Am Ende des Sommers 2020 bekam ich von meiner Freundin aus der Elsteraue Zweige von ihrer lila Pflanze, die auf der Toreinfahrt stand, geschenkt. Wenn die Pflanze in der Sonne steht, werden ihre Blätter lila. Mir gefiel das so sehr.
Die Zweige in der Vase wurzeln zu lassen, funktionierte nicht. Also habe ich sie einfach in frische Blumenerde gesteckt und ihr alles Gute gewünscht.
Und was soll ich sagen? Sie bildete neue Triebe und zeigte mir auch schon mal vereinzelt Blüten.
Ich weiß nicht, was das für eine Pflanze ist, kenne ihren Namen nicht. Weil aber bei mir alles und jeder Namen hat, bekam sie den der Freundin aus der Elsteraue.
Nicht mehr lange und ich kann sie in einen größeren Topf umpflanzen und dann bekommt sie ein feines, sonniges Plätzchen auf dem Balkon.
Ich freue mich sehr, dass sich die lila Pflanze bei mir wohl fühlt. Alle Arbeit mit den Zweiglein hat sich gelohnt.
Eigentlich bin ich ständig am Probieren, Versuchen, Erkunden … Und wenn ich etwas geschafft habe, freue ich mich sehr. Dann macht sich so etwas wie Zufriedenheit in mir breit und mir geht es gut, egal, was noch so um mich herum passiert.
In letzter Zeit lese ich zu viel „Geningel“. Über vieles wird geschimpft und genörgelt. Einer fängt an, andere stimmen ein. Man ist dann wahrscheinlich der Merker, der besonders Aufmerksame und Kluge. Ich weiß nicht, was sonst der Ausschlag für solche „Wellen“ ist.
Nun könnte mir das auch egal sein. Ja. Aber denen, die immer etwas finden, was wichtiger als Genörgel ist, denen wird Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit, Unehrlichkeit, ewiges Schönwetterdenken und was weiß ich noch vorgeworfen.
Wenn ich könnte, würde ich weggehen aus der Stadt. Dann hätte ich Tiere, Schafe vornehmlich. Ich wollte noch nach Irland fahren und das Schafe scheren lernen.
Das geht nun nicht mehr. Etwas, was mich erdet, was mich immer wieder aus dem Katastrophenmodus holt, habe ich aber. (Und Krisen gab es schon einige in meinem Leben, aber eben nicht nur.) Das haben mir zwei Hütehunde und eine Herde Schafe vermittelt. Sie haben mich quasi „erzogen“. Es geht mir gut. Ich habe meine Wolle, mein Spinnrad, bald auch wieder Veranstaltungen.
Und, ich kann mich über eine kleine lila Pflanze freuen wie Bolle. Das sind dann genau die Gefühle, die mich über den Tag tragen.
Frau Momo hat mir heute einen Link zu einem kleinen Video geschickt. Ich freue mich ja immer, wenn ich Hinweise zu Beiträgen über Schafe und so bekomme, aber dieses Video hat mich sehr berührt. Warum? Weil ich mich ein bisschen wiedergefunden habe.
Das scheint mir eine Mexikanische Dreimasterblume (Tradescantia pallida) zu sein. Wir hatten sie vor einigen Jahren auf dem Balkon. Leider vertrug sie den Umzug in die Wohnung nicht. Viel Freude daran und liebe Grüße!
Falls es nichts werden sollte, hatte mir die Freundin noch Samen geschickt. Die Stecklinge haben es aber geschafft. Es ist die Dreimasterblume. Beate Neufeld und eine befreundete Gärtnerin hatten mir das auf fb gesteckt. Herzlichen Dank an euch alle. Jetzt weiß ich, wer bei mir wohnt.
Sie heißt auch noch Gottesauge oder wilder Heinrich. Ich glaube, da bleibe ich lieber beim Namen der Freundin.
Liebe Grüße an dich.
