwarze Wannen aufgestellt und mit Wasser gefüllt. Dahinein kam die Wolle, als das Wasser warm war. Jeden Tag kam sie in sauberes Wasser, bis das Waschwasser sauber blieb.
Das Wasser (Regenwasser) haben wir danach zum Gießen verwendet, so dass die Pflanzen im Garten gleich eine gute Düngung bekamen.

Es war das erste Mal, dass ich das so gemacht habe. Mit dieser Methode, nur mit Wasser, muss ich noch ein bissel Erfahrungen sammeln. Ich weiß nicht, wie sich die Wolle weiterhin verhält, denn sie ist noch mit viel Lanolin behaftet. Und deshalb habe ich mich beeilt, die Wolle zu verarbeiten.
Ich habe das dunkle Gefühl, dass mir das mal noch viel nützen kann.

die Wolle wird mit Handkarden bearbeitet

Nach dem Waschen habe ich mich an das Kardieren gemacht. Noch einmal wurde alles herausbefördert, was nicht in der Wolle sein darf und die Fasern wurden in eine Richtung gelegt.

Mit der Kardiermaschine geht alles etwas schneller. Ich habe nach beiden Methoden die aufbereitete Wolle verarbeitet. Einen Qualitätesunterschied gab es nicht. Im Garten werde ich also auch öfter die Handkarden schwingen.

die Wolle ist verarbeitet

Dann konnte ich endlich an mein geliebtes Spinnrad.
Das leise Surren hat etwas sehr Beruhigendes und die gleichmäßigen, sanften Bewegungen tun Körper und Seele gut. Bei der Arbeit am Spinnrad kann ich mal alles vergessen, was mich gerade umtreibt. Ich bin kein weinerlicher Typ, aber jetzt passiert mir das schon mal öfter, wenn ich an die Umwelt denke (mal etwas weiter weg als im eigenem Ländle), an die vielen sozialen Probleme und an den Reichtum einiger weniger, aber auch an den Umgang miteinander.

abwickeln

Meine Spinnprobe habe ich gleich mit dem Wickeldorn abgewickelt. Bei der kleinen Menge hatte ich keine Lust, die Haspel zu bemühen und ich brauchte zwei Fäden, von innen und außen.
Das sind solch oft gemachten Tätigkeiten, dass ich nicht viel nachdenken muss. Bei anderen Sachen bin ich gerade arg unkreativ. Die stirbt einfach, wenn man Ängste hat und Sorgen. Manchmal gehe ich meinem eigenen Blog aus dem Wege.

Wolle verzwirnen aus dem Knäuel

Gezwirnt habe ich gleich aus dem Knäuel heraus. Man muss die Finger und das Knäuel ständig bewegen, aber es geht gut und es bleibt kein Rest. Da ich meine Rheumafinger eh bewegen muss, kann es nur gut sein.

Der Schenkerin der Wolle werde ich die Bilder zukommen lassen. Sie freut sich nämlich, wenn ich ihre Wolle verarbeite. Und ich freue mich, dass ich sie habe. Außer Zeit und Kraft hat sie mich nichts gekostet. Mal sehen, was daraus wird.

Es gibt für mich noch mehr zu tun: Wundsalbe herstellen, Magentropfen ansetzen, Johannisbeeren einkochen, für den Enkel etwas häkeln, was mit ins Päckchen soll … Und ich brauche einen Zukunftsplan. Ich überlege, wo ich hin will.
Ich denke, ich habe da eine Idee.

Spinnert bin ich nicht, aber spinnen muss ich mal wieder.

Was will man auch machen, wenn es draußen so heiß ist? Man sucht sich eine ruhige Beschäftigung. Mich zog es mal wieder ans Spinnrad, denn ich wollte mal wieder spinnen.

spinnen, stricken und sticken - Rmstulpen entstehen

Sie sind schon verschenkt, aber ich brauche auch Armstulpen aus Schafwolle. Wenn das Rheuma in die Hände fährt, tun sie einfach nur gut. Ich habe viele „bunte“ Sachen. Und nun brauche ich eben auch Accessoires in den entsprechenden Farben. Also habe ich mir bei meinem liebsten Lieblingshändler Wolle bestellt und hab angefangen zu spinnen.

aus der Falte spinnen

Wenn die Wolle arg zusammengedrückt ist, spinne ich gerne aus der Falte. Dabei legt man die Wolle über den Finger, so dass ein Knick entsteht, eine Falte. Man zieht ein kleines Wollbüschel heraus, legt es an den Spinnfaden und beginnt zu spinnen.
Die Wolle ziehe ich nicht nach vorne aus, sondern die Hand mit der Wolle nach hinten. Das ist mir so sehr angenehm und ich kann gut bestimmen, wie der Faden werden soll.

Spinnen und Zwirnen: Das eine ist schon fertig; das andere muss noch werden.

Spinnen ist eine schön ruhige Tätigkeit. Auch wenn es gerade recht warm ist, spinnen kann man immer noch. Und so manche Nachricht, die mich aufregen würde, kann ich nun recht nüchtern betrachten.
Oh nein, ausgeblendet wird da gar nix.

Die Schafwolle ist mir zu kostbar, als dass ich Reste lassen würde. Ich wiege schon ab, aber meist ist eine Spule etwas mehr gefüllt. Das Übrige trenne ich beim Zwirnen ab, mache mit dem Wickeldorn ein Knäuel, lege die beiden Enden versetzt wieder an und zwirne weiter. So bleibt kein Rest.

Das Verfahren habe ich schon so oft gemacht, dass es Ruck-Zuck geht. Man sieht es nicht, dass etwas angesetzt ist.
Manchmal überlege ich, ob ich meine Erfahrungen weitergeben sollte. Ich könnte mir noch zwei oder drei Spinnrader zulegen und Spinnkurse geben. Es tut mir nämlich in der Seele weh, wenn ich immer wieder höre, dass bei uns Wolle weggeworfen wird. Man kann so viel daraus machen.

Probestickerei

Ich habe mir solche Probeläppchen gestrickt. Auf denen probiere ich die Elemente aus, die ich auf den Armstulpen haben möchte. Wenn ich damit fertig sein werde, nähe ich sie zusammen und habe eine kleine Decke. Ich selber habe keine Katze mehr, die ich damit beglücken könnte. Aber vielleicht freut sich mein Gastkater über eine Decke in seinen Korb auf dem Balkon.

Mein Arbeitsplatz zum Spinnen

Ich begebe mich jetzt wieder an meinen Arbeitsplatz. Auf dem Balkon wird es langsam duster und die Mücken fangen an, mich zu belästigen.

À propos: Das Dunkle im Glas auf dem Fensterbrett, da hinten, ist in Olivenöl eingelegter Spitzwegerich. Nach einer Ruhezeit, wird abgegossen und das Gemisch zu Salbe verarbeitet. Eine gute Wundsalbe wird das und dazu noch eine gegen Juckreiz und Schwellungen. Aber davon erzähle ich das nächste Mal.