Kalt und ungemütlich ist es geworden. Regen- und Graupelschauer wechseln sich ab, es ist arg windig und der Himmel sieht aus wie Weltuntergang. Vor Kurzem sah das noch ganz anders aus und ich setzte mich auf den Balkon und genoss die Wärme der Sonne. Plötzlich war die Ruhe dahin. Die Krähen machten einen ohrenbeteubenden Rabatz, eine Elster schrie herzzerreißend und über der Straße segelten zwei Falken.
Wer mit wem ordentlichen Zoff hatte, konnte ich allerdings nicht ausmachen. Als ich dann, einige Zeit später, vom Küchenfenster aus in meinen Innenhof schaute, lag unter der Lärche eine Elster auf der Seite und rührte sich nicht mehr. Oh je, wahrscheinlich hatte sie Schaden genommen bei den Auseinandersetzungen vor dem Haus.
Wenn ich so etwas sehe, werde ich immer traurig, aber am darauffolgendem Tag brauch es mir dann fast das Herz.
Wieder schrie eine Elter laut. Ich rannte zum Küchenfenster. Neben der toten Elster, die indem immer noch neben dem Stamm der Lärche lag, saß eine zweite. Sie war aufgeregt krächzte ununterbrochen, so als wollte sagen: „Komm, steh auf, wir müssen uns doch um unser Nest kümmern.“
Nach einer Weile begann sie, die tote Elster mit dem Schnabel anzustupsen, wohl um ihrer Forderung mehr Nachdruck zu verleihen. Ihr krächzendes Rufen war jammervoll. Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten. Als die trauernde Elster die Federn eines Flügels der toten Gefährtin oder des Gefährten in den Schnabel nahm und aus Leibeskräften daran zog, als wollte sie dem gefallenen Vogel auf die Beine helfen, kamen mir die Tränen, ohne dass ich sie aufhalten konnte..
Elstern sind sich ein Leben lang treu. Sie machen alles zusammen, sowohl die Futtersuche, als auch den Nestbau und die Aufzucht der Jungen. Das kann gut und gerne zehn bis 15 Jahre so andauern, bis, ja bis eine Elster aus dem Leben gerissen wird. Und die andere? Sie empfindet tiefe Trauer und ich wünsche mir, dass das irgendwann bei meiner Elster wieder in den Hintergrund tritt.
Am Futterhaus auf meinem Fensterbrett war auch immer mal eine Elster. Und wir haben jetzt getrocknete Mehlwürmer für alle Vogeleltern geordert.
Oh, das ist wirklich herzzerreissend traurig.
Und man kann der zurückgebliebenen Elster nicht mal Trost spenden.
Man kann nur hoffen, dass sie irgendwann begreift und das Leben neu angeht.
In diesem Sinne einen betrübten Gruss zu dir, liebe Gudrun.
Herzlich, Brigitte
Das hoffe ich auch, dass ich irgendwann wieder ein Elsterpärchen hier habe. Die beiden habe ich im Winter gern beobachtet, denn sie sind immer hier geblieben.
Herzliche Grüße an dich, liebe Brigitte.
In solchen Situationen sieht man, dass auch Tiere sehr trauern können, auch wenn wir ihnen das oft absprechen wollen. Ich kann gut nachempfinden, wie es Dir bei der Beobachtung ging, liebe Gudrun. So etwas tut auch mir in der Seele weh, vor allem, weil man beim besten Willen nicht helfen kann.
Einen lieben Gruß von der Silberdistel
Ich bin froh, dass der Mensch vom Gastkater, die Elster mitgenommen hat. Er ist viel ehrenamtlich für den Nabu unterwegs.
Dass Tiere Gefühle haben, dass habe ich bei den Schafen und Hütehunden ganz stark gespürt. Den Rüden habe ich immer als den lachenden Hund bezeichnet. Der strahlte wirklich immer, wenn ich kam.
Liebe Grüße zu dir.
Mich macht es immer wütend, wenn jemand bestreitet, dass Tiere so etwas empfinden. Sie lieben genau wie wir und spüren Verlust. Danke für deine Beobachtung. Alles Liebe
Mich ärgert das auch sehr und überhaupt jegliche Empathielosigkeit, jeglichen Lebewesen entgegen. Und noch mehr ärgere ich mich, dass ich so wenig dagegen tun kann. Nur in meinem kleinen Umfeld, da geht es noch.
Liebe Grüße zu dir.
Ach, ich leide auch immer mit den Tieren mit. Wir Menschen vergessen zu oft, daß es auch unter ihnen welche gibt, die ein Leben lang zusammenbleiben.
Stimmt, diese Treue beeindruckt mich sehr. Ich beobachte auch immer, den gemeinsamen Nestbau und die Brutpflege. Vielleicht bleibt die Elster nicht alleine. Mal sehen, was sich vor meinem Fenster noch tut. Hoffentlich jetzt nur noch Gutes.
Tiere haben ein sehr reiches Gefühlsleben, sie spüren Freude, Trauer, Leiden, Liebe und auch Humor mindestens genau so gut wie wir. Das sollten wir uns endlich alle verinnerlichen.
Liebe Grüße!