Friedensreich Hundertwasser und die Brennnessel

inspiriert von Friedensreich Hundertwasser: Brennnessel - meine Zeichnung

Friedensreich Hundertwasser hat mich schon immer fasziniert, weil er der Meinung war, dass alles, was man der Erde entnimmt, ihr wieder zurückgegeben werden muss. Wenn zum Beispiel eine Baugrube für ein Haus ausgehoben wird, kann Erde, Rasen, Pflanzen und Bäum auf das Dach des Hauses. Die Idee gefällt mir sehr.

Was aber hat Friedensreich Hundertwasser mit Brennnesseln zu tun? Und was das alles mit mir?
1959, auf einer künstlerischen Demonstration gegen den Algerien-Krieg wurde ein Manifest von Hundertwasser verlesen. Hundertwasser wendet sich gegen ökonomische Abhängigkeiten der Künstler, die sie nicht unabhängig und autark sein lassen.

„Wisst ihr, wie einfach es ist, ohne Geld zu leben? Man muss Brennnesseln essen. Sie sind ganz umsonst.“
Den genauen Wortlaut kann man hier nachlesen.

Schon seit Jahren beschäftige ich mich damit, die Schätze der Natur zu nutzen. Ja, sie sind umsonst, aber währenddessen auch unglaublich nützlich. Mir wurde auch schon gesagt: „Naja, du musst das ja so machen. Du bist arm, hast nicht so viel Geld.“ Ganz schön überheblich klingt das, nicht wahr? Sagen wir mal so: Für manche Dinge brauche ich kein Geld. Ich weiß einiges über die Heilkraft der Pflanzen und ich kann eine ganze Menge selber machen. Darauf bin ich stolz.

Die Brennnessel war eine der ersten Pflanzen, mit der ich mich beschäftigt habe. Damals, auf der Weide mit den Schafen, gab es genügend Pflanzen, die mein Interesse weckten. Auch Brennnesseln gab es reichlich. Die jungen Triebe und im Herbst die Samen futterten die Schafe mit Inbrunst. Und ich begann zu lesen, Volkshochschulkurse zu besuchen, mich mit Pflanzenheilkunde zu beschäftigen. Bei meiner Lieblingspflanze Brennnessel blieb es nicht.

Friedensreich Hndertwasser hatte eine Brennnessel-Aktion; das ist meine: die Zeichnung einer Brennnessel
Weil ich sie verehre, hab ich sie einst gezeichnet – die Brennnessel

Von der Brennnessel, die leider ihr Schmuddelansehen nicht los wird, kann man alles verarbeiten: zum Beispiel Blätter, Samen, Wurzeln. Und alles habe ich auch jedes Jahr auf dem Plan. Nur Fasern, um sie zu verspinnen, konnte ich noch nicht gewinnen. Vielleicht kann ich mal welche auftreiben. Ich würde sie gerne verspinnen und damit weben.

Wenn es wieder wärmer draußen ist, will ich nach Magdeburg reisen zur Grünen Zitadelle und Friedensreich Hundertwasser. Geplant war das schon lange, aber dann kam erstmal Corona dazwischen. Wenn alles klappt, schlafe ich vielleicht auch dort.

30 Gedanken zu „Friedensreich Hundertwasser und die Brennnessel“

  1. Wir durften ja letztens Hundertwasser im Museum Würth angucken.
    Deine Brennesselzeichnung ist so lebensecht – ich bewundere dieses Talent von dir sehr und ich wünsche dir, dass du nach Magdeburg reisen kannst um die schöne Stadt genießen und die schönen Bilder anzugucken.

    1. Nach Dessau will ich auch noch, aber in Magdeburg brauche ich etwas mehr Zeit. Viele Eindrücke will ich mitbringen. Seit drei Jahren wünsche ich mir das nun schon.
      Schön, dass ihr das Museum besuchen konntet.

