Leerräume sind ja wichtig, sind Gestaltungselement, wie in der Typographie zum Beispiel. Bedenklich wird es, wenn es nur ein leeres Blatt Papier bleibt. Das könnte aber auch für Gedankenleere stehen oder die Unlust, einfach mit einem Projekt anzufangen.
Mir ging das jetzt so. Ich war ein ganzes Weilchen unlustig. Damit, wie sich die Welt verändert und mein Land und auch die Menschen darin, komme ich nicht klar. Wenn wieder mal etwas gerade den Bach hinunter geht, etwas an Werten und auch einst Geschaffenem, empfinde ich das fast als Ohrfeige. Ich weiß nicht, was ich tun kann und mir fehlen meine Eltern und Großeltern, die mit solchen Situationen öfter umgehen und zurecht kommen mussten.
Heute regnet es endlich mal wieder. Gut so, denn es war ja schon wieder reichlich trocken draußen. Die Kastanien im Innenhof, die roten und die weißen, fangen an zu blühen und die Vögel füttern die ersten Nachkommen schon am Futterplatz. Es ist eben schon Mai.
Stare habe ich auf der Fensterbank, eine Drossel und auch die Elster kommt zu mir hoch. Letztere habe ich immer nur auf der Wiese gesehen.
Ich hatte noch Futter-Knödel vom Winter, die keiner der Vögel so recht wollte.
Seit ich sie zerkrümele und anbiete, herrscht großer Andrang und die Dinger gehen ab wie warme Semmeln. Ja gut, aber hat das leere Blatt Papier mit dem allen zu tun?
Irgendwie schon. Jaja, ich habe mich vom Geschehen da draußen ablenken lassen, war manchmal sogar dankbar dafür. Ablenkung macht aber gar nichts, weil es mir hilft, die Gedanken zu sammeln und zu wichten. Und siehe da, das leere Blatt ist nicht mehr leer. Das, was wie eine lieblos dahergekritzelte Skizze aussieht, ist für mich der Anfang eines neuen Projektes. Ich kann es lesen und weiß, was ich zu tun habe.
Na dann mal los.
Liebe Gudrun,
tja, das weiße Blatt, wer kennt das nicht. Bei mir ist es immer noch etwas rar, dass ich zu einem Schreibfluss finde. Es keimt aber immer wieder auf und das ist gut so. Leichter fällt es mir, wenn ich mich ganz spontan ans Klavier setze und einfach losimprovisiere. Es ist so wichtig einfach machen, anstatt sollte, müsste. Ach ja – es gibt ja immer Ablenkung.
Was das Wetter betrifft. Hier bekommen die Schnecken langsam Schwimmflossen! Ja, es gibt auch trockene Abschnitte, aber der Regen würde jetzt dann mal reichen. Ich habe langsam keine Lust mehr ständig auf Matschwegen spazieren zu gehen.
Liebe Grüsse nach Leipzig
Naja, Schreibkünstler war ich nie, aber Dinge, die mir am Herzen liegen, würde ich schon gerne mitteilen. Meistens verkneife ich das mir jetzt, vor allen bei Dingen, wo man vielleicht anders denkt, Zweifel äußert oder einfach nur Fragen hat. Über solche Dinge rede ich lieber von Angesicht zu Angesicht oder in persönlicher Korrespondenz.
Heute wünsche ich mir mal keinen Regen, weil ich mit dem Rolli in eine Klinik muss. Dann darf es.
Liebe Grüße an dich, Mia mit dem Hundemädel.
Liebe Gudrun
Jeder der halbwegs „Ausdruckswille“ in sich hat, kennt das zu Genüge. Das Leben ist ein Hoch und Runter. Kein Berg ohne Tal. Mal herrscht Leere, dann sprudelt es nur.
Was meinst Du mit der Veränderung, die Du nicht verarbeiten kannst?
Regnen wird es noch bei Euch in den nächsten Tagen, wenn auch nicht so viel wie südlich von Euch, aber die Flüsse werden reichlich Wasser haben. Spanien kriegt auch bald seinen Regen. Das Azorenhoch steht wacker vor dem Südwesten von Portugal bei Marokko wird aber nach Westen abgedrängt werden. Wollen wir mal hoffen es bewegt sich bald nach oben, weil es sonst so kalt und nass bleibt.
Ach, liebe Simone, das sind Veränderungen in der großen Weltpolitik, die ich nicht oder nur ganz wenig ändern kann. Ich habe aber auch keine Lust, mir alles einreden zu lassen und alles hinzunehmen. Und nun? Ich habe noch keine Lösung.