Ich glaube, für viele Menschen ist es ein Problem, wenn sie jetzt nicht mehr so viel im Außen unterwegs sein können. Vielleicht ist es dann einfacher zu nörgeln. Wobei hier wahrlich nicht alles rund läuft und es durchaus auch was zu kritisieren gibt. Nur meistens wird genörgelt, verleugnet, ohne das Alternativen angeboten werden. Das ist nicht wirklich zielführend. Genauso wenig, wenn jeder nur seine eigene Filterblase sieht. So kriegen wir das nicht in den Griff. Ich will mich nicht anstecken und ich will auch niemanden anstecken. Bei einem Freund erlebe ich gerade, wie er nach einer Covid Erkrankung unter massiven Folgeerscheinungen leidet. Und deshalb machen mich die Verharmloser auch so wütend. Ich weiß sehr wohl, das viele Menschen in ihrer Existenz bedroht sind, die Nerven liegen teilweise einfach blank, aber es kann nicht sein, dass jede Branche für sich beansprucht, die erste sein zu müssen, die wieder aufmachen darf. Und dann reisen Fußballer um die halbe Welt, um ein Spiel spielen zu können… das ist dann nicht mehr zu verstehen. Es ist für viele keine leichte Zeit, nicht jeder kann sich einrichten und nicht jeder bekommt die Hilfe, die gerade nötig wäre. Wir hätten hier den Laden viel früher und viel konsequenter dicht machen müssen. Das ist nicht passiert und nun müssen wir sehen, dass wir es trotzdem in den Griff bekommen.
Wer schon schwere Krisen erlebt und durchlebt hat, der kommt vielleicht besser klar. Ich für mich kann nur sagen, dass ich schon schlimmere Zeiten im Leben hatte, trotzdem geht auch mir diese Zeit immer mehr auf’s Gemüt. Aber ich komme klar, ich habe Strategien, wie ich gegensteuern kann, wenn es zu dicke kommen sollte. Ich komme zwar kaum an mein Spinnrad, aber ich freue mich immer, wenn ich mit der Kamera unterwegs sein kann, die Natur genießen und wahrnehmen kann. Das ist meine Kraftquelle.
Ich habe die Pflanze auch gegoogelt und bin auf Dreimasterblume gekommen, aber das weißt Du ja nun schon.
„… wenn jeder nur seine eigene Filterblase sieht.“ Ja, genau das meine ich. Dort ist man unter sich, bestärkt sich in allem und verharrt.
Als damals die Talk-Shows aufkamen, musste meine älteste Tochter da natürlich mal schauen. (Und ich bekam viel mit.) Irgendwann waren viele Themen erschöpft und es tauchten immer krudere Menschen in den Shows auf. Manche reichten sich die einschlägigen Sender weiter. Irgendeine Satire-Sendung brachte dann mal einen Beitrag: Hilfe, ich bin normal! (Ich will auf das Normale nicht weiter eingehen. Es war nicht chic und brachte viel zu wenig Einschaltquoten.) Ich muss da manchmal daran denken, wenn ich im Netz unterwegs bin. Niemandem verweigere ich Hilfe oder sehe und verstehe andere Probleme nicht. Aber da, wo es nur noch um das eigene Profil und die eigenen Belange geht, da halte ich mich fern.
Viele im Netz sind mir zu Freunden geworden. Diese Freundschaften sind mir auch sehr wichtig. Grenzenloser Egoismus oder das Beharren auf 100%er Zustimmung hält mich allerdings fern.
Du hast Recht: Man muss lernen, mit Krisen fertig zu werden. Das ist alles andere als leicht, gibt einem aber auch ein Rüstzeug für die Zukunft mit. Ich kenne das auch. Und ich habe solche Kämpfe auch noch.
Aber ein Grund, es zum Hauptthema in meinem Leben zu machen, ist es nicht. Ich will das nicht. Wir werden das überstehen.
Über meine Pflanze freue ich mich sehr. Sie hat sich gut entwickelt aus abgeschnittenen Trieben. Die Freundin hatte mir noch Samen mitgegeben, für den Fall, dass meine Anzucht mißlingt. Den brauche ich nun nicht.
Für mich war das heute gleich mal ein Grund, auf Balkonien Ordnung zu machen. Die Lebensgeister sind erwacht. In diesem Jahr will ich den Balkon so richtig schön machen. Ich brauche meine kleine Oase dringender denn je.
Liebe Gudrun,
danke für dein Post heute „Gefühle die über den Tag tragen“.
Ja, manches Mal sind Krisen sehr sehr anstrengend. Dann hilft so ein Post um auch wieder das Schöne zu sehen. Und? Sind es nicht die kleinen Dinge, wie diese Blüte, die das Herz erfüllen? Dinge zu finden, die einem Halt und Kraft geben. Es sind die scheinbar kleinen Dinge, die einem Trost und wieder Mut geben. Heute hat mir deine Post, dabei gute Dienste geleistet. Danke Dir <3
Lieben Gruß von der Mia mit ihrem Hundemädel
Liebe Mia, du Liebe, schön, dass du mich besuchst.
