Wo man herkommt.

Herkunft

Auf der Rückseite wurde ein Buch beworben von Kiepenheuer&Witsch. Mir gefällt der Spruch in zweierlei Hinsicht gut und deshalb zeige ich ihn. Wo man herkommt ist vielleicht gar kein konkreter Ort, sondern die eigene Entwicklung in einer bestimmten Gemeinschaft und Region.

Über die Zukunft zu grübeln, ohne im Jetzt etwas zu tun, habe ich mir abgewöhnt. Ich glaube, das würde mich arg belasten. Dass man weiß, wo man herkommt, hat einen Menge mit Geschichtsverständnis zu tun, auch in eigener Sache. Ich vergesse das nicht und ich rede auch darüber. Es lässt mich ins Reine kommen mit mir und der Welt.

Schon lange beschäftige ich mich mit alten Handarbeitstechniken. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit zeige ich sie auch oder schreibe darüber. Es ist eine Art Ehrfurcht vor unseren Vorfahren die mich umtreibt und Hochachtung vor dem, was sie geschafeen und entwickelt haben.

Mein Sohn hat mir aus Schweden, aus einem Lopes, ein Gerät mitgebracht. Was es ist wusste er nicht. Es konnte ihm auch keiner sagen. Millimeterdick hafteten Dreck und Schmiere an ihm. „Das hat bestimmt etwas mit deinem Wollzeuchs zu tun“, sagte mein Sohn. Er sollte Recht behalten.

Ich begann „das Ding“ zu waschen und zu putzen. „Wo man herkommt“ oder „Wo es herkommt“ wurde erkenntlich als ich den Firmennamen frei gescheuert hatte. Und dann begann ich zu suchen im Netz und „Das Ding“ bekam seinen richtigen Namen.

Es ist ein Spulenwickler produziert von Anders Mattson aus Mora. Die Firma befindet sich in Dalarna County in Mittelschweden und produziert seit den frühen 1920er Jahren Spulenwickler. Das Gerät wickelt Garn sehr gleichmäßig auf eine Spule. Diese setzt man dann ins Weberschiffchen ein. Einfach ohne Hilfsmittel wird das weder gut, noch gleichmßdig. Und wer es mal sehen möchte wie das geht, der klickt hier. (Achtung: Link geht zu Youtube)

Jan hatte Recht: Es hat mit meinem Wollkram zu tun und wird mir bei meinem Webprojekt noch gute Dienste leisten. Es passt also hervorragend!
Ein bisssel mehr putzen werde ich es noch. Ich denke, da ist noch ein bisschen mehr Glanz heraus zu holen. Und Jan kann bei seinem nächsten Schweden-Aufenthalt zum Beispiel mal nach Weberschiffchen Ausschau halten.

14 Gedanken zu „Wo man herkommt.“

  1. Wunderbar, wie du zu diesem seltsamen Ding, von dem ich noch nie etwas hörte, gekommen bist und es enträtseln konntest!
    Hach, wie schön! Danke für die feine Geschichte dazu.
    Einen lieben Gruss,
    Brigitte

    1. Ich hatte auch noch nie davon gehört, liebe Brigitte, und musste erstmal fahnden. Und weil ich jetzt mit dem Weben anfange, passt es ganz prima. Über die schwedische Firma hab ich auch noch was gelernt und werde das Teil gut hüten.
      Herzliche Grüße an dich und danke für dein Lob.

  2. Da hat dein Jan ja voll ins Schwarze getroffen, liebe Gudrun. Toll, dass er den richtigen Riecher hatte und dabei an dich gedacht hat. Ja, unsere Jans, die sind schon lieb.
    Das Teil sieht wirklich interessant aus. Wirst du es benützen?

    Liebe Gudrun, ich wünsche dir eine schöne Pfingstzeit und weiterhin ganz viel Freude an deinem Projekt!

    Viele liebe Grüße,
    Andrea

    1. Liebe Andrea,
      mein Jan bringt mir immer etwas mit und das passt auch immer.

      Klar werde ich den Spulenwickler benutzen. Ich fange jetzt an mit Weben, benutze aber erstmal die zum Webrahmen mitgelieferten Schiffchen. Dann möchte ich umsteigen auf einen Schützen. Der heißt so, weil er den Faden auf seiner integrierten Spule durch die Kettfäden schießt, mit Schmackes. So entsteht dann ein Gewebe. Für die Spulen in diesen besonderen Weberschiffchen brauche ich den Wickler. Er funktioniert und bald sieht er wieder richtig schmuck aus. Kauft man so etwas neu, wird es teuer. (Und ich habe noch ein richtiges Museumsstück)

      Aber erstmal langsam, dass ich mich an die Vorgänge beim Weben gewöhne.

