Der Tod ist gewiss – die Stunde nicht. Eine Software will das ändern.

Menschenskinder, schwere Kost vor dem Wochenende. Ich musste das aber los werden und darüber schreiben.

wie sollte man mit dem Tod umgehen?

Wenn ein Mensch stirbt ändert sich manchmal von einem Tag auf den anderen alles. Nicht nur der Verlust des geliebten Menschen ist zu beklagen, sondern auch das gewohnte Leben mit seinem Standart geht oft verloren. Man sollte sich besser auf den Tod vorbereiten können, meinten die Entwickler der kanadischen Software „Elder Live Calculator“.

Leipziger Rathaus am Abend
das Leipziger Rathaus am Abend

Was hat Leipziger Rathaus damit zu tun?
An diesem Rathaus, hier auf dem Bild nicht zu sehen weil auf der rechten Seite, gibt es eine Rathausuhr. Oben an der Uhr steht: Mors certa – Hora incerta. Der Tod ist gewiss, die Stunde nicht. Das sollte auch so bleiben, finde ich.

Die oben genannte Software soll den Zeitpunkt errechnen, wenn einen der Tod ereilt. Natürlich erst, nachdem allerlei Angaben zum Leben eines Menschen, sein Alter, seine Vorerkrankungen, Geschlecht, Bildungsabschluss und einiges mehr eingespeist wurden. Dann rödelt der Allgorthmus los und erreichnet ein Ergebnis bis auf einen Monat genau.

Familie und Pflegedienste wären so besser planbar, sagt man. Eine Krankenkasse könnte aber auch zu der Entscheidung kommen, dass sich die teure Therapie nicht mehr lohnt. Oder eine Versicherung kündigt schnell noch alle Versicherungen. Wirtschaftlichkeit steht da im Vordergrund. Und das verursacht mir Bauchgrimmen.

Ja, über den Tod muss man reden, auch in den Familien. Aber gleichzeitig sollte man jede lebenswerte Minute mit seinen Angehörigen nutzen. Ich finde diese Software einfach nur unmenschlich. Manchmal mache ich Witze darüber, was ich noch kurz vor dem Ableben für Blödsinn machen würde. Aber wisst ihr was? Ich will weder die Stunde wissen, noch den Monat. Auf einem Pulverfass zu sitzen finde ich nicht zumutbar.

Meine Informationen habe ich übrigens von „netzpolitik.org“. Ich lese dort regelmäßig, habe auch den Newsletter abboniert, weil ich schon wissen will, was sich in der digitalen Welt so tut.

Von der Rathausuhr hatte ich kein ordentliches Foto, deshalb habe ich mal fix eine Zeichnung gemacht. Nein, ein Kunstwerk ist es nicht, aber so ähnlich sieht sie aus, die Uhr mit ihrem Spruch.
Hora incerta – ja so sollte es für mich bleiben.

Dar Tod ist gewiss - die Stunde nicht. (Leipziger Rathausuhr.)


9 Gedanken zu „Der Tod ist gewiss – die Stunde nicht. Eine Software will das ändern.“

  1. Wenn (!) die Daten alleine mir und keinem Unternehmen zur Kenntnis gelangen würden — dann würde ich drüber nachdenken …

    (Sollte das „incerta“ nicht ein Wort sein?)

    1. Ja, ich ändere es um, aber erst am Vormittag. Dazu brauche ich den großen Rechenknecht.
      Nein, ich möchte das nicht wissen, auch ohne die Wirtschaftshaie nicht. Es würde mir meine Unbeschwertheit nehmen und mich nicht frei sein lassen.

  2. Mal abgesehen davon, dass der Mensch dann nur danach bemessen würde, was er noch wert ist, was sich noch lohnt, möchte ich nicht wissen, wann ich sterbe. Meiner Mutter hat man vor über 20 Jahren gesagt, sie hätte noch ein halbes Jahr zu leben… es lässt sich eben nicht berechnen, wann jemand stirbt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie damals sterben würde, war hoch, zugegeben, aber sie hat es allen gezeigt. Ein Bekannter, kerngesund und durchtrainiert, hat Corona nicht überlebt, kein Algorithmus hätte das vermutlich erkannt.
    Ich lebe hier und heute und das wird auch so bleiben. Wir haben natürlich schon über den Tod gesprochen, Vollmachten erteilt und fest gelegt, wie wir beerdigt werden möchten (in einem Friedwald), aber wir leben und tun das gerne.

    1. Ja, so sehe ich das auch. Vorkehrungen kann man auch jetzt schon treffen. Meine Kinder wissen, wie sie entscheiden sollten in speziellen Fällen. Das beruhigt sehr. Ich glaube, dass das Reden über den Tod das Wichtigste ist bei der ganzen Sache.
      Die Software ist wieder eine Datensammelmaschine. Hast Recht, ich möchte auch keine Aussage haben, was ein bestimmtes Leben noch Wert ist.
      Und ich? Ich lebe gerne, bin neugierig, will noch viel wissen und probieren. Die Hoffnung zu haben, dass das noch ganz lange so bleiben kann, ist da sehr hilfreich.

  3. Meiner Sterblichkeit bin ich mir durchaus bewusst und ich verdränge den Gedanken an den Tod auch nicht. Im Gegenteil Viktor und ich reden sehr offen darüber, auch mit den Gören (sowohl dem großen Gör, als den kleinen), aber wissen wann … ne, wozu sollte das gut sein.
    Der Tod ist die einzige Gewissheit im Leben und sollte nicht ausgeklammert werden. In unserer Gesellschaft des Jugendwahns und des Anti-Aging wird der Gedanke daran zu oft verdrängt, da ist eine Diskussion lange überfällig. Alles Liebe

  4. Hallo Gudrun,
    durch die dreimonatige Intensivpflege meines Lieblingsmenschen bis zu seinem Tod haben sich auch meine „Wünsche“ zu diesem Thema geändert.
    Früher wäre ich am liebsten von Null auf gleich gestorben – einschlafen in der Nacht oder Herzinfarkt oder oder oder.
    Doch jetzt sehe ich das ein wenig anders. Hätte ich Krebs oder eine andere zum Tod führende Krankheit, ich würde schon in etwa die noch zu erwartende Lebenszeit wissen wollen. Ist es noch ein halbes Jahr und mir ginge es wider Erwarten gut, würde ich gern noch eine „Weltreise“ machen, bräuchte dafür allerdings noch einen Sponsor.
    Schau’n wir mal – wenn ich jetzt gerade die ganzen Überflutungskatastrophenmeldungen sehe und höre, kann es so unvorhergesehen zum Tod kommen. Die, die ihre ganze Existenz verloren haben, sind eben so schrecklich dran. – Das sind alles Meldungen, die man sich für Deutschland kaum vorstellen konnte.
    Liebe Grüße zu dir

    1. Es passiert gerade so einiges, was mir große Sorgen macht, liebe Clara. Es kann sich wirklich vieles von einem Moment zum anderen dramatisch ändern. Die Situation in den Überschwemmungsgebieten belastet mich gerade sehr und Herr E. hat eine Tochter und Enkel in der Eifel.
      Ich schicke dir auch liebe Grüße.

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