Ich glaube, ich habe es gerade etwas leichter als andere, denn Krisen überstehen musste ich Jahre lang üben. Sonst wäre ich zerbrochen. Die kleinen Dinge zu entdecken und sich zu freuen, musste ich erst wieder lernen. Man kann es lernen. Und dann ist der Kopf frei.
An dein Hundemädchen muss ich öfter denken. In meinem Hof gibt es mehrere Hunde. Sie durch den Schnee toben zu sehen und miteinander spielen, hat mir große Freude gemacht.
Liebe Grüße zu dir.
Hübsche Blume, schöne Farbe. Und dank unserer Technik bekommt man sowas schnell raus.
Habe mir den Film angeschaut, finde ich immer sehr interessant.
Ich sage zu meiner Tochter immer: Im nächsten Leben wird vieles Anders.
LG Marion
Das, liebe Marion, sage ich auch immer.
Ich möchte keinen Überlebensstress, aber auch kein Geschachere um Vermögen. Einfach in Ruhe leben und das tun, was nötig ist. Auch für andere, nicht nur für mich.
Schafe werden wir haben und ich fahre dann auch nach Irland, um das Scheren zu lernen und die Klauenpflege, die Geburtshilfe und und und. Gut, das haben wir jetzt nicht, aber unsere Wolle haben wir. Das ist auch was.
Ich schicke dir herzliche Grüße
Hallo Gudrun, ich habe mir das Video auch angesehen – aber natürlich mit weniger Schaf-Sachverstand als du – aber er sagt auch, dass er durch die Schafe beruhigt und geerdet wird.
Vor kurzem habe ich irgendwo einen Beitrag gesehen, der auch von einem Schäfer handelt – aber mehr von seinem Hund, den er für die Hütearbeit erzogen hat. So ein Hütehund muss ja wirklich sehr sehr viel lernen. Aber er war stolz, als der Hund die Prüfung mit Bravour bestanden hat.
Liebe Grüße zu dir
Ach Clara, da erinnerst du mich wieder an meine Hunde. Sie waren ausgebildet, aber wir mussten lernen, miteinander klar zu kommen. Das hat dann hervorragend geklappt. Es wurde eine wunderbare Zeit.
Liebe Grüße zu dir.
Ein interessantes Video, liebe Gudrun. Schön, wenn man irgendwann im Leben das findet, was einen zufrieden und glücklich macht, und genau das ist dem Umsteiger zum Schäfer offensichtlich sehr gut gelungen. Dass Tiere durchaus zufrieden und glücklich machen können, das weiß wohl jeder, der mit Tieren zusammenlebt. Du hast es sogar selbst mit Schafen und Deinen Hütehunden erlebt. Aber ich denke, auch Deine Katzen haben Dir oft gezeigt, was für eine beruhigende Wirkung sie haben können.
Bei Deiner Blume dachte ich auch gleich an eine Dreimasterblume. Wie ich dann hier in den Kommentaren las, ist es auch eine. Ich hatte in meinem Garten eine Weile mal eine Staude, auch eine Dreimasterblume. Die Blüten Deiner Blume erinnerten mich gleich daran. Fein, dass es Dir gelungen ist, aus den mitgenommenen Zweigen eine Pflanze zu ziehen. Solche Erfolge sind für mich auch immer glücklich machende Momente.
Einen lieben Gruß schickt Dir die Silberdistel
Liebe Gudrun,
die Schafe und Hütehunde haben dich die Lebenskunst gelehrt. In keiner herkömmlichen Schule wird sie gelehrt, aber wer in die Schule des Lebens geht, der darf sie lernen. Was gibt es Wichtigeres und Wertvolleres als die Fähigkeit in jeder Herausforderung die das Leben stellt, eine Chance zu sehen sich weiterzuentwickeln und den Blick zu weiten und zu entdecken, dass es immer Grund zu Dankbarkeit und Freude gibt.
Lassdie Anderen doch denken und reden was sie wollen, sie werden es sowieso tun, daran kannstdu nichts ändern und wenn du dich noch so anstrengst um ihnen zu gefallen. Wer ein „Haar in der Suppe“ finden will, der findet es, und wenn er es selbst heimlich hineinlegt!
Als ich das für mich erkannt habe, war das eine große Befreiung für mich. Seither lebe ich ungefähr nach dem Motto, das ich mal irgendwo gehört habe und witzig fand: „ Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert!“
Ich drück dich in Gedanken und freue mich mit dir❤️