      Wir waren jetzt Immer viel draußen. Ich warte auf Regenwetter, dass ich mit Herrn E. den Webrahmen einrichten kann.

      Liebe Andrea, unsere Jane sind schon schwer in Ordnung. Gut, dass wir sie haben.
      Herzliche Grüße zu dir.

  3. Herkunft ist wichtig, dort liegen die Wurzeln. In der Sprache, in der Nahrung. Ich denke viel darüber nach in letzter Zeit. In meinen Sturm und Dran Jahren bin ich viel gereist und habe mich eigentlich als nicht besonders an mein Geburtsland gebunden gefühlt. Mir ging erst auf, wie sehr ich einiges vermisse, als in einem Dubliner Pub neben mir am Tresen ein Paar Plattdeutsch sprach und mir die Tränen in die Augen schossen.
    Das Gerät ist wunderfein, wenn du so weiter machst, kannst du ein Wollmuseum eröffnen. Alles Liebe

    1. Du wirst lachen, ein Museum wollte ich nicht gleich haben, aber ein Woll- oder Spinnstübchen schon. Wir hatten hier Spinnereien, Buntgarnwerke, Webereien. Nichts erinnert mehr daran. Das ärgert mich. Also hab ich mich auf die Handarbeiten, noch ein bisschen früher, konzentriert und erzähle davon. Gerne hätte ich einen Raum für mich gehabt, in dem ich werkeln kann und in dem man mich immer besuchen kann. Mieten und kaufen ging nicht. Dazu fehlten mir die finanziellen Mittel. Ein Bauer wollte seinen Hof entrümpelt haben und danach ordentlich Pacht. Ein Verein meinte, dass ich kommen kann mit fünf Spinnrädern, aber nach meine Stunde muss ich sie und meinen Krempel in den Keller tragen. Ein kleines Museum auf dem Lande wechselte den Besitzer. Und ich gab irgendwann auf. Jetzt mache ich mein Ding für mich, zu Hause, und freue mich, wenn immer mal wieder etwas dazu kommt. Von großen Sachen habe ich mich leider trennen müssen.
      In einer Woche habe ich einen ersten Volkshochschul-Kurs. Vielleicht wird mein Blog zu einem Spinnstübchen.
      Liebe Grüße zu dir.

      Dein Erlebnis in Dublin hat mich sehr berührt.

  4. Liebe Gudrun,
    Man spürt wie nahe ihr euch seid. Eure Verbundenheit sorgt wohl mit für das Besondere an Mitbringsel. Sehr schön wie Du herausgefunden hast was es ist. Es macht richtig Freude Dich zu lesen.
    Ja, wo man herkommt…… man kann es nicht beeinflussen, aber wohin es geht auch nur bedingt. Mich regte es an darüber nachzudenken. Welche Gedanken schicke in die Welt? Sei es übers Bloggen, schreiben, aber auch durch Austausch aller Art und welche Wirkung hat es auf Andere?
    Schade dass man das oft nicht erfährt.
    Ich möchte Dir gerne mitteilen was ich durch Dich und dein Schreiben erfahre. Es weckt in mir Neugierde, Mut auf DAS was einem wirklich wichtig ist wieder mehr ins Leben zu holen und die Suche nach den positiven Dingen im Leben.
    Danke für dein unermüdliches Tun.
    Sei herzlich gegrüßt
    Mia mit dem Hundemädel