  2. Liebe Gudrun,
    deine Brennesselzeichnung ist wunderschön. Irgendwie habe ich mich an Brennessel als Lebensmittel einfach noch nicht ran getraut. Ich kenne ein paar Hundertwasserhäuser. Bei uns in Bad Soden steht ja auch eins. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass es da Dachgärten mit Bäumen gäbe.
    Herzliche Grüße – Elke

    1. P.S. Habe mal gegoogelt und ein Foto vom Bad Sodener Hundertwasserhaus entdeckt, auf dem wirklich unglaublich viel Grün zu sehen ist. Das kommt mir jetzt sehr merkwürdig vor. So habe ich das noch nie gesehen.

      1. Das Hundertwasserhaus in Wien, das Kunst Haus, ist auch wunderschön begrünt. Auch Bäume gibt es da. Es gefällt mir sehr. Ich würde mich schon über etwas Fassadengrün freuen. Fläche gibt es in meinem Wohngebiet genug.
        Hundertwasser nannte diese Bauweise einen Friedensvertrag mit der Natur.

    2. Blätter habe ich schon konsumiert, frisch wie Spinat, getrocknet als Tee. Wurzeltinktur hat sich gerade bei Blasenentzündung bewährt. Jetzt werde ich mich an Haarwasser machen.
      Wenn du mal nach nach der Grünen Zitadelle googelst, dann kannst du auch Bilder von oben sehen. Viel Grün gibt es, Wiese, Staudengarten und auch Bäume, auf dem Dach und auch auf den Terrassen. Ich freue mich sehr auf die Fahrt dahin. Und vielleicht kann ich dort schlafen.
      Liebe Grüße

  3. Vielen Dank für diesen erhellenden und aussagekräftigen Bericht (ich kenne Hundertwasser und seine (Bau-)Werke und Statements nur oberflächlich). Menschen wie du, die sich mit Pflanzenheilkunde und pflanzlicher Ernährung so gut auskennen, bewundere ich sehr. Zumal ich da nur marginale Kenntnisse habe.
    Ich wünsche dir, dass deine Reiseträume bald in Erfüllung gehen werden.
    Einen lieben Gruss,
    Brigitte

    1. Danke, liebe Brigitte. Nach Magdeburg werde ich auf alle Fälle reisen. Es ist bloß noch nicht ganz klar, ob es eine Tagesreise wird oder ob ich mal dort schlafe. Letzteres wäre schön.
      Herzliche Grüße an dich.

  4. Liebe Gudrun,
    Von den Tieren kann man so viel lernen, wenn man sie beobachtet. Die Brennessel habe ich bislang höchstens als Dünger verwendet und gegen Blattläuse.
    Als ich vor zwei Tagen von unserem „H. Leiserfluss“ unser Gesundheits“Experte“ hörte mit seiner neuen Idee, da musste ich sofort an Dich denken. Und irgendwie glaube ich, dass das Wissen über die Heilkräuter und ihre Verwendung noch mehr zum kostbaren Gut wird, als bisher. Bei solchen Dösbattel in unserer Grmbl§€#§ – oder was war das doch gleich nochmal?
    Lieben Gruß von Mia mit dem Hundemädel

    1. Ich kenne diesen Gesundheitsexperten nicht, weiß aber, dass in dem Bereich viel Geschwurbel im Umlauf ist. Wenn ich meine Kräuter sammele tanze ich nicht bei Vollmond um die Eiche. Ich hatte Zeit, damals bei den Schafen, und ich erinnerte mich an meine Oma, die so manches Wehwehchen heilen konnte. Ich war mit ihr oft auf Kräutertour. Im Frühling ging es mit dem Huflattich los. Ich wollte nun wissen, wie bestimmte Kräuter tatsächlich helfen und habe viel gelesen dazu.
      Am Anfang habe ich zuviel machen wollen. Das war nicht so gut, eher eine Verzellelei. Dann habe ich mit einigen Dingen angefangen und nun kommt immer was dazu. Ich habe das Gefühl, dass ich das Wissen noch brauchen werde.
      Brennnesseljauche wollte ich auch ansetzen für den Garten, aber ich brauchte das Gesammelte dann für anderes. Als Dünger nahm ich das Wasser vom Wollewaschen und Blattläuse hatten wir kaum. In unserem Garten tummeln sich viele Vögel, die auch viel zu füttern hatten.
      Liebe Mia, ich schick dir liebe Grüße.

