Zu dem Storchennest neben dem Radweg zu meinem ehemaligen Dörfchen wollte ich. Störche kucken wollte ich, so wie ich das damals immer gemacht habe, als ich noch in dem kleinen Dörfchen Räpitz wohnte und den Radweg langgedüst bin.
Die Störche zwangen mich damals schon immer zu einer Pause.
Ohne meinen Fridolin wäre ich da nicht hingekommen, denn Fahrrad fahre ich schon lange nicht mehr.
Schön war es, an den Feldern vorbei zu fahren, den Wind im Gesicht zu spüren und einfach mit den anderen Radlern mithalten zu können. Drinnen zu sitzen, das hat viel zu lange gedauert. Ich habe die Freiheit heute unglaublich genossen. Den anderen, die unterwegs waren, ging es vielleicht auch so, denn mit den meisten konnte man ein freundliches „Hallo“ tauschen. Das tat gut.
Die meisten Felder waren schon abgeerntet. Windig war es sehr, aber das ist es dort fast immer. Nicht umsonst gab es im Dörfchen mal vier Mühlen.
Trotzdem: Es machte sich bei mir Herbststimmung breit und die macht mich immer ein bisschen traurig. Aber nur ein ganz kleines Bisschen.
Es waren viele Radler unterwegs und schon kleine Kinder strampelten auf ihren kleinen Rädern mit. Ich mag es, wenn ich so in die Ferne schauen kann, weit über die Felder. Und genau das konnte ich heute nach Herzenslust genießen.
Die Dürre der letzten Jahre war auch hier zu spüren. Da gab es ein Gartengrundstück mit ganz vielen Fichten. Wie hab ich die damals drum beneidet. Heute waren alle braun und vertrocknet.
Die Störche im Nest auf dem Schornstein einer alten Gärtnerei wollte ich besuchen. Neben dem Radweg und nahe am Nest war ein Rastplatz.
Ich hatte Glück. Der „Storchenvater von Markranstädt“, Herr Heyder, „der Herr der Ringe“ oder wie man ihn sonst noch liebevoll nennt, war da und hatte viel zu erzählen.
Es waren nur noch die alten Störche im Horst. Die beiden Kleinen hatten sich gestern mit anderen Jungstörchen auf dem benachbarten Feld getroffen. Heute morgen hatten sie sich auf ihren weiten Weg gemacht. Nie wieder werden sie hierher zurück kommen.
Die Eltern erholen sich noch zwei bis drei Tage und dann machen auch sie sich auf den Weg, getrennt. Treue kennen sie nicht. Sie kommen zurück zum Horst, nicht zu einem Partner.
Na dann: Gute Reise und kommt wieder im nächsten Jahr. Hach, ein bisschen wehmütig ist mir da schon jedesmal. Gut, dass ich mit meiner Landpartie nicht noch länger gewartet hatte. So konnte ich Herrn Storch und seine polnische Partnerin noch sehen.
Danke an Dietmar Heyder, den Storchenvater, dass er sich Zeit für uns alle genommen hat. Viel hatte er zu erzählen von den Störchen und von der manchmal recht beschwerlichen Beringung der Jungvögel. Die Dürre der letzten Jahre hatte auch ihnen und dem Nachwuchs zu schaffen gemacht. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass alles in der Natur seinen angestammten Platz behalten kann. Immer!
Ich habe dann noch mein ehemaliges Wohnhaus besucht. Da oben, in der Mitte links, habe ich mal gewohnt. Vom Küchenfenster auf der anderen Seite aus, hatte ich einen herrlichen Ausblick über die Felder. Es war eine gute Zeit hier.
Jeder Ausflug geht einmal zu Ende. Wenn ich mit Fridolin zur Freundin in die Elsteraue will, muss ich hier lang. Das heißt, die Hälfte der Strecke hab ich heute schon mal geübt.
Ein schöner Tag war das. Ich habe viel gesehen, konnte mit anderen Menschen reden, war nicht alleine. Und bestimmt mache ich mich mal wieder auf den Weg. Die neue Freiheit muss ich nutzen.