    1. Wo man herkommt- das prägt einen und die Erfahrungen, die man sammelt, die guten und die schlechten, gehen in Lebenserfahrung ein. Ich hatte eine unbeschwerte und schöne Kindheit und Jugendzeit. Als die Tagebaue aufgrund von Starkregen absoffen, trabten wir als Studenten los und schnürten Faschinen. Das sind Reisigbündel, die unter die Gleise gepackt wurden. Wenn im nahen Obstanbaugebiet Apfelernte war, zogen wir als Erntehelfer los. Es war Sommer, wir waren draußen und hatten viel Spaß in der Gemeinschaft. Dann wollten wir so vieles ändern, verbessern eigentlich, aber es kam alles anders als gewollt. Ich mag es nicht, wenn Menschen, die nie hier waren, die sich nicht mit den Menschen unterhalten, urteilen und alles besser wissen. Vielleicht ist es gut, Dinge die sich bewährt haben, wieder ins Gespräch zu bringen. In Finland ist einiges davon da, im Bildungswesen, im sozialem Bereich.
      Zu meinem Spinnstübchen:
      Schafe haben mir einst das Leben gerettet und mich wieder in die Spur gebracht. Die Schafwolle und alles, was damit zusammenhängt, erinnert mich daran. Wenn ich mit meinem Wollkorb in Kindergärten oder Schulen war, hat es mich überrascht, mit welchem Feuereifer die Kinder dreckige Wolle gewaschen, sie gekämmt und verarbeitet haben. Es ist gut, wenn man weiß, welche Mühe das macht.
      Mit meinen Kindern habe ich wirklich ein enges Verhältnis. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir immer miteinander geredet haben, uns gut kennen, auch die Befindlichkeiten der anderen. Und nein, wir sind nicht immer einer Meinung.
      In Bälde gehe ich zum Schreibkurs an die VHS. Und wer weiß, vielleicht entsteht dann mein Spinnstübchen auf eine ganz andere Art.
      Ganz liebe Grüße an dich. Drück mal das Hundemädel von mir.

  5. Das liest sich äußerst interessant, liebe Gudrun. Ich staune nicht schlecht über deinen Sohn, der hat da wohl einen besonderen Spürsinn. So etwas habe ich seither noch nicht gesehen.
    Und schon habe ich dazugelernt.

    Liebe Grüße
    Traudi

    1. Mein Sohn hat neulich gesagt, dass es gar nicht schwer sei, mir etwas Kleines mitzubringen und zu schenken. Da hat er so viele Ideen, dass es nicht schwer fällt.
      Ich kannte das Gerät auch nicht, aber nun weiß ich, dass ich es nocch gut gebrauchen kann.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Traudi.

  6. Viele Erinnerungen kommen bei deinem Eintrag.
    Als Dorfkind vertraut mit den Abläufen und der Geschichte des Geburtsortes wurde in meinen Jugendjahren einiges als altmodisch abgetan, die 60er waren Sturm- und Drangjahre. Eine Frau aus dem Ort versorgte uns mit Wolle und an Strickstrümpfen und Laibchen erinnere ich mich.
    Gerätschaften aus dem bäuerlichen Bereich sind mir bekannt, werden durch Heimatmuseen wach gehalten, sehr lobenswert.
    Fein euer gemeinsames Interesse an dem *Spinnkram*!

    1. Haha, die Laibchen kenne ich auch noch. Die waren schon gruslig.
      Mein Jan bringt mir auch jetzt wieder ein Gerät mit. Ich freue mich sehr, dass er wieder etwas gefunden hat. (Und ich habe schon gefunden, wozu es diente. )
      Mein Wollkram geht tatsächlich schon wieder weiter. Ich probiere, Hauspantoffeln und Schlappen aus Schafwolle zu schaffen, weil mir gekaufte oft meinen Füßen nicht gut tun.
      Mal sehen, ob sie vorzeigbar werden.
      Liebe Grüße an dich, liebe Kelly.

  7. Wunderbar, liebe Gudrun, was man alles entdecken kann, wenn man aufmerksam schaut, und das hat in diesem Falle Dein Sohn – aufmerksam geschaut und Dir dadurch eine große Freude bereitet.
    Ja, alte Handarbeitstechniken sind schon interessant. Wir kennen ja vielleicht noch so einiges aus der eigenen Kindheit. Aber unsere Kinder haben oft gar keine Vorstellung mehr davon, dass man viele Dinge eben auch noch einfach per Hand und mit wenigen unkomplizierten Geräten herstellen kann. Vor allem finde ich spannend, wie man sich die Arbeit mit kleinen technischen Geräten erleichtern konnte. Ich mag ja deshalb auch die Freilichtmuseen so gern, in denen man noch etliche solcher alten Arbeitstechniken und -geräte bewundern kann.
    Lieben Gruß von der Silberdistel

    1. Liebe Silberdistel, ich gebe dir Recht in allem, was du schreibst. Den Kindern würde es gut tun, sich ein bisschen mit den alten Handarbeitstechniken zu beschäftigen.
      Mit meinem Wollkorb war ich mal an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium. ‚Da kommt doch keiner‘, dachte ich mir. Ich hab mich geirrt, die zukünftigen Mathematiker und Physiker kamen mit Strickzeug oder einer Häkelnadel und Wolle. Es macht den Kopf frei, meinten sie. Schade, dass ich danach so krank wurde. Wir hatten dort feine Ideen.
      Liebe Grüße an dich.

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