          1. Genau! Kleines Wortspiel 🙂
            Er dreht an der Schraube der Alternativen Medizin.
            Ich halte das Wissen der Natur für sehr Erhaltenswert und Unterstützenswert.

  5. Meine erzgebirgische Oma (und die Großtante) kochten noch Brennesselsuppe. Als Spinatersatz aß ich sie in Frohnau. Und den Tee hab ich auch zuhause. Nur ihre (positive) Wirkung bei rheumatischen Beschwerden möchte ich nicht ausprobieren.

    Deine Bilder zeigen mal wieder, daß gezeichnete Illustrationen manches besser sehen lassen als viele noch so gute Fotos.

    1. Oha, du hast mich gerade daran erinnert, dass ich mein Jacobsschaf fertig zeichnen muss. Vielleicht gelingt es mir heute. Beim Zeichnen muss ich ruhig und entspannt sein, sonst wird alles ein Krampf. In den letzten Tagen war das schwierig. Einige Male war ich fast an der Decke.
      Ich habe viel gelesen zur Brennnessel und will noch einiges probieren. Eine geniale Pflanze ist das. Mal sehen, wie ein Salat daraus schmeckt.

  6. Vieles Schönes gibt es zu entdecken, dazu gesund und unvergessen.
    Moin Gudrun,
    von der Brennesseljauche wurde bereits geschrieben, unsere empfindlichen kleinen Puterkücken bekamen kleingehackte Brennesseln und wer hat sie gepflückt?
    Vorsichtig von unten angreifen klappt es…

    Den Friedensreich hab ich verlinkt, bestimmt brauche ich im Laufe des Tages heilenden Zuspuch, wohltuendes für die Seele.
    Lieben Gruß!

    1. Liebe Kelly, bei uns bin auch ich es, der Brennnesseln pflückt. Dazu hutsche ich auch gleichmal hin zu ihnen. Ganz kurze Strecken schaffe ich noch.
      Weißt du was? Würde ich auf dem Lande leben, würde ich den Hühnerstall übernehmen. Dann muss man machen und schafft das auch. Eine Freundin hat mir ein altes Wiegemesser geschenkt. Ich habe es gewienert und nun ist es wieder fast wie neu. Für Brennnesselsalz habe ich auch Blätter gehackt.
      Herzliche Grüße zu dir.

  7. Brennnesseln, Hanf, alles wundervolle Pflanzen, wie überhaupt die Natur so einiges zu bieten hat. Das hat nichts mit arm sein zu tun, sondern mit in der Schwelle schwelgen. Was für arme Kreaturen, die nur in monetären Welten vegetieren.
    Alles Liebe

    1. So sehe ich das auch.
      Ich freue mich immer wie Bolle, wenn ich wieder etwas geschaffen habe, nur dass ich Wissen, Zeit und ein bisschen Kraft investiert habe.
      Hanf. Leider schaffe ich das nicht mehr, Fasern zu gewinnen. Auch bei der Nessel habe ich es noch nicht geschafft, weil ich bei nassem und kaltem Wetter nicht auf Wiesen herumturnen kann und es im Rollstuhl verdammt kalt ist. Ich muss das anders planen.
      Liebe Grüße zu dir in der großen Stadt.

  8. Liebe Gudrun,
    ein Hundertwasser Haus gibt es auch in meiner Heimatstadt Wuppertal.
    Ich liebe Hundertwasser. Ich bin immer wieder fasziniert davon was du alles über Kräuter, Pflanzen und Tiere weißt. Das man aus der Brennessel so einiges machen kann hat mir damals schon meine Omi erzählt. Die kannte sich auch bestens mit Pilzen aus. Ich bin als Kind den Brennesseln lieber aus dem Weg gegangen. Die Beine brannten so doll wenn ich da mit meinen nackigen Beinen hinein getreten bin. Auch heute passe ich noch auf wenn ich im Sommer unbestrumpft am Rand des Grundstücks herumlaufe.