Heute möchte ich bitte keinen Regen, weil ich unterwegs bin. Ab morgen ist das in Ordnung. Für Spanien würde ich mich freuen.
Ach diese Änderungen, Gudrun. Und ich dachte Du hattest in LA gelernt, dass man das Leben außerhalb Deutschlands viel entspannter sieht, weil man sich nicht für Politik interessiert, nicht über Politik unterhält und nicht ständig alles in einem politischen Kontext zwingt, selbst da wo es keinen gibt, was ja meistens der Fall ist.
Gudrun, mach es Dir auch so einfach: Schau keine Nachrichten, lies die lokale Stadtzeitung, und kaufe nichts was in China hergestellt wurde. Mit letzterem hast Du dann wirklich etwas in aller Hinsicht getan.
Naja, entspannt ist da wohl gerade nix. Aber den Rücken gerade bekommen, das ist schon gut.
LA hat mir schon gut getan. Ich liebe diese Stadt und ihre Menschen, hab auch nur gute Erfahrungen gemacht. Arschgeigen gibt es in jeder Nation und überall. Die sind mir zum Glück erspart geblieben. Ich möchte unbedingt bei einem nächsten Besuch nach Topanga, weil ich denke, dass ich in der Gegend Menschen treffe, die genau solche „Spinner“ sind wie ich.
Was den Handel anbelangt, da war ich immer der Meinung, das jeder das macht, was er am besten kann und dass Handel und Austausch keine Beschränkungen braucht. Beschränkungen haben auch, wenn man die Geschichte betrachtet, noch nie etwas Gutes gebracht. Ich weiß, dass ich da mit meiner Meinung nicht überall Gehör finde, aber alle Probleme entstehen durch Großmachtsgehabe und unendliche Gier. Im Moment spitzt sich vieles zu; jeder möchte das größte Stück vom Kuchen haben. Das und der ganze Wachstumsmist wird uns auf die Füße fallen. Ich hätte das gerne anders.
Liebe Gudrun, Suche mal im Internet nach Gulbahar Haitiwaji. Was die Regierung technisch heute bereits macht, da wuerden die Deutschen auf die Barrikaden gehen. Grosse deutsche Firmen haben ohne Gewissen ihre Produktionsstaetten im Uighuren Gebiet. Rund 1 Million Uighuren werden in KZs festgehalten, um Sachen zu produzieren, die wir konsumieren sollen.
Du weisst, dass nur 8% in China fuer Landwirtschaft genutzt werden kann. Daher kaufen sie Farmen weltweit, weil sie gar nicht fuer die eigene Versorgung anbauen koennen. Gegenwartig kauft China alle Lebensmittel weltweit auf, die nicht gleich abgesetzt werden. Warum? Taiwan? Versorgungsprobleme? Preise hochtreiben?
Hinzu kommt, dass in 1/3 des Landes von Peking bis Vietnam/Thailand die Luftverschmutzung so schlimm ist, es ist lebensgefaehrlich sich im Freien aufzuhalten. Es verbrennt die Lungen. Das Gebiet ist 2600 km lang and 2000 km weit. Alle umliegenden Staaten werden taeglich mit der giftigen Luft aus China mitverseucht und diese wird dann um die Nordhaelfte verteilt. Tag fuer Tag. Wenn Europa im Durschnitt einen Wert von 100 hat, deren Gebiet mit 2600 x 2000 km haben 1200! Die deutschen Zeitungen reden sich das schoen und sagen CO2 Wert zaehlt pro Einwohner was natuerlich Bloedsinn ist, weil man auch doppelt so viele Menschen da leben lassen kann. Deswegen wird aber die Verschmutzung nicht halbiert.
Nein, ich kann da nicht mitmachen. Ich kann mir das nicht unter dem Deckmantel von freiem Handel schoenreden. Umweltschutz und Widerstand gegen diese Diktatur faengt da an, wenn man diese Waren nicht kauft.
Bei allen Verbrechen gegen die Menschenrechte und die Umwelt gebe ich dir Recht. Und auch, dass unsägliches Konsumverhalten genau das fördert.
Diese Art Handel meine ich auch nicht, aber Zusammenarbeit in Wissenschaft, Forschung, Medizin, Umwelttechnik, …. länderübergreifend und unter Kontrolle von Weltorganisationen. Davon sind wir weit entfernt; ich weiß. Aber gerade die Länder, die am meisten mit Fingern auf andere zeigen, haben jede Menge Dreck anstecken. Wie das mit dem Corona-Impfstoff lief, mit der Verteilung in der ganzen Welt auch für die ärmeren Länder, war beschämend. Aber das letzte aus diesen Ländern heraus zu pressen und sie dafür mit unserem Müll zu beglücken, das funktioniert.
