Kleckerkram

neue farbige Wolle - diesmal nur Kleckerkram

„Räum bloß nun mal deinen Kleckerkram weg!“ Ich kann mich noch gut an die Worte meiner Mutter erinnern, wenn es auf dem Tisch in meinem Kinderzimmer wiedermal wüst aussah. Manchmal beschäftigte ich mich mit mehreren Dingen und so lagen viele Kleinigkeiten herum, die scheinbar kein Ganzes ergeben konnten. Kleckerkram eben.

So ist es auch mit Kleckerkram jetzt manchmal. Es gibt unvorhergesehene Pausen und welche, die ich machen muss, geistere oft zwischen Projekten hin und her oder sehe plötzlich etwas vor dem Fenster, was mich erstmal die Kamera holen lässt. In meinem kleinen Chaos finde ich mich aber gut zurecht.
Mein Spinnstübchen ist bei mir zu Hause.

neue farbige Wolle - diesmal nur Kleckerkram

Ich habe mir farbige Wolle gekauft, weil ich dünnes, strafferes Stickgarn für die Armstulpen spinnen will. Für dünnes, feines Farn haben sich feine Fasern gut bewährt. Entschieden habe ich mich deshalb für polische Merinowolle, die sich ganz wunderbar verspinnen lässt.

dünnes Garn spinnen: durch das Dreieck des Auszuges muss man durchschauen können

Als Spinntechnik für dünne Garne nutze ich die des Kammgarnspinnens. Die Faser wird ausgezogen und gestreckt, bevor man den Drall einlässt. Das Faser-Dreieck sollte man dabei immer im Auge behalten. Kann man irgendwann nicht mehr durchschauen, wird das Garn höchstwahrscheinlich zu dick.

Kein Kleckerkram: verschiedene Wirtel; verschiedene Übersetzungen

Auf das Spinnrad kommt der kleinste Wirtel (Schwungscheibe) Je kleiner der ist, um so mehr Umdrehungen macht der Spinnflügel. Es gibt eine Faustregel: Je kleiner der Durchmesser des Garnes sein soll, um so kleiner muss der Wirtel sein.
Rechts im Bild ist mein Wirtel für dicke, weiche Garne zu sehen.

mein alter Zopf ist ab

Mein alter Zopf ist ab und das ist gut so.
Ich bin zwar reichlich verrückt und muss alles probieren. Meine Haare habe ich allerdings nicht versponnen. Mit diesem Krimskram habe ich mich mal nicht abgegeben und aufgehalten.
Ich verziehe mich gleich weder hinter mein Spinnrad. Das hat mir schon immer gut getan, um nachzudenken und für unangnehme Situationen verschiedene Strategien zu entwickeln. Das gibt eine ganze Menge an Zuversicht und Selbstvertrauen und das wiederum zeigt Wege auf.

Was sagen eigentlich Spinnerinnen, wenn sie grüßen?

25 Gedanken zu „Kleckerkram“

  1. Ein Spinnrad hab ich nicht und ich werde auch nie eins haben, wäre vielleicht gar nicht schlecht die Gedanken wegzuspinnen. Aber da ich ja noch nicht einmal Socken stricken kann und ein Pullover viel lange dauern würde, brauche ich auch keine Wolle – nur die auf dem Kopf und die darf bei mir wachsen. Wie kurz sind deine Haare geworden? Frierst du nicht?
    Liebe Grüße

    1. Meine Haare sind jetzt kinnlang, also gar nicht so sehr kurz. Ich muss nicht mehr mit dem Hochstecken kämpfen, was weder den Haaren noch meinen Armen bekam. Es ist alles gut jetzt.
      Das Beschäftigen mit Wolle ist meine Art, zur inneren Ruhe zu kommen. Meinen Spinnkurs anno dunnemals habe ich abends an einer Waldorfschule gemacht. Ich fand das gut, dass die Schüler dort nebenher auch alte Handarbeitstechniken hatten. (Es gab dort auch eine Schmiede) Seit ich selbst keine Veranstaltungen mehr mache, habe ich Zeit, mich mit allerlei Projekten zu beschäftigen. Ich spinne schon lange, entdecke aber immer noch Neues. Und das macht es spannend.
      Nein, jeder muss nicht spinnen, aber jeder sollte Zeit und Muse haben für etwas zu brennen.
      Grüße zu dir. Ihr habt bestimmt Schnee, oder?

  2. Meine Bewunderung für diese (fast schon märchenhafte) alte Technik ist dir sicher. Und was daraus entsteht, durften wir bei dir schon mehrmals betrachten.
    Herrlich, die Farben der Wollknäuel. Und du hast wohl schon genaue Vorstellungen, was daraus werden wird.
    Hab viel Freude dabei – auch mit der neuen Frisur!
    Lieben Gruss in den Schnee-Regen-Tag,
    Brigitte

    1. Liebe Brigitte,
      aus der Wolle wird Stickgarn. Ich möchte Handstulpen besticken und einer Katzenliebhaberin schicken. Und so ganz nebenbei probiere ich die vielen Einstellmöglichkeiten für verschiedene Garne an meinem Spinnrad aus. Das ist schon recht spannend.
      Die kürzeren Haare sind einfacher zu handeln für mich.
      Herzliche Grüße zu dir.

  3. Liebe Gudrun,
    ich vermute, wenn sich Spinnerinnen grüßen, fragen sie sich untereinander: „Sag mal, spinnst Du?“ – Vielleicht liege ich aber auch gaaanz arg daneben 😉
    Ich jedenfalls kann es mir sehr gut vorstellen, wie sich der Vorgang des Spinnens auf das Gemüt positiv auswirkt – Du schreibst so eindrücklich, wie es Dir dabei geht und wie sich Deine Gedanken ordnen lassen und sortieren.
    Kleckerkram gab’s auf meinem Tisch nicht, ich habe schon als Kind sehr auf Ordnung geachtet, bis heute mein starkes inneres Bedürfnis, das sich auch im Außen zeigt. Alles, was nicht mehr gebraucht wird, kommt weg – das, was bleiben muss, wird Ordnern und Schränken sowie Laden zugeordnet. Das, was ständig gebraucht wird, verweilt auf dem Schreibtisch, griffbereit. Immer wieder sind auch meine Ablagen dran, sortiert zu werden und vieles wird dem Aktenvernichter zugeführt. Und ich mochte es übrigens auch nie, wenn sich jemand an meinen Sachen zu schaffen machte. Das, was nur für mich war, habe ich in meinem versperrbaren Schreibtisch eingeschlossen. Und weil da jemand mal ganz arg neugierig war, wurde da auch eingebrochen … Meine kleine Schwester bog sich damals einen Dietrich zurecht, danach war das Schloss kaputt.
    Ganz liebe Grüße zu Dir, Chris

    1. In meiner alten Schrankwand, die mich sehr lange begleitet hat, wusste ich immer, wo irgendetwas war. Noch heute weiß ich das. Nach dreimal Umziehen, suche ich öfter mal was. Und dabei hatte ich mir immer einen garantiert sicheren Platz ausgesucht.
      Ich arbeite manchmal n zwei Projekten und pendele zwischen ihnen hin und her. Da liegt schon mal was rum.
      Mir geht es wirklich gut mit der Wolle, weil sie die Verbindung zu Schafen ist. Und diese Tiere habe ich lieben gelernt. Vor langer Zeit haben sie mir sehr geholfen. Von ihnen hatte ich eine Lektion in Lebenswillen bekommen.
      Ganz liebe Grüße auch an dich, liebe Chris.

  4. Die Wolle sieht sehr schön aus, mir gefallen die Farben. Ich spinne ja auch, aber eher Geschichten. Zu Wolle wird es wohl nicht mehr kommen, weil ich keinen Platz für das Equipment habe. Leider, denn reizen würde es mich schon. Was die Haare betrifft, so trage ich seit fast 12 Jahren die optimale Kurzhaarfrisur. Alle 6 Wochen einmal mit dem Haarschneider drüber und Kamm und Bürste erübrigen sich. Alles Liebe

    1. Ich bin ja auch nur durch einen Zufall drauf gekommen. Da ich es nie zu einem Spinnstübchen, zu einer Werkstatt, gebracht habe, zottele ich immer das hervor, was ich gerade brauche. Ich brauch die Wolle, wie die Luft zum Atmen. Im Sommer werde ich mich einfach raus setzen.
      Vielleicht erzähle ich es mal, wie ich zu meiner neuen Frisur gekommen bin. Wir beide haben schön gute Frisöre.
      Liebe Grüße

  5. Mir fällt „Glück auf“ von den Bergmännern ein … oder „Petri Heil“ von den Anglern … das „Ahoi“ der Seefahrer u.v.m. … aber wie grüßen sich Spinnerinnen? „Rädchen schnurr“ vielleicht …?
    Wie auch immer, es ist eine Freude, bei dir lesen und sehen zu können, wie gut dir dieses Handwerk tut, liebe Gudrun. Es ist ein Glück, dass es diese Dinge gibt, die uns von Schwerem ablenken.
    Das Wort „Kleckerkram“ kannte ich bisher noch nicht. Aber ich finde, es ist ein netter Ausdruck.

    Ein lieber Gruß zu dir,
    Andrea

    1. Haha, an das „Glück auf“ der Bergleute habe ich auch gedacht. „Gut Drall“, damit es der gewünschte Faden wird, klingt so schräg und ungut. Dann habe ich aufgegeben.
      Stimmt, es ist gut, wenn man Dinge gibt, die von den ganz Schlimmen der Zeit ablenken. Ich ertrage das nämlich sonst nicht. Ich habe heute Bilder von Kindern gesehen, die mit einem kleinen Töpfchen dastanden, stundenlang, und die auf einen Hilfstransport warteten. Und dann ging das Säbelrasseln weiter. Und im Lande gehen ungute Gedanken um.
      Ich bin froh über meine Wolle. Manchmal staune ich, dass so ein kleines Fädchen so viel Kraft geben kann.
      Liebe Andrea, ich drück dich aus der Ferne und grüße dich herzlich.