    Ich finde es super, das du aus allem etwas nützliches machen kannst. Liebe Grüße aus Schweden

    1. Hallo, liebe Petra.
      Es ist erstaunlich, in wie vielen Städten solche Häuser zu finden sind. Das wusste ich nicht. Ich mag ihn auch sehr.
      Mit Brennnesseln hab ich als Kind auch so meine Auseinandersetzungen gehabt. Irgendwie muss ich aber Hornhaut auf dem Schmerzzentrum haben, denn ich hab alles schnell wieder vergessen. Für die Freundin aus der Elsteraue und auch für mich habe ich Spitzwegerichsalbe gemacht. Sie hilft nicht nur bei Insektenstichen, auch gegen die Pusteln durch die Brennnesseln. Wir haben es erfolgreich getestet.
      Ach, ich weiß so vieles noch nicht. Unsere Großmütter haben ihr Kräuterwissen mehr gepflegt. Ich habe erst angefangen, als ich mit Schafen auf Wiesen war.
      Ich schicke die ganz liebe Grüße nach Schweden.
      Habt ihr noch Schnee?

  9. Liebe Gudrun,
    es braucht mehr solcher wunderbaren Menschen wie dich, die dieses Wissen weitergeben können. Man könnte sich so manchen Euro sparen den man manchmal in der Apotheke lassen muss. Um deine Frage zu beantworten.. Jaaaa, wir haben massig Schnee. ️Ehrlich gesagt reicht es mir damit, das Schneeschaufeln ist schon ziemlich anstrengend. Manchmal frage ich mich wie die Tiere diese Kälte überstehen. Jedenfalls bekommen sie von uns jeden Tag was Leckeres zum Schnacken. Die Vögel freuen sich und begrüßen mich wenn ich raus gehe und die Futterstellen wieder voll mache. Auch an die Eichhörnchen wird gedacht. Sie haben ihre Futterstelle immer voll mit Nüssen. Und unser Fuchs kriegt auch etwas. Meist Äpfel und das was so übrig ist.
    Übrigens:
    Diese Nacht soll die Kälteste bei uns werden, Minus 20 Grad. Braucht man nicht wirklich. Ich schicke warme Grüße zu dir rüber.

    1. Ohhh, Schnee! Ich vermisse ihn ein bisschen, weil es einfach heller draußen ist. Wir haben hier kaum Niederschläge, bleiben aber so von Starkregen und Hochwasser verschont. Bei uns ist es erstmal wieder wärmer geworden, weil die Luftströmung jetzt nicht mehr von euch oben kommt. Und nun ist es erstmal nur grau.
      Minus 20 Grad, oh je, das wäre gar nichts für mich. Da friere ich komischerweise auch noch, wenn ich auf dem Ofen sitze.
      Herzliche Grüße in deine Winterlandschaft.

  10. Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal in Wien vor dem Hundertwasserhaus stand, und kurz darauf den Schornstein des Kraftwerks von Spittelau sah, das ja auch von Hundertwasser gestaltet wurde, war ich hin und weg. Ich habe sehr lange Zeit gebraucht, bis ich jede Einzelheit des Hauses entdeckt und in mich aufgenommen hatte, und meine seit langem schon vorhandene Bewunderung für diesen Menschen wuchs enorm.
    Meine Krankenkasse hat fast drei Monate herumgezickt, als es um die Bewilligung der Kostenübernahme für ein dringend benötigtes Paar orthopädischer Straßenschuhe ging – aber Behandlungen mit Globuli werden anstandslos durchgewunken? Mir erscheint das schon sehr ungerecht.
    Liebe Grüße!

      1. Das haben wir wahrscheinlich alle. Ich konnte machen, was ich wollte, ich landete öfter in der Brennnesselecke unserer Wiese. Jetzt habe ich mir aus Spitzwegerich eine Salbe gefertigt. Die hilft bei Insektenstichen und auch bei Kontakt mit der Brennnessel.

    1. Ich freue mich sehr, dass du endlich deine Schuhe bekommen hast, liebe Martha. Nur so ist es ja möglich, dass du wieder gut unterwegs sein kannst.
      Den Schornstein habe ich mir gerade angesehen im Netz. Faszinierend! Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich kannte das noch nicht.
      Herzliche Grüße zu dir.

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