Was auch immer ich lese, von den Veröffentlichungen des Club of Rome seit den Siebzigern im vorigen JH bis zu neueren Veröffentlichungen, den Ansatz einer Lösung sehe ich nirgends und bei niemand. Das bedrückt mich, so dass ich ab und an Denkpausen brauche. So wie jetzt.
Zusammenarbeit bei Wissenschaft? Gudrun, Shenzhen, 1000km entfernt von Wuhan, war schon im Oktober 2019 im partial lockdown geschockt worden.
Nein, an dieser Stelle gehe ich nicht mehr mit. Diese Diskussion möchte ich nicht. Man mag mich für einen Utopisten halren, aber so wie es jetzt gegeneinander geht, bringt uns das nicht mehr weiter. Wenn ich mal über meine Beobachtungen im Umgang mit Feindbildern schreiben möchte, (interessant, dass es natürlich dazu auch gleich die passenden Computerspiele gibt) dann werde ich das tun. Aber hier und jetzt wollte und will ich das nicht.
Wir haben Regen, wie schon 10 Jahre nicht mehr, liebe Gudrun. Würde gern den Regionen was abgeben, die unter Trockenheit leiden. Aber vielleicht kommen die auch noch an die Reihe. Manchmal gibt es ja noch einen Ausgleich. Schade, dass das nicht überall so ist.
Diese Phasen, in denen nichts geht, die Inspiration fehlt, der Antrieb, die Energie … wie auch immer, die kenne ich auch zur Genüge. Vielleicht muss das so sein, umso mehr Freude macht es dann, wenn plötzlich wieder Blut in den Adern fließt.
Ich wünsche dir viel Freude und gutes Gelingen dabei … und freu mich schon auf die Ergebnisse!
Liebe Grüße
Andrea
Naja, wenn ich die Wettervorhersage so betrachte, ist es hier nur grau. Aber ich lass mich mal überraschen.
Solche Phasen der Ideenlosigkeit gab es schon öfter. Ich habe aber auch das Gefühl, alles schwerer zu nehmen mit der Zeit. Die Unbefangenheit von vor Jahren gibt es nicht mehr. Mein Sohn ist da anders. Der hat immer den Kopf voll Ideen. Nur ist der eben nicht mehr immer da.
Liebe Andrea, ich schicke dir ganz liebe Grüße.
Über uns liegt ein Regenband, das sich kaum von der Stelle rührt. Mir tun die Bienchen etc. leid. Irgendwer ist halt immer der Leidtragende.
Wenn ich in meinem alten Blog vor 20 Jahren lese, da fällt mir der Unterschied so richtig auf.
Sei froh, dass dein Sohn voller Ideen ist und kein Miesepeter … hihi.
Seit dieser Zeit kenne ich dich. Weißt du das? Einige Mitbloggerinnen svon damals waren dann plötzlich weg. Wie es ihnen wohl geht?
Zwei meiner Blogs waren plötzlich ins Nirvana verschwunden. Ob ich jetzt nochmal anfangen würde, weiß ich nicht.
Bist du also auch eine Bloggerin der ersten Stunde sozusagen, liebe Gudrun?
Ja, ich frage mich auch oft, was wohl die/der eine oder andere so macht. 20 Jahre sind nicht wenig, da kann viel passieren … oh ja.
Einige sind ja auch leider verstorben, was ich immer sehr traurig fand.
Und ein paar wenige gibt es immer noch … *umärmel*
Ja und wir sollten uns Mühe geben, zu bleiben. Wir schaffen das.
Das sieht sehr spannend aus. Ablenkung ist manchmal nur der Umweg zum Ziel. Alles Liebe
Das ging mir schon öfter so: Wenn ich nicht mehr gesucht habe, kamen mir Ideen für neue Projekte. Mit anderen Worten: Die Ablenkung macht den Kopf frei.
Das kennst du. bestimmt.
Liebe Grüße zu dir.
Ich hatte vorgestern mal wieder zu den Themen Diversität, Inklusion und Rassismus eine Diskussion, nach deren Ende ich wie betäubt war. Am liebsten hätte ich mich in mein Bett verkrochen, um nie mehr wieder aufzustehen. Aber das hilft ja nicht. Also schreie und schreibe ich mir Frust und Zorn lieber von der Seele…
Liebe Grüße!
Ja, das ist wahrscheinlich das Beste, liebe Martha.
Verkriechen sollten wir uns nicht. Besser, wenn wir dann mit denen reden, denen wir vertrauen. Das kann den Rücken stärken.
Ich grüße dich herzlich.