  6. Hmmm – wie grüßen sich die Spinnerinnen. Gut Zwirbel? Einen fröhlichen Spindeldrall? Keine Ahnung, verrätst Du es uns?

    Mein Tisch war meist frei in Kindertagen, weil ich alles in den Schrank stopfte. Dort herrschte allerdings das beherrschte Chaos. Nur ich fand mich dort zurecht.
    Ein Stückchen Chaos brauche ich heute immer noch. ❤️

    1. Haha, oh ja, das mit dem Schrank kenne ich auch. Meine Mutter hatte ihn eines Tages leer gefegt. Das fand ich überhaupt nicht lustig. Ich war verdammt lange mit Sortieren beschäftigt und habe mir danach mehr Mühe gegeben.
      Mein Gastkater ist ja ein Lieber. Er lässt alles so liegen wie es ist. Ich brauche mein kleines Chaos auch. Meine Penny handhabte das so wie meine Mutter und fegte den Tisch ab.
      Liebe Grüße ins Ländle.
      Bei euch schneit es bestimmt mächtig, gell?

      1. Nee, nur so Kriesel-Regen-Schneegemisch. So richtig Mistwetter. Am besten man geht auf der Straße, da ist gestreut. Auf den Gehsteigen kannste Schlittschuh laufen.

        1. Ooooch, wie bei uns! Nee, schön ist das alles nicht.
          Wann bist du morgen zu Hause, liebe Mia? Ich habe doch versprochen, dich anzurufen. Ach was, ich versuche es einfach.

  7. Hm, wie grüßen sich Spinnerinnen? Eine Frage, über die ich bis jetzt noch überhaupt nie nachgedacht habe. 😉 Ich würde mich Mia anschließen und meinen, dass „Gut Zwirbel“ da sehr gut passen würde.
    Sei herzlich gegrüßt, liebe Gudrun!

    1. So ist das, liebe Martha. Beim Spinnen wird alles entspannt. Da kommt einem manche Idee in den Kopf und manchmal halt auch Blödsinn. Und das ist dann ein Stücke Normalität.
      Viele liebe Grüße zu dir.
      Ihr habt bestimmt ordentlich Schnee, gell?

  8. Schoen, einmal wieder von Dir zu lesen.
    Von hier, mit Verspaetung, aber dafuer umso herzlicher, lles Gute, vor Allem gute Gesundheit, im Neuen Jahr,
    Pit

    1. Oh, Pit, ich freue mich sehr von dir zu lesen. Ich war schon mal kurz auf deinem Blog, habe aber ordentlich was nachzulesen. Und das werde ich gerne machen.
      Das Jahr ist ja wirklich nicht mehr neu, aber auch ich wünsche dir und deiner Frau, dass es ein gutes wird.
      Herzliche Grüße

  9. Gute Frage liebe Gudrun. Ich muss an Dornröschen denken mit ihrem Spinnrad.
    Vielleicht „Gut Zwirn“ oder „Spinn wohl“ 🙂 , keine Ahnung. Eine lustige Frage.
    Liebe Grüße ins Wochenende von Kerstin.

    1. Also, es ist manchmal schon seltsam, was mir beim Spinnen so durch den Kopf geht. Deine Vorschläge haben was, liebe Kerstin. So etwas fiel mir nicht ein.
      Herzliche Grüße in die Aue

  10. Bei meinen oftmals gewagten Behauptungen gab es die Antwort:
    Du spinnst!!!
    Liebe Gudrun,
    die Farben der Wolle gefällt mir sehr – auch wenn ich sie nicht benennen kann und am heiligen Sonntag sollte ich nicht spinnen ;).

    1. Wenn meine Freundin anrief, mein Sohn am „Aparillo“ war und sie fragte, was ich denn so mache, dann lief der Lumisch zur Höchstform auf. „Die spinnt!“, trötete er voller Genuss ins Telefon. „Das kannst du doch so nicht sagen.“, antwortete sie. Und er? „Doooooch. Die spinnt wirklich.“
      Liebe Kelly, ich schicke dir liebe Grüße.

  11. Es ist immer gut wenn die Hände beschäftigt sind. Ich bewundere deinen Fleiß Und wie sich Spinnerinnen begrüßen? Ich denke barfuß. 😀

    1. Haha, liebe Isa, das ist gut. Ich werde es mir merken.
      Im Moment habe ich zwar dicke Wollsocken an, aber ich freue mich schon auf den Sommer. Dann werde ich barfuß mit dem Spinnrad unter dem Kirschbaum sitzen.
      Ganz liebe Grüße an dich.

      Ich freue mich riesig, dass du da warst, liebe